Im letzten Artikel hast du erfahren, wie du dein Vermögen mittels eines breit diversifizierten Weltportfolios nach deinem individuellen Risikoprofil strukturieren kannst. Mit diesem Beitrag widmen wir uns der Frage, wie du bei unterschiedlicher Wertentwicklung der einzelnen Vermögenswerte deine ursprüngliche Asset Allocation mittels Rebalancing einfach und kostengünstig wiederherstellen kannst.

von Stefan & Toni
publiziert am 26.11.2018

Bevor wir ins Thema einsteigen, rufen wir uns nochmals die Ausgangslage im letzten Artikel in Erinnerung. Wir haben ein Weltportfolio zusammengestellt mit einem Risikosplit „80% risikoreich“ und „20% risikoarm“ (vgl. Abbildung 1):

Abbildung 2: Ein Weltportfolio für den renditeorientierten, langfristigen Anleger
Abbildung 1: Ein Weltportfolio für renditeorientierte, langfristige Anleger.

Mit Rebalancing die festgelegte Verteilung sicherstellen

Nehmen wir nun an, dein Bankkonto wächst dank zusätzlicher Einnahmen und/oder grösserer Sparanstrengungen um 10’000 auf 30’000 Franken an. Gleichzeitig beläuft sich der Kurswert deiner ETF-Anlagen auf 72’000 Franken, was einem Verlust von 8’000 Franken bzw. 10 Prozent entspricht.

Gehen wir weiter davon aus, dass vom Kursverlust lediglich deine Anlagen in Schwellenländer sowie Immobilien betroffen sind, und zwar je hälftig (d.h. je minus 4’000 CHF). Die anderen ETF-Anlagen haben sich also wertmässig nicht verändert. Abbildung 2 illustriert die neue Vermögenssituation.

Asset Allocation vor Rebalancing
Abbildung 2: Asset Allocation vor Rebalancing.

Deine ursprüngliche Asset Allocation hat sich damit deutlich verändert, und zwar zugunsten des risikoarmen Teils. Dieser beträgt neu 29 Prozent (statt 20%), während der risikoreiche Teil sich nur noch auf 71 Prozent (statt 80%) beläuft.

Mit anderen Worten: Deine aktuelle Vermögensaufteilung entspricht nicht mehr deinem Risikoprofil. Mittels Rebalancing wollen wir nun das ursprüngliche Gleichgewicht wiederherstellen.

Übertriebenes Rebalancing vermeiden

Nach Durchführung eines exakten Rebalancing würde sich deine Asset Allocation wie in Abbildung 3 präsentieren.

Asset Allocation nach exaktem Rebalancing
Abbildung 3: Asset Allocation nach exaktem Rebalancing.

Cool, eine glatte Punktlandung! Die Gewichtungen stimmen auf den Franken genau mit dem festgelegten Risikoprofil überein. Einerseits.

Andererseits wäre ein solches Vorgehen wegen der hohen Transaktionsgebühren wohl zu kostspielig. Denn immerhin müsstest du fünf Käufe tätigen, drei davon mit Beträgen von lediglich je 320 Franken.

Die Praktikermethode beim Rebalancing

Deshalb ist in solchen Fällen ein anderes, kostengünstigeres Vorgehen zu bevorzugen. Wir schlagen dir folgende Praktikermethode vor:

Rebalancing Praktikermethode
Abbildung 4: Rebalancing nach der Praktikermethode mit lediglich zwei Kauftransaktionen.

Rebalancing ist also die Umschichtung von Geldanlagen zwecks Wiederherstellung deiner vordefinierten Vermögensallokation.

Ein positiver Effekt nach dem Rebalancing ist, dass die Vermögensaufteilung wieder deinem Risikoprofil entspricht. Zudem kaufst du in der Regel nicht zu Höchstpreisen. 

Ein potenzieller Nachteil hingegen ist, dass durch häufiges Umschichten hohe Gebühren anfallen. Dies schmälert deine Rendite unnötig und läuft der aus wissenschaftlicher Sicht bevorzugten buy-and-hold-Strategie entgegen.

Deshalb unser Tipp: Bei nennenswertem Wachstum der Gewichtung des risikoarmen Teils (Bankkonto), wie im Beispiel oben, zeitnahes Rebalancing bzw. Investieren betreiben. Somit profitierst du von Aktien-Renditen und Zinseszinsen, welche gegenüber dem Bankkonto auf lange Sicht bedeutend grosszügiger ausfallen dürften.

Falls die Gewichtungen sich nur geringfügig verändern, abwarten bzw. auf Umschichtungen ganz verzichten. Mit diesem Vorgehen sparst du Transaktionskosten.

Falls du dich bereits in der Entsparphase befindest, besteht das Rebalancing darin, dass du zuerst Anlagen verkaufst, deren Gewicht gestiegen ist.

Mehrrendite durch „Rebalancing-Bonus“

Wissenschaftlichen Studien zeigen, dass Mehrrenditen auch beim Rebalancing innerhalb von Asset-Klassen mit etwa derselben Renditeaussichten zu erwarten sind. In der Literatur ist in diesem Zusammenhang auch vom „Rebalancing-Bonus“ die Rede.

Gerd Kommer schreibt dazu in der aktuellen 5. Auflage seines Buchs „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“: „Rebalancing erhöht langfristig die jährliche Rendite eines gut diversifizierten Portfolios um bis zu einem halben Prozentpunkt, während das Risiko sich kaum verändert oder minimal sinkt.“

Das Rebalancing lässt sich besonders gut mit einem kostengünstigen Onlinebroker umsetzen.

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Als Begründung für diese Mehrrendite führt er u.a. die sogenannte Regression zum Mittelwert an.

Fazit

Weichen die Ist-Werte von den Zielvorgaben deutlich ab, so solltest du deine Anlagen mittels Rebalancing zeitnah wieder an die ursprüngliche Gewichtung angleichen, welche deinem Risikoprofil entspricht.

Dieses Vorgehen ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn z.B. dank zusätzlicher Einkünfte und/oder hoher Sparquote der risikoarme Teil viel stärker als der risikoreiche Teil wächst.

Mit entsprechenden Investitionen in den risikoreichen Teil kannst du langfristig eine höhere Rendite erwarten bzw. das Rendite-/Risikoverhältnis entspricht wieder deinem Risikoprofil.

Rebalancing bei kleineren Abweichungen von unter 1’000 Franken lohnt sich oft nicht, weil dann die Transaktionsgebühren unverhältnismässig hoch zu Buche schlagen. In diesen Fällen also besser abwarten und auf Umschichtungen verzichten.

Im nächsten Artikel wollen wir das (zu Recht) immer populärer werdende Anlagevehikel „ETF“ näher beleuchten, welches unseres Erachtens nichts weniger als eine Revolution der privaten Geldanlage darstellt.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Im letzten Artikel hast du über die positiven Effekte einer klugen Diversifikation bei der Geldanlage erfahren. Mit diesem Beitrag wollen wir das Thema weiter konkretisieren und widmen uns der Asset Allocation: Der entscheidende Erfolgsfaktor bei deiner Geldanlage! Wie du dein Vermögen deinen Bedürfnissen bzw. deinem Risikoprofil entsprechend strukturierst, erfährst du in diesem Beitrag.

von Stefan & Toni | 8 Kommentare
publiziert am 19.11.2018

Bestimmung deines Risikoprofils

Die Asset Allocation oder Vermögensaufteilung hängt von deinem individuellen Risikoprofil ab. Dieses wiederum wird von folgenden drei Faktoren beeinflusst:

Anlagehorizont

Grundsätzlich gilt: je länger dein Anlagehorizont ist, desto risikoreicher und somit rentabler kannst du dein Geld anlegen. Denn wie wir bereits in diesem Beitrag aufgezeigt haben, können sich beim längerfristigen Anlegen Kursschwankungen und Börsenkorrekturen in der Regel besser ausgleichen. Zudem profitierst du bei einem langem Anlagehorizont vom mächtigen Zinseszins-Effekt.

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Risikobereitschaft

Wichtig ist auch, dass dir bewusst ist, wie viel Risiko du überhaupt eingehen möchtest. Denn selbst der breit diversifizierte Aktien-Index MSCI World mit rund 1600 Aktientiteln hat im Zuge der sogenannten Subprime-Krise in der Zeit vom 31.10.2007 und 9.3.2009 über 57 Prozent (= maximum Drawdown) an Wert verloren (vgl. Factsheet MSCI World).

Wenn du selbst bei solch heftigen Kursverlusten noch ruhig schlafen kannst (und nicht verkaufst), bist du klar der risikofreudige Anleger. Vielleicht bist du aber eher risikoscheu und strebst in erster Linie Werterhalt deiner Anlage an.

Risikofähigkeit

Die Risikofähigkeit drückt aus, welche Wertschwankungen und Verluste du verkraften kannst, ohne in finanzielle Bedrängnis zu geraten. Je weniger du also auf das investierte Kapital angewiesen bist, um deinen Verpflichtungen nachzukommen, desto grösser ist deine Risikofähigkeit.

Zur Verdeutlichung: Ein gut situiertes kinderloses Doppelverdienerpaar verfügt in der Regel über eine ungleich höhere Risikofähigkeit als beispielsweise eine alleinerziehende Mutter.

Wie du deine Asset Allocation bestimmen kannst

Gehen wir mal von einem fiktiven Vermögen von 100’000 Franken aus, welches zinslos und jederzeit verfügbar auf deinem Privatkonto liegt. Weiter nehmen wir an, dass du über ein geregeltes Einkommen verfügst und die laufenden Kosten im Griff hast. Schliesslich planst du für die nächsten 10 Jahre keine grösseren Anschaffungen wie beispielsweise den Erwerb von Wohneigentum.

Gestützt auf das wissenschaftlich orientierte Portfoliomodell nach Markowitz (vgl. auch diesen Artikel)  empfehlen wir, die 100’000 Franken zuerst in einen risikoarmen und einen risikoreichen Teil aufzugliedern, und zwar basierend auf deinem Risikoprofil (vgl. Abbildung 1).

Risikoprofile
Abbildung 1: Drei unterschiedliche Risikoprofile.

Wichtig: Egal welcher Risikotyp du bist, innerhalb der erwähnten Anlagekategorien „risikoarm“ und „risikoreich“ bleiben die Anlagen grundsätzlich gleich zusammengesetzt.

«Im risikoreichen Teil kommst du um Aktien nicht herum.»

Ein Beispiel eines breit diversifizierten Weltportfolios für den risikofreudigen bzw. renditeorientierten Anleger mit langem Anlagehorizont erhältst du in Abbildung 2.

Abbildung 2: Ein Weltportfolio für den renditeorientierten, langfristigen Anleger
Abbildung 2: Ein Weltportfolio für renditeorientierte, langfristige Anleger.

Im risikoreichen Teil kommst du um Aktien nicht herum. Als Anlagevehikel eignen sich ETFs sehr gut, welche breite Marktindices aller Weltregionen abbilden. Weshalb wir ETFs bei der Geldanlage als besonders attraktiv beurteilen, erfährst du in einem separaten Artikel.

Für eine noch breitere Streuung bzw. ein vorteilhafteres Risiko-/Renditeverhältnis sind Immobilien als zusätzliche Assetklasse  eine interessante Option. Doch auch hier gilt: Statt mit Einzeltiteln oder gar Einzelobjekten („Betongeld“) ein unnötiges Klumpenrisiko einzugehen, investiere besser in einen ETF, welcher global zahlreiche Immobilienfirmen bzw. Real Estate Investment Trusts (REITs) enthält.

Im risikoarmen Teil hingegen wird dein Geld in erster Linie auf dem Privatkonto liegen, worauf du jederzeit verfügen kannst. Obligationen bzw. Anleihen erachten wir in Zeiten historisch tiefer Zinsen als keine interessante Option.

«Die Festlegung deiner individuellen, auf dein Risikoprofil abgestimmten Asset Allocation ist das A und O bei deiner Geldanlage.»

Fazit

Die Festlegung deiner individuellen, auf dein Risikoprofil abgestimmten Asset Allocation ist das A und O für eine erfolgreiche Geldanlage.

Ausgehend von deinem Risikoprofil wird dein Vermögen zuerst in einen „risikoreichen“ und „risikoarmen“ Teil gegliedert. Danach erfolgt die Gewichtung der einzelnen Assetklassen.

Der risikoreiche Teil entspricht einem breit diversifizierten Weltportfolio, bestehend aus den Anlageklassen „Aktien“ und beispielsweise „Immobilien“. 

Für besagte Assetklassen eignet sich das AnlagevehikelETF“ (Exchange-traded Fund) besonders gut.

Der risikoarme Teil entspricht im Wesentlichen Bankguthaben (Anlagevehikel „Privatkonto“).

Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Thema „Rebalancing“ und der Frage, wie du bei unterschiedlicher Wertentwicklung der einzelnen Assetklassen deine ursprüngliche Asset Allocation einfach und kostengünstig wiederherstellen kannst.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Im letzten Artikel hast du über das Magische Dreieck und die sich gegenseitig beeinflussbaren Anlageziele Rendite, Verfügbarkeit und Sicherheit erfahren. Wir wollen nun das Anlagethema weiter vertiefen. Wie du dank einer intelligenten Streuung oder eben Diversifikation ein optimales Rendite-Risikoverhältnis bei deiner Geldanlage erreichen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

von Stefan & Toni | 5 Kommentare
publiziert am 12.11.2018

Der Versuchung von Stock-Picking widerstehen

Zugegeben: Einfach ist es nicht, dem vermeintlich sicheren Aktientipp mit rosigen Gewinnaussichten aus dem vertrauten Bekanntenkreis zu widerstehen. Nötig ist es aber allemal!

Investierst du nämlich in einen Einzeltitel, so sind substanzielle Kursverluste ohne Aussichten auf eine nachhaltige Erholung ein leider allzu realistisches Szenario.

«Die Jagd nach Einzeltiteln, auch Stock-Picking genannt, kann  gründlich nach hinten losgehen.»

Und zwar sind davon längst nicht nur exotische Titel betroffen, sondern ebenso bekannte und etablierte CH-Brands, wie der unten stehende Chart der Zürich Versicherung deutlich zeigt.

Diversifikation bei Aktien
Abbildung 1: Aktien-Flop Zürich Versicherung: über 72% Wertverlust seit Januar 1999!

Die beiden Platzhirsche im heimischen Bankensektor UBS und CS weisen übrigens ähnlich desaströse Kursverläufe auf.

– P a r t n e r a n g e b o t –

Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs „DEGIRO“ (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir bis zu 100 CHF Trading Credits sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

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Aber es könnte für dich noch dicker kommen. Beim Worst Case Szenario „Konkurs“ stehst du nämlich buchstäblich mit leeren Händen da: Totalverlust!

Die Jagd nach Einzeltiteln, auch Stock-Picking genannt, kann also gründlich nach hinten losgehen. Sehen wir uns also nach einer besseren Alternative um.

Diversifikation ist die Lösung!

Und damit sind wir bei der sogenannten Modernen Portfoliotheorie nach Harry Markowitz angelangt. Für seine bahnbrechende Doktorarbeit hat er im Jahr 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.

Markowitz führte erstmals einen theoretischen Nachweis über die positive Auswirkung von Diversifikation auf Risiko und Rendite eines Gesamtportfolios.

Kern seiner Theorie ist die Unterscheidung zwischen systematischem und unsystematischem Risiko.

Dem systematischen Risiko (d.h. Marktrisiken wie Zinsanstiege, Rezessionen, politische Instabilitäten) sind alle Wertpapiere am Markt unterworfen, es kann somit nicht diversifiziert werden und ist das Risiko des Anlegens selbst.

«Das unternehmensspezifische Risiko lässt sich durch Diversifikation verringern.»

Das unsystematische Risiko hingegen ist das unternehmensspezifische Risiko (z.B. Managementfehler wie beim Abgasskandal von VW). Dieses Risiko lässt sich durch Diversifikation, also mit steigender Anzahl an verschiedenen Wertpapieren, verringern.

Die stärksten Effekte erreicht du, wenn du unterschiedliche Aktien mit möglichst tiefer Korrelation bzw. mit einem möglichst tiefen Korrelationskoeffizienten vermischt. Die Bandbreite erstreckt sich dabei von  +1 (gleiche Entwicklung) über 0 (unabhängige Entwicklung) bis -1 (gegenläufige Entwicklung).

Wer die zugrunde liegende Formel nachvollziehen und so nochmals an die gute alte Schulzeit erinnert werden möchte, empfehlen wir dieses, nicht von uns produzierte Erklärvideo.

Jene, welche es weniger theoretisch mögen, empfehlen wir dieses, ebenfalls nicht von uns produzierte Erklärvideo. Darin wird der positive Effekt beim Kauf zweier fiktiver Aktien (Sonnenschirm- und Regenschirmfirma), deren Kurs sich genau gegenteilig entwickelt (d.h. Korrelationskoeffizent von -1), verständlich illustriert.

Anmerkung: Realistischer sind Korrelationskoeffizienten innerhalb der Assetklasse „Aktien“ von 0.70 bis 0.95. Weiter unten in Abbildung 3 zeigen wir Korrelationen zwischen unterschiedlichen Aktienanlagen sowie Assetklassen auf.

Nur effiziente Portfolios sind gute Portfolios

Wir empfehlen, eine breit diversifizierte Geldanlage anzustreben. Damit gehst du keine unnötigen Risiken ein. Mit unnötigen Risiken meinen wir unternehmensspezifische Risiken (vgl. oben), wofür du am Markt nicht durch eine höhere Rendite entschädigt wirst.

Das heisst, bei mangelnder Diversifikation setzt du dein Portfolio zu grossen Schwankungen (= Volatilität als Risikomass) aus, ohne dafür mehr Rendite zu erhalten. Effiziente Portfolios verfügen hingegen über ein optimales Rendite-/Risikoverhältnis.

Für die Beantwortung der Frage, ob dein Portfolio effizient ist, kannst du dich an die folgende Faustregel halten.

Ein Aktienportfolio bestehend aus…

Gerd Kommer, u.a. Autor des Standardwerks „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“, hat in seinem am 27.9.2018 publizierten Artikel auf www.dasinvestment.com mittels unten stehender Tabelle Rendite und Risiko dreier Aktienportfolios mit unterschiedlichem Diversifikationsgrad über einen 16-jährigen Zeitraum von 2002 bis 2017 verglichen.

Diversifikation: Drei unterschiedliche Aktienportfolios im Vergleich
Abbildung 2: Drei unterschiedlich diversifizierte Aktienportfolios im Vergleich.

Die Tabelle illustriert, dass systematische, breite Diversifikation das Risiko (= Standardabweichung, gelb markiert) in einem Aktien-Portfolio deutlich senkt – ohne Einbusse beim Ertrag (= Rendite, gelb markiert).

«Das global und branchenübergreifend gestreute Aktien-Portfolio kombiniert mit  anderen Assetklassen stellt die Königsklasse dar.»

Die Königsklasse der Diversifikation

Die Königsklasse besteht schliesslich darin, das global und branchenübergreifend gestreute Aktien-Portfolio zusätzlich mit anderen Assetklassen wie Immobilien, P2P-Lending, Anleihen und/oder Rohstoffen zu kombinieren. Denn unterschiedliche Assetklassen korrelieren in der Regel deutlich geringer als Anlagen innerhalb derselben Assetklasse, wie unten stehende Tabelle illustriert.

Korrelationen unterschiedlicher Assetklassen
Abbildung 3: Korrelationen unterschiedlicher Assetklassen sowie innerhalb der Assetklasse „Aktien“.

Auffällig ist, dass P2P-Lending und Anleihen mit Werten nahe bei 0 praktisch unabhängig von Aktienanlagen schwanken und somit einen hohen Diversifikationseffekt aufweisen.

Während schweizerische Staats- oder Unternehmensanleihen im aktuellen Tiefzinsumfeld kaum Zinsen abwerfen und somit als Beimischung zum Aktienportfolio wenig attraktiv sind, erachten wir P2P-Lending als eine prüfenswerte Option. Diese noch relativ neue und rasch wachsende Assetklasse werden wir in einem separaten Artikel ausführlich behandeln.

Anmerkung: Die ermittelten Werte basieren jeweils auf historischen Daten, welche kein Garant für die künftige Entwicklung sind.

Fazit

Stock-Picking hat mehr mit Glücksspiel als mit seriösem Anlegen zu tun. Denn grosse Wetten auf Einzeltitel einzugehen und damit alle Eier in den gleichen Korb zu legen, erhöht nur das Risiko, nicht aber die zu erwartende Rendite.

Mit einer klugen Diversifikation hingegen kannst du für dich das Rendite-/Risikoverhältnis vorteilhaft verändern. Das heisst, du gehst ein geringeres Risiko bei gleichbleibender Rendite ein.

Die grössten Diversifikationseffekte erreichst du, wenn du bei deiner Geldanlage unterschiedliche Assetklassen berücksichtigst.

«Dank Diversifikation erhältst du einen free Lunch».

Im Börsenjargon spricht man dabei von einem „free Lunch“, der dir dank Diversifikation offeriert wird. Andere „free Lunches“ gibt es übrigens bei der Geldanlage nicht. Rendite und Risiko sind nämlich ein untrennbares Geschwisterpaar. Also profitiere von diesem wunderbaren Streuungseffekt!

Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Thema „Asset Allocation“ und der Frage, wie du dein Vermögen einfach und unter Berücksichtigung deines individuellen Risikoprofils mittels eines Weltportfolios breit diversifizieren kannst.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Im letzten Artikel hast du erfahren, wie unterschiedlich Sparbuch und Aktienanlage in den letzten 30 Jahren rentierten, aber auch schwankten. Weshalb ist dies so? Als Erklärung eignet sich das sogenannte Magische Dreieck der Geldanlage sehr gut. Welche drei Faktoren sind bei deiner Geldanlage entscheidend? Wie hängen sie voneinander ab? Welche Ziele kannst du als Privatanleger für deine Geldanlage gleichzeitig verfolgen? Und welche nicht? Antworten darauf erhältst du in diesem Artikel.

von Stefan & Toni | 2 Kommentare
publiziert am 5.11.2018

Das Magische Dreieck

Das Magische Dreieck der Geldanlage bezeichnet die bei der Vermögensanlage untereinander konkurrierenden Ziele Rendite, Verfügbarkeit und Sicherheit. Die unten stehende Abbildung symbolisiert diese drei Ziele durch die Eckpunkte des Dreiecks.

Das Magische Dreieck der Vermögensbildung
Abbildung 1: Das Magisches Dreieck der Geldbildung.

Rendite: Die Rendite beschreibt den Ertrag, der aus einer Investition in eine Anlage resultiert. Erträge können üblicherweise durch Dividenden-, Zinszahlungen oder Wertsteigerungen (Kursgewinne) erzielt werden.

Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit, oft auch Liquidität genannt, einer Anlage drückt aus, wie schnell ein investierter Betrag wieder zu Bargeld oder Bankguthaben „verflüssigt“ werden kann. Je kleiner dieser Umwandlungszeitraum ist, desto liquider ist die Vermögensanlage. Allfällige aus der Umwandlung resultierende (Straf-)Kosten sind dabei ebenfalls zu berücksichtigen.

Sicherheit: Mit der Sicherheit ist der Erhalt des Vermögens gemeint. Höhere Sicherheit kann beispielsweise durch die Streuung des Vermögens (Diversifikation) erreicht werden.

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Gleichzeitig sind jeweils nur zwei Ziele erreichbar

Das Magische Dreieck veranschaulicht, dass immer nur zwei von drei Zielen gleichzeitig verfolgt werden können. Oder mit anderen Worten: Das dritte Ziel muss vernachlässigt werden.

Grundsätzlich stehen dir die folgenden drei Varianten zur Auswahl:

Variante 1: Geldanlagen mit hoher Rendite und hoher Verfügbarkeit sind wenig sicher

Aktien - rentabel, aber schwankend
Abb. 2: Aktien – rentabel, aber schwankend.

 Beispiel „Aktien“: Aktien können eine hohe Rendite abwerfen und sind grundsätzlich täglich handelbar (hohe Verfügbarkeit). Das Risiko von starken Kursschwankungen senkt die Sicherheit dieser Geldanlagen jedoch erheblich.

 

Variante 2: Geldanlagen mit hoher Verfügbarkeit und hoher Sicherheit sind wenig rentabel

Bankkonto - kaum Rendite, aber sicher
Abb. 3: Bankkonto – kaum Rendite, aber sicher.

Beispiel „Bankkonto“: Vom Privatkonto kann täglich Bargeld bezogen werden. Zusätzlich gilt in der Schweiz eine Einlagensicherung für Guthaben bis 100’000 Franken pro Person und Bank. Da jedoch das Vermögen der Bank nicht für einen festgelegten Zeitraum zur Verfügung steht, kann diese nur eingeschränkt damit wirtschaften. Deshalb fällt die Rendite in Form von Zinsen niedrig aus bzw. tendiert aktuell gegen Null.

Variante 3: Geldanlagen mit hoher Sicherheit und hoher Rendite sind nicht schnell verfügbar

Kassenobli - im aktuellen Tiefzinsumfeld nicht interesssant
Abb. 4: Kassenobli – im aktuellen Tiefzinsumfeld nicht interessant.

Beispiel „Kassenobligationen“: Diese festverzinslichen Wertpapiere (auch Bonds genannt) profitieren ebenfalls von der Einlagensicherung. Die Zinsen sind dennoch höher als beim Privat- oder Sparkonto. Denn der Anleger „parkiert“ sein Geld längerfristig (meistens drei bis zehn Jahre) und nimmt so eine eingeschränkte Verfügbarkeit in Kauf. Der Bank wiederum ermöglicht dies wirtschaftliches Handeln in einem festgelegten Zeitraum, was sie mit höheren Zinsen belohnt. Anmerkung: Aktuell erachten wir diese Variante als wenig attraktiv, da der (magere) Zinsbonus in einem schlechten Verhältnis zur eingeschränkten Verfügbarkeit steht.

Eine prüfenswerte Alternative sehen wir im Crowdlending bzw. in P2P-Kreditvergaben an Schuldner mit hohem Bonitätsrating.

Individuelles Risikoprofil beeinflusst Magisches Dreieck

Wie dein persönliches Magisches Dreieck aussieht, hängt letztlich von deinem Risikoprofil bzw. von folgenden beiden Fragen ab:

Wie viel Risiko möchtest du eingehen (Risikobereitschaft)? Und wie viel Risiko kannst du eingehen (Risikofähigkeit)?

Der erste Faktor ist subjektiver Natur (und beeinflusst von deiner Finanzbildung). Der zweite Faktor ist objektiv und hängt von deiner finanziellen Situation ab.

Ein Beispiel: Wenn du in den nächsten zwei, drei Jahren grosse Ausgaben, z.B. für ein Eigenheim, planst, so wirst du die Priorität bei deinem Vermögen idealerweise auf hohe Verfügbarkeit und Sicherheit (Vermögenserhalt) legen. Selbst wenn du ein risikofreudiger Typ bist bzw. über eine hohe Risikobereitschaft verfügst, wäre es in einer solchen Situation unklug, risikoreich zu investieren.

«Der Traum einer hochrentablen, superschnell verfügbaren und obendrein 100% sicheren Anlage ist somit ausgeträumt. Leider.»

Fazit

Der Traum einer hochrentablen, superschnell verfügbaren und obendrein 100% sicheren Anlage ist somit ausgeträumt. Leider. Wie in anderen Lebensbereichen kommen wir also auch bei der Geldanlage nicht um Kompromisse herum.

Das heisst, wenn du eine hohe Rendite erwirtschaften willst, musst du entweder über einen langen Anlagehorizont verfügen oder grosse Abstriche bei der Sicherheit in Kauf nehmen bzw. hohe Risiken eingehen.

Wie es mit einer klugen Diversifikation deiner Geldanlage dennoch möglich ist, das Rendite-Risiko-Verhältnis zu optimieren, erfährst du in unserem nächsten Artikel.

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