Im letzten Artikel haben wir erläutert, worauf bei der Wahl eines ETF zu achten ist. Nach der Wahl ist vor dem Kauf: Wie du ein für deine Ansprüche geeignetes Trading-Depot findest und darüber online in wenigen Minuten einen ETF kaufen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.  

von Stefan & Toni | 102 Kommentare
publiziert am 17.12.2018 | aktualisiert am 1.2.2024

Kurz & bündig

Vorbemerkungen zu „ETF kaufen: So einfach geht’s“

Bevor wir ins Thema einsteigen, gehen wir davon aus, dass wir uns für folgenden ETF entschieden haben: „iShares Core MSCI World UCITS ETF“. (Was genau ein ETF bzw. ein Exchange Traded Fund ist, haben wir im Artikel ETFs: Die Revolution der Geldanlage beschrieben.)

Wie wir im letzten Artikel aufgezeigt haben, erfüllt dieser ETF – wie auch diverse andere – einige wichtige Mindestanforderungen bezüglich Kosten, Tracking Difference und Fondsgrösse.

Dennoch: Unsere Absicht für die Wahl dieses ETF besteht einzig darin, dir mittels eines auf dem Markt existierenden Produkts die nachfolgenden Ausführungen möglichst konkret und verständlich aufzuzeigen. (Selber sind wir nicht in dieses Produkt investiert.)

Die Wahl eines geeigneten Trading-Depots

Zum Kauf eines ETF benötigst du zuerst ein Depot bei einem Online-Broker oder einer klassischen Bank. Mittels Vergleichsdienst, z.B. Moneyland, erhältst du eine erste Übersicht über die Konditionen von Trading-Depots unterschiedlicher Anbieter.

Leider werden auf hiesigen Vergleichsdiensten die wirklich günstigen ausländischen Anbieter wie DEGIRO oder Interactive Brokers oft gar nicht berücksichtigt.

Liegt dir ein heimischer Anbieter mit Schweizer Banklizenz am Herzen, so dürfte Swissquote in deine engere Wahl kommen: ein riesiges ETF-Angebot zu teilweise bzw. je nach ETF attraktiven Preisen.

Unabhängig davon, ob du einen in- oder ausländischen Anbieter wählst, solltest du folgende drei Punkte bei der Wahl deines künftigen Trading-Depots besonders beachten:  

Die Kosten

«Höhere Kosten bedeutet weniger Rendite für dich.»

Gemäss dem Vergleichsdienst Moneyland sind die teuersten CH-Handelsplattformen mehr als viermal so teuer wie die günstigsten Online-Broker. Höhere Kosten bedeutet weniger Rendite für dich.

Es lohnt sich also, die Gebühren der einzelnen Anbieter sorgfältig zu vergleichen.

Im Wesentlichen geht es um folgende drei Kostenblöcke: (Die unten erwähnten Konditionen sind den Produktinformationen der Anbieter entnommen und ändern laufend. Alle Angaben ohne Gewähr.)

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Degiro Erfahrungen Schweiz

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Die Leistungen

«Services wie die Anlageberatung sind für selbstbestimmte Investoren unerwünscht.»

Bei den Leistungen sind für dich als Privatanleger das (ETF-)Angebot, die einfache Handhabung, der kompetente Support sowie ein technisch einwandfreier und sicherer Betrieb prüfenswerte Kriterien.

Services, welche in Richtung Anlageberatung gehen, sind bei selbstbestimmten Investoren jedoch unerwünscht.

Bei vielen Anbietern kannst du unverbindlich und kostenfrei ein Demo-Konto einrichten, was dir die Entscheidung für oder gegen einen Anbieter erleichtern wird.

Die Grösse

Bei der Grösse des Anbieters geht es primär um seine Etablierung am Markt. Bei Neueinsteigern ist Vorsicht geboten, weil das Risiko relativ gross ist, dass sie sich nach kurzer Zeit wieder aus dem Schweizer Markt zurückziehen oder ganz verschwinden.

Da ETFs als Sondervermögen gelten, sind deine diesbezüglichen Investitionen auch bei einer Pleite des Anbieters geschützt. Mühsam ist ein solches Prozedere aber allemal.

Trading-Portal einrichten und kennenlernen 

Bevor der ETF gekauft werden kann, solltest du noch einige Vorbereitungen treffen:

ETF kaufen

Nun geht’s ans Eingemachte. Wir wollen also den eingangs erwähnten ETF „iShares Core MSCI World UCITS ETF“ erwerben.

Da ETFs wie Aktien an der Börse gehandelt werden, solltest du sie auch während der normalen Börsenöffnungszeiten ordern. Bei der Schweizer Börse SIX ist dies von 9.00 bis 17.30 Uhr der Fall. 

Für den Kauf sind die folgenden Schritte und Abklärungen nötig: 

Zur besseren Veranschaulichung findest du nachfolgend einige Auszüge des CH-Anbieters PostFinance, dessen E-Trading Plattform übrigens auf derjenigen von Swissquote basiert. Das „Look & Feel“ ist also praktisch identisch, nicht jedoch die Konditionen (vgl. auch oben). 

ETF kaufen

Abbildung 1: Nach Eingabe des Ticker „swda“ erscheint das gewünschte Produkt mit unterschiedlichen Börsenplätzen. Wir wählen die Schweizer Börse SIX.

ETF kaufen

Abbildung 2: Das Produkt erscheint in der persönlichen Liste. Mit „Trade“ starten wir den Kaufvorgang.

ETF kaufen

Abbildung 3: In der Detailmaske geben wir bei Transaktion „Kaufen“, bei Anzahl „100“ und bei Auftragsart „Limit 51.30 USD“ ein. Danach drücken wir auf „Auftrag erstellen“, um  – in einem letzten Schritt – den Auftrag definitiv zu platzieren.

Bei liquiden Märkten wird der ETF in wenigen Sekunden gekauft und in deinem Depot angezeigt werden. Dort soll er dann auch möglichst lange bleiben. Oder wie es der schillernde und weltberühmte Investor André Kostolany einst ausgedrückt hat: 

«Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.»

André Kostolany, Investor & Börsenlegende

Wie renditefördernd ein langfristiger Anlagehorizont gepaart mit einer Buy and Hold-Strategie sein kann, zeigen wir dir in diesem Artikel. 

Videoexkurs – ETF kaufen beim Preisbrecher DEGIRO

Aufgrund der zahlreichen Anfragen haben wir für euch fürs bessere Verständnis ein kurzes Video gedreht, in welchem wir live rund 25’000 Franken in einen ETF investieren. Im Video erklären wir euch Schritt für Schritt, wie ihr beim ETF-Kauf vorgeht und worauf ihr achten müsst. Wir verwenden dabei den Online-Broker DEGIRO, den wir in unserem DEGIRO Review ausführlich getestet haben. 

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Fazit

Bevor du einen ETF an der Börse online kaufst, wählst du einen für deine Bedürfnisse geeigneten Trading-Anbieter aus.

Dabei solltest du insbesondere Kosten, Leistungen und Grösse bzw. Marktstellung sorgfältig prüfen. Denn die Unterschiede in der Schweiz, insbesondere bezüglich der Kosten, sind enorm.

Ist dir der Schweizer Marktführer Swissquote zu teuer, dann könnten für dich ausländische Anbieter wie DEGIRO oder Interactive Brokers in Frage kommen. Dank der moderaten Gebühren kannst du dort regelmässig auch kleinere Beträge investieren und so deinen individuellen Sparplan umsetzen.

Apropos Sparplan: Wenn du automatisiert regelmässig kleinere Beträge ins eigene ETF-Portfolio investieren möchtest, schau‘ dir doch mal unseren Robo-Advisor Schweiz Vergleich an mit attraktiven Startguthaben

Für den Kauf deines Wunsch-ETF solltest du den Ticker (um den ETF zu finden), den Net Asset Value (als Orientierung bezüglich Pricing) sowie die Geld-Brief-Spanne (als Orientierung bezüglich Pricing und Liquidität) in Erfahrung bringen. 

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen. 

Das könnte dich auch interessieren

 

Updates

2024-02-01: Depotgebühren bei Postfinance angepasst.

2023-10-02: Hinweis, wie Wechselkursgebühren tief gehalten werden können, eingefügt.

2023-01-11: Zusammenfassung „Kurz & bündig“ zu Beginn des Textes eingefügt. Die Notwendigkeit,  die Gültigkeit des Börsenauftrags zu definieren, im Artikel erwähnt. Diverse Textstellen aktualisiert.

Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Im letzten Artikel haben wir in allgemeiner Form über ETFs berichtet und aufgezeigt, weshalb dieses Anlagevehikel besonders für Privatanleger so attraktiv ist. Mit dem Erfolg der ETFs ist das Angebot und damit leider auch die Unübersichtlichkeit stetig gewachsen. So werden mittlerweile alleine an der Schweizer Börse SIX weit über 1’000 ETF-Produkte gehandelt. Mit diesem Beitrag wollen wir das ETF-Dickicht entwirren und die Qual der Wahl mittels einer einfachen Entscheidungshilfe lindern.

von Stefan & Toni | 22 Kommentare
publiziert am 10.12.2018

Nachdem du deine Asset Allocation bestimmt hast (vgl. diesen Beitrag), weisst du, wie du dein Vermögen strukturieren möchtest. Nun geht es darum, basierend auf dieser Struktur geeignete ETF-Produkte zu finden.

Der Einfachheit halber beschränken wir uns auf das entsprechende Angebot an der Schweizer Börse SIX, wo rund 1’300 ETFs gehandelt werden (Quelle: justetf.ch). Selbstverständlich kannst du ETFs auch an ausländischen Börsenplätzen erwerben, was jedoch steuerlich etwas aufwändiger sein kann.

Indexwahl bei ETFs

Nach der Festlegung der Asset Allocation ist die Indexwahl die wichtigste Entscheidung. Es gibt ganz unterschiedliche Indizes. Sie fokussieren beispielsweise auf bestimmte…

«Für den Aufbau eines Weltportfolios reichen zwei ETFs.»

Um von den positiven Effekten der Diversifikation zu profitieren (vgl. diesen Beitrag), beteiligen wir uns an der globalen Wirtschaft. Demzufolge konzentrieren wir uns auf Aktien-Indizes, welche ganze Regionen abbilden. Gleichzeitig verzichten wir der Einfachheit halber darauf, spezielle Sektoren, Faktoren, Strategien oder alternative Asset-Klassen wie Immobilien oder Rohstoffe zu berücksichtigen.

Für den Aufbau eines Weltportfolios reichen eigentlich zwei ETFs, welche auf folgenden Indizes basieren:

Diese beiden Indizes ergänzen sich prima, da sie sich nicht überschneiden. Zudem decken sie rund 85% der frei handelbaren („free float“) Marktkapitalisierung in jedem der 47 Länder ab.

«Wer eine ausgewogenere Verteilung wünscht, wählt statt dem MSCI World regionale Indizes.»

Die Gewichtung der einzelnen Komponenten bzw. Unternehmen basiert auf der jeweiligen Marktkapitalisierung. Dies hat zur Folge, dass beim MSCI World die US-Firmen mit einem Anteil von rund 60 Prozent sehr stark vertreten sind. Die am stärksten vertretene Firma im MSCI World ist übrigens Apple mit einem Anteil von 2,26 Prozent (Stand: 30.11.2018).

Wer eine ausgewogenere Verteilung wünscht, wählt statt dem MSCI World regionale Indizes wie beispielsweise MSCI North America, MSCI Europe und MSCI Asian-Pacific.

Als Alternative zum US-amerikanischen „MSCI“ eignet sich der englische Index-Anbieter „FTSE“. Die entsprechenden Indizes „FTSE Developed World“ und „FTSE Emerging Markets“ sind ebenfalls breit diversifiziert und werden insbesondere vom ETF-Pionier und Preisbrecher Vanguard bevorzugt. Andere ETF-Anbieter wie Blackrock oder UBS setzen aber vor allem auf Indizes von MSCI (vgl. auch Abbildung 1 unten).

Übrigens ein Anlagemix von je einem ETF basierend auf MSCI World und FTSE Emerging Markets oder FTSE Developed World und MSCI Emerging Markets ist nicht zu empfehlen, da die entsprechenden Märkte von den beiden Indexanbietern teilweise unterschiedlich interpretiert werden. So teilt FTSE Südkorea den entwickelten Ländern zu, während MSCI es den Schwellenländern zuordnet. Südkorea wäre also im ersten Mix-Beispiel gar nicht und im zweiten doppelt vertreten.

«Kosten sind ein sehr wichtiger Faktor, da sie die Rendite längerfristig substanziell schmälern können.»

Produktwahl bei ETFs

Nachdem wir uns für die zugrunde liegenden Indizes entschieden haben, geht es zur Produktwahl. Als Privatanleger sollte man insbesondere die folgenden Faktoren prüfen:

In diesem ausführlichen ETF-Vergleich haben wir die besten Produkte prämiert, welche all die oben aufgeführten Anforderungen erfüllen oder übertreffen.

Wenn dir bei deiner Anlage das Nachhaltigkeitsthema am Herzen liegt, solltest du bei deiner ETF-Wahl zusätzlich ESG-Kriterien berücksichtigen (vgl. hierzu unseren Artikel „Grüne Aktien: 40 ETFs im Vergleich“).

ETFs werden über die Börse erworben. Hierfür benötigst du einen geeigneten Broker (vgl. unsere Empfehlungen).

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2.1 ETFs im Vergleich

ETFs im Vergleich
Abbildung 1: ETFs im Vergleich.

Als unverbindliche Entscheidungshilfe erhältst du in Abbildung 1 eine Übersicht von ETFs, welche die oben erwähnten Faktoren bzw. unsere diesbezüglichen Mindestanforderungen erfüllen. Zudem handelt es sich dabei um Produkte, welche über die heimische Börse SIX mittels entsprechendem Onlinebroker zu erwerben sind.

Die Abbildung zeigt, dass nach einer solchen Selektion von den ursprünglich rund 1’300 ETFs eine überschaubare Auswahl von „geeigneten“ und vergleichbaren ETFs übrig bleibt.

Dass die Tracking Difference teilweise unter den Kosten (TER) liegt, hängt vor allem mit Zusatzerträgen aus der Wertpapierleihe sowie den Quellensteuern zusammen. Letztere können von den ETF-Anbietern teilweise zurückgefordert werden. Beide Effekte, Wertpapierleihe und Steueroptimierung, erhöhen die Performance des ETFs bzw. reduzieren die Tracking Difference und sind somit grundsätzlich positiv für den Anleger.

Abbildung 2 zeigt grafisch die Wertentwicklung des ETF „iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)“ (vgl. auch Abbildung 1 oben) und des entsprechenden Vergleichsindex. Wertentwicklung ETF und Fonds

Abbildung 2: Wertentwicklung des ETF „iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)“ und des Vergleichsindex (Quelle: iShares Factsheet vom 31.10.2018).

Die beiden Kurven verlaufen nahezu Deckungsgleich, was aus Sicht des Anlegers positiv ist bzw. für den ETF spricht. Denn ein ETF soll ja den Vergleichsindex möglichst 1 zu 1 abbilden.

Fazit

ETFs sind für den Privatanleger praktische und kostengünstige Instrumente, um in den globalen Aktienmarkt zu investieren.

Wie unser Beispiel gezeigt hat, reichen für ein Weltportfolio lediglich zwei ETFs, welche auf den Indizes von MSCI oder FTSE basieren.

Bei der Produktwahl empfiehlt es sich, einen physisch replizierenden ETF zu wählen, welcher sich insbesondere durch tiefe Kosten, eine geringe Tracking Difference sowie ein grosses Fondsvolumen auszeichnet.

Im nächsten Blogpost wollen wir aufzeigen, wie man einen ETF online an der Börse erwirbt.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Wie wir bereits in früheren Beiträgen aufgezeigt haben, kommst du bei der langfristig ausgerichteten, renditeorientierten Geldanlage um die Assetklasse «Aktien» nicht herum. Doch statt mit einer Handvoll von Einzeltiteln ein unnötig hohes Risiko einzugehen, hat sich in den letzten Jahren eine geniale Alternative auf dem Anlagemarkt etabliert: Börsengehandelte Indexfonds, besser bekannt unter dem Kürzel «ETF» (Exchange Traded Fund). Weshalb der weltweite Siegeszug der ETFs kein Hype ist, sondern auf harten Fakten basiert, erfährst du in diesem Artikel.

von Stefan & Toni | 12 Kommentare
publiziert am 3.12.2018

Diesen Sommer ist es also passiert: Der fünfbillionste US-Dollar wurde in einen ETF investiert. Seit Jahresanfang ist das weltweite ETF-Volumen von 4,7 auf 5,2 Billionen US-Dollar angewachsen, in Zahlen 5’200’000’000’000. Vor 25 Jahren erfunden, lange Zeit in der Nische versteckt, zeigt der enorme Aufstieg in den letzten Jahren, welch grossartige Idee es war, diese Anlageform zu lancieren.

Geschichte der ETFs – Wie alles begann

Die Vorläufer der ETFs entstanden bereits in den 1970er-Jahren. Es handelte sich dabei um passive Indexfonds, welche jedoch noch nicht an der Börse gehandelt wurden. So wurde 1971 der erste Indexfonds

Bogle
Abbildung 1: „Zeit ist dein Freund, Impuls dein Feind“.

für professionelle Anleger «Samsonite Pension Fund» von Bill Fouse und William Sharpe geschaffen. 1975 folgte dann der erste Indexfonds für Privatanleger. Es handelte sich dabei um den «Vanguard 500 Index Fund» von der gleichnamigen Investmentgesellschaft, welche die US-Anlagelegende John „Jack“ Bogle kurz zuvor gegründet hatte (vgl. Abbildung 1)

Erst viele Jahre später, am 22. Januar 1993, kam dann der erste börsengehandelte Indexfonds auf den Markt. Der «SPDR Standard & Poor’s 500» (Börsenticker SPY) wurde von der Vermögensverwaltung State Street Global Advisors auf den Markt gebracht. Der «Spider», wie er umgangssprachlich auch genannt wird, ist heute mit einem verwalteten Vermögen von rund 250 Milliarden US-Dollar der weltweit grösste ETF. Er bildet die Wertentwicklung der 500 grössten börsenkotierten US-Unternehmen ab. Damit wurde der Grundstein für die fulminante Erfolgsgeschichte der ETFs gelegt.

Marktübersicht der ETFs in der Schweiz

Die ersten an der Schweizer Börse SIX handelbaren ETFs wurden im Jahr 2000 aufgelegt. Seither ist das ETF-Angebot auch hierzulande rasant gewachsen.

Aktuell werden an der SIX bereits 1’284 ETFs  gehandelt, verteilt auf folgende sechs Asset-Klassen (vgl. Abbildung 2):

ETF
Abbildung 2: Rund 1’300 ETFs, verteilt auf sechs Asset-Klassen, werden an der Schweizer Börse SIX gehandelt (Stand: 28.11.2018 / Datenquelle: „justetf.com“).

Das Fondsvermögen der einzelnen ETF beläuft sich von weniger als 1 Million bis über 30 Milliarden Franken. 

Die jährlichen Gebühren (TER) bewegen sich zwischen 0,05% und 1,12% des Kurswertes des investierten Kapitals, Tendenz weiter sinkend.

Während bei den ETF-Anbietern die US-Vermögensverwalter Blackrock (mit dem ETF-Label «iShares») und Vanguard weltweit die unangefochtenen Leaders sind, wird der CH-Markt von UBS und Blackrock dominiert.

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Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs «DEGIRO». Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

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Der Index als Grundlage für ETFs

Der Zweck eines Börsenindex ist es, die Marktentwicklung repräsentativ zu dokumentieren. Indices unterliegen strengen Regeln, welche das Auswahlverfahren der einzelnen Indexkomponenten definiert, die Berechnungsart festlegt oder die regelmässige Überprüfung dokumentiert. Berechnet werden sie in den meisten Fällen von unabhängigen Indexanbietern wie MSCI (Morgan Stanley Capital International) oder FTSE (Financial Times Stock Exchange).

«Wichtigstes Kriterium bei der Wahl eines ETF ist der zugrunde liegende Index.»

Für den Privatanleger ist bei der Wahl eines ETF der zugrunde liegende Index das wohl wichtigste Kriterium. Denn der Index beinhaltet viele Aspekte, welche relevant für die künftige Rendite sind. Dabei geht es nicht darum, die einzelnen Firmen im Index zu analysieren. Zu prüfen gilt es vielmehr, ob die Länder-, Regionen- und Sektorengewichtung zur eigenen Anlagestrategie passt.

«Trotz grosser medialer Beachtung gibt es keinen rationalen Grund, in einen ETF zu investieren, welcher den SMI abbildet.»

Der SMI (Swiss Market Index) ist der in der Schweiz bekannteste Börsenindex und leider aus Anlegersicht ein ausgesprochen ungeeigneter. Denn er ist völlig unzureichend diversifiziert, und zwar in vielerlei Hinsicht:

Trotz grosser medialer Beachtung gibt es unseres Erachtens keinen einzigen rationalen Grund, in einen ETF zu investieren, welcher den SMI abbildet.

Wenn es unbedingt ein Schweizer Index sein soll, dann noch am ehesten der SLI (Swiss Leader Index). Dieser beinhaltet die 30 grössten CH-Aktiengesellschaften. Dabei werden die vier gewichtigsten Titel mit jeweils 9% gekappt. Das Indexgewicht aller weiteren Titel wird, wenn notwendig, bei 4,5% limitiert. Damit ist der SLI besser diversifiziert als der SMI.

ETFs wollen den Vergleichsindex nicht schlagen

Klassische Anlagefonds versuchen eine höhere Rendite zu erzielen als ihr Vergleichsindex, was wegen der hohen Kosten, welche ein aktives Fondsmanagement verursacht, längerfristig kaum je gelingt. (Dies belegen mittlerweile unzählige Studien.)

ETFs verfolgen dieses Ziel nicht. Sie „arbeiten“ regelbasiert und meistens passiv, d.h. sie bilden lediglich den zugrunde liegenden Index möglichst 1 zu 1 nach. Je besser dies gelingt bzw. je geringer die Tracking Difference ist, desto besser macht der entsprechende ETF-Anbieter seinen Job. Aber nochmals: Entscheidender als die Wahl des ETF-Produkts ist der zugrunde liegende Index.

In diesem ausführlichen ETF-Vergleich haben wir mittels eines strengen Auswahlverfahrens die besten ETFs prämiert, welche etablierten, marktbreiten Indizes folgen.

ETFs sind rechtlich Sondervermögen

In der Schweiz unterstehen ETFs wie die klassischen Anlagefonds dem Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG). Sie sind rechtlich Sondervermögen und bleiben bei einem Insolvenzfall des ETF-Anbieters oder der Depotbank im Besitz des Anlegers.

Viel Licht und kaum Schatten

Wir sind überzeugt, dass der ETF-Markt auch langfristig stark wachsen wird. Denn die Vorzüge von ETFs, welche einen breit diversifizierten Index nachbilden, gegenüber aktiven Anlagefonds und Einzeltitel sind rational begründbar und wissenschaftlich fundiert. Nachfolgend eine Auswahl von Vorzügen, welche ETFs bieten:

Wir sehen grundsätzlich keine relevanten Nachteile von ETFs (jedoch Risiken, vgl. unten). Hier dennoch drei Aspekte, welche der eine oder andere Anleger als negativ beurteilen könnte:

«Der klassischen Finanzindustrie sind ETFs oft ein Dorn im Auge.»

Und noch etwas: Nicht wenigen Anbietern von klassischen Fonds, d.h. mit aktiver Vermögensverwaltung, sind ETFs ein Dorn im Auge. Denn die aktive Vermögensverwaltung und Kundenberatung sind für sie (und leider allzu oft nur für sie) um ein Vielfaches lukrativer.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ETFs von Lobbyisten der klassischen Finanzindustrie medial oft negativ dargestellt werden. Hier ist also die nötige Vorsicht geboten bzw. die ins Feld geführten Argumente gegen ETFs sind kritisch zu hinterfragen.

Risiken von ETFs

Das Marktrisiko ist sicherlich das grösste Risiko bei ETFs. Wenn ein Markt einbricht, so ist ein Anleger, welcher mit einem ETF in diesen Markt investiert ist, 1 zu 1 davon betroffen. Immerhin bleibt er im Gegensatz zu einem Investment in eine Einzelaktie von einem Totalverlust verschont. Zudem zeigt die Vergangenheit, dass Kursverluste auch bei einem Weltportfolio zwar heftig sein können, oft jedoch nur von relativ kurzfristiger Natur sind (vgl. auch diesen Blog-Artikel).

Bei globalen Investments bzw. einem Weltportfolio gibt es natürlich auch ein Währungsrisiko. Dabei gilt es zwischen folgenden drei Währungen zu unterscheiden, welche bei einem ETF unterschiedlich ausfallen können:

Unser Tipp: Währungsrisiken akzeptieren und nicht (teuer) absichern. Denn insbesondere bei global  diversifizierten Portfolios gleichen sich Währungsverluste und Währungsgewinne langfristig weitgehend aus.

Eher theoretischer Natur stufen wir das Gegenparteirisiko ein. Dieses betrifft nur synthetische ETFs (welche ohnehin stark rückläufig sind) und ETFs, welche Wertpapierleihe betreiben. Letztere wird von den Fondsanbietern jedoch abgesichert. Dabei muss der Wert der Sicherheit den Wert des verliehenen Vermögenswertes übersteigen.

Wer also das Gegenparteirisiko vermeiden möchte, wählt physisch replizierende (d.h. nicht synthetische) ETFs aus, welche keine Wertpapierleihe betreiben.

Die Wertpapierleihe ist für den Anleger insofern attraktiv, als er von den zusätzlich generierten Erträgen profitiert, was wiederum die Performance seines ETF verbessert bzw. die Tracking Difference reduziert.

«ETFs sind das ideale Instrument für selbstbestimmtes, breit diversifiziertes und kostengünstiges Anlegen.»

Fazit

ETFs sind eine Erfolgsstory und haben den Anlagemarkt revolutioniert. Sie sind unseres Erachtens das ideale Instrument für selbstbestimmtes, breit diversifiziertes und kostengünstiges Anlegen.

In Abbildung 3 sind nochmals die wichtigsten Aspekte von ETFs zusammengefasst:

ETF Übersicht
Abbildung 3: Die wichtigsten Eigenschaften von ETFs auf einen Blick.

Das starke Wachstum des ETF-Segments hat dazu geführt, dass es sehr viele verschiedene Produktausgestaltungen gibt. Für den Anleger ist deshalb je länger je wichtiger, aber auch anspruchsvoller, sich vor dem Kauf seriös zu informieren. Welche Faktoren es dabei besonders zu beachten gilt, zeigen wir im nächsten Artikel auf.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.