Vermögen aufzubauen ist relativ simpel, beispielsweise indem du regelmässig in einen Aktien-ETF investierst. Komplexer ist es, das angesparte Vermögen wieder abzubauen, sodass es über viele Jahre deinen Lebensstandard sichert und bis zum Lebensende reicht. Damit du entspannt in Frührente gehen kannst, benötigst du einen cleveren Entnahmeplan als Schlüssel zu deiner finanziellen Freiheit, ja sozusagen als Happy End deiner Finanzplanung! In diesem Artikel stellen wir dir drei Entnahmepläne vor, zeigen dir auf, welcher unser Favorit ist und weshalb wir die populäre «4-Prozent-Regel» für untauglich halten.   

von Stefan & Toni | 11 Kommentare
publiziert am 12.2.2023 | aktualisiert am 11.9.2023

Kurz & bündig

Inhalt

Einige Fragen, die du dir vor deiner Frührente stellen solltest

Was ist ein Entnahmeplan?

Beim Entnahmeplan, auch Entnahmestrategie oder Entsparplan genannt, geht es darum, das angesparte Vermögen nach einem vordefinierten Vorgehen in Konsum umzuwandeln. Der Entnahmeplan wird also während der Entnahmephase eingesetzt, welche das Gegenstück zur Vermögensaufbauphase darstellt

Vermögen aufzubauen, ist relativ einfach umzusetzen. Unsere Grundregeln lassen sich denn auch in wenige Worte zusammenfassen: Langfristig, regelmässig, global diversifiziert und kostengünstig in einen oder mehrere Aktien-ETFs investieren.

Das so über mehrere Dekaden (hoffentlich) stark angewachsene Vermögen wieder abzubauen, ist hingegen deutlich komplexer. Denn im Idealfall sollte dir ein cleverer Entnahmeplan folgende drei Bedürfnisse abdecken:

Wie wir später noch sehen werden, gibt es leider keinen Entnahmeplan, welcher alle diese Bedürfnisse ohne Abstriche erfüllen kann.

Basierend auf diesen drei Bedürfnissen solltest du dir folgende vier Fragen stellen, deren Beantwortung wir nach aufsteigender Komplexität sortiert haben:

Wer benötigt (k)einen Entnahmeplan?

Auch wenn wir in diesem Artikel den Begriff „Frührente“ gebrauchen, wollen wir damit eigentlich alle ansprechen, die mit einem Vermögen in Rente gehen wollen. Es ist also grundsätzlich egal, ob der Renteneintritt konventionell Mitte 60 geplant ist, erst mit 70 oder – was aktuell stark im Trend liegt – früher, beispielsweise mit 50 oder gar schon mit 40 (vgl. auch unseren Artikel «Finanzielle Freiheit – Hype oder erstrebenswertes Ziel?».

Es liegt jedoch auf der Hand, dass ein verlässlicher Entnahmeplan bei der Frührente noch wichtiger ist, da bis zum ordentlichen Renteneintritt keine staatlich gesicherten Rentenleistungen erfolgen bzw. der Konsum ausschliesslich mittels Vermögensverzerr gedeckt wird.

Zudem will unser Zielpublikum sein verfügbares Kapital langfristig bzw. bis zu seinem Tod konsumieren, um so seinen gewohnten Lebensstandard zu sichern und zu optimieren. 

Weniger interessant dürfte das Thema «Frührente mit Entnahmeplan» hingegen für Personen sein, welche bis zum Renteneintritt kein oder kaum Vermögen angespart haben werden. Denn diese benötigen schlicht keinen Entnahmeplan. In der Schweiz ist ihre Rente staatlich geregelt, basierend auf AHV (1. Säule), Pensionskasse (2. Säule) sowie bei Bedarf Ergänzungsleistungen.

Diese Personen geniessen eine hohe Sicherheit, was die zuverlässige Zahlung ihrer staatlichen Rente betrifft, und zwar bis zu ihrem Tod. Im Gegensatz dazu müssen sie mehr oder weniger grosse Abstriche bei ihrem Lebensstandard in Kauf nehmen. Denn unsere staatlichen Rentenleistungen sind primär auf die existenziellen Bedürfnisse wie Ernährung, Wohnen und Gesundheit ausgerichtet. Ein weiterer Nachteil ist, dass Personen ohne eigene Ersparnisse das Renteneintrittsalter nicht frei bestimmen bzw. nicht freiwillig in Frührente gehen können.   

Welche Risiken gibt es bei der Frührente?

Risiken stehen immer im Zusammenhang mit Unsicherheiten. Und diese gibt es bei der Frührente bzw. den damit verbundenen Entnahmeplänen reichlich. Je sorgfältiger du dich aber mit deinem individuellen Entnahmeplan auseinandersetzt (einschliesslich der Beantwortung der Fragen in den Kapiteln zuvor), desto besser wirst du die nachfolgenden Risiken im Griff haben: 

Für unsere traditionell sicherheitsbewussten Landsleute dürfte das Pleiterisiko als das gravierendste Risiko betrachtet werden. Deshalb wird wohl ein Grossteil der Rentner:innen zu vorsichtig kalkulieren.

In der Schweiz federn jedoch eine garantierte staatliche Rente und – wenn alle Stricke reissen – Ergänzungsleistungen dieses Risiko ab. Diese staatliche Altersvorsorge gilt natürlich nur für Personen, welche das ordentliche Rentenalter Mitte 60 erreicht haben. Wer in Frührente gehen will, kann sich darauf nicht verlassen. Er oder sie sind umso mehr auf einen durchdachten Entnahmeplan angewiesen.

Deshalb glauben wir und die späteren Marktsimulationen deuten darauf hin, dass das viel wahrscheinlichere Risiko das «Ungeplante Erbe» ist. Dieses Risiko mutet harmlos an, doch kann es sehr einschneidend sein. Konkret: Aus Angst vor dem Pleiterisiko schränkt sich Herr und Frau Schweizer während des Entnahmezeitraums, also in der Regel über mehrere Dekaden, beim Konsum zu stark ein. Dadurch leidet die eigene Lebensqualität – zugunsten der glücklichen Erben!

Wie soll ich Geld meinem Vermögen entnehmen?

Bevor wir die wichtigsten Entnahmepläne durchleuchten und bewerten, widmen wir uns noch dieser letzten, nicht matchentscheidenden Frage. Es geht hier um die Entnahmetechnik. Grundsätzlich stehen dir folgende drei Varianten zur Wahl:

Die Verwendung von Dividenden und Zinsen dürfte etwas günstiger sein, weil die Broker hierfür in der Regel keine Gebühren verlangen. Bei Teilverkäufen hingegen fallen in der Regel nicht nur Courtagen an, sondern – wenn es sich um einen Schweizer Broker wie Swissquote (Review) handelt – zusätzlich noch die Stempelsteuer. Zwei auf dem Schweizer Markt etablierte ausländische Broker mit tiefen Gebühren und ohne Stempelsteuer sind DEGIRO (Review) und Interactive Brokers (Review).

Zudem sind Ausschüttungen komfortabler, da sie automatisch erfolgen, wohingegen Teilverkäufe in der Regel manuell «angestossen» werden müssen.

Bezüglich der Einkommensteuer spielt es übrigens keine Rolle, ob du auf die Cashflows zugreifst oder Vermögensteile verkaufst. Denn Dividenden müssen sowohl bei ausschüttenden als auch thesaurierenden Wertschriften als Einkommen versteuert werden. Im Artikel  «ETF Steuern Schweiz: Mit diesen 4 Steuerspartipps optimierst du dein Portfolio» findest du ausführlichere Informationen zum  Steuerthema.

Realistischerweise wird bei den meisten Anleger:innen eine Entnahmetechnik erste Wahl sein, welche aus einer Kombination aus Dividenden und Zinsen einerseits und – betraglich relevanter – aus Vermögensverkäufen andererseits besteht. Denn wer nur von Dividenden und Zinsen leben kann, benötigt ein sehr grosses Vermögen. Zudem widerspricht es dem eigentlichen Zweck einer Entnahmestrategie, nur auf die Früchte zuzugreifen, ohne das eigentliche Vermögen anzutasten.  

– P a r t n e r a n g e b o t

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Welche Entnahmepläne gibt es?

Es dürfte unzählige Entnahmepläne geben. Wir konzentrieren uns auf folgende drei Entnahmepläne, welche auf jeweils unterschiedlichen Grundstrategien basieren:

Diese drei Varianten sind sowohl kombinierbar als auch individuell modifizierbar. Sie unterscheiden sich also bezüglich der beiden Faktoren Entnahmebeträge (statisch vs. flexibel) und Marktrisiko (ohne vs. mit). Nachfolgend nehmen wir diese drei Entnahmepläne sowie einige Untervarianten unter die Lupe und beurteilen sie.

Frührente-Entnahmeplan Variante 1: Fixe Entnahmebeträge ohne Marktrisiko

Bei dieser ersten Variante ist das Vermögen während der Entnahmephase nicht an der Börse investiert bzw. es unterliegt keinen Marktschwankungen.

Nehmen wir also an, dass dein verfügbares Vermögen sicher auf dem Bankkonto liegt mit einer Verzinsung, welche jeweils genau der Inflation entspricht. Mehr Rendite kannst du nicht erwarten.

Die Vorteile dieser Variante liegen auf der Hand: Planbarkeit, konstanter Konsum und keine (vorzeitige) Pleite. Wichtig: Letzteres bezieht sich auf deinen definierten Entnahmezeitraum. Wenn du diesen überlebst, gehst du auch ein Pleiterisiko ein.

Diese Variante eignet sich also insbesondere für sehr vermögende Personen, welche es sich leisten können, auf reale Vermögenszuwächse und das damit verbundene Marktrisiko zu verzichten. Wenn du beispielsweise zu Beginn der Entnahmephase ein liquidierbares Vermögen von 3 Mio. CHF angespart und auf deinem Bankkonto liegen hast, kannst du während 30 Jahren jährlich real 100’000 CHF konsumieren. Dies reicht für einen in finanzieller Hinsicht sorgenfreien Lebensabend. Dies umso mehr, als die staatlichen Renten noch dazukommen.

Ebenfalls geeignet ist diese Variante für risikoscheue Personen, welche nur wenig Geld fürs Leben benötigen. Wenn du beispielsweise zu Beginn der Entnahmephase ein Vermögen von «nur» 1 Mio. CHF auf deinem Sparkonto liegen hast, kannst du während 30 Jahren jährlich real 33’333 CHF konsumieren. Damit wirst du auf der Hochpreisinsel Schweiz zwar keine grossen Sprünge machen können. Doch wenn du die staatlichen Renten mitberücksichtigst, dürftest du dennoch recht gut über die Runden kommen.

Vor-/Nachteile bei Frührente-Entnahmeplan Variante 1: Fixe Entnahmebeträge ohne Marktrisiko

Keine vorzeitige Pleite
Konstanter Konsum
Kein ungeplantes Erbe: Vermögen wird vollständig aufgebraucht
Eingeschränkter Konsum durch Verzicht auf höhere Rendite (keine Risikoprämie)
Gehobener Lebensstandard nur bei hohem Vermögen möglich

Zeilenabstand

Frührente-Entnahmeplan Variante 2: Fixe Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Auch bei dieser zweiten Variante entnimmst du eine fixe Entnahmesumme plus Teuerungsausgleich. Das heisst, deine Entnahmerate bleibt in Summe real konstant. Im Unterschied zu Variante 1 unterliegt jedoch dein verfügbares Vermögen marktbedingten Schwankungen.

Wie Variante 1 garantiert dir auch diese Variante dank der fixen Entnahmerate einen gleichbleibenden Lebensstandard. Im Gegensatz zu Variante 1 profitierst du von der Risikoprämie in Form von Wertsteigerungen deiner Aktienanlagen. 

Zwei Risiken gehst du jedoch ein: Ungeplantes Erbe und Pleiterisiko. Da sich diese beiden Risiken gegenseitig ausschliessen, kann nur eines von beiden eintreten. Wie wir später noch sehen werden, ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Risiko «Ungeplantes Erbe» auch bei grosszügigen Entnahmequoten von 5% deutlich höher als die vorzeitige Pleite. Allgemein gilt, dass je kleiner die Entnahmerate ist, desto grösser wird das Risiko «Ungeplantes Erbe» und je grösser die Entnahmerate ist, desto eher droht die vorzeitige Pleite.

Die «4-Prozent-Regel»

Lange gab dieser statischen Entnahmevariante die sogenannte «4-Prozent-Regel», welche von Bill Bergen bereits im Jahr 1994 entwickelt wurde, einen konkreten Rahmen. Diese Regel besagt, dass du ab Beginn der Entsparphase jährlich 4% deines Startvermögens entnimmst – und dank der Risikoprämie bis zu deinem Ableben nicht Pleite gehen solltest. Das heisst, der dem Vermögen entnommene Betrag bleibt konstant. Damit die Kaufkraft erhalten bleibt, ist es jedoch sinnvoll, wenn du mit realen Entnahmebeträgen kalkulierst, d.h. jährlich die Inflation berücksichtigst. 

Die Mannheimer Studie

Im Zuge unserer Recherchen sind wir auf die Studie «Entsparen im Alter – Portfolioentnahmestrategien in der Rentenphase» gestossen, welche von den beiden Professoren Philipp Schreiber und Martin Weber von der Uni Mannheim im Jahr 2017 erstmals veröffentlicht und 2020 zuletzt aktualisiert wurde. (Nach Veröffentlichung dieses Beitrags wurde der Entspar-Simulator aktualisiert.) Weber ist einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als Erfinder des ARERO-Anlagefonds bekannt. Das Besondere an diesem gemischten Weltfonds ist, dass er die Anlageklassen Aktien, Anleihen und Rohstoffe über Indizes in einem einzigen Produkt und nach einem wissenschaftlichen Konzept abbildet.

Nun wollen wir näher auf die Mannheimer Studie eingehen. Auf Anfrage hat uns Jan Mertes, Doktorant an der Universität Mannheim, die Studie bezüglich der Portfoliozusammensetzung und der Renditesimulation noch etwas genauer erläutert:

Überraschende Ergebnisse bei den Renditen
Basierend auf diesem riesigen Datenfundus haben wir die historischen Renditen genauer unter die Lupe genommen und sind zu folgenden, teilweise erstaunlichen Ergebnissen gekommen:

Durchschnittsrendite7,2%
Anteil Minus-Renditen27%
Anteil Plus-Renditen73%
Anteil Plus-Renditen 0 – 10%35%
Anteil Plus-Renditen >10%39%

Positiv überrascht hat uns insbesondere, dass in etwa vier von zehn Börsenjahren Renditen von mehr als 10% erzielt werden konnten. Und was ist nun mit der «4-Prozent-Regel»? Diese scheint gemäss Mannheimer Studie recht gut zu funktionieren (vgl. Abb. 1)

Abb. 1: Challenge der «4-Prozent-Regel» mittels Entnahmesimulator der Uni Mannheim.

Erläuterung zu Abb. 1: Bei einer fixen Entnahme des Vermögens von 4% des Anfangsvermögens von 1 Mio. CHF (also 40’000 CHF p.a.), einschliesslich einer Inflation von 1% p.a., über eine Entnahmedauer von 30 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass du vorzeitig Pleite gehst, 4,68%. Dein kaufkraftbereinigtes (reales) durchschnittliches Endvermögen beträgt mehr als das 2,5-fache des Anfangsvermögens, nämlich 2’527’974 CHF.

Basierend auf den historischen Daten der Mannheimer Studie führt die «4-Prozent-Regel» also häufig zu einem ungeplanten Erbe und relativ selten zur vorzeitigen Pleite.

Bezüglich des Pleiterisikos müssen wir noch einen wichtigen Aspekt berücksichtigen: Das Pleiterisiko erhöht sich bei ungünstigem Renditeverlauf. Das heisst, wenn zu Beginn der Entnahmephase schlechte Börsenjahre folgen. Es handelt sich dabei um das Rendite-Reihenfolge-Risiko.

In besagter Studie ist die Simulation 9 ein gutes Beispiel für ein erhöhtes Rendite-Reihenfolge-Risiko. Nachfolgend lassen wir uns für folgende Parameter die Entnahmeraten berechnen:  

Anfangsvermögen1 Mio. CHF
Entnahmezeitraum30 Jahre
Entnahme p.a.5%
Erwartete Inflation p.a.1%

Die Reihenfolge der 30 Renditen der Simulation 9 ist in nachfolgender Tabelle aufgeführt.

JahrHistorische Renditen aus Simulation 9 der Mannheimer Studie
1-12,30%
2-4,50%
35,04%
4-2,26%
513,42%
6-2,08%
731,19%
8-0,63%
9-8,87%
10-11,53%
1126,27%
127,83%
1327,02%
1429,77%
15-8,23%
164,13%
17-12,33%
183,90%
198,77%
20-7,12%
2125,07%
2212,40%
2313,56%
2412,87%
2517,60%
26-0,05%
274,67%
285,38%
29-6,79%
3011,99%
Tab. 1: Rendite-Simulation 9 gemäss Mannheimer Studie mit ungünstiger Rendite-Reihenfolge.

Da es zu Beginn der Entnahmeperiode einige Börsentaucher gab, ist im Laufe des 25. Entnahmejahres vorzeitig die Pleite eingetreten (vgl. Abb. 2).

Frührente
Abb. 2: In diesem Beispiel führt eine ungünstige Rendite-Reihenfolge im Laufe des 25. Entnahmejahres in die Pleite.

Wie unglaublich stark dieser Rendite-Reihenfolge Effekt ist, zeigt sich in der nachfolgenden Abbildung. Wir haben lediglich die Rendite im 1. Jahr (-12,30%) mit derjenigen des 30. Jahres (+11,99%) vertauscht.

Frührente
Abb. 3: Keine Pleite dank Renditetausch, dafür verbleibt nach der Entnahmephase ein ungeplantes Erbe (grau = Simulation 9 der Mannheimer Studie).

Statt vorzeitig Pleite zu gehen, verfügen wir nach 30 Jahren immer noch über ein stattliches Vermögen von real 868’088 CHF!

Da wir das Börsengeschehen nicht nach unserem Gutdünken beeinflussen können, müssen wir andere Wege finden, wie wir das Rendite-Reihenfolge-Risiko in den Griff bekommen.

Verlassen wir aber vorerst die Einzelbeispiele und widmen wir uns wieder den Durchschnittswerten basierend auf dem gesamten historischen Datenbestand der Mannheimer Studie.

In der nachfolgenden Tabelle haben wir ausgehend von einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF und einer Inflation von 1% pro Jahr die Ergebnisse aus neun Simulationen mit je drei unterschiedlichen Entnahmeraten und Entnahmeperioden zusammengestellt.

Entnahme-dauerØ Endvermögen real bei Entnahme von 30 TCHF p.a. (3%)PRØ Endvermögen real bei Entnahme von 40 TCHF p.a. (4%)PRØ Endvermögen real bei Entnahme von 50 TCHF p.a. (5%)PR
20 JahreCHF 2’099’002 0,04%CHF 1’697’2480,32%CHF 1’298’9313,30%
25 JahreCHF 2’646’4260,12%CHF 2’047’0911,98%CHF 1’467’31610,20%
30 JahreCHF 3’391’0690,45%CHF 2’527’9744,68%CHF 1’718’88917,95%
Tab. 2: Entwicklung eines Anfangsvermögens von 1 Mio. CHF bei unterschiedlichen Entnahmeperioden und Entnahmeraten gemäss Entnahmesimulator der Uni Mannheim (PR = Pleiterisiko).

Diese Resultate aus Tabelle 2 haben uns verblüfft und führen uns zu folgenden vier Erkenntnissen:

Das von der Universität Mannheim kostenlos zur Verfügung gestellte Entnahmestrategie-Tool (Excel) mit der oben beschriebenen Weltportfolio-Simulation gibt es in dieser Form nicht mehr. Die aktualisierte Version kannst du dir über diesen Link herunterladen. 

Kritik an der «4-Prozent-Regel»

In letzter Zeit wird die «4-Prozent-Regel» zunehmend angezweifelt. Dabei steht weniger die statische Entnahme in der Kritik (worauf unser Fokus liegt), sondern vielmehr werden die «4 Prozent» in Frage gestellt bzw. als zu optimistisch beurteilt. 

So kommt die US-Studie «The Safe Withdrawal Rate: Evidence from a Broad Sample of Developed Markets» vom 22. September 2022 zum Schluss, dass die populäre «4-Prozent-Regel» auf einer nicht geeigneten Datengrundlage basiert: kein internationaler Fokus (Home Bias) und ein für die heutige Zeit nicht mehr repräsentativer Betrachtungszeitraum (1926 – 1991). Deshalb sei sie zu wenig sicher bzw. das Pleiterisiko zu hoch. Statistisch betrachtet so die Studie, dürfe ein US-Ehepaar im Alter von 65 Jahren nämlich höchstens einen Betrag von 2,26% ihres Anfangsvermögens entnehmen, damit ihr Pleiterisiko 5% nicht übersteige.

Dies sind natürlich deprimierende News, denn je tiefer die Entnahmerate fällt, desto weniger Geld steht für den Konsum zur Verfügung. Man müsste also mit einem bescheideneren Lebensstandard vorliebnehmen, später in Rente gehen oder eine Kombination von beiden.

Doch wir teilen diese alarmistische Grundstimmung nicht. Abgesehen von den erwähnten handfesten Nachteilen, welche eine immer tiefer liegende Entnahmerate mit sich bringt, erachten wir das statische Konzept dahinter als nicht zielführend. Schauen wir uns also im nächsten Kapitel einige Beispiele von flexiblen Entnahmeplänen an.

Vor-/Nachteile bei Frührente-Entnahmeplan Variante 2: Fixe Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Konstanter Konsum
Höherer Konsum dank Risikoprämie
Pleiterisiko
Ungeplantes Erbe

Zeilenabstand

Frührente-Entnahmeplan Variante 3: Flexible Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Im Unterschied zu den Varianten 1 und 2 wird hier nicht jedes Jahr der gleiche, kaufkraftbereinigte Betrag entnommen. Stattdessen werden bei einer flexiblen Entnahmerate die Marktschwankungen berücksichtigt.

Du definierst also deine Entnahmerate jedes einzelne Jahr neu. So wird es Jahre geben, bei welchen du finanziell über die Stränge schlagen kannst. Andere Jahre wiederum werden dir Einbussen beim Konsum bescheren.

Konkret bedeutet dies zweierlei: Erstens hängt dein Lebensstandard ein Stück weit von der Entwicklung an der Börse ab. Und zweitens sind alle Ausgaben, die für dich nicht (lebens-)notwendig sind, Manövriermasse.

Wir bevorzugen klar einen flexiblen Entnahmeplan, weil es für uns das beste Vor-/Nachteil-Verhältnis aufweist. Der schwankende Konsum, welcher wir als einzigen Nachteil sehen, nehmen wir in Kauf, solange er sich in einer für uns akzeptablen Bandbreite abspielt. 

Dieses Risiko müssen wir aber in den Griff bekommen. Wichtig dabei ist, dass die Finanzierung deiner existenziellen Ausgaben bzw. deiner Grundbedürfnisse jederzeit sichergestellt ist. Dazu gehören beispielsweise folgende Kostenpositionen:

Zur Disposition bzw. als Manövriermasse steht jedoch der nicht existenzielle Konsum. Wir nennen ihn Lifestyle-Konsum. Dazu zählen wir beispielsweise folgende Kostenpositionen:

Nach einem «Börsencrashjahr» wären also beispielsweise Ferien auf Balkonien angesagt – statt auf Hawaii.

Vor-/Nachteile bei Frührente-Entnahmeplan Variante 3: Flexible Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Höherer Konsum möglich dank Risikoprämie
Keine vorzeitige Pleite
Kein ungeplantes Erbe: Vermögen wird vollständig aufgebraucht (nur bei Annuitätenregel ohne Bandbreite sichergestellt)
Schwankender Konsum

Zeilenabstand

So setzt du einen flexiblen Entnahmeplan mit Marktrisiko um

Wir wollen nun einige flexible Entnahmepläne bzw. deren Umsetzung genauer anschauen. So verschieden die nachfolgenden Untervarianten sind, alle lassen sich durch einen variablen Entnahmebetrag charakterisieren.  

Praktikermethode mit gleichem Zinssatz

Wir beginnen mit der einfachsten Variante: Zu Beginn jedes Jahres entnimmst du einen fixen Prozentsatz deines verfügbaren (Rest-)Vermögens. Wir beziehen uns wiederum auf die historischen Renditen aus der Mannheimer Studie bzw. auf die Simulation 9 mit ungünstigem Renditeverlauf.

Für die Berechnung haben wir für die drei erforderlichen Parameter folgende Annahmen getroffen:

Anfangsvermögen1 Mio. CHF
Entnahmezeitraum30 Jahre
Entnahme p.a.5%
Erwartete Inflation p.a.1%
Frührente
Abb. 4: Bei einer fixen prozentualen Entnahme bleibt immer ein Restvermögen übrig.

Durch das Restvermögen nach 30 Jahren ist das Risiko «Ungeplantes Erbe» eingetreten. Diese Praktikermethode ist zwar einfach umzusetzen, doch bei gleichbleibender prozentualer Entnahme ist es mathematisch nicht möglich, das Vermögen am Ende der Entnahmephase ganz aufzubrauchen. Dies führt dazu, dass insgesamt zu wenig Vermögen entnommen wird und somit der Lebensstandard während der Entsparphase tiefer ist, als er eigentlich hätte sein können. 

Deshalb können wir diese Entnahmeplan-Variante nicht empfehlen.

Annuitätenregel mit und ohne Obergrenze

Widmen wir uns nun der Urvariante der flexiblen Entnahmepläne. Bei der Annuitätenregel wird in jeder Periode der Konsum berechnet, der unter Berücksichtigung der erwarteten Rendite für das restliche Vermögen entnommen werden kann, sodass am Ende des Planungshorizonts das Vermögen aufgebraucht ist. Bei dieser Regel können je nach Börsenentwicklung sowohl die betragliche als auch die prozentuale Entnahme (stark) schwanken.

Die Annuitätenregel bzw. die Entnahmerate pro Jahr basiert auf folgender Formel (ohne Steuern und Inflation):

Frührente

E = Entnahmerate zu Beginn des Jahres nach Annuitätenregel

V = (Rest-)Vermögen zu Jahresbeginn

R = Erwartete Rendite (also z.B. 0,08 bei einer erwarteten Rendite von 8%)

T = Restjahre

Rechnungsbeispiel: Bei einem Anfangsvermögen von 750’000 CHF, einer Restlaufzeit von 25 Jahren und einer Renditeerwartung von 8% ergibt sich eine Entnahmerate von 70’259 CHF. Die Entnahmerate muss jedes Jahr wieder neu berechnet werden.

70’259 CHF = 750’000 CHF * 1.0825 * 0.08 / (1.0825 – 1)

Im letzten Jahr des definierten Planungseitraums beträgt die prozentuale Entnahme jeweils 100%. Dadurch wird das Vermögen vollständig aufgebraucht und das Risiko «Ungeplantes Erbe» eliminiert.

Für die Berechnung der Annuitätenregel haben wir für die vier erforderlichen Parameter folgende Annahmen getroffen:

Anfangsvermögen1 Mio. CHF
Entnahmezeitraum30 Jahre
Erwartete Rendite p.a.8%
Erwartete Inflation p.a.1%

Die Annuitätenregel sowie die zugrundeliegende Formel sind ebenfalls im Entnahmestrategie-Tool (vgl. Variante „Dynamische Entnahme“ im neu verlinkten, aktualisierten Tool) von der Universität Mannheim enthalten. Wir beziehen uns wiederum auf die historischen Renditen gemäss Simulation 9. Zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um eine ungünstige Renditekonstellation, welche uns zuvor beim statischen Entnahmeplan vorzeitig bzw. im 25. Jahr in die Pleite geführt hätte.

Abb. 5: Challenge der Annuitätenregel ohne Bandbreite mittels Entnahmesimulator der Uni Mannheim.

Erläuterung zu Abb. 5: Bei einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF und einer flexiblen Entnahmerate ohne Bandbreiten, einschliesslich 1% Inflation, schwankt der Konsum durchschnittlich um 44,06%. Am Ende des definierten Planungszeitraums von 30 Jahren wird das Vermögen komplett aufgebraucht sein. Es besteht also weder ein vorzeitiges Pleiterisiko noch das Risiko «Ungeplantes Erbe». Wir sind von einer erwarteten Rendite von 8% ausgegangen.

Toll, dass wir mit der Annuitätenregel ohne Bandbreiten sowohl das Pleiterisiko als auch das Risiko «Ungeplantes Erbe» ausgemerzt haben! Doch ein Problem bleibt: Die Schwankungen der Entnahmeraten sind (zu) stark, wie nachfolgende Abbildung eindrücklich zeigt.

Frührente
Abb. 6: Annuitätenregel ohne Bandbreiten: Starke Schwankungen bei der jährlichen Entnahmerate (Rohdaten: Uni Mannheim).

So pendelt bei unserem Beispiel die jährliche Entnahmerate zwischen grosszügigen 88’827 CHF und bescheidenen 18’251 CHF.

Mittels einer Obergrenze können wir diese marktbedingten Schwankungen reduzieren. Wir wählen also zusätzlich zu den bisherigen Parametern eine Obergrenze der jährlichen Entnahmerate von 50’000 CHF (vgl. Abb. 7).

Abb. 7: Challenge der Annuitätenregel mit Obergrenze mittels Entnahmesimulator der Uni Mannheim.

Erläuterung zu Abb. 7: Bei einer flexiblen Entnahme des Vermögens mit einer Obergrenze von 50’000 CHF p.a., einschliesslich 1% Inflation, schwankt der Konsum durchschnittlich um 11,37%. Es besteht kein Pleiterisiko innerhalb des definierten Planungszeitraums von 30 Jahren. Das Risiko «Ungeplantes Erbe» tritt jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ein. Wir sind von einer erwarteten Rendite von 8% ausgegangen.

Abbildung 8 zeigt, dass bei unseren Renditen aus Simulation 9 und einer Obergrenze von 50’000 CHF die Schwankungen deutlich abgemildert werden können. Dennoch pendelt die Entnahmerate zwischen 24’695 und 50’000 CHF bzw. mit 50% noch immer recht stark.

In diesem Beispiel haben wir unser Vermögen am Ende der 30-jährigen Entnahmephase vollständig aufgebraucht bzw. das Risiko «Ungeplantes Erbe» ist nicht eingetreten. Doch wie oben erwähnt, kann dieses Risiko bei der Annuitätenregel mit einer Obergrenze nicht ausgeschlossen werden.

Frührente
Abb. 8: Annuitätenregel mit Obergrenze (grün): Geringere Schwankungen bei der jährlichen Entnahmerate im Vergleich zur Annuitätenregel ohne Bandbreiten (grau; Rohdaten: Uni Mannheim).

Um die Schwankungen noch weiter abzumildern, müsste neben der Obergrenze auch eine Untergrenze festgelegt werden. Eine Untergrenze der Entnahmerate erachten wir insbesondere dann sinnvoll, wenn die existenzsichernden Ausgaben nicht durch staatliche Renten gedeckt werden können. Doch mit einer zusätzlichen Untergrenze bestünde bei der Annuitätenregel die Gefahr, vorzeitig Pleite zu gehen, was dem Hauptzweck dieser Regel widersprechen würde.

Deshalb ist etwas Kreativität gefragt, womit wir zum Fazit kommen.   

Fazit: Für die Frührente das Beste aus beiden Welten nehmen

Die bisherigen Ausführungen und Auswertungen haben vor allem eines gezeigt: Alle drei Entnahmepläne und ihre Untervarianten können gravierende Nachteile haben. Wir fassen kurz zusammen: Die fixe Entnahme ohne Marktrisiko führt zu einem im Schnitt tieferen Lebensstandard, bei der fixen Entnahme mit Marktrisiko drohen entweder die Pleite oder ein ungeplantes Erbe und bei der flexiblen Entnahme mit Marktrisiko sind wir den Launen der Börse ausgesetzt, was zu einem stark schwankenden Lebensstandard führen kann.

Deshalb wollen wir abschliessend eine Praktikermethode Marke «Eigenbau» vorstellen, welche die flexible mit der statischen «Entnahmewelt» verbindet, zumindest punktuell.  

Als Referenz dient uns die oben beschriebene Annuitätenregel, worauf die flexible Entnahmestrategie basiert.

Wie wir zuvor eindrücklich gesehen haben, können je nach Rendite-Verlauf die Marktschwankungen bei der flexiblen Entnahmestrategie problematisch sein. Im Extremfall bzw. nach starken Kursverlusten können die reduzierten Entnahmeraten nicht einmal mehr den notwendigen Konsum decken. Und genau hier müssen wir ansetzen. Ohne das ganze Konzept der flexiblen Entnahmestrategie über den Haufen zu werfen bzw. mit folgenden zwei korrigierenden Massnahmen bekommst du zu stark schwankende Entnahmeraten in den Griff.

Massnahme 1: Setze eine Obergrenze für das «Best-Case-Szenario»

Diese Obergrenze kommt nach sehr guten Börsenjahren zum Tragen. Die maximale Entnahmerate sollte nicht zu tief, aber auch nicht zu hoch angesetzt sein. Denn wenn du sie zu tief ansetzt, läufst du Gefahr, dass dein Vermögen nicht aufgebraucht wird (Risiko «Ungeplantes Erbe). Wenn du sie hingegen zu hoch ansetzt, kannst du die Schwankungen kaum abmildern. In unserer Simulation oben haben wir bei einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF die maximale Entnahmerate bei 50’000 CHF gedeckelt. Dieser Wert liegt 25% über der «4-Prozent-Regel» (50’000 CHF vs. 40’000 CHF). Bei Bedarf kann die Obergrenze noch etwas grosszügiger ausfallen. Man gönnt sich ja sonst nichts😊.

Massnahme 2: Halte eine Cash-Reserve als Notgroschen bereit

Bei dieser zweiten Massnahme greifen wir auf die fixe Entnahmestrategie ohne Marktrisiko zurück. Konkret heisst dies: Deine Entnahmestrategie besteht aus zwei Entnahmetöpfen: Aktien-ETFs und Cash. Halte für verlustreiche Börsenjahre auf deinem Bankkonto Barmittel im Wert von mindestens zwei jährlichen Entnahmeraten bereit. Bei einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF und durchschnittlichen Konsumausgaben von 45’000 CHF wären dies also rund 90’000 CHF. Diesen Cash-Joker setzt du bei den ersten eintreffenden schlechten Börsenjahren ein (z.B. bei Kursverlusten ab 10% p.a.). 2022 wäre beispielsweise so ein Joker-Jahr gewesen, da der marktbreite MSCI World Index um rund 17% absackte.

Der Zeitpunkt ist wegen des Rendite-Reihenfolge-Risikos entscheidend. Also wenn beispielsweise die Börse im dritten Entnahmejahr um 10% nach unten korrigiert, solltest du diesen Joker sofort ausspielen, denn der positive Effekt auf die nachfolgenden Entnahmeraten bzw. deren Schwankungen ist zu Beginn am grössten. Hinten raus, also wenn du den Joker statt im 3. erst im 23. Jahr ziehst, fällt der abmildernde Effekt auf die Schwankungen hingegen deutlich geringer aus. 

Für viele Anleger:innen tabu, doch womöglich eine Alternative für kühle Rechner: Wer nicht unverzinst Barmittel für den «Notfall» horten möchte, kann stattdessen seinen Konsum für das Entnahmejahr nach einem Börsentaucher mittels Lombardkredit fremdfinanzieren. Das ausschliesslich mit Marktrisiko angelegte Vermögen diente in einem solchen Fall als Sicherheit für den Kreditgeber. Zurückbezahlt würde der Kredit erst nach Erholung der Börsenkurse wieder, und zwar wie im Entnahmeplan üblich durch den Verkauf von Vermögensteilen. Wichtig ist natürlich, dass der Kredit zu möglichst tiefen Zinsen finanziert wird. Vergleichsweise attraktive Zinskonditionen für Lombardkredite bietet gemäss unserer Erfahrung Interactive Brokers an.

Schlussbemerkungen

Wie wir gesehen haben, sind einige Vorkehrungen nötig, um entspannt in Frührente zu gehen. Besonders wichtig ist, dass du auf einen durchdachten Entnahmeplan zurückgreifen kannst. Flexibilität bei der Vermögensentnahme ist dabei das A und O. Als Grundregel gilt, dass nach schlechten Börsenjahren nicht oder nur in beschränktem Masse das Aktienvermögen veräussert werden soll.

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Updates

2023-09-11: Link zum Entspar-Simulator der Uni Mannheim durch neue Version ersetzt.

Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Unser letzter Review über den ausländischen Online-Broker DEGIRO ist bei euch auf grosse und positive Resonanz gestossen. Mit unseren Bank Cler Erfahrungen 2021 haben wir Zak, eine rein digitale und App basierte Schweizer Banklösung für klassische Finanzservices, unter die Lupe genommen.

Denn als Privatanleger benötigst du nicht nur eine attraktive Plattform fürs Anlegen, sondern auch eine sichere Homebase, wo du deine Liquidität parkierst und so einfach wie möglich den Zahlungsverkehr regelst. Und dies alles vorzugsweise gratis.

Welche Leistungen bei Zak wirklich kostenlos sind, was im Kleingedruckten steht und ob wir auf nicht erwartete Herausforderungen gestossen sind, erfährst du in diesem Artikel.

Hier geht’s zum aktuelleren Zak Review mit Update 2023.

Bank Cler Erfahrungen 2021: Was taugt Zak - das erste kostenlose Online-Konto der Schweiz?

Abbildung 1: Bank Cler Erfahrungen: Review von Zak – der ersten kostenlosen Schweizer Smartphone Bank

Inhalt

Vorbemerkungen zum Zak Review

Auflösung Kooperation mit Zak: Per 31.10.2023 wurde im gegenseitigen Einvernehmen die mehrjährige Kooperation zwischen diesem Blog und Zak beendet. Stattdessen sind wir neue Kooperationen mit den Schweizer Marktführern Yuh und neon eingegangen. Denn wir sind der Meinung, dass diese beiden führenden Neobanken nicht nur erfolgreicher am Markt agieren, sondern aktuell auch klar das attraktivere Angebot anbieten. Die wichtigsten Konditionen haben wir auf unserer Empfehlungsseite inkl. Aktionscodes zusammengestellt.

Nur für Inländer: Die Banklösung von Zak richtet sich ausschliesslich an Personen ab 15 Jahren mit Wohnsitz in der Schweiz.

Abgrenzung:  Dieser Review bezieht sich auf Zak, eine App basierte Banklösung der Bank Cler. Bank Cler spezifische Leistungen sind nicht Gegenstand dieses Reviews.

Fehler vorbehalten: Wir haben für diesen Bericht nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger eine möglichst objektive und aussagekräftige Momentaufnahme zu präsentieren, welche dich bei der Wahl deiner Bank unterstützt. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein und/oder sind wichtige Aspekte vergessen gegangen, so bist du herzlich eingeladen, uns entsprechende Verbesserungen mitzuteilen. Am besten gleich mittels Kommentarfunktion unten.

1  Die Bank Cler – ein Kurzportrait

Die Bank Cler entstammt 2017 aus der Bank Coop und hat somit ihren Ursprung in der Schweizer Genossenschaftsbewegung.  Seit 2019 ist die Bank Cler eine vollständige Tochtergesellschaft der Basler Kantonalbank. «Cler» bedeutet im Rätoromanischen übrigens «einfach, klar, deutlich».

Die Bank Cler verfügt über 31 Niederlassungen. Sie ist neben der Deutschschweiz auch in der Romandie und im Tessin präsent. Der Hauptsitz befindet sich in Basel.

Am 27. Februar 2018 lancierte die Bank Cler mit Zak die erste Smartphone-Bank der Schweiz und unterstrich damit ihren Anspruch, digitaler Vorreiter unter den Schweizer Retailbanken zu sein.

Der Kundenstamm von Zak ist seit Lancierung stark gewachsen und umfasst inzwischen über 40’000 Personen, die gemäss eigenen Angaben auch regelmässig die App nutzen.

2  Wie sicher ist die Bank Cler?

Eine absolute Sicherheit gibt es natürlich im Banking nie. Wichtige sicherheitsspezifische Kriterien sehen wir jedoch bei der Bank Cler als erfüllt, wie die nachfolgenden Ausführungen zeigen:

3  Welche Leistungen bietet das kostenlose Zak Online-Konto an?

Zak konzentriert sich primär auf die klassischen Basisleistungen Konto, Karten und Zahlungsverkehr. Neben dem kostenfreien Zak wird das gebührenpflichtige Angebot Zak Plus für 8 Franken pro Monat angeboten. Die folgende Abbildung stellt die wichtigsten Leistungen der beiden Modelle gegenüber:

Bank Cler Erfahrungen 2021

Abbildung 2: Leistungsvergleich zwischen Zak und Zak Plus (Quelle: Bank Cler)

Die Zusatzleistungen von Zak Plus sind uns den Aufpreis von 96 Franken pro Jahr nicht wert. Wenn du aber gerne Cash mit dir spazieren führst und häufig bar zahlst, könnte Zak Plus mit weltweit gratis Bargeldbezügen eine prüfenswerte Option für dich sein. Zudem können Zak Plus Kunden im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative Zak Green Impact beim Geldausgeben ein Klimaschutzprojekt unterstützen.

Wir konzentrieren uns in unserem Review auf das populäre Gratismodell von Zak, nämlich Zak. Ein Upgrade zu Zak Plus ist übrigens jederzeit und kostenlos möglich. Ein Downgrade von Zak Plus zu Zak ist einmal innerhalb von 12 Monaten ebenfalls kostenlos möglich.

Nachfolgend gehen wir auf die Leistungen in Abbildung 2 näher ein:

3.1  Gratis Zak-Konto und keine Negativzinsen

Anders als bei den meisten anderen CH-Banken fallen bei Zak für die Kontoführung (inkl. Kontoeröffnung und Kontosaldierung) keinerlei Kosten an. Ebenfalls gratis sind Kontoauszüge in digitaler Form.

Das Konto wird ausschliesslich in Schweizer Franken geführt. Überweisungen in Euro sind dennoch möglich. Einen Wechselzuschlag erhebt Zak dabei nur bei eingehenden Euro-Zahlungen. (Bei ausgehenden Zahlungen wird ein allfälliger Wechselzuschlag durch die empfangende Drittbank verrechnet.) Bei unseren Testüberweisungen in Euro am 20.5.2021 und 25.5.2021 kalkulierte Zak mit Wechselkursen EUR/CHF von 1.078 resp. 1.074, was einer vergleichsweise hohen Marge von rund 2% entspricht. Wer also regelmässig Euro-Zahlungen erwartet, sollte sich bezüglich dieser Kosten bewusst sein.

Der aktuelle Zinssatz auf deinem Privatkonto Zak beträgt übrigens 0%, was in der aktuellen Tiefzinsphase durchaus marktkonform und unseres Erachtens absolut in Ordnung geht.

3.2  Gratis Zak Karten

Folgende zwei Karten, eine physisch und eine virtuell, werden dir bei Zak gratis angeboten:

Zak Maestro-Karte

Die Maestro-Karte bekommst du automatisch per Post nach der Kontoeröffnung. Sie eignet sich als bargeldloses Zahlungsmittel in Schweizer Geschäften und für den Bargeldbezug an den Bank Cler Bankomaten.

Zak Prepaid-Karte von Visa

Ergänzend dazu gibt es eine Prepaidkarte von Visa geschenkt. Diese kannst du optional über die Zak App aktivieren. Die virtuelle Karte auf deinem Handy ermöglicht dir Mobile Payment, und zwar sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. Zudem kannst du sie zu Apple Pay oder Google Pay hinzufügen. Dies ermöglicht dir weltweit an allen Zahlungsterminals mit Kontaktlosfunktion zu zahlen.

Da es sich um eine Prepaid-Karte handelt, muss darauf zuvor Geld überwiesen werden, was innert Sekunden über die Zak App erledigt ist. Damit erhältst du – im Gegensatz zu einer Kreditkarte – die volle Kostenkontrolle. Die initiale Freischaltung bedingt einen Anruf bei der Partnerbank Cornèr. Diese prüft mittels einer Frage deine Identität. Sekunden später ist die Karte aktiviert und einsatzbereit!

Mit den nachfolgenden Links findest du eine Beschreibung, wie du die Zak Visa Prepaid-Karte zu Apple Pay und Google Pay hinzufügst.

ZAK Review

Abbildung 3: Mobile Payment bequem übers Smartphone

Statt Kreditkarte bald neue Zak Debitkarte im Angebot

Ursprünglich gab es zum Zak-Konto noch eine «richtige» Kreditkarte von Mastercard dazu. Diese wird infolge zu geringer Nachfrage inzwischen aber nicht mehr ausgestellt. Die Bank Cler plant für Zak aber noch dieses Jahr die Einführung einer Debitkarte. Weitere Informationen dazu werden im Sommer erwartet.

3.3  Gratis Zahlungsverkehr

Wenig überraschend ist auch der inländische Zahlungsverkehr bei Zak gratis. So gehören Daueraufträge, das bequeme Lastschriftverfahren (LSV), aber natürlich auch das Bezahlen von Einzelrechnungen zum Leistungsumfang von Zak.

Wenn du zudem Zak Instant aktivierst, kannst du – ähnlich wie bei Twint – Geld sofort überweisen. Voraussetzung hierfür ist, dass der Geldempfänger ebenfalls Zak-Kunde ist und diese Funktion freigeschaltet hat.

Folgende Einschränkungen bei den Leistungen im Zahlungsverkehr wollen wir dir als potenzieller Neukunde von Zak nicht vorenthalten (Stand Mai 2021):

3.4  Das «zaksche Topfsystem»

Nun kommen wir zu einem weiteren gratis Service, der mit Töpfen zu tun hat, nicht jedoch aus der Welt der Kulinarik stammt. Bei den Töpfen von Zak handelt es sich nämlich um virtuelle Bankkonten. Diese sollen dir deine Finanzplanung erleichtern. Zak unterscheidet zwischen «Spartöpfen» und «Gemeinsamen Töpfen».

Spartöpfe

Diese Töpfe eignen sich für deine individuellen Sparziele, z.B. für Ferien, ein e-Bike oder Steuern. Du kannst unbeschränkt viele Spartöpfe einrichten. Die betragliche Zuordnung von einem Topf zum anderen erfolgt bequem per Finger. Möchte man beispielsweise 20 Franken in den Topf «Sparen» transferieren, so erfolgt dies in Sekundenschnelle, und zwar mittels Ziehens des Topfes «Guthaben» zum Topf «Sparen» und Eingabe des Sparbetrages.

Genaueres erfährst du im folgenden Zak Video Tutorial:

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Gemeinsame Töpfe

Gemeinsame Töpfe eignen sich z.B. bei WGs, Pärchen mit getrennten Kassen oder Projekten. Kurzum immer dann, wenn mehrere Personen auf ein gemeinsames Konto zugreifen sollen. Bis zu zehn Mitglieder eines gemeinsamen Topfes können untereinander Ausgaben aufteilen oder gegenseitige Schulden direkt in Zak begleichen.

Wir, Stefan und Toni, haben das zaksche Topfsystem getestet, indem wir – neben dem Führen von eigenen Spartöpfen – gegenseitig ein ausgeklügeltes Finanzmanagement betrieben. Unser Fazit: Ein originelles und nützliches Feature von Zak!

Bank Cler Erfahrungen 2021: Was taugt Zak - das erste kostenlose Online-Konto der Schweiz?

Abbildung 4: Kollektives Abrechnen mit Töpfen

Hier geht’s zu den offiziellen Zak Video-Tutorials rund ums Thema «Gemeinsame Töpfe»:

«Gemeinsame Töpfe – erstellen und Freunde einladen»

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«Gemeinsame Töpfe – Ausgaben zuordnen «Gemeinsame Töpfe»

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«Gemeinsame Töpfe – Schulden begleichen»

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3.5  Shopping Angebote 

Bei den sogenannten «Zak Deals» profitierst du von Rabatten beim Shopping. Dabei verwandelst du Konto-Gutschriften in Gutscheine der Partner von Zak (z.B. Galaxus, Manor oder Zalando). So kannst du beispielsweise eine Überweisung eines Freundes von 200 Franken in einen Zalando-Gutschein im Wert von 220 Franken umwandeln.

Etwas gewöhnungsbedürftig an diesen Deals finden wir, dass es jeweils eine Konto-Gutschrift bedingt. Wieso nicht einfach «Zak Deals» aus der verfügbaren Liquidität?

4  Wie Zak Geld verdient

Wir haben oben gesehen, dass die wichtigsten Bankleistungen bei Zak gratis sind. Ebenso ist uns von Zak bestätigt worden, dass es sich um dauerhafte Gratisleistungen und nicht um befristete Lockvogelangebote handelt. So weit, so gut.

Da Zak aber definitiv kein selbstloser Wohltätigkeitsverein ist, stellt sich natürlich die Frage, wie Zak Geld verdient. Denn auch wenn das Gewinnstreben bei einer Genossenschaft nicht im Vordergrund steht, müssen Löhne und Infrastruktur bezahlt werden. Nachfolgend haben wir im Kleingedruckten nach all jenen Leistungen gesucht, welche kostenpflichtig sind:

Kostenpflichtige Leistung Preis Alternative
Zak Maestro-Karte
Bargeldbezug an Dritt-Bancomaten in CHF in der CH CHF 2 pro Bezug Zak Plus
Bargeldbezug an Dritt-Bancomaten in EUR in der CH CHF 5 pro Bezug Zak Plus
Bargeldbezug an Geldautomaten im Ausland CHF 5 pro Bezug Zak Plus
Kontoüberzüge bei EUR-Bezügen 11,5% Sollzins Budgetdisziplin befolgen bzw. Kontoüberzüge konsequent vermeiden
Einkäufe im Ausland bezahlen CHF 1.50 (Umrechnungskurs zum Tageskurs) Zak Visa Prepaidkarte benützen oder Zak Plus
Kartensperrung CHF 50
Ersatzkarte CHF 20
Zak Visa Prepaidkarte
Einkäufe im Ausland bezahlen 1,2% des Transaktionsvolumens bei Bezahlung in CHF (in lokaler Währung kostenlos) Im Ausland konsequent in Lokalwährung bezahlen.
Wechselkurs Gemäss Umrechnungskurs von Cornèr Bank (Wechselkurs per Abrechnungsdatum plus 1,2% Spesen)

Tabelle 1: Kostenpflichtige Leistungen bei Zak und Alternativen

Den Original-Leistungsbeschrieb von Zak findest du in diesem Factsheet.

Neben diesen ausgewiesenen Leistungen profitiert Zak vom Geldwechsel beim Zahlungsverkehr in Euro (vgl. Kap. 3.1), von Zusatzgeschäften mit Partnerfirmen im Zusammenhang mit «Zak Deals» (vgl. Kap. 3.5 und 6.5) sowie Vorsorgeleistungen der Bank Cler, welche ebenfalls direkt über die Zak App bestellt werden können.

4.1  Fazit

Die gebührenpflichtigen Leistungen erachten wir als überschau- und vermeidbar. Denn bei cleverem Karteneinsatz ist es dir möglich, die Kosten auf 0.00 Franken zu drücken.

 5  Eröffnung kostenloses Online-Konto Schweiz 

Die Kontoeröffnung erfolgt komplett online über das Smartphone – in unter 15 Minuten. Folgende sieben Schritte sind dabei zu durchlaufen:

  1. Download App «Bank Cler Zak»: App auf dein iPhone oder Android Gerät herunterladen.
  2. Persönliche Angaben: Eingabe von Namen, Geburtsdatum, Nationalität, Telefon, E-Mail, Sprache und Wohnsitzadresse. Letztere wird automatisch innert Sekunden verifiziert.
  3. Steuerpflicht und wirtschaftliche Berechtigung: Hier sind acht ja/nein Antworten einzugeben, mehrheitlich im Zusammenhang mit einer allfälligen US-Steuerpflicht.
  4. Online-Identifizierung: Diese wird durch Swisscom durchgeführt und erfordert zuerst deine Zustimmung. Die bisher eingetragenen Daten werden nun überprüft; zudem werden Pass- oder ID-Daten eingelesen. Schliesslich sind Fotos und ein Face Scan von dir notwendig. Letzteres ist gewöhnungsbedürftig, aber in wenigen Minuten ist der Spuk vorbei.
  5. Wahl des Preismodells: Hier geht es darum, sich entweder für Zak oder Zak Plus zu entscheiden (vgl. Kap. 3)
  6. Signierung der Vertragsdokumente: Dabei werden die Daten an die Partnerfirma QuoVadis übermittelt, was ebenfalls deine Zustimmung erfordert. Die Signierung erfolgt bequem mittels Eingabe der mTAN auf dem Smartphone.
  7. Geldüberweisung: Um die Kontoeröffnung abzuschliessen, muss eine Überweisung auf Zak erfolgen, und zwar innert 30 Tagen und von einem Schweizer Bankkonto. Nichts einfacher als das! Ja für Toni und wohl für die überwiegende Mehrheit der Neukunden von Zak.

Für Stefan hingegen erwies sich dieser letzte Schritt als echte Knacknuss. Denn die alles entscheidende initiale Geldüberweisung von seinem Postfinance-Konto wurde von Zak abgelehnt. Wie das denn? Nun, Postfinance gibt offenbar bei Überweisungen lediglich die Initialen seines Vornamens an. Also statt «Stefan» nur «S.» (plus Nachname). Somit ist für Zak die Neukundenverifizierung nicht möglich.

Immerhin: Dies führte zum ersten Kontakt mit dem Kundensupport. (Nein, kein digitaler Chatbot, sondern ein hilfsbereiter und kompetenter Mensch aus Fleisch und Blut!)

Long Story short und nicht ganz ohne Ironie: Die Kontoeröffnung bei der Digitalbank Zak erfolgte bei Stefan  – schliesslich mittels Briefpost, handschriftlich unterzeichneten Papierunterlagen sowie eines physischen Besuchs bei der nächstgelegenen Bank Cler Filiale in der Zürcher City zwecks persönlicher Identifizierung. (Wie die Bank Cler vorgängig auf Anfrage telefonisch mitteilte, ist diese nochmalige Identifizierung notwendig, da die Online-Anmeldung nicht erfolgreich abgeschlossen und somit auch das diesbezüglich bereits erzeugte Bildmaterial nicht mehr verwendet werden konnte.)

Bei Toni übrigens lief alles reibungslos digital ab.

5.1  Fazit

Die Kontoeröffnung läuft im Regelfall äusserst effizient und rein digital mittels eines durchdachten Workflows ab. In weniger als 15 Minuten ist man durch.

Umständlicher bzw. verbunden mit Papierkram wird es erst dann, wenn die Schweizer Drittbank bei der initialen Überweisung unvollständige Kundendaten übermittelt. Wir gehen davon aus, dass dies die Ausnahme und nicht die Regel ist.

6  Die App

Anders als bei klassischen Banken oder Online-Brokern wird das Banking bei Zak ausschliesslich mit einer App auf deinem Apple oder Android Smartphone gesteuert.

Beim Login sind weder Codes noch Passwörter erforderlich. Stattdessen erfolgt die Anmeldung bei Zak bequem mittels Face-ID oder Fingerabdruck.

Die Navigation erfolgt über folgende fünf im Display unten aufgeführten Symbole:

ZAK Navigation

Abbildung 5: Übersichtliches Hauptmenü von Zak mit fünf Themen

6.1  Kachel-Symbol

ZAK Erfahrung mit Guthaben

Abbildung 6: Übersichtlicher Einstiegsscreen im Kacheldesign (Screenshot SFB)

6.2  Kontoauszug-Symbol

Im oberen Drittel des Bildschirms lacht einem in grossen Ziffern der Kontosaldo entgegen. Unterhalb werden chronologisch absteigend ein- und ausgehenden Kontobewegungen aufgelistet. Nicht aufgeführt werden Bewegungen innerhalb des oben beschriebenen Topfsystems.

Bank Clar Überweisung

Abbildung 7: Kontobewegungen chronologisch sortiert (Screenshot SFB)

6.3  Pfeil-Symbol

Die Pfeile stehen für Überweisungen. Folgende Transaktionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung (vgl. auch Kap. 3.3):

ZAK Gutscheincode

Abbildung 8: Überweisungsoptionen auf einem Blick (Screenshot SFB)

6.4  Personen-Symbol

6.5  Einkaufswagen-Symbol

ZAK Review Gutscheincode

Abbildung 9: Zak Store einschliesslich kostenlose Plug-Ins für Gemeinsame Töpfe und Mobile Payment (Screenshot SFB)

6.6  Fazit

Die Benutzeroberfläche überzeugt uns mit ihrer Übersichtlichkeit und Optik.

 7  Bank Cler Erfahrungen mit dem Helpdesk

Wir haben zahlreiche Anfragen sowohl telefonisch, schriftlich per Mail und per Chatbot und einmal persönlich an die Bank Cler in deutscher Sprache gerichtet. (Zak führt keinen eigenen Kundenservice, weshalb man direkt an die Bank Cler gelangt.)

Bei der Hotline dauerte die Wartezeit nie länger als fünf Minuten.

Bei schriftlichen Mail-Anfragen war die Reaktionszeit höchstens zwei Arbeitstage. Verbesserungspotenzial sehen wir eher punktueller Natur. So gelangt man zwar bequem mit der App zum Kontaktformular. Leider ist dieses jedoch nicht vorerfasst. Das heisst, wer den Support per E-Mail beanspruchen will, hat jeweils seine persönlichen Daten wie Name, E-Mail- und Mobile-Nr. manuell zu erfassen.

Bis auf den Chatbot, welcher noch blutiger Anfänger ist, war der Service qualitativ durchwegs überzeugend.

7.1  Fazit

Der Helpdesk von Zak bzw. der Bank Cler hat sich als sehr effizient und kompetent erwiesen. Einzig der virtuelle Chatbot fällt ab. Wir wünschen ihm eine bald einsetzende, steile Lernkurve.

8  Schlussfazit

Funktionalität und Anmutung («Look & Feel»)

Die Zak App funktioniert einwandfrei, lässt sich intuitiv bedienen und präsentiert sich in einem attraktiven Kleid. Es sind uns keinerlei Kinderkrankheiten aufgefallen. Dafür ist sie wohl schon zu lange auf dem Markt.

Das zaksche Topfsystem ist uns ebenfalls positiv aufgefallen. Es ist ein innovatives Goodie, insbesondere für diejenigen, welche sich Sparziele setzen und/oder Ausgaben teilen möchten. Der Spassfaktor durch die intuitive, spielerische Bedienung und die ansprechende Visualisierung ist auf alle Fälle ungleich höher als bei einer Excel-Aufstellung.

Leistungsumfang

So modern Zak daherkommt, so klassisch sind die Leistungen. So geht es bei Zak im Wesentlichen um Konten, Karten und Zahlungsverkehr. Letzteres wird mittels Scan-Funktionen, Daueraufträgen oder praktische Specials wie «Zak Instant» für die Sofortüberweisung vereinfacht. Würde Zak auch noch eBill anbieten, wären wir vollends zufrieden.

Zu beachten ist zudem, dass mit Wertschriften bei Zak nicht gehandelt werden kann. Aber hierfür gibt es passende Anbieter (vgl.  DEGIRO Review oder Interactive Brokers Review).

Pricing

Ja, es ist bei Zak tatsächlich möglich, bei Kontoführung, Karteneinsatz und Zahlungsverkehr gebührenfrei über die Runden zu kommen. Sparfüchse sollten in diesem Fall insbesondere auf Bargeldbezüge bei Bankomaten von Drittbanken und Geldwechsel verzichten. Das damit gesparte Geld investiert du besser gewinnbringend in einen ETF.

Support

Billiganbieter stehen oft im Ruf, dass der Support zu wünschen übrig lässt. Anders bei Zak: Man merkt, dass es sich hier zwar um eine junge Bank handelt, nicht jedoch um ein chaotisches Start-up. So steht hinter dem kostenlosen Online-Konto Zak die Bank Cler. Die genossenschaftlich organisierte Bank Cler kann in der Schweiz – wenn auch unter wechselnden Namen – auf eine lange Tradition zurückblicken. Dies scheint sich positiv auf den Support auszuwirken. Effizienz und Qualität hat uns bei unseren über ein Dutzend Anfragen überzeugt. Mit einer Ausnahme: Der virtuelle Chatbot kommt selbst bei vermeintlich einfachen Anfragen ins Schwitzen.

Für wen sich Zak eignet

Wenn du

dann solltest du Zak, das kostenlose Online-Konto der Schweizer Bank Cler, ernsthaft prüfen.

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Wer möchte nicht dem alltäglichen Hamsterrad entliehen und finanziell frei werden? Finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit – diese schillernden Begriffe sind heute in aller Munde. Doch was bedeuten sie eigentlich? Welche Faktoren sind für die Erlangung von finanzieller Freiheit entscheidend? Diese und andere Antworten erhältst du in diesem Beitrag.

von Stefan & Toni | 2 Kommentare
publiziert am 7.7.2019

Um es gleich vorweg zu nehmen: Finanzielle Freiheit ohne Erbschaften und dergleichen zu erlangen, ist definitiv kein Sprint, sondern ein Marathon. Doch es gibt für «Normalsterbliche» auch tröstliche Aspekte: So schaffen es nicht selten Durchschnittsverdiener, finanziell frei zu werden, während viele Grossverdiener aufgrund ihres aufwändigen Lebensstils kombiniert mit fehlender Finanzbildung dazu nicht in der Lage sind.

Inhalt

Vom raschen Reichtum direkt in die Pleite

Man denke nur an die zahlreichen Dramen von einstigen Multimillionären aus dem Sport- (vgl. Watson-Artikel «Nur noch am Tresen stehen und saufen – 22 Fussball-Stars, die pleitegingen») und Showbusiness (als eindrückliches Beispiel sei hier Curtis Jackson erwähnt, einst erfolgreichster Rapper und besser bekannt als «50 Cent»; ein Insolvenzgericht bestätigte seine Pleite im Jahr 2015, wie auch seine laufenden Kosten von 108’000 USD – pro Monat!). Sie alle gerieten nach  ihrem Karrierehöhepunkt in arge Finanznöte. Von den zahlreichen verarmten, einstigen Lottomillionären ganz zu schweigen.

Finanzielle Freiheit vs. finanzielle Unabhängigkeit

Doch was ist unter finanzieller Freiheit oder Unabhängigkeit überhaupt zu verstehen?

Wir halten uns in Anlehnung an die FIRE-Bewegung („Financial Independence, Retire Early“) und Frugalisten-Szene an folgende Definition:

Finanzielle Freiheit = Ausschliesslich von passiven Einkommensströmen leben können, und zwar ohne Budget, das heisst grundsätzlich ohne Konsumeinschränkungen.

Finanzielle Unabhängigkeit = Ausschliesslich von passiven Einkommensströmen leben können, und zwar im Rahmen der bisherigen Ausgaben.

Bei der finanziellen Unabhängigkeit handelt es sich also um eine Vorstufe der finanziellen Freiheit. Der Einfachheit halber beschränken wir uns nachfolgend auf den Begriff der finanziellen Freiheit. Wir gehen also  davon aus, dass all unsere finanziellen Ansprüche und Wünsche mit unseren bisherigen Ausgaben gedeckt werden können. Somit gilt: Finanzielle Freiheit = Finanzielle Unabhängigkeit.

Worauf es bei der finanziellen Freiheit ankommt

«Ziel der finanziellen Freiheit ist es, von passiven Geldströmen aus Investments leben zu können.»

Um finanziell frei zu werden, müssen folgende drei Schritte wiederkehrend durchlaufend werden:

  1. Geld verdienen
  2. Verdientes Geld sparen
  3. Gespartes Geld gewinnbringend investieren

Ziel ist es, von passiven Geldströmen aus Investments leben zu können und somit weder von einem Arbeitgeber (Lohn) noch vom Staat (Rente) abhängig zu sein.

Passive Geldströme können vielfältiger Natur sein wie beispielsweise Erträge aus Aktien, Immobilien oder P2P-Kreditvergaben. Allen Geldströmen gemeinsam ist jedoch, dass sie nicht aus aktiver Arbeit erwirtschaftet, sondern unabhängig von der eigenen Zeitinvestition eingenommen werden. Dies ist ein so zentraler Aspekt der finanziellen Freiheit, weshalb wir ihn im nachfolgenden Abschnitt noch genauer erläutern wollen.

Beispiele von passiven Einkommen

Wenn jemand beispielsweise Einzeltitel in seinem Aktienportfolio hat, so sind Erträge daraus oft nicht passiver Natur. Denn diese Investoren neigen dazu, sich mehr oder weniger stark mit ihrem Portfolio zu beschäftigen: Sie studieren Jahresberichte, besuchen Generalversammlungen, traden, schichten um etc. Mit anderen Worten: Das Einkommen in Form von Dividenden und realisierten Kursgewinnen wird hier durch aktive Arbeit generiert. Unsere Empfehlung: Buy-and-hold Strategie mit passiven Investments in breit gestreute Aktien-ETFs (vgl. unser Blog-Artikel «ETFs: Die Revolution der Geldanlage»).

«Mieterträge, welche durch eigene Objektbewirtschaftung und Mieterbetreuung generiert werden, sind nicht passives Einkommen.»

Ähnlich verhält es sich bei Immobilien: Mieterträge, welche durch eigene Objektbewirtschaftung und Mieterbetreuung generiert werden, sind nicht passives Einkommen. Denn auch hier gilt: Dem Einkommen in Form von Mietzinserträgen steht aktive Arbeit gegenüber. Unsere Empfehlung: Buy and Hold-Strategie mit passiven Investments in breit gestreute Immobilien-ETFs.

Schliesslich noch zu den P2P-Krediten. Du spielst also Bank, indem du Kredite an KMU oder Private vergibst. Dafür erhältst du einen Zins (und trägst das Ausfallrisiko). Zinserträge, welche einem aktiven Risikomanagement wie Prüfungen des Schuldners und seines Finanzierungsprojektes gegenüberstehen, sind nicht passiv, sondern mit (oft nervenaufreibender) Arbeit verbunden. Unsere Empfehlung: Wähle eine P2P-Plattform aus, worüber du Kredite mit wenigen Klicks vergeben und auf Interaktionen mit dem Schuldner verzichten kannst. Zudem sollte die Risikostreuung automatisch bzw. systembedingt erfolgen, d.h. ohne dass du unzählige Kleinstbeträge investieren musst. (Unseres Erachtens verfolgt die CH-Plattform «Creditgate24»  mittels automatischer Risikostreuung bzw. mit ihrem Solidarbeitrag-Konzept einen interessanten Ansatz.)

Finanziell frei – was nun?

Ist die finanzielle Freiheit erreicht, kann man grundsätzlich tun und lassen, was man will: die Welt erkunden, seinen Hobbies nachgehen, sich der Familie widmen oder natürlich weiter seine berufliche Tätigkeit ausüben. Letzteres mit der entscheidenden zusätzlichen Freiheit, einfach zu gehen, wenn es einem nicht mehr passt.

«Finanzielle Freiheit ist für uns primär eine Frage des Seins und weniger des Habens.»

Unter diesem Aspekt erachten wir die finanzielle Freiheit als ein durchaus erstrebenswertes Ziel (mit gewissen Vorbehalten, wie wir unten im Fazit noch aufzeigen werden). Finanzielle Freiheit ist für uns denn auch primär eine Frage des Seins (d.h. Leben in Freiheit) und weniger des Habens (im Sinne von viel Geld haben), auch wenn das eine das andere natürlich nicht ausschliesst.

– P a r t n e r a n g e b o t –

Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs «DEGIRO» (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Wie du in bereits 8,8 Jahre finanziell frei wirst

Wie bereits erwähnt: Für die finanzielle Freiheit spielen die drei Faktoren Einkommen, Sparen und Investieren eine Rolle. Denn grundsätzlich gilt: Je weniger Geld du zum Leben brauchst, desto mehr kannst du von deinem Einkommen zurücklegen und investieren – und desto rascher kannst du von den Kapitalerträgen deines Vermögens leben.

Diese drei Faktoren lassen sich in folgende zwei Einflussgrössen zusammenfassen:

Eine hohe Sparquote dürfte dabei deutlich schwieriger zu erreichen sein: Denn sie ist mit Verzicht bzw. mit einem sparsamen Lebensstil verbunden. Demgegenüber sind breit diversifizierte und potenziell gewinnbringende Anlagen mittels passiven Aktien-ETFs sehr einfach mittels weniger Klicks möglich (vgl. diesen Artikel).

Der im deutschsprachigen Raum wohl bekannteste Frugalist Oliver Noelting, der sich zum Ziel gesetzt hat, vor 40 in Rente zu gehen, hat auf seinem Blog Frugalisten.de einen entsprechenden Rechner eingerichtet. Wie Abbildung 1 unten eindrücklich zeigt, kann mit steigender Sparquote das individuelle Rentenalter immer früher erreicht werden. Bei einer Sparquote von 70% beispielsweise bereits in 8.8 Jahren!

Finanzielle Freiheit
Abbildung 1: Je höher die Sparquote, desto rascher die finanzielle Freiheit (Quelle: Frugalisten.de).

Die Berechnungen gehen von folgenden vereinfachenden Annahmen aus:

Finanziell frei mit dem 20-fachen deiner jährlichen Ausgaben

Das heisst also, dass du das 20-fache deiner jährlichen Ausgaben investiert haben müsstest, um danach von den Erträgen zu leben. Bei jährlichen Ausgaben von 50’000 Franken benötigst du also ein ETF-Portfolio im Wert von 1 Million Franken. Wichtig: Renditen im Kontext von Aktien bzw. Aktien-ETFs setzen sich dabei immer aus Dividenden und Kurssteigerungen zusammen. Das heisst, das passive Einkommen besteht in diesem Fall aus Dividenden- und/oder Verkaufserträgen.

„Steht nicht der Kapitalerhalt (und die Erben) im Vordergrund, sondern das Ziel, ein möglichst hohes passives Einkommen bis ans Lebensende zu generieren, so kann sich der Weg zur finanziellen Freiheit deutlich verkürzen.“

Wenn wir zudem davon ausgehen, dass Aktien durchschnittlich 8 Prozent rentieren (vgl. unser Blog-Artikel «Wieso investieren mehr bringt als Sparen») und die durchschnittliche Inflation drei Prozent nicht übersteigt, so ist mit dieser 5%-Regel der reale Wert des Vermögens nicht aufgezehrt. Mit anderen Worten: Steht nicht der Kapitalerhalt (und die Erben) im Vordergrund, sondern das Ziel, ein möglichst hohes passives Einkommen bis ans Lebensende zu generieren, so kann sich der Weg zur finanziellen Freiheit deutlich verkürzen.

Dies bei konstanten Nettorenditen, was natürlich nicht realistisch ist. Realistisch sind selbst bei einem global breit diversifizierten Aktienportfolio mehr oder weniger starke Schwankungen. Je nachdem, ob zu Beginn der Entnahmephase Positiv- oder Negativrenditen resultieren, wirst du am Schluss einen inflationsbereinigten Kapitalzuwachs oder -verzehr verzeichnen.

Bist du zu Beginn der Entnahmephase mit negativen Extremsituationen bzw. sogenannten Schwarzen Schwänen wie die Weltwirtschaftskrise ab 1929 konfrontiert, kann es gar zu einem vorzeitigen vollständigen Kapitalverzehr kommen. Deshalb ist unsere 5%-Regel als Faustregel zu verstehen (vgl. auch unsere Antwort auf den Input von Oliver unten bei den Kommentaren).

Im Artikel «Entnahmepläne: Wie du entspannt in Frührente gehst» stellen wir basierend auf historischem Datenmaterial verschiedene Varianten von Frührenten-Finanzierungen dar.

Schritt für Schritt zur finanziellen Freiheit

Motivierend kann für dich auf dem Weg zur finanziellen Freiheit sein, wenn du eine Streichliste erstellst, worin du alle wichtigen Ausgabenposten wie Krankenkasse oder Steuern aufführst und jeweils  jene streichst, die du mit passivem Einkommen finanzieren kannst.

Oder du ermittelst die Tage, die du bereits finanziell frei bist. In Anlehnung an das obere Beispiel heisst dies: Beträgt dein passives Einkommen aktuell 10’000 Franken, so bist du immerhin für stolze 73 Tage (365 * 10’000 / 50’000) pro Jahr finanziell frei. Oder vielleicht noch motivierender: Jedes Mal, wenn sich dein passives Einkommen um 137 Franken (50’000 / 365) erhöht, bist du einen zusätzlichen Tag im Jahr finanziell frei geworden, und zwar bis an dein Lebensende!

Fazit

Wir sind der Meinung, dass finanzielle Freiheit grundsätzlich durchaus erstrebenswert ist. Denn durch sie kann ein sicheres und komfortables Lebensgefühl gewonnen werden. Doch für die meisten Menschen bleibt die vollständige finanzielle Freiheit wohl ein Wunschtraum. Zu gross sind die Entbehrungen und zu lieb gewonnen die kostspieligen Extras. Auch musst du dir bewusst sein, dass du auf dem Weg zur finanziellen Freiheit – rein finanziell betrachtet – das Leben im Jetzt für die Zukunft «opferst». Wir wollen im Sinne eines versöhnlichen Abschlusses ein differenziertes Fazit zur finanziellen Freiheit ziehen:

Für diejenigen, die kaum Sparen wollen oder können, ist die finanzielle Freiheit weder erreichbar noch erstrebenswert.

Am anderen Ende des Spektrums stehen die Hardcore-Sparer, die sogenannten Frugalisten. Diese Zeitgenossen frönen einen – was den Konsum/Materialismus betrifft – äusserst bescheidenen Lebensstil, bei oft gutem Einkommen und ebensolcher Finanzbildung. Sie bringen natürlich die besten Voraussetzungen für das Erreichen der finanziellen Freiheit mit.

Für die Mehrheit, die Autoren inklusive, welche weder zur einen noch zur anderen Gruppe zählen, gibt es einen interessanten Mittelweg: Sein passives Einkommen durch ein bewusstes Ausgabenverhalten und regelmässige Investments (z.B. in breit diversifizierte ETFs) laufend ausbauen und damit die finanzielle Abhängigkeit von Dritten, sei es der Arbeitgeber oder der Staat, sukzessive abbauen.

Erreicht das passive Einkommen beispielsweise 20 Prozent der laufenden Ausgaben, so könntest du dein Arbeitspensum ebenfalls um 20 Prozent reduzieren. Die gewonnene Zeit kannst du dann je nach deinem Gusto in Familie, Hobbies oder einfach ins Nichtstun «investieren». Das ist doch schon mal ein super Anfang!

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Viele, darunter die schädlichsten Anlagefehler basieren auf Verhaltensmuster, die wir uns über Jahrtausende für das Überleben unserer Spezies antrainiert haben. Das Problem: Bis heute sind diese irrationalen Verhaltensweisen tief in uns verankert. Denn mental sind wir weitgehend Jäger und Sammlerin geblieben. Handlungen, die für uns damals als Höhlenmenschen überlebenswichtig waren, sind heute bei unserer Geldanlage schädlich. Betroffen von diesen psychologischen Fallstricken sind übrigens Profis wie Privatanleger gleichermassen.

Mit diesem Artikel wollen wir dich für die grössten Denkfehler im Zusammenhang mit deiner Geldanlage sensibilisieren und dir wirksame Gegenmassnahmen aufzeigen. Dabei stützen wir uns auf wissenschaftliche Literatur im Bereich der neueren Forschungsrichtung «Behavioral Finance».

von Stefan & Toni
publiziert am 1.10.2022

Inhalt

Einleitung

Was bedeutet «Behavioral Finance» und «Bias»?

Bevor wir uns richtig in dieses spannende Thema vertiefen und uns den gemäss unserer Einschätzung 13 grössten psychologischen Fallstricken bei der Geldanlage widmen, wollen wir nachfolgend zwei Schlüsselbegriffe klären:

Behavioral Finance

Behavioral Finance  ist eine neuere Forschungsrichtung im Bereich Finance, welche die Psychologie des Investierens analysiert. Diese Kurzdefinition stammt von der Universität Zürich bzw. aus der Beschreibung ihres Lehrgangs «Behavioral Finance». In einer idealen Finanzwelt können die komplett rationalen Investoren („Homo oeconomicus“) alle Informationen am Markt fehlerfrei einordnen und rein logische Schlüsse daraus ziehen. Tatsächlich ist es aber so, dass Anlegerinnen und Anleger irrational handeln, gewisse Informationen als wichtiger oder unwichtiger einschätzen, als diese sind, und so auch falsche Anlageentscheide fällen. Die verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie, wie „Behavioral Finance“ auf Deutsch genannt wird, erklärt, weshalb dies so ist – und weshalb es durch eine Wiederholung dieser Entscheide zu vermeintlich unlogischen Entwicklungen an den Märkten kommt.

Bias

Bias sind Verzerrungen. Wir konzentrieren uns im vorliegenden Artikel auf kognitive Verzerrungen, welche systematischer und fehlerhafter Natur sind, wissenschaftlich bestätigt sind sowie in einem Zusammenhang mit dem Geldthema stehen. Bias gemäss dieser Definition verleiten uns zu irrationalem Verhalten bei unseren Finanzen.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Wenn du meinst, Bias betreffe nur Dummköpfe, dann irrst du leider. Denn Bias betrifft alle Bildungsschichten, wenn auch – je nach Bias – in unterschiedlichem Ausmass. Wie wir später noch sehen werden, sind manchmal sogar Hochgebildete stärker von Bias betroffen als schlichtere Gemüter.

Denkfehler oder psychologische Fallstricke verwenden wir im vorliegenden Artikel als Synonyme von Bias.

Wie werden Bias bestimmt?

Zur Bestimmung systematischer fehlerhafter kognitiver Verzerrungen müssen zunächst rationale Vergleichsstandards anhand prüfbarer Regeln entwickelt werden. Systematische, also nicht individuelle und zufällige, Abweichungen von diesen Standards gelten dann als irrational oder falsch.

Weshalb fiel die Wahl ausgerechnet auf diese 13 Denkfehler?

Wir sind systematisch vorgegangen und haben bei der Wahl der 13 grössten Denkfehler die folgenden vier Schritte durchlaufen.

  1. Lektüre von Fachliteratur verschiedener Autoren (vgl. dieses Kapitel)
  2. Treffen einer Vorselektion (Grundgesamtheit) von rund 100 Denkfehlern (massgeblich basierend auf den beiden Werken von Dobelli)
  3. Analyse der Vorselektion und Identifizierung der wichtigsten Denkfehler mit Bezug zum Geldthema
  4. Festlegung einer Rangfolge der zuvor identifizierten 13 Denkfehler (Ranking)

Übrigens: Auch wenn die Unglückszahl «13» natürlich gut für eine Rangliste mit den grössten Denkfehlern bei der Geldanlage passt, hatten wir zu Beginn unserer Analyse keine bestimmte Zahl anvisiert. Nach unserer Recherche blieben einfach 13 Denkfehler übrig, welche wir im Zusammenhang mit dem Geldthema als besonders relevant erachteten.

Jetzt aber genug der einleitenden Worte und viel Vergnügen bei der Lektüre!

Die 13 grössten Denkfehler bei der Geldanlage

Überblick

Folgende, für deine Geldanlage relevanten Denkfehler haben wir auserkoren und in absteigender Rangfolge sortiert. Das heisst, je tiefer die Rangnummer, desto folgenreicher bewerten wir den Denkfehler. Gemäss unserer Einschätzung hat also Denkfehler Nr. 1 den grössten (negativen) Impact auf deine Geldanlage.

In den weiteren Kapiteln stellen wir jeden dieser Denkfehler vor. Zu Beginn erhältst du jeweils eine allgemeine Erklärung, es folgen anlagebezogene Praxisbeispiele sowie ein Fazit mit Tipps, wie du den entsprechenden Denkfehler vermeiden könntest.

Und noch etwas: Wir freuen uns auf dein Feedback unten in den Kommentaren, egal ob du unsere Einschätzung teilst oder ihr widersprichst.

Vorstellung der einzelnen Denkfehler mit Erklärungen, Beispielen und Tipps

Denkfehler Nr. 13: Schwarzer Schwan

Wir starten unser Ranking mit dem Schwarzen Schwan – der «Wer hätte das gedacht?»-Denkfehler. Dabei handelt es sich im Sinne von Nassim Taleb, Autor des Bestsellers «The Black Swan», um einen undenkbaren Vorfall mit einem riesigen Einfluss auf unser Leben. Es gibt positive und negative Schwarze Schwäne.

Die Corona-Krise hatte beispielsweise sowohl positive als auch negative Schwarze Schwäne hervorgebracht. Negativ: Mit dem Lockdown mussten alle Gastrobetriebe, Fitnesscenter und andere Orte der Begegnung schliessen – mit oft einschneidenden finanziellen Folgen für Inhaber und Personal. Positiv zu Buche schlug hingegen Corona bei allen Anlegerinnen und Anlegern, welche im nur wenige Tage dauernden Corona-Crash ihre Aktien-ETFs aufgestockt und so von rund 30 Prozent tieferen Kursen profitiert haben.

Ein weiterer negativer Schwarzer Schwan verkörperte unsere einst nationale Fluggesellschaft Swissair. Am 3. Oktober 2001 sackten deren Aktien um 96% ab. Wenig später ging eine der traditionsreichsten Schweizer Firmen Pleite. Als Investor von Einzelaktien kommen solche Schwarze Schwäne in Form von Totalverlusten an der Börse häufiger vor als man gemeinhin denkt.

Neben der Swissair gibt es unzählige andere einst hochgelobte «Hero-to-Zero»-Unternehmen, welche praktisch von einem auf den anderen Tag die Segel strichen und ihr Geschäft einstellen mussten. Als weitere Beispiele seien an dieser Stelle an die globale Investmentbank Lehmann Brothers, den Energieriesen Enron oder den ambitionierten deutschen Zahlungsabwickler und einstigen Börsenliebling Wirecard erinnert.

Fazit: Investiere regelbasiert, diversifiziere deine Geldanlage breit und bewahre bei Börsenturbulenzen stets einen kühlen Kopf. Damit bleibst du zwar nicht vor Crashs und damit verbundenen Buchverlusten verschont. Im Gegensatz zu Einzeltitel-Investments erleidest du aber keine Totalverluste infolge von Firmenpleiten.

Denkfehler Nr. 12: Survivorship Bias – Überlebensirrtum

Bei diesem Denkfehler wird die Erfolgswahrscheinlichkeit systematisch überschätzt. Besonders häufig tritt dieser Irrtum bei aktiv gemanagten Anlagefonds auf. So publizieren Finanzpostillen regelmässig Rankings über die bestlaufenden Fonds ihrer Werbekunden. Schöne Momente für die Finanzbranche und ihre Marketingbüros, welche diese Good News natürlich genüsslich medial auf allen Kanälen ausschlachten. Wer könnte es ihnen auch verübeln?

Wo liegt also das Problem? Die Betrachtungsdauer ist zu kurz. Es ist keine grosse Kunst, kurzfristig über ein, zwei oder drei Jahre den Index zu schlagen. Längerfristig schaffen das aber nur die allerwenigsten aktiv gemanagten Fonds – nach Abzug der Kosten. Schlimmer noch – und jetzt kommen wir zum Kern dieses Bias: Die Mehrzahl der Fonds befindet sich auf dem Anlagefriedhof. Das heisst, die Fondsanbieter sieben mangels Erfolgs laufend ihre Loser-Fonds aus und entziehen sie somit dem Markt – und unserem Gedächtnis. Diese Negativstorys erscheinen natürlich nicht in den Hochglanzbroschüren, sondern laufen im stillen Kämmerlein ab. Übrig bleiben die wenigen medial gepushten «Gewinnerfonds».

Dieser Bias führt also dazu, dass wir irrtümlich davon ausgehen, dass es nur so von erfolgreichen aktiv gemanagten Anlagefonds wimmelt. Erfolgsprodukte also, die es problemlos schaffen, den Index zu schlagen.

Fakt ist aber, dass eine überwältigende Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds ein ungünstiges Risiko-/Renditeverhältnis aufweist. Das heisst, sie schaffen es nach Abzug der Kosten nicht, langfristig d.h. über zehn und mehr Jahre, den (bezogen auf das eingegangene Risiko korrekten) Index bzw. einen entsprechenden ETF zu schlagen.

Fazit: Lass’ dich von Erfolgsmeldungen aus der Finanzbranche nicht täuschen. Denk auch daran, dass Gewinner-Fonds der Vergangenheit oft die Flops von morgen sind (vgl. auch Denkfehler Nr. 7). Konzentriere dich bei der Wahl eines Anlageproduktes auf die wirklich relevante Frage: Wie hoch war bei deinem gewählten oder gewünschten Fonds die risikoadjustierte, langfristige Rendite nach Abzug aller Kosten im Vergleich zum passenden Index (Benchmark)? Falls du zur Erkenntnis gelangst, dass du die Marktrendite (Index) nicht schaffst, lege dir einen oder mehrere bewährte indexbasierte ETFs zu. Wenn dir die Wahl schwerfällt, schau’ doch mal in unseren unabhängigen ETF-Vergleich «Beste ETFs Schweiz und global: And the Winner is…» rein.

Denkfehler Nr. 11: Home Bias – Heimmarktneigung

Mit dem Home Bias ist die Tendenz gemeint, Geldanlagen auf dem Heimmarkt überproportional zu gewichten. Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet dies, dass Schweizerinnen vorzugsweise in den «SMI», Deutsche in den «DAX» und Amerikanerinnen in den «S&P 500» investieren. Gründe für die Bevorzugung des Heimmarktes sind vielfältig und zumindest auf den ersten Blick nachvollziehbar: mehr Vertrauen in hiesige Unternehmen, eine bessere Informationsbasis, tiefere Transaktionskosten, keine Wechselkursrisiken.

Wissenschaftliche Studien belegen jedoch, dass weltweite Diversifikation bei deiner Anlage langfristig das beste Risiko-Rendite-Verhältnis bringt. Diese Erkenntnis schliesst nicht aus, dass beispielsweise der auf wenige CH-Titel konzentrierte Heimindex «SMI» auch mal über die eine oder andere Periode besser abschneidet als der breit diversifizierte Weltindex «MSCI World». Das Risiko, das du dabei eingehst, ist aber höher.

Behavioral Finance
Abb. 1: Unterschiedliche Kursverläufe von 8.12.2010 bis 29.9.2022 zweier ausschüttender ETFs basierend auf den Indizes «SMI» (rot von iShares) und «MSCI World» (blau von HSBC). Die Wertveränderungen beinhalten Kosten (TER) und Ausschüttungen. (Quelle justetf.ch)

Denn beim SMI ist die Performance stark abhängig von wenigen Titeln. So machen die Top 3-Positionen im SMI Nestlé, Novartis und Roche mehr als 55% aus. Das heisst, wenn nur einer dieser Titel schwächelt, dann schwächelt der ganze Index. Anders beim breit diversifizierten MSCI World mit rund 1600 Aktiengesellschaften aus 23 Industriestaaten einschliesslich der Schweiz: Die Top 3 Apple, Microsoft und Amazon vereinen nur 11% der Gesamtmarktkapitalisierung des MSCI World.

Fazit: Übe dich in Geduld und nutze langfristig die Macht der Diversifikation. Damit erhältst du bei deiner Geldanlage das einzige Gratismittagessen, den sogenannten «Free Lunch». Das heisst, ein Vorteil, der nicht mit einem Nachteil bezahlt werden muss. Dieser Sachverhalt schlägt sich in einem optimalen Risiko-Rendite-Verhältnis nieder.

Denkfehler Nr. 10: Confirmation Bias – Bestätigungsfehler

Für Dobelli ist der Confirmation Bias der Vater aller Denkfehler. Deshalb hat er ihm wohl als einziger gleich zwei Kapitel in seinem lesenswerten Buch «Die Kunst des klaren Denkens» eingeräumt. Bei uns schafft es dieser Denkfehler immerhin in die Top 10.

Worum geht’s? Beim Bestätigungsfehler tendieren wir dazu, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie mit unseren Überzeugungen, z.B. in Form von Theorien oder Weltanschauungen, kompatibel sind. Neue Informationen, die im Widerspruch zu unseren bestehenden Ansichten stehen, filtern wir aus. Dies ist gefährlich, denn «Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden», meinte einst der britische Schriftsteller und Philosoph Aldous Huxley.

Nehmen wir an, du bist felsenfest davon überzeugt, dass die Anlageklasse «Aktien» brandgefährlich ist, einfache Anlegerinnen und Anleger im Börsencasino übel abgezockt werden und sie deshalb über kurz oder lang nur Verluste erleiden werden. Wenn du dem Bestätigungsfehler unterliegst, wirst du alle neu eintreffenden Börsenmeldungen so interpretieren und filtern, dass deine Glaubensätze bestätigt werden. Damit wird dein negatives «Börsenweltbild» immer weiter verfestigt.

Fazit: Schreibe deine Glaubenssätze in Geldangelegenheiten auf. Widme dich danach der ebenso notwendigen wie mühseligen Arbeit, deine diesbezüglichen Überzeugungen kritisch zu hinterfragen, indem du nach Gegenbeispielen suchst (Disconfirming Evidence). Wenn du noch wirksamer gegensteuern möchtest, dann fordere deine kritischsten Bekannten auf, deine Glaubenssätze zu «challengen» und sie bei Bedarf in Grund und Boden zu stampfen.

Denkfehler Nr. 9: Action Bias – Überaktivität

Dieser Fehler passiert häufig bei neuen oder unklaren Situationen. Wir verspüren dann den Impuls, etwas überhastet zu tun, irgendetwas – auch wenn es zu unserem Nachteil ist.

Gerade Börsenneulinge neigen dazu, ständig etwas an ihrem Portfolio herumzuwerkeln – beispielsweise mit überflüssigen Trades. Dadurch verursachen sie unnötig hohe Kosten.

Der Action Bias stammt aus unserer Jäger-und-Sammlerin-Zeit, als Aktivität dem Nichtstun in den meisten Situationen überlegen war. Ja mehr noch: Entschlossenes Reagieren war zu jener Zeit überlebenswichtig, während geduldiges Warten tödlich sein konnte. Man denke nur an den hinter dem Gebüsch lauernden Säbelzahntiger.

Fazit: In unklaren Situationen, wie wir sie aktuell mit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Verwerfungen (Inflation, Stromkrise etc.) erleben, lohnt es sich, an der Börse ruhig, rational und regelbasiert vorzugehen. Ein wirksames Instrument gegen den Action Bias sehen wir in einem schriftlich festgehaltenen Leitbild über die eigenen Finanzen sowie eine auf das persönliche Risikoprofil angepasste Asset Allocation. Solche Instrumente geben dir in stürmischen Börsenzeiten Sicherheit. Ergänzend dazu können für dich Robo-Advisors nützlich sein, dank derer du dein Portfolio im Autopilot-Modus halten und so vor schädlichen Überaktivitäten schützen kannst.

So oder so zügelst du deine Ungeduld, indem du dir den 1999 verstorbenen Börsenguru André Kostolany bzw. seine Börsenweisheit zu Herzen nimmst: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich. “Bei den von uns favorisierten Aktien-ETFs stimmen wir diesem «Buy-and-hold»-Ansatz sofort zu. Um Totalverluste zu vermeiden, raten wir aber bei Einzelaktien vom Nichtstun bzw. Dauerschlaf dringend ab. Denn die Geschichte lehrt uns: Einzelne Firmen können häufiger und schneller, als man gemeinhin denkt, pleitegehen. (vgl. auch Denkfehler Nr. 13).

Denkfehler Nr. 8: Information Bias – Informationsüberfluss

Beim Information Bias handelt es sich um den Irrglauben, dass mehr Information automatisch zu besseren Entscheidungen führt. Als Anleger und Anlegerinnen werden wir jeden Tag mit Unmengen von irrelevanten und/oder falschen Finanzmeldungen konfrontiert.

Hier eine kleine Auswahl per 29. August 2022 zum Schweizer Aktienindex SMI: «Schwergewichte verhindern stärkere Verluste», «Drei negative Signale in Folge» (beide aus Finanz und Wirtschaft), «Angeschlagen: Nimmt der SMI nun Kurs auf das Jahrestief?» (Cash), «SMI – Einstiegschance an der Unterstützung» (Onvista). Während die erste Schlagzeile irrelevant, aber immerhin korrekt ist, sind bei den anderen drei sogenannte Charttechniker am Werk. Diese wollen aus dem bisherigen Kursverlauf künftige Entwicklungen voraussehen, was aus wissenschaftlicher Sicht völliger Quatsch ist. Autor Kommer tut solchen Hokuspokus in seinem lesenswerten Buch «Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs» schnöde als «Finanzpornographie» ab.

Fazit: Versuche mit dem Minimum an Börseninformationen durchs Leben zu kommen, ganz nach dem Motto «Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.» Fokussiere dich besser auf die relevanten Basics des Investierens, wie wir sie hier in acht Lektionen zusammengefasst haben. Lese oder höre ergänzend dazu ein oder mehrere seriöse Sachbücher (vgl. unsere Literaturempfehlungen in diesem Kapitel). Damit baust du dir ein in Finanzfragen stabiles und fundiertes Mindset auf, welches dich vor Verunsicherung und irrationalen, schädlichen Anlageentscheidungen schützt.

Denkfehler Nr. 7: “Regression-toward-the-mean”-Ignorance – Unkenntnis des Regressionseffekts

Die Regression zur Mitte ist ein etwas sperriger Begriff aus der Welt der Statistik. Er bezeichnet das Phänomen, dass nach einem extrem ausgefallenen Messwert die nachfolgende Messung wieder näher am Durchschnitt liegt. Extreme Leistungen wechseln sich also mit weniger extremen ab.

Auf die Börse übertragen, bedeutet der Regressionseffekt, dass der – bezogen auf die Wertentwicklung – erfolgreichste Aktien-ETF der letzten drei Jahre kaum mehr der erfolgreichste ETF der nächsten drei Jahre sein wird.

Wenn wir an der Börse dieses statistische Prinzip ignorieren, betreiben wir schädliches Performance Chasing, eine Variante von Market Timing. Getrieben von «Fomo» (“Fear of missing out”) rennen wir den Renditen hinterher. Kaufen also in überhitzten Märkten zu Höchstkursen, was an der Börse die absolute Verliererformel ist.

Aber weshalb verhalten wir uns so? Dieser Denkfehler ist wohl unseren menschlichen Instinkten geschuldet: Gewinnertypen ziehen uns magisch an.

Fazit: Eine einfache und wirksame Massnahme, das Prinzip der Regression zur Mitte zu berücksichtigen, ist die periodische Durchführung eines regelbasierten Rebalancing basierend auf vordefinierten Zielwerten. Damit investierst du antizyklisch und nicht in bereits heiss gelaufene Märkte mit hohem Absturzpotenzial.

Denkfehler Nr. 6: Social Proof – Herdentrieb

Social Proof bezieht sich auf unseren immer noch tief verankerten Herdentrieb. Aber warum ticken wir so? Weil dieses gruppenorientierte Verhalten sich in unserer evolutionären Vergangenheit als gute Überlebensstrategie erwiesen hat. Man denke wieder an den Säbelzahntiger. Wer zögerte und nicht mit seinen Artgenossen die Flucht ergriff, wurde verspeist und verschwand aus dem Genpool.

Heute und auf die Börse bezogen ist der Social Proof vor allem eines: Das grosse Übel hinter Blasen und Crashs.

Fazit: Das beste Rezept gegen Social Proof sehen wir in einer soliden Finanzbildung sowie natürlich in der Sensibilität für diesen Denkfehler.

Denkfehler Nr. 5: Hindsight Bias – Rückschaufehler

Beim Rückschaufehler scheint uns rückblickend eine Entwicklung jeweils völlig plausibel und erwartbar. Ein grosser Irrtum: Denn wer hat schon die Finanzkrise 2008 oder den Corona-Crash 2020 korrekt vorausgesagt? Niemand.

Der Rückschaufehler ist gemäss Dobelli einer der hartnäckigsten Denkfehler überhaupt. Er beschreibt ihn auch als «Ich-hab’s-schon-immer-gewusst-Phänomen». Gemäss Studien sollen sogar Leute, die diesen Denkfehler kennen, genauso häufig in die Falle tappen wie alle anderen.

Doch weshalb ist der Rückschaufehler so gefährlich für uns Anlegerinnen und Anleger? Weil er uns glauben macht, wir seien bessere Vorhersager, als wir tatsächlich sind. Das macht uns an der Börse übermütig und verleitet uns zu falschen Entscheidungen.

Fazit: Dobelli rät über unsere Wirtschaftsprognosen Tagebuch zu führen, damit wir uns jederzeit schwarz auf weiss unsere Fehleinschätzungen in Erinnerung rufen können. Eine weniger aufwendige, aber nicht minder wirksame Massnahme sehen wir im passiven, regelbasierten, prognose- und spekulationsfreien Investmentansatz, wie wir ihn auf unserem Blog vertreten und selber danach anlegen.

Denkfehler Nr. 4: Loss Aversion – Verlustaversion

Schaut man sich die rekordverdächtigen Ausgaben von Frau und Herr Schweizer für Versicherungen an, so dürften wir von diesem Denkfehler besonders stark betroffen sein. Worum geht es? Investoren haben die Tendenz, sensibler auf negative Kursentwicklungen zu reagieren als auf positive. Kursverluste von 20% belasten uns also in der Regel stärker als Kursgewinne in gleicher Höhe uns erfreuen.

Verlustaversion zeigt sich auch in einem übervorsichtigen Anlageverhalten. Risikoscheue Anlegerinnen und Anleger fühlen sich mit ihrem (zinslosen) Sparkonto am wohlsten, während sie risikobehaftete Anlageklassen wie Aktien meiden.

In unserer evolutionären Vergangenheit war die Verlust- bzw. Risikoaversion übrigens noch stärker ausgeprägt als heute. Ein dummer Fehler reichte, und man schied aus dem Leben. Menschen, die unachtsam oder zu risikofreudig waren, starben bevor sie ihre Gene an die nächste Generation weitergeben konnten. Überlebt haben die Vorsichtigen – und wir als ihre Nachkommen.

Die Extremvariante der Verlustaversion sehen wir im sogenannten Null-Risiko-Fehler («Zero-Risk-Bias»). Gibt es überhaupt ein Nullrisiko in Finanzangelegenheiten, also die totale Sicherheit? Natürlich nicht. Selbst wenn du alle deine Aktien-ETFs verkaufst und das Geld auf ein Sparkonto transferierst, ist dein Vermögen nicht sicher. Die Bank könnte pleitegehen, die Inflation frisst täglich ein kleines Stück deiner Ersparnisse weg oder eine Währungsreform sorgt für böse Überraschungen.

Fazit: Risiken gehören zum Leben genauso wie zu deiner Geldanlage. Aus rationaler Sicht ist man gut beraten, existenzbedrohende Risiken abzusichern, alle anderen Risiken zu tragen und langfristig von Renditen zu profitieren, die über der Inflationsrate liegen.

Denkfehler Nr. 3. Overconfidence Bias – Selbstüberschätzungseffekt

Fast geschafft! Wir kommen nun zu den Medaillenrängen: Bronze ist unserer Selbstüberschätzung gewidmet. Dieser Denkfehler besteht darin, dass wir systematisch unser Wissen und unsere Prognosefähigkeit überschätzen. Begünstigt wird dieser psychologische Fallstrick durch zuvor erlebte, zufällige Erfolge («Anfängerglück»).

So steckten viele Anleger in den späten 90er-Jahre ihre ganzen Ersparnisse in Internetaktien. Befeuert von anfänglichen Erfolgen bildeten sie sich ein, meisterhafte Fähigkeiten beim Stock-Picking bzw. bei der Wahl erfolgreicher Zukunftsaktien zu besitzen. Ein grosser Irrtum: Denn der gesamte Markt ging zu dieser Zeit einfach hoch. Und als die Dotcom-Blase platzte, war die finanzielle Tragödie zahlreicher Spekulanten perfekt.

Überraschend: Gemäss Dobelli leiden Experten wie beispielsweise Ökonomieprofessoren noch stärker an Selbstüberschätzung. Mit gravierenden Folgen, wenn wir bei unseren Investments blind den Prognosen dieser Profis folgen. Diese unkritische und schädliche Autoritätsgläubigkeit wird auch «Authority Bias» genannt.

Fazit: Ignoriere Prognosen oder sei zumindest gegenüber deiner eigenen Markteinschätzungen als auch denjenigen von sogenannten Börsenprofis stets skeptisch. Insbesondere dann, wenn es sich um kurzfristige Prognosen handelt. Die einzigen beiden Prognosen, die du als rationaler Aktieninvestor unseres Erachtens treffen solltest, sind

Wenn du diese beiden Einschätzungen teilst, dann spricht unserer Meinung nach nichts gegen ein langfristig ausgerichtetes Investment in einen oder mehrere passive, breit diversifizierte Aktien-ETFs.

Denkfehler Nr. 2: Sunk Cost Fallacy – Irrtum der versunkenen Kosten

Jede und jeder BWL-Studierende wird vor diesem Denkfehler, welchem wir die Silbermedaille verleihen, gewarnt. Um was geht’s? Egal, ob Firmenlenker oder Privatanlegerin, sie alle haben die Neigung, versunkene Kosten früherer Fehlentscheidungen bei der aktuellen Entscheidungsfindung weiterhin zu berücksichtigen.

So werden für erfolglose Projekte weitere Kosten in Kauf genommen («gutes Geld schlechtem hinterherwerfen»), statt das Projekt zu beenden und sich die Fehlinvestition einzugestehen. Mit anderen Worten: Stellst du ein Projekt heute auf den Prüfstand, so sollten für dich nur das künftige Nutzen-Kosten-Verhältnis in deine Entscheidungsfindung einfliessen, nicht aber die vergangenen, bereits versunkenen Kosten. Denn diese sind unwiederbringlich verloren.

Beispiel: Du bist seit vielen Jahren in einen teuren, aktiv gemanagten Aktienfonds investiert. Nennen wir ihn «The World’s Best Stocks Premium Fund». Du stellst fest, dass wegen der hohen Kosten die Performance dieser Anlage im Mehrjahresvergleich deutlich dem Benchmark des MSCI World Index hinterherhinkt. Was tust du? Als rationaler Anleger ziehst du die Reissleine: Du stoppst die hohen Kosten, akzeptierst allfällige Exitgebühren und investierst stattdessen in einen günstigen (passiven) Aktienfonds. Dasselbe solltest du übrigens auch bei überteuerten Brokern tun.

Fazit: Betrachte versunkene Kosten als wertvolles, wenn auch manchmal teures Lehrgeld und handle nach dem Motto «Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende».

– P a r t n e r a n g e b o t

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Denkfehler Nr. 1: Verkennen des exponentiellen Wachstums

Gold für das exponentielle Wachstum! Diese Wahl mag dich vielleicht überraschen. Aber exponentielles Wachstum, das sich bei deiner Geldanlage im Zinseszinseffekt niederschlägt, ist derart mächtig, dass wir dessen Verkennung als den grössten psychologischen Fallstrick sehen. Bei deiner Geldanlage ist der Zinseszinseffekt dein engster Verbündeter und langfristig ein Performance-Booster ohnegleichen, wie wir später noch sehen werden.

Albert Einstein soll ja einst gesagt haben: «Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn.» Im Gegensatz zu linearem Wachstum, was wir intuitiv verstehen, übersteigt exponentielles Wachstum unsere Vorstellungskraft. Denn unsere evolutionäre Vergangenheit hat uns nicht darauf vorbereitet. So waren die Erfahrungen unserer Vorfahren vorwiegend linearer Art. Wer beispielsweise doppelt so viel Zeit mit Beerensammeln aufwendete, brachte die doppelte Ernte ein.

Fürs bessere Verständnis folgendes Szenario: Grosszügig wie du bist, möchtest du für deinen minderjährigen Nachwuchs (alternativ kann’s natürlich auch das Göttikind sein) einmalig 10’000 Franken anlegen. Dabei prüfst du drei Investmentmöglichkeiten über einen Anlagehorizont von 40 Jahren.

Option A ist ein festverzinsliches Wertpapier in Form einer Unternehmensanleihe (Obligation) mit einem jährlichem Zinscoupon von 8%. Option B ist ein Aktien-ETF «MSCI World» mit erwarteten Kurssteigerungen von durchschnittlich 8% pro Jahr. Option C ist ein aktiv gemanagter «Aktien-Fonds weltweit» von deiner Hausbank mit einer erwarteten Rendite von 6% (Marktrendite abzüglich 2% Management Fees & Co.). Inflation und Steuern lassen wir zur Vereinfachung aussen vor. Wofür würdest du dich entscheiden?

Bravo, du hast wahrscheinlich auf B getippt und somit die «richtige» Wahl getroffen (vgl. Abb. 2).

Behavioral Finance
Abb. 2: Je länger die Haltedauer, desto stärker schlägt der Zinseszinseffekt bei Option B und C durch.

Womit du womöglich aber nicht gerechnet hast, sind die riesigen Differenzen bei den Wertsteigerungen der drei Anlageoptionen (vgl. Abb. 3).

Behavioral Finance
Abb. 3: Frappante Unterschiede beim Wertzuwachs zwischen den drei Anlageoptionen bei einer Haltedauer von 40 Jahren.

Vergleichen wir zuerst einmal die Optionen A und B. Beide werden zu 8% verzinst. Entscheidend ist hier also nicht die Zinshöhe, sondern das exponentielle Wachstum bei Option B. Denn beim ETF greift der Zinseszinseffekt bzw. die zu verzinsende Basis steigt jährlich um 8%: 10’000, 10800, 11’664 usw. Bei der Obligation bleibt sie hingegen konstant bei 10’000 CHF, weshalb auch der Zinsertrag über die Jahre stabil bleibt (lineares Wachstum).

Erstaunlich ist, dass dank des Zinseszinseffektes der ETF die Obligation nicht nur um 20, 30 oder 50% schlägt, sondern um 548%!

Vergleichen wir die Optionen A und C, so fällt auf, dass auch hier der Zinseszins mächtiger ist als die Zinshöhe. Denn trotz geringerer Verzinsung (8% vs. 6%) performt Option C gegenüber A um 190% besser.

Aktienorientierte Anlegerinnen und Anlegern dürfte jedoch die beträchtliche Differenz bei der Wertentwicklung zwischen Option B und C interessieren. Gleiche Anlageklasse, aber ein vermeintlich geringer Zinsunterschied von 2%, basierend auf höheren Nebenkosten, bedeutet nach 40 Jahren bei der aktiv gemanagten Anlage 114’388 Franken Minderertrag.

Fazit: Nutze bei deiner Geldanlage die Kraft des Zinseszinseffekts. Investiere passiv statt aktiv und wähle einen günstigen, für dich geeigneten Broker, um die Nebenkosten des Investierens möglichst tief zu halten. Denn diese laufenden Kosten haben wegen des negativen Zinseszinseffektes eine langfristig drastische Auswirkung auf dein Vermögen, wie der Vergleich zwischen Option B und C eindrücklich gezeigt hat. Last but not least: Verlass’ dich bei Wachstumsraten besser nicht auf dein Gefühl, sondern auf deinen Taschenrechner bzw. die Zinseszinsformel: [=Anfangsinvestition*(1+Zins/100)^Haltedauer)-Anfangsinvestition] bzw.  beispielhaft für Option B: [=10000*(1+8/100)^40-10000] (Excel)

Literaturhinweise (inkl. Buchtipps)

Bei unserer Lektüre diverser Bücher, welche Bias bzw. psychologische Denkfehler zum Thema haben, ist ein Name besonders häufig zitiert worden: Daniel Kahnemann, Psychologe, Nobelpreisträger und Experte auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik. Er hat viele wissenschaftliche Arbeiten zu kognitiven Verzerrungen geschrieben, wie beispielsweise sein bekanntes Buch «Schnelles Denken, langsames Denken». Dieses und andere Werke, welche uns beim Verfassen dieses Artikels inspirierten, haben wir dir nachfolgend zusammengestellt:

Alle genannten Bücher finden wir lesens- und empfehlenswert. Wenn du dich in der Breite und auf unterhaltsame Weise über psychologische Fallstricke (auch ausserhalb des Finanzthemas) informieren möchtest, dann liegst du mit den beiden Bestsellern des Schweizer Autors Rolf Dobelli goldrichtig. Ebenfalls leichtere Kost bietet das (Hör-)Buch von US-Autor Morgan Housel, worin er in 20 Kurzgeschichten anschaulich erklärt, weshalb wir immer wieder schlechte Finanzentscheidungen treffen.

Die übrigen drei Werke sind zwar etwas weniger unterhaltsam, dafür bieten sie mehr wissenschaftlichen Tiefgang. Darunter sehen wir insbesondere Kommer’s «Souverän investieren…» als Pflichtlektüre für alle, welche sich einen rationalen, wissenschaftsbasierten Buy-and-Hold-Investitionsansatz aneignen wollen. Dieses Standardwerk gibt’s übrigens gratis bei Spotify als Hörbuch, und zwar sowohl im Original als auch in der ebenfalls empfehlenswerten gekürzten Fassung für Einsteiger.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Dieser Artikel stellt keine Anlageempfehlung dar, sondern dient lediglich deiner Information.

Die Börsenkurse, welche seit der Finanzkrise von 2009, abgesehen von wenigen Aussetzern, stetig gestiegen sind und im Februar 2020 abermals in Allzeithochs gipfelten, sind innert weniger Wochen – je nach Index – um 20 bis 40 Prozent eingebrochen. Besonders jüngeren Anlegern fehlt es somit an entsprechenden Erfahrungswerten. Sie werden nun mit dem Börsencrash 2020 auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Bei allen Widrigkeiten und Unsicherheiten, die uns die Corona-Krise beschert und noch bescheren wird, gilt es kühlen Kopf zu bewahren und der an der Börse herrschenden Panik zu trotzen. Mit diesem Artikel wollen wir dir konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen, wie du diese turbulente Zeit stressfrei meisterst und ja – davon profitieren kannst!

von Stefan & Toni | 4 Kommentare
publiziert am 5.4.2020

Das Jahr 2020 wird zweifelsohne ein geschichtsträchtiges Jahr werden. Ein Jahr, dass voller Zuversicht und Optimismus begann. Zumindest an der Börse manifestierte sich diese Stimmung. Egal, ob MSCI World, SMI oder S&P 500, sie alle erreichten im Februar Allzeithochs (vgl. Abbildungen 1, 3 und 4).

Wenige Wochen später sieht die Welt komplett anders aus. Das bisher unbekannte Corona-Virus SARS-CoV-2 mutierte in Windeseile zu einer Pandemie. Sie droht nun die ganze Welt lahmzulegen. Schon jetzt (Stand: 3.4.2020) sind die angerichteten Schäden immens: 53’000 Tote und über eine Million positiv auf das Virus getestete Personen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Zahlen steigen exponentiell.

«grosse Teile der Menschheit befinden sich im Krisenmodus»

Fast alle Länder der Welt sind betroffen. Viele Staaten haben den Notstand ausgerufen, die Grenzen dicht gemacht, Versammlungsorte – insbesondere Schulen – geschlossen und Ausgangssperren verhängt. Unser Arbeitsleben in der Schweiz ist geprägt von Homeoffice oder – für besonders exponierte Berufsgruppen wie Coiffeure, Angestellte in der Fitnessbranche, im Gastgewerbe und Bildungswesen – von behördlich verordneten Berufsverboten. Wer zudem Kinder im schulpflichtigen Alter hat, muss sich aktuell in der Disziplin „Homeschooling“ unter Beweis stellen.

Kurz: Grosse Teile der Menschheit befinden sich im Krisenmodus und eine ausgewachsene, globale Rezession steht uns ins Haus. Und damit gelangen wir zum eigentlichen Thema, nämlich die finanzielle Situation für uns Anleger.

Inhalt

Und plötzlich ist der Börsencrash 2020 da

Aber bevor wir auf unsere bevorzugte Strategie eingehen, schauen wir uns zur Einstimmung zuerst einige Charts von bekannten Indizes an. Die in den nachfolgenden Charts eingetragenen und datierten Höchst- und Tiefstwerte beziehen sich jeweils auf eine Periode von 52 Wochen mit Stichtag 3. April 2020.

Börsencrash 2020: MSCI World Chart
Abbildung 1: Entwicklung MSCI World Index der letzten 5 Jahre / Quellen: www.finanzen.net, Schweizer Finanzblog.
Börsencrash 2020: MSCI Emerging Markets Chart
Abbildung 2: Entwicklung MSCI Emerging Market Index der letzten 5 Jahre / Quellen: www.finanzen.net,  Schweizer Finanzblog.
Börsencrash 2020: SMI Chart
Abbildung 3: Entwicklung des SMI der letzten 5 Jahre / Quellen: www.finanzen.net, Schweizer Finanzblog.
Börsencrash 2020: S&P 500 Chart
Abbildung 4: Entwicklung des SMI der letzten 5 Jahre / Quellen: www.finanzen.net, Schweizer Finanzblog.

Pandemie zieht alles nach unten und der Börsencrash 2020 nimmt seinen Lauf

Es fällt auf, dass die oben ausgewählten Aktien-Charts seit Beginn des Crashs recht synchron, nämlich beinahe senkrecht nach unten verlaufen. Der Kurssturz macht übrigens auch vor anderen Assetklassen wie Immobilien oder Edelmetallen nicht Halt. Zudem rauschten die Ölpreise rasant in den Keller, ausgelöst durch das Scheitern der Verhandlungen zur Begrenzungen der Ölförder­menge zwischen Russland und Saudi-Arabien.

«ein Totalverlust kann bei marktbreiten Indizes ausgeschlossen werden»

Nun aber zurück zu den oben aufgeführten Charts. Folgende Erkenntnisse können wir daraus ziehen:

  1. Wenn an den Märkten Panik herrscht, reagieren selbst marktbreite Indizes wie der MSCI World mit über 1’600 Firmen aus 23 Staaten sehr volatil. Sie können in Extremsituationen innert weniger Handelstage einen Drittel ihres Wertes verlieren.
  2. In einem Bärenmarkt geht die Abwärtsbewegung viel schneller vonstatten, als in einem Bullenmarkt die Kurse steigen. So notiert der MSCI Emerging Market aktuell (3.4.2020), d.h. unter Berücksichtigung der jüngsten Aufwärtsbewegung  sogar 16,4% tiefer als vor fünf Jahren (vgl. Abbildung 2). MSCI World und SMI befinden sich mehr oder weniger auf 5-Jahresniveau (vgl. Abbildungen 1 und 3). Einzig der auf US-amerikanische Unternehmen beschränkte S&P 500 liegt mit 19,6% noch recht deutlich darüber (vgl. Abbildung 4).
  3.  Auch wenn die Kursverluste heftig sind, ein Totalverlust kann bei marktbreiten Indizes ausgeschlossen werden. Anders sieht es bei Investments in Einzeltiteln aus. Als Folge des Börsencrashs 2020 wird es zu unzähligen Firmenpleiten kommen. Jüngstes Beispiel: die bereits zuvor angeschlagene Restaurantkette Vapiano. Aber auch vermeintlich solide Firmen sind teilweise extrem eingebrochen. Nachfolgend einige Beispiele mit Angabe der prozentualen Veränderung zwischen Höchst- und Tiefstständen der letzten 52 Wochen per Stichtag 3. April 2020:

Als Anleger jetzt klug handeln

Im Börsencrash 2020 schmilzt dein sauer erspartes Aktienvermögen wie Eis an der Frühlingssonne. Da trösten auch kurze Phasen der Erholung nicht darüber hinweg. Was tun? „Kaufen, wenn Blut in den Strassen fliesst“ oder  doch „nicht ins fallende Messer greifen“? Fragst du zehn „Finanzexperten“, wirst du zehn verschiedene Antworten erhalten.

Unser Tipp ist sehr simpel: Befolge konsequent deine Strategie! Denn Strategien sind definitionsgemäss langfristig ausgerichtet und gelten nicht nur in Schönwetterphasen. Falls du hingegen zur Erkenntnis gelangst, dass deine aktuelle Strategie in solch turbulenten Phasen nichts taugt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sie neu zu definieren.

Unsere Strategie als langfristige „buy-and-hold“-Anleger mit Investments in vorwiegend passive, global diversifizierte Aktien-ETFs basiert auf einer vordefinierten Asset Allocation (vgl. unseren Artikel Asset Allocation: Das A und O deiner Geldanlage). Kernstück dieser Vermögensstrukturierung ist eine prozentuale Aufteilung des Vermögens in einen risikoarmen und risikobehafteten Teil. Diese Aufteilung basiert auf unserem individuellen Risikoprofil, also Anlagehorizont, Risikobereitschaft und Risikofähigkeit. Der Börsencrash 2020 ändert daran nichts!

Zukaufen, zukaufen, zukaufen

Und ja, daher ist es sonnenklar, was wir aktuell tun: Zukaufen, zukaufen, zukaufen. Würden wir dieses Rebalancing (vgl. unseren Artikel Dank Rebalancing dein Vermögen wieder im Lot) nicht betreiben, resultierte ein Missverhältnis zwischen dem risikoarmen und risikobehafteten Vermögensteil. Das heisst, unsere Cashreserven wären verhältnismässig zu gross.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Dein Vermögen von 100’000 Franken hast du – treu deiner 50/50-Strategie – je hälftig auf dem Bankkonto und global in Aktien-ETFs investiert. Mit dem Crash hat sich nun dein Vermögen auf 85’000 Franken reduziert. Deine Vermögensaufteilung sieht nun so aus: CHF 50’000 Cash (59%) und CHF 35’000 Aktien-ETFs (41%). Mit einer Investition von CHF 7’500 in Aktien-ETF erreichst du wieder ein 50/50-Verhältnis gemäss deiner Strategie.

Durch dieses Rebalancing resultiert ein Rendite fördernder Nebeneffekt: Du kaufst zu verhältnismässig günstigen Kursen und reduzierst so den durchschnittlichen Einstandspreis deiner Anlagen. Wir erinnern uns: Ein ETF auf dem MSCI World Index hat innert weniger Wochen einen Drittel seines Wertes eingebüsst. Bei einem iPhone mit einem solch grosszügigen Rabatt würden manche wohl von einem Schnäppchen sprechen. Und beherzt zugreifen.  

– P a r t n e r a n g e b o t –

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Lernen aus der Vergangenheit

Noch ein wichtiger Punkt: In unseren Überlegungen spielt natürlich eine Grundzuversicht mit. So gehen wir davon aus, dass sich die Wirtschaft wieder erholen wird. Genauso wie nach der Ölkrise in den 70ern, der Dot-Com-Blase (2000) oder der Finanzkrise (2008): Stets stürzten die Aktienkurse vehement ab, als drohte das Ende der Welt. Doch wie wir im Rückblick wissen, erholten sich die Kurse jeweils rasch wieder und erreichten Allzeithoch um Allzeithoch. Bis zum nächsten Börsencrash, welcher niemand voraussehen kann.

Wer noch mehr zum Thema „Börsencrash 2020“ und entsprechende Handlungsoptionen erfahren möchte, dem empfehlen wir das unten verlinkte Interview mit dem von uns geschätzten Buchautor Gerd Kommer, welches Thomas Kehl von Finanzfluss kürzlich mit ihm geführt hat.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Risiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

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Uns Schweizern wird ja oft ein guter Umgang mit Geld attestiert. Doch werden wir diesem Ruf im internationalen Vergleich auch wirklich gerecht? Und wie verteilt sich der Sparbatzen von Frau und Herrn Schweizer eigentlich auf die privaten Haushalte? Sparen wir generell oder beschränkt sich das Sparen auf die hohen Einkommensklassen? Antworten darauf erhältst du in diesem Artikel.

von Stefan & Toni | 2 Kommentare
publiziert am 11.1.2019

Inhalt

Die Schweizer legen rund ein Fünftel zurück – nur China spart mehr

Ein Blick auf aktuelle OECD-Daten, womit die Sparquoten der privaten Haushalte aus über 30 OECD-Staaten verglichen werden, scheint die nachgesagte Sparfreudigkeit der Schweizer zu bestätigen: Denn mit einer Sparquote von 18,8 Prozent (2016) liegt die Schweiz hinter China (2015: 37,1%) weltweit an zweiter Stelle, gefolgt von Schweden (2016: 16,6%) und weit vor Ländern wie Deutschland (2016: 9,7%), Österreich (2016: 7,9%) oder den USA (2016: 5,0%).

Diese Werte stehen im Verhältnis zum verfügbaren Haushaltseinkommen. Das Zwangssparen in Form der obligatorischen beruflichen Vorsorge, wie sie die Schweiz – anders als beispielsweise die USA – kennt, ist darin nicht enthalten. Die Schweizer Haushalte verfügen also im internationalen Vergleich über eine überdurchschnittlich hohe, freiwillige Sparneigung.

Vierstellige Sparbeträge auf die hohe Kante – monatlich!

Was heisst dies nun konkret, d.h. wie viele Franken können Schweizer Haushalte beiseitelegen? Gemäss Bundesamt für Statistik liegt der durchschnittliche (freiwillige) Sparbetrag für die Jahre 2012 bis 2014 bei exakt 1’410 Franken pro Monat und Haushalt (vgl. Abbildung 1).

Sparen
Abbildung 1: Die Sparrate beträgt durchschnittlich 1’410 Franken und erhöht sich mit steigendem Einkommen.

– P a r t n e r a n g e b o t –

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40 Prozent der CH-Haushalte sparen nicht

Wenn wir die die Stichprobe etwas genauer betrachten, so fällt auf, dass die Sparfreudigkeit der Schweizer Haushalte sehr unterschiedlich ausgeprägt ist und – wenig überraschend – vom Einkommen abhängt. So weisen die 40 Prozent (1. und 2. Quantil) Haushalte mit den tiefsten Einkommen gar einen negativen (!) Sparbetrag auf. Erst ab dem dritten Quantil wird der monatliche Sparbetrag mit 860 Franken positiv und steigt von 1’941 (4. Quantil) bis 4’662 Franken (5. Quantil bzw. oberstes Einkommensfünftel) stark an.

Fazit

Wir Schweizer mögen zwar international betrachtet und mit Durchschnittswerten ermittelt bemerkenswerte Sparfüchse sein, doch relativiert sich dieses Bild mit Blick auf die Sparrate je Haushalt und Einkommensklasse stark: So können wir – etwas salopp ausgedrückt – resümieren, dass die eine Hälfte der Schweizer Haushalte spart und die andere mehr oder weniger von der Hand in den Mund lebt.

Wir wollen im nächsten Blogpost der Frage nachgehen, was mit dem gesparten Geld in Zeiten historisch tiefer Zinsen passiert und die Vermögensverhältnisse von Herrn und Frau Schweizer etwas genauer unter der Lupe nehmen.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Der wohl wichtigste Erfolgsfaktor beim Vermögensaufbau ist regelmässiges Investieren. Am einfachsten gelingt dies mit einem ETF-Sparplan Schweiz. Lange Zeit gab es hierzulande infolge hoher Gebühren kaum akzeptable Angebote. Dank internationaler Konkurrenz und heimischer Innovation gehört die Sparplanwüste Schweiz glücklicherweise der Vergangenheit an. In diesem Beitrag stellen wir dir drei Sparplan-Varianten vor und zeigen dir auf, welche Anbieter sich dafür besonders gut eignen.

von Stefan & Toni
publiziert am 26.2.2024

Kurz & bündig

Inhalt

Worum geht es beim ETF-Sparplan Schweiz?

Auch wenn es keine allgemein gültige Definition gibt und die Bezeichnung «ETF-Investitionsplan» eigentlich die zutreffendere wäre, werden wir in diesem Beitrag den in der Finanzwelt gebräuchlichen Sparplan-Begriff bzw. als ein auf die Schweiz ausgerichteter Finanzblog die Bezeichnung «ETF-Sparplan Schweiz» verwenden.

Ein ETF-Sparplan Schweiz ist grundsätzlich eine Anlagestrategie, bei der regelmässig Beträge in einen oder mehrere Exchange Traded Funds (ETFs) investiert werden. Ein ETF ist ein Investmentfonds, der an einer Börse gehandelt wird und eine breite Palette von Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffen abbildet. Mehr zum Thema «ETF» findest du in unserem Artikel ETFs: Die Revolution der Geldanlage.

Der ETF-Sparplan Schweiz ermöglicht es Investorinnen und Anlegern, kontinuierlich Geld in einen oder mehrere ETFs zu investieren, anstatt eine einmalige Kapitalanlage oder unregelmässige Investitionen zu tätigen.

Ein ETF-Sparplan Schweiz funktioniert sehr einfach: Du legst fest, wie viel Geld du regelmässig investieren möchtest und wählst einen oder mehrere ETFs aus, in die das Geld investiert werden soll.

Ein solches Vorhaben könnte wie folgt formuliert sein: «Immer am 1. des Monats bzw. am nächstmöglichen Börsentag investiere ich 200 Franken in meinen ETF-Sparplan Schweiz.»

Zur Umsetzung dieses Vorhabens stehen dir drei Varianten zur Verfügung: Du investierst manuell (Variante 1), automatisch (Variante 2) in einen oder mehrere ETFs oder in ein gesamtes Wertschriftenportfolio (Variante 3).

Welches auch immer deine bevorzugte Variante ist, du benötigst in jedem Fall ein dafür passendes Wertschriftendepot. Dabei solltest du insbesondere auf die Gebühren achten. Denn grundsätzlich kannst du bei allen Anbietern auf die eine oder andere Weise einen ETF-Sparplan Schweiz einrichten. Doch die meisten Anbieter sind schlicht zu teuer und deshalb für Sparpläne ungeeignet.

Weiter unten im Text werden wir dir die drei Sparplan-Varianten und dafür passende Wertschriftendepots unterschiedlicher Anbieter vorstellen.

Für wen eignet sich ein ETF-Sparplan Schweiz?

Einfach ausgedrückt, eignet sich ein ETF-Sparplan Schweiz grundsätzlich für alle Privatanleger:innen, welche sich in der Vermögensaufbauphase befinden. Dabei spielt es keine Rolle, welche konkreten Ziele du damit verfolgst, sei es die finanzielle Freiheit, eine längere Auszeit, Sparen fürs Alter oder Materielles. Je länger dabei dein Anlagehorizont und je höher deine Sparrate sind, desto schneller wächst dein Vermögen an.

Soweit so klar. Was aber viele unterschätzen, ist der Zinseszinseffekt, welcher langfristig der ultimative Booster für dein Vermögen ist – vorausgesetzt du legst dein Vermögen rentabel an, z.B. in Aktien-ETFs. 

ETF-Sparplan Schweiz
Bei allen drei Optionen beträgt die monatliche Sparrate 200 CHF. Doch nach 20 Jahren hat die Option C «ETF-Sparplan» dank des Zinseszinseffekts klar die Nase vorn.

Welche Vorteile bietet ein ETF-Sparplan Schweiz?

Bevor wir auf die sparplanspezifischen Vorzüge eingehen, wollen wir zwei entscheidende Vorteile von ETFs (d.h. unabhängig, ob mit oder ohne Sparplan) in Erinnerung rufen: 

Ausführlich über die vielen positiven (und wenigen negativen) Aspekte von ETFs haben wir im Artikel ETFs: Die Revolution der Geldanlage berichtet. Zudem haben wir 14 Top-ETFs im Artikel Beste ETFs Schweiz und global: And the Winner is… auserkoren.

Ok, alles klar, aber weshalb sollte ich einen ETF-Sparplan Schweiz einrichten? Nachfolgend haben wir die für uns wichtigsten drei Vorteile zusammengestellt: 

ETF-Sparplan Schweiz
Ein ETF-Sparplan zeichnet sich nicht nur durch einen stetigen Vermögensaufbau und ein optimales Rendite-Risiko-Verhältnis aus, sondern dürfte auch die bequemste Anlagestrategie überhaupt sein.

Welche Arten von ETF-Sparplänen gibt es?

Wir unterscheiden drei Sparplan-Varianten (aufsteigend sortiert nach Reifegrad bzw. Komfort-Level):

Alle drei Varianten haben die Regelmässigkeit des Investierens gemeinsam.  

ETF-Sparplan Schweiz
Drei unterschiedliche Sparplan-Varianten mit einer Gemeinsamkeit: Mit einem ETF-Sparplan wächst dein Vermögen durch regelmässiges Investieren stetig an.

«ETF-Sparplan Schweiz» Variante 1: Manuelles Investieren in einen oder mehrere ETFs

Bei dieser Variante lässt du regelmässig einen fixen Betrag per Dauerauftrag auf dein Wertschriftendepot überweisen. Das eigentliche Investment musst du in einem zweiten Schritt jedoch manuell anstossen. Das heisst, du kaufst entsprechend deiner überwiesenen Rate, so viele ETF-Anteile wie möglich. Allfällige Restbeträge investierst du beim nächsten Mal.

Diese Restbeträge sollten natürlich möglichst tief sein, weshalb du sogenannte «Low-Priced ETFs» bevorzugen solltest, deren einzelne Anteile zu relativ tiefen Preisen angeboten werden, z.B. zu rund 10 CHF/USD/EUR.

Finanziell lohnt sich diese Variante für dich nur dann, wenn du ein Depot hast, bei dem die Transaktionsgebühren im Verhältnis zur investierten Rate nicht zu hoch sind. Wir wenden dabei die Faustregel an, dass die gesamten Transaktionskosten, also Provisionen einschliesslich allfällige Börsen- und Wechselgebühren sowie Stempelsteuern, maximal 1% der investierten Rate betragen sollten. Denn je weniger Gebühren dir abgezwackt werden, desto mehr Rendite kannst du mit deiner Anlage herausholen.

Unsere beiden Kooperationspartner DEGIRO (Review mit 100 CHF Bonus), grösster Online-Broker Europas sowie die bekannte Schweizer Smartphone-Bank neon (Review mit 20 CHF Bonus), welche beide (noch) keine automatisierten ETF-Sparpläne anbieten, erfüllen dieses Kriterium.

Je nach Wahl des ETF bezahlst du bei DEGIRO fix rund 1 oder 3 CHF pro investierte Rate. Demgegenüber verlangt neon pauschal 0.5%, und zwar ohne Mindestbetrag. Investierst du also bei neon regelmässig 100 CHF, so fallen jeweils nur 50 Rappen Provisionen an, was kaum zu toppen ist. 

Auch der heimische Marktführer Swissquote (Review mit Bonus-Code) ist grundsätzlich für einen Sparplan interessant, vorausgesetzt du investierst a) grössere Beträge ab 1’000 CHF und b) du wählst einen von den zahlreichen ETFs mit Vorzugskonditionen aus (pro Trade pauschal 9 CHF/USD/EUR).

Wichtig: Anbieter wie Yuh oder Interactive Brokers eigenen sich ebenfalls für diese manuelle Sparplan-Variante. Doch da bei ihnen auch automatisches Investieren zu Fixpreisen («Fractional Trading») möglich ist, behandeln wir sie ausführlich in der Sparplan-Variante 2, welche ein höheres Komfortlevel bietet.  

ETF-Sparplan Schweiz
Die Sparplan-Variante 1 bietet dir viel Flexibilität bei wenig Komfort.

Fazit zur «ETF-Sparplan Schweiz» Variante 1

Diese Sparplan-Variante bietet dir den geringsten Komfort. Die Trades musst du nämlich alle manuell «anstossen». Vergisst du dies, handelt es sich lediglich um Bargeld ohne nennenswerte Rendite. Immerhin wird regelmässig und automatisch (mittels eines Dauerauftrags) ein fixer Anlagebetrag auf dein Wertschriftendepot überwiesen.

Diese Variante eignet sich insbesondere für Personen, die diszipliniert sind und regelmässig manuell in ihren Wunsch-ETF investieren. Damit hast du die volle Kontrolle und du kannst mal den einen, mal einen anderen ETF besparen – ganz nach deinem Gusto. Wie bei allen Sparplänen ist es auch bei dieser Variante wichtig, dass du auf die Gebühren achtest und über ein Wertschriftendepot mit tiefen Transaktionskosten verfügst. 

«ETF-Sparplan Schweiz» Variante 2: Automatisches Investieren in einen oder mehrere ETFs

Diese Variante ist der Klassiker unter den Sparplänen. Sind einmal der zu besparende ETF, die Ratenhöhe sowie Startdatum und Intervall ausgewählt, werden die Trades automatisch ausgeführt. Da der Wert des ETF ständig schwankt, investierst du zwar jeweils denselben Betrag, erhältst jedoch dafür je nach Kurs unterschiedlich viele ETF-Anteile bzw. Bruchteile davon. Dies nennt sich «Fractional Trading» und ist Voraussetzung für automatisches Investieren in einen oder mehrere ETFs. 

ETF-Sparplan Schweiz
Die Variante 2 ist der Sparplan-Klassiker! Automatisches Investieren zu fixen Beträgen funktioniert nur bei Anbietern, bei welchen du Bruchstücke von ETF-Anteilen kaufen kannst («Fractional Trading»).

«Fractional Trading» in Kombination mit automatischem Investieren bieten unsere beiden Kooperationspartner Interactive Brokers (Review) sowie die Smartphone-Bank Yuh (Review mit 50 CHF Bonus) an.

Bei Interactive Brokers betragen die Provisionen unschlagbare 0.05%, jedoch je nach Handelswährung mindestens 1.50 CHF, 1.25 € bzw. 1.70 $. Demgegenüber verlangt Yuh pauschal 0.5% bzw. eine Mindestgebühr von 1 CHF.

Wir haben bei beiden Anbietern einen ETF-Sparplan mit je einem unserer Gewinner-ETFs eingerichtet: Ein Kinderspiel, das in 30 Sekunden erledigt ist und dir bei Bedarf automatische Investments über viele Jahre sichert!

ETF-Sparplan Schweiz
Eingabemaske für einen ETF-Sparplan bei Interactive Brokers: ETF, Anfangsdatum, Betrag, Intervall und allfälliges Enddatum sind einmalig zu erfassen. Beim gestaffelten Gebührenmodell von IBKR, was bei kleineren Beträgen zu empfehlen ist, würden Transaktionskosten von 0.05% bzw. im vorliegenden Fall von 1.25€ (Mindestgebühr) anfallen. Achtung: ETF-Sparpläne sind bei IBRK nicht für alle Produkte möglich. So kann der von IBKR ebenfalls angebotene, nahezu identische ETF, jedoch in Handelswährung CHF und an der Börse SIX, nur manuell bespart werden.  
ETF-Sparplan Schweiz
Eingabemaske für einen ETF-Sparplan bei Yuh: ETF, Betrag, Startdatum und Intervall sind einmalig zu erfassen. Positiv: Die geschätzten ETF-Anteile («Fractional Trading») sowie die zu erwartenden Gebühren (ausser allfällige Wechselgebühren) werden bei Yuh bereits vor der Transaktion transparent ausgewiesen und liegen mit 1.15 CHF absolut im grünen Bereich bzw. deutlich unter unserer «Schmerzgrenze» von 1% der investierten Rate. Bei Handelswährung CHF, wie beim vorliegenden ETF, entfällt die Wechselgebühr, welche bei Yuh mit 0.95% relativ hoch ist. 

Fazit zur «ETF-Sparplan Schweiz» Variante 2

Diese einfache und flexible Variante dürfte für viele die bevorzugte sein. Voraussetzung hierfür ist ein Wertschriftendepot mit dem Feature «Fractional Trading» sowie moderaten Transaktionsgebühren von max. 1% der investierten Rate. Zudem sollte natürlich dein Wunsch-ETF sparplanfähig sein.

Ist dir eine solche Sparplan-Lösung noch nicht komfortabel genug? Ja dann dürfte Variante 3 im nächsten Kapitel genau das Richtige für dich sein.

«ETF-Sparplan Schweiz» Variante 3: Automatisches Investieren in ein ETF-Portfolio

Anbieter solcher «Rundum-Sorglos-Pakete» sind oft sogenannte Robo-Advisors. Sie haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber den in Variante 2 beschriebenen Wertschriftendepots: Du investierst nicht nur regelmässig und automatisiert in einzelne ETFs, sondern gleich in ein ganzes Portfolio, bestehend aus mehreren ETFs oder vergleichbaren Indexfonds.

ETF-Sparplan Schweiz
Die Variante 3 ist der Goldstandard unter den Sparplänen! Mit jeder Überweisung wird automatisch in ein auf das eigene Risikoprofil abgestimmtes Portfolio, bestehend aus mehreren ETFs und/oder Indexfonds, investiert.

Bezüglich des Preismodells unterscheiden sich Robo-Advisors deutlich von den zuvor beschriebenen Sparplänen. Denn die Gebühren fallen in der Regel nicht pro Trade an, sondern in Form von Verwaltungs- und Depotgebühren basierend auf dem investierten Vermögen. Wir setzen die diesbezügliche «Schmerzgrenze» bei 0.5% p.a. an, womit ein Grossteil der Anbieter nicht mithalten kann. 

ETF-Sparplan Schweiz
Hohe Gebühren sind für dein Vermögen wegen des Zinseszinseffekts ein Renditekiller. Bei 3a-Vorsorgepionier und Preisbrecher Viac belaufen sich die jährlichen Gebühren je nach Anlagelösung auf 0.00% bis 0.44%. (Quelle: Viac)

Die Zusammensetzung eines solchen Sparplan-Portfolios hängt im Wesentlichen von deinem Anlagehorizont und Risikoprofil ab und gilt – einmal definiert – bei jeder Investition bis auf Widerruf oder Änderung deiner Anlagestrategie. Das heisst, bei jeder Überweisung wird dein Portfolio regelbasiert aufgestockt. Überweist du hingegen kein Geld, wird auch nichts investiert. Du bist also auch bei einem Robo-Advisor nicht verpflichtet, regelmässig zu investieren. 

Unsere drei Robo-Advisor Kooperationspartner clevercircles, findependent und Selma bieten nicht nur kostengünstige Sparpläne bereits ab 100 CHF an, sondern auch ein passives Anlageuniversum mit ETFs und/oder Indexfonds. Neben diesen beiden Muss-Kriterien (für uns) sind sie recht unterschiedlich positioniert. In diesen Steckbriefen (inkl. Aktionscodes) haben wir ihre wichtigsten Merkmale zusammengefasst.

ETF-Sparplan Schweiz
Der ETF-Sparplan von findependent zeichnet sich nicht nur durch tiefe Gebühren von 0.33 – 0.44% aus, sondern auch durch flexible Anlagelösungen. So kannst du auf Wunsch dein Portfolio auch selber zusammenstellen oder gleich mehrere Sparpläne einrichten, z.B. für dich und deine (Götti-/Gotti-/Enkel-) Kinder.

Während beim privaten Investieren das Do-it-yourself-Portfolio nach wie vor populär ist, drängt sich beim 3a-Vorsorgesparen automatisches Investieren in ein ETF-Portfolio geradezu auf. Gründe hierfür sind die gut planbaren, staatlich vorgegebenen Maximalbeträge pro Jahr, die du beispielsweise in monatliche Raten stückeln kannst, der je nach Alter oft lange Anlagehorizont sowie natürlich die Steuervorteile. 

Toni und Stefan halten mehrere 3a-Wertschriftendepots beim digitalen Vorsorgepionier Viac und besparen diese regelmässig seit dessen Gründung im Jahr 2015. Die vergleichsweisen tiefen Gebühren von Viac belaufen sich je nach Anlagesumme und Aktienanteil auf 0.00% bis 0.44%. Wenn auch du bei Viac Kunde sein und einen Gebührenbonus erhalten möchtest, schreib’ uns einfach unverbindlich eine Nachricht an mail@schweizerfinanzblog.ch.

ETF-Sparplan Schweiz
Die 3a-Vorsorgelösung von Viac besticht durch tiefe Gebühren, attraktive Anlageprodukte und der Option, sich sein eigenes Portfolio zusammenzustellen (links auf dem Bild die standardisierte Strategie «Global 100»; rechts die individuelle «Eigene Strategie»; beide mit maximalem Aktienanteil und somit höchster Risikostufe).

Inzwischen gibt es zahlreiche digitale 3a-Angebote auf dem Markt. Ebenfalls zu den günstigeren Anbietern von 3a-Lösungen gehört die Smartphone-Bank Yuh, welche für alle ihre passiven Swisscanto-Anlagelösungen pauschal 0.5% Gebühren pro Jahr verlangt. Mehr dazu erfährst du in unserem Yuh Review inkl. Starbonus von 50 CHF.

Fazit zur «ETF-Sparplan Schweiz» Variante 3

Bei dieser Variante handelt es sich um den Goldstandard unter den Sparplänen. Mehr Komfort geht nicht! Mit buchstäblich einem Klick investierst du in ein für deine Bedürfnisse massgeschneidertes Wertschriftenportfolio, auf Wunsch bestehend aus unterschiedlichen Anlageklassen wie Aktien, Immobilien, Obligationen und/oder Rohstoffe.

Neben dem 3a-Vorsorgesparen dürfte diese Variante auch beim freien bzw.nicht staatlich regulierten Vermögensaubau erste Wahl sein, wenn du

Fazit zum ETF-Sparplan Schweiz

Egal, ob beim freien Sparen oder bei der reglementierten 3a-Vorsorge: Ein ETF-Sparplan Schweiz kann dein grösster Helfer beim Vermögensaufbau sein! Aber nicht nur dies: Mit der Strategie des regelmässigen Investierens profitierst du auch optimal vom mächtigen Zinseszinseffekt

Einmal eingerichtet und regelmässig mit Geld «gefüttert», leisten dir Sparpläne über viele Jahre treue Dienste. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass du einen Dauerauftrag bei deiner Hausbank einrichtest, womit beispielsweise monatlich eine fixe Summe auf dein Wertschriftendepot überwiesen wird.

Je nach deinen Präferenzen stehen dir drei Sparplan-Varianten mit unterschiedlichen Komfort-Levels zur Auswahl (in Klammern sind von uns getestete Anbieter verlinkt, welche sich für das entsprechende Sparplan-Modell besonders gut eignen bzw. moderate Gebühren aufweisen):

ETF-Sparplan Schweiz
Je nach Sparplan-Variante eignen sich unterschiedliche Anbieter. Die Smartphone-Bank Yuh eignet sich sogar für alle drei Varianten, bei Variante 3 jedoch nur im Zusammenhang mit der 3a-Vorsorge. Viac bietet nur Vorsorgelösungen an.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel über den ETF-Sparplan Schweiz nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Früher nahezu alternativlos, heute mit viel Konkurrenz um die Ohren: In diesem ausführlichen Review wollen wir dir über unsere Swissquote Erfahrungen berichten. Du erfährst, wo wir die Stärken und Schwächen beim grössten Schweizer Online-Broker sehen und für welche Anlegerinnen und Anleger sich ein Wechsel besonders lohnt – und für welche nicht. Schliesslich verrät der Marketingchef Jan De Schepper, mit welchen besonderen Herausforderungen Swissquote aktuell zu kämpfen hat und welche Marktphasen für sein Unternehmen die lukrativsten sind.  

von Stefan & Toni | 15 Kommentare
aktualisiert am 11.4.2024

Kurz & bündig

Inhalt

Swissquote Aktionscode «MKT_SFB»

Falls dich das Angebot von Swissquote überzeugt, dann sichere dir bei der Kontoeröffnung mit dem Aktionscode «MKT_SFB» die ersten 200 CHF Transaktionsgebühren. Zudem unterstützt du damit unseren Blog.

– P a r t n e r a n g e b o t

Swissquote Erfahrungen

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Unternehmensgeschichte

«Wir wollen weltweit die fortschrittlichste und intuitivste Online-Bank sein. Mit Innovation und Technologie stellen wir herkömmliche Konventionen in Frage und überdenken sie neu.» So lautet die Vision von Swissquote. 

Seit ihrer Gründung im Jahr 1996 ist die Unternehmensgeschichte von Swissquote geprägt von Innovation und Wachstum. Letzteres erfolgte nicht nur organisch, sondern auch durch häufige Firmenübernahmen.

Wir beschränken uns nachfolgend auf diejenigen Meilensteine, welche für Privatanlegerinnen und Privatanleger interessant sein dürften:

Dass das von Dynamik geprägte Geschäftsmodell von Swissquote funktioniert, zeigt auch die erfreuliche Kursentwicklung der Bank. 

Swissquote Erfahrungen

Seit ihrer Börsenkotierung vom 2. Juni 2000 bis 25. November 2022 hat Swissquote ihren Marktwert vervielfacht, während bei den beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse Börsentristesse herrscht (Datenquelle: Yahoo!).

Produktpalette

Das Angebot von Swissquote beurteilen wir als sehr umfassend. Gesamthaft bietet Swissquote über 3 Mio. Produkte an, darunter eine Fülle an ETFs, handelbar an über 50 Börsen auf der ganzen Welt.

Am bekanntesten ist wohl der elektronische Handel mit Wertschriften wie Aktien, Anlagefonds (inkl. ETFs), Optionen/Warrants und Obligationen sowie die Konto- und Depotführung für Privat- und Firmenkunden sowie Vermögensverwalter. Wie konkurrenzfähig Swissquote in ihrem Hauptgeschäft ist, zeigt sich auch daran, dass die grosse PostFinance das E-Trading seit 2015 ausschliesslich über die Plattform von Swissquote abwickelt.  

Zudem ermöglichte Swissquote bereits 2017 als erste Online-Bank das Handeln in Kryptowährungen Bitcoin, Bitcoin Cash, Ether, Litecoin und Ripple.

Darüber hinaus bietet Swissquote weitere traditionelle Bankdienstleistungen an wie Hypotheken, Lombardkredite, Spar- und Multiwährungskonten sowie diverse Zahlungskarten, darunter neuerdings auch die kostenlose, rein virtuelle Debitkarte «Light».

Schliesslich unterstreichen mächtige Analysetools, das neu lancierte Robo-Advisory «Invest Easy» und sogar einen Autoleasing-Service mit Tesla die breite Produktpalette und die grosse Innovationskraft des Unternehmens.

Fokus auf Aktien-ETFs: Swissquote bietet also eine vielseitige Multi-Asset-Plattform für die unterschiedlichsten Anlegergruppen an. Bekanntlich erachten wir die passive, kostengünstige, breit diversifizierte Buy and Hold-Anlagestrategie mit Fokus auf die Anlageklasse Aktien als die langfristig am erfolgversprechendste. Weiter sind wir überzeugt, dass eine solche Strategie am besten mit ETFs umgesetzt werden kann. Deshalb haben wir uns bei diesem Review über unsere Swissquote Erfahrungen auf Aktien-ETFs fokussiert. 

Sicherheit

Swissquote hat sich in ihrer über 25-jährigen Firmengeschichte als krisenresistent erwiesen. Abgesehen davon dürften für sicherheitsbewusste Anlegerinnen und Anleger insbesondere folgende Argumente eine Rolle spielen:

Kontoeröffnung

Die Kontoeröffnung erfolgt in wenigen Minuten rein digital u.a. mittels Scanning von Dokumenten. Auf Videoaufnahmen zur Personenerkennung verzichtet Swissquote. Alternativ bietet Swissquote die Kontoeröffnung in ihrer Lounge in Zürich persönlich an. So oder so: Die Kontoeröffnung gliedert sich in die folgenden drei Teile:

App und Plattform

Wie es sich für einen modernen Online-Broker gehört, bietet Swissquote sowohl Zugang webbasiert über den Desktop als auch über die App für mobile Geräte.

Swissquote Erfahrungen

Frisches, neues Design auf App (Bild) und Desktop-Version (Bildquelle: Swissquote).

Während Swissquote sich bislang in einem eher nüchternen, wenig einladenden Kleid präsentierte, besticht der neue Auftritt durch eine gute Übersichtlichkeit und eine moderne Optik. 

Im «Kontobereich» werden dir die Barbestände auf den drei Standardkonten in CHF, EUR und USD angezeigt. Aber nicht nur das: Von hier aus kannst du alle wichtigen Informationen über dein Portfolio abrufen wie Performance, Totalwert und Asset Allocation.

Swissquote Erfahrungen

Kontoübersicht mit den drei Standardwährungskonten CHF, EUR, USD bei der Swissquote Desktop-Version.

Die eigentliche Handelsplattform befindet sich im «Arbeitsbereich». Diesen kannst du individuell gestalten, indem du die einzelnen Informationsfenster (Widgets) nach deinem Gusto neu anordnest, ein- oder ausblendest.

Neben den bereits gekauften Positionen kannst du eine «Persönliche Liste» mit für dich interessanten Wertschriften zusammenstellen. Ebenfalls nützlich erachten wir das Widget «Newsticker», welches dich laufend über aktuelle Finanz- und Wirtschaftsnachrichten informiert. 

Swissquote Erfahrungen

Arbeitsbereich für das Handeln mit Wertschriften und Newsticker bei der Swissquote Desktop-Version.

Swissquote ermöglicht es dir, an praktisch allen grösseren Börsenplätzen der Welt Wertschriften zu erwerben. Bekannte ETFs, in Abbildung unten beispielsweise der Vanguard FTSE All-World, werden oft an unterschiedlichen Börsen und in mehreren Währungen gehandelt. Die Visualisierung mittels Landesflagge deutet auf die Herkunft der Börse hin und unterstützt dich bei der Wahl des gewünschten Wertpapiers.

Swissquote Erfahrungen

Hast du dich für ein Wertpapier entschieden, listet dir Swissquote alle möglichen Börsenplätze und Handelswährungen auf.

Erklärvideo (Teil 1)

In diesem ersten Erklärvideo gehen wir auf den Konto- und den Arbeitsbereich (ohne Trades) der E-Trading Plattform von Swissquote näher ein:

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Preise

Um es gleich vorweg zu nehmen: Gegen ausländische Anbieter wie Interactive Brokers oder DEGIRO kann Swissquote preislich nicht mithalten. Im innerschweizerischen Vergleich überzeugt Swissquote aber mit durchaus attraktiven Gebühren. Diesbezüglich ist uns besonders positiv aufgefallen, dass Swissquote zahlreiche attraktive ETFs zu einer moderaten Flatrate von 9 CHF anbietet. Dieser faire Pauschaltarif soll gemäss Swissquote für insgesamt mehr als 9’000 ETFs gelten. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Gebührenarten für dich zusammengestellt:

Depotgebühren

Depotgebühren sind transaktionsunabhängig. Sie werden bei Swissquote quartalsweise erhoben und betragen jeweils 0.025% des Depotwerts, mindestens jedoch 15 CHF und höchstens 50 CHF. Positiv: Swissquote setzt bei den Depotgebühren einen Kostendeckel ein. Die jährliche Maximalgebühr von 200 CHF wird ab einem Wertschriftenvermögen von 200’000 CHF erreicht. Bei Werten darunter wird es günstiger bis minimal 60 CHF p.a.

Wie wichtig ein Kostendeckel bei grösseren Vermögen für kostenbewusste Anlegerinnen und Anleger ist, zeigt der nachfolgende Vergleich:

Anbieter100'000 CHF500'000 CHF1 Mio. CHF
Swissquote100 (0,10%)200 (Cap)200 (Cap)
Saxo Bank 150 (0,15%)750 (0,15%)1'200 (0,12%)
Zürcher Kantonalbank300 (0,30%)1'500 (0,30%)3'000 (0,30%)
Credit Suisse350 (0,35%)1'750 (0,35%)3'500 (0,35%)
UBS350 (0,35%)1'750 (0,35%)3'500 (0,35%)
Tab. 1: Grosse Unterschiede bei den jährlichen Depotgebühren (in CHF) bei unterschiedlichen Wertschriftenvermögen und Banken.

Courtagen (Transaktionsgebühren)

Positiv ins Auge sticht uns bei dieser wichtigen Gebührenposition die für schweizerische Verhältnisse moderate Flatrate von 9 CHF/USD/EUR (je nach Handelswährung). Swissquote bezeichnet ETFs, welche von diesem günstigen Pauschaltarif profitieren, «ETF Leaders». Dabei handelt es sich nicht etwa um unattraktive Restposten unbekannter Anbieter. Im Gegenteil: In diese Kategorie fallen Hunderte von ETFs der renommiertesten Anbieter wie Vanguard oder iShares (Blackrock). Ihre Gemeinsamkeit: Sie werden alle an der Schweizer Börse SIX gehandelt.

Erfreulich: Unsere Recherche hat zudem ergeben, dass sämtliche 14 Sieger-ETFs, welche wir im Artikel Beste ETFs Schweiz und global nach einem mehrstufigen, strengen Auswahlverfahren auserkoren haben, von diesem günstigen Pauschaltarif profitieren. Es sind dies:

Hier findest du alle ETFs, welche Swissquote zum «ETF Leaders» Spezialtarif anbietet.  

Kommen wir nochmals auf die Kosten zurück: Ein Kauf von 50 Anteilen des «ETF Leaders» Vanguard All World ETF (VWRL) zum Stückpreis von 94.00 CHF hat uns 4’718.25 CHF gekostet einschliesslich der Gebühren von 18.25 CHF. Nachfolgend schlüsseln wir diese transaktionsbedingten Kosten kurz auf:

Das heisst, die Gebühren von Swissquote betragen bei unserem Testtrade nur rund die Hälfte, die andere Hälfte streichen Bund und Börse ein. 

Swissquote Erfahrungen

Börsenauftrag für einen ETF-Kauf bei Swissquote.

Wenn du dich für keinen dieser Tiefpreis-ETFs erwärmen kannst, zahlst du ab Transaktionssummen von 500 CHF/USD/EUR deutlich höhere Courtagen, wie die nachfolgende Preisübersicht von Swissquote für Aktien und ETFs zeigt:  

Swissquote Erfahrungen

Preise für Aktien- und ETF-Trades variieren je nach Betrag und Börse.

Es liegt also auf der Hand: Wer Swissquote als Broker wählt, sollte sich für «ETF Leaders» Produkte entscheiden. Die «normalen» Tarife erinnern an die Schweizer Hochpreisinsel und dürften für kostenbewusste Anlegerinnen und Anleger kaum in Frage kommen.

Erklärvideo (Teil 2)

In diesem zweiten Video zeigen wir dir, wie ETF-Käufe und Währungswechsel bei Swissquote funktionieren und welche transaktionsbedingten Gebühren anfallen. 

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Stempelsteuer (Transaktionssteuer)

Da Swissquote ein Schweizer Broker ist, wird bei jedem Trade die Stempelsteuer erhoben. Sie beträgt 0.075 Prozent für in der Schweiz domizilierte Fonds (erkennbar an der inländischen ISIN «CH…») und 0.15 Prozent für im Ausland domizilierte Fonds (ausländische ISIN wie z.B. «IE…» für Irland). Mehr zur Besteuerung von ETFs findest du in unserem separaten Steuerartikel «ETF Steuern Schweiz: Mit diesen 4 Steuerspartipps optimierst du dein Portfolio».

Fremdwährungsgebühren

Für den Währungstausch innerhalb von Hauptwährungen, wozu Swissquote u.a. den Schweizer Franken, den Euro, den US-Dollar, das britische Pfund oder den japanischen Yen zählt, fallen 0.95% Gebühren an. Für sogenannte Nebenwährungen gelten höhere Ansätze, welche du hier entnehmen kannst.

Bei Swissquote können nahezu beliebig viele Fremdwährungskonten geführt werden. Fremdwährungskonten sind vorteilhaft, denn sie können dir helfen, die relativ hohen Wechselgebühren zu sparen. Wenn du beispielswiese bereits über EUR-Barwerte verfügst und in einen ETF in EUR-Handelswährung investieren möchtest, fallen für dich keine Fremdwährungsgebühren an. Auch die eingehende EUR-Überweisung auf dein Swissquote Trading-Konto ist kostenlos.

Kontoführungsgebühren 

Bei Swissquote kannst du deine Barmittel auf unterschiedlichen Währungskonten gebührenfrei verwalten. Praktisch: Bereits bei der Kontoeröffnung erhältst du standardmässig je ein CHF-, USD- und EUR-Bankkonto.

Überweisungsgebühren

Erfreulich, wenn auch überfällig: Seit 1.1.2023 erhebt Swissquote keine Gebühren mehr für Inlandzahlungen. Zuvor musste für ausgehende Überweisungen pauschal eine Gebühr von 2 CHF bezahlt werden. Für uns ein No-Go, weshalb wir bei Veröffentlichung des Artikels davon abgeraten hatten, Swissquote als klassische Hausbank zu nutzen. Nun dürfte diese Option für manche Anleger:innen wieder in Frage kommen. Aber aufgepasst: Wenn du regelmässig internationale SEPA-Überweisungen in Euro tätigst, werden dir nach wie vor Gebühren von 2€ belastet. 

Kosten für Lombardkredite

Wer risikofreudiger anlegen will, kann mittels eines Wertschriftenkredits seine Investments hebeln. Die aktuellen Zinssätze von Swissquote findest du hier.

Sollten Lombardkredite für dich ein Thema sein, lohnt es sich, wenn du die Angebote der verschiedenen Anbieter genau überprüfst. Denn es gibt auf diesem Nischenmarkt grosse Unterschiede, welche letztlich entscheidend für deine Performance sind.

Toni beispielsweise entschied sich anfangs 2022 für einen Lombardkredit von Interactive Brokers, deren (damals) tiefe Kreditzinsen letztlich dafür ausschlaggebend waren, dass er sein Hauptdepot seither bei IBKR führt.   

Gebühren für Robo-Advisory

Wer seine Anlage automatisiert verwalten möchte, für den oder die bietet Swissquote optional «Invest Easy» an. Die relativ hohen Gesamtgebühren von bis zu 0.81% dürften jedoch viele Privatanlegerinnen und -anleger abschrecken. Dass es auch deutlich günstiger geht, hat unser Vergleich von drei etablierten Robo-Advisors gezeigt.

Wenn du ohne Zusatzgebühren in deinen Wunsch-ETF regelmässig einen fixen Betrag investieren möchtest, musst du dich noch etwas gedulden. Die hierfür nötige Funktion «Fractional Trading» wird gemäss Auskunft von Swissquote erst im im Q2 2024 angeboten. 

Wertpapierleihe als zusätzliche Einnahmequelle

Die Wertpapierleihe ist ein kostenloser, optionaler Service von Swissquote, der dir eine zusätzliche Möglichkeit bietet, passives Einkommen aus deinem bestehenden Portfolio zu generieren. Und so funktioniert’s: Swissquote lässt in deinem Auftrag deine Wertpapiere an Institutionen ausleihen, die sie benötigen und du erhältst einen Anteil der dadurch erzielten Renditen. Dieser Anteil kann stark variieren: Gemäss Swissquote bewegt sich die Bruttorendite für ausgeliehene Wertpapiere je nach Leihgeschäft zwischen 0.5% und über 4%. Die Erträge werden monatlich gutgeschrieben.

Swissquote versichert, die Wertpapierleihe nur mit renommierten, erstklassig bewerteten Instituten zu betreiben und hält mindestens 105% an Sicherheiten. 

Auch mit der Verleihung deiner Wertschriften bleibst du deren wirtschaftlicher Eigentümer und erhältst auch weiterhin Dividenden.

Wichtig: Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen seitens Swissquote gehst du mit  der Wertpapierleihe ein zusätzliches Risiko ein. Im Wesentlichen besteht die Gefahr darin, dass im Schadensfall der Wert der Sicherheiten den Wert der verliehenen Wertpapiere nicht deckt. Mehr zur Wertpapierleihe von Swissquote erfährst du hier

Schema der Wertpapierleihe als optionaler Swissquote Service für passive Zusatzverdienste. (Quelle: Swissquote)

Support

Ein klarer Pluspunkt von Swissquote stellt für uns deren Support dar: Kompetent, kostenlos, bei Bedarf deutschsprachig und flexibel via Telefon, Mail oder Chat.

Letzteres hat sich für uns als besonders effizient herausgestellt (Anders bei Telefonanfragen, wo wir kurz vor Mittag auch schon 15 Minuten in der Warteschlaufe verbrachten.): Während bei Standardfragen der Roboter gut zu helfen weiss, beantwortet spezifischere Anliegen das menschliche Supportteam. Zu beachten ist dabei, dass der Wechsel von Maschine zu Mensch jeweils mittels des Kommentars «Bitte einen Agenten.» einzuleiten ist.

Swissquote Erfahrungen

Effizientes Chatsystem von Swissquote dank fliegendem Wechsel von Maschine zu menschlichem Support.

Einmal hat uns der telefonische Support auf das Kontaktformular verwiesen, als wir auf einen Bug in der Demoversion hinwiesen. (Einige Widgets in unserem Arbeitsbereich wurden nicht mehr korrekt angezeigt.) Wir füllten also das Formular aus und fügten als „Beweismaterial“ einen Printscreen mit den fehlerhaften Widgets an. Per Mail bekamen wir von Swissquote noch gleichentags die Mitteilung, dass die Behebung des erwähnten Problems zwei Arbeitstage in Anspruch nehmen würde, was dann auch zutraf.

Weniger bekannt dürfte für viele sein, dass die Online-Bank Swissquote neben dem Hauptsitz in Gland (VD) auch noch eine Lounge in Zürich betreibt. An zentraler Lage an der Löwenstrasse 62 bzw. fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, kannst du Swissquote persönlich begegnen. Und zwar nicht nur, wie oben bereits erwähnt, für die Kontoeröffnung, sondern auch um in entspannter Atmosphäre Börseninformationen & Co. abzurufen oder einfach einen Kaffee zu trinken.

Als Support im weiteren Sinn bietet Swissquote eine breite Ausbildungspalette in Form von kostenlosen Videokursen, Webinaren und eBooks rund ums Investieren an. Diese Ausbildungsformate richten sich in erster Linie an Börseneinsteiger-/innen, wie auch der nachfolgende Videobeitrag über das Funktionieren der Börse zeigt.

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Eignung

Basierend auf unseren Swissquote Erfahrungen und der für diesen Review durchgeführten Recherchen eignet sich der Schweizer Pionier-Broker nach unserer Einschätzung insbesondere für Anlegerinnen und Anleger, die auf eines oder mehrere der folgenden Kriterien bei der Brokerwahl Wert legen:

– P a r t n e r a n g e b o t

Swissquote Erfahrungen

 

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Interview

Das nachfolgende Kurzinterview mit Jan De Schepper, Chief Sales & Marketing und GL-Mitglied von Swissquote, wurde am 9. November 2022 schriftlich durchgeführt.

Schweizer Finanzblog: Welche Herausforderung erachtest du aktuell als die grösste für Swissquote?

Jan De Schepper: Wir haben es aktuell mit verschiedenen Herausforderungen zu tun. Krieg in der Ukraine, steigende Inflation und steigende Zinsen sind ein schwieriges Marktumfeld. Viele Anleger sind verunsichert. Hinzu kommt der sich immer mehr zuspitzende Fachkräftemangel, gerade im IT-Bereich. Passende und gut ausgebildete Mitarbeitende zu finden, ist schwierig und wir müssen uns optimal auf dem Arbeitsmarkt positionieren.

In welchen Börsenphasen generiert Swissquote eigentlich am meisten Umsatz? In Bärenmärkten wie aktuell, wo die «zittrigen Hände» ihre Papiere en masse losschlagen? Oder doch eher in Börsenhaussen, in welchen die durch die gute Börsenstimmung euphorisierten Anlegerinnen und Anleger ihre Portfolios jeweils zu Höchstpreisen aufstocken?

Unser Geschäftsmodell funktioniert dann am besten, wenn die Kunden handeln. Die Rechnung ist einfach: Je mehr sie handeln, desto mehr Umsatz. Auf das Börsengeschehen bezogen verdienen wir am meisten, wenn die Märkte volatil sind und die Grundstimmung zuversichtlich ist. Lange Seitwärtsbewegungen sind nicht gut für das Geschäft, wobei es auch in einer solchen Marktphase interessante Investitionsmöglichkeiten gibt, zum Beispiel mit unseren «Yield Boosters» Produkten. Zudem sorgen die steigenden Zinsen für steigende Zinseinnahmen.

Mit der Einführung eines für Schweizer Verhältnisse sehr moderaten Pauschaltarifs von 9 CHF für die sogenannten «ETF Leaders» dürfte Swissquote für unser Zielpublikum deutlich an Attraktivität gewonnen haben. Gibt es seitens Swissquote aktuell zusätzliche Bestrebungen oder Pläne, die kostenbewussten, passiv und langfristig orientierten ETF-Anlegerinnen und -Anleger zu überzeugen?

Der Pauschaltarif von 9 CHF gilt nicht nur für ETFs, sondern auch für eine grosse Anzahl an Anlagefonds und Hebelprodukten, die über Swiss DOTS gehandelt werden. Und ja, wir haben zudem interessante, weit fortgeschrittene Pläne, um kostenbewussten, langfristig orientierten Anlegerinnen und -Anlegern noch mehr zu bieten. Mehr kann ich im Moment leider nicht verraten.

Fazit zu unseren Swissquote Erfahrungen

Unsere Swissquote Erfahrungen haben gezeigt, dass der Schweizer Markführer ein attraktives Gesamtpaket anbietet für alle, welche Wert auf einen Online-Broker mit Schweizer Banklizenz legen (wie beispielsweise die Finfluencerin Melina Scheuber, wie sie in diesem Interview verrät).

Diese Zielgruppe profitiert zudem von einer modernen Trading-Plattform sowie einem effizienten, deutschsprachigen Kundensupport.

Das entscheidende Kriterium für einen Wechsel zu Swissquote sehen wir jedoch im fairen Pauschaltarif von 9 CHF/EUR/USD, welcher Swissquote u.a. für zahlreiche attraktive ETFs eingeführt hat. Mit diesem cleveren Schachzug überzeugt Swissquote im Vergleich zu den meisten anderen CH-Anbietern auch in preislicher Hinsicht. Mit einer Einschränkung: Bei kleineren Tranchen unter 1’000 CHF, beispielsweise wenn du mit einem Sparplan monatlich einige hundert Franken investieren möchtest, fallen die vermeintlich moderaten 9 CHF im Verhältnis zur Anlagesumme zu stark ins Gewicht. In solchen Fällen empfehlen wir dir, alternative Anbieter mit günstigeren Einstiegspreisen zu prüfen (vgl. hierzu auch unsere Empfehlungsseite).  

Und noch etwas: Am 1.1.2023 hat Swissquote die Gebühren von Inlandzahlungen abgeschafft. Durch diese unseres Erachtens überfällige Anpassung überzeugt uns Swissquote nicht nur als Schweizer Online-Broker, sondern sie punktet neu auch als klassische Hausbank. 

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Updates

2024-04-11: Diverse Links aktualisiert; das neue Tool «Invest Easy» für die automatische Vermögensverwaltung und die neue, rein virtuelle gratis Debitkarte «Light» erwähnt; Hinweis eingefügt, dass PostFinance seit 2015 das E-Trading auf der Swissquote Plattform anbietet.

2024-01-29: Präzisiert, dass Swissquote weltweit über 50 Handelsplätze und mehr als 9’000 ETFs zum Pauschaltarif von 9 CHF anbietet.

2023-12-08: Hinweis zum Demokonto gelöscht, da dieses per 27.11.2023 eingestellt wurde.

2023-10-05: Neues Kapitel über die Wertpapierleihe eingefügt. 

2023-06-15: Umfassendes Produktangebot präzisiert und quantifiziert. 

2023-01-04: Textblock „Kurz & bündig“ eingefügt.

2022-12-12: Text ergänzt um neuen Investitionsplan für regelmässiges, automatisiertes Investieren.

2022-12-10: Gebühren aktualisiert: Abschaffung Gebühren im Inlandzahlungsverkehr per 1.1.2023 übernommen (zuvor 2 CHF Gebühr für ausgehende Zahlungen).

Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel über unsere Swissquote Erfahrungen nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Transparenzhinweis: Wir, Stefan und Toni, verfügen über grosse Swissquote Erfahrungen, da wir viele Jahre unsere Wertschriftendepots auf der E-Trading Plattform von Swissquote, auch via PostFinance, verwalteten und verwalten. Ergänzend haben wir für diesen Review ein Swissquote Demokonto eröffnet, darüber Trades abgewickelt und basierend darauf auf unterschiedlichen Kanälen den Swissquote Support getestet. 


In diesem Beitrag widmen wir uns der Frage, was Factor Investing ist, welche Faktoren in der Vergangenheit besonders hohe Renditen erzielten und welches die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser Anlagestrategie sind. 

von Stefan & Toni | 10 Kommentare
publiziert am 24.10.2020

Inhalt

Was bedeutet Factor Investing?

Faktorbasiertes Investieren, Smart Beta Investing oder eben Factor Investing ist eine Anlagestrategie, welche sich auf Wertpapiere mit bestimmten Eigenschaften (sogenannte Faktoren) ausrichtet. Diese Faktoren haben dem Anleger in der Vergangenheit höhere Renditen beschert. Dies bestätigen zahlreiche wissenschaftliche Studien, die auf Untersuchungszeiträumen von oft mehreren Jahrzehnten basieren.

Faktorbasiertes Investieren ist also das Übergewichten von Faktorprämien in einem Portfolio gegenüber einer marktneutralen Gewichtung. Die marktneutrale Gewichtung bildet den Gesamtmarkt bzw. „alle“ Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung ab. Sie ist der Klassiker oder die Urform aller passiven Anlagestrategien.

Wann handelt es sich um eine Faktorprämie?

Der Finanzbuchautor Larry Swedroe und andere Experten haben folgende sieben Kriterien identifiziert:

  1. Bestätigung von mindestens einigen Duzend voneinander unabhängigen Wissenschaftlern
  2. Hohe Beständigkeit, also über mehrere Jahrzehnte (je gleichmässiger verteilt die Faktorprämie desto überzeugender)
  3. Globale Nachweisbarkeit, d.h. nicht auf bestimmte Länder oder Branchen fokussiert
  4. Eindeutiges Filterkriterium, d.h. keine Anpassungen in der Definition der Faktorprämie
  5. Kosteneffiziente Ausbeutung der Faktorprämie, d.h. auch nach Kosten sollte eine Faktorprämie resultieren
  6. Nachvollziehbarkeit, d.h. es liegt eine sachlogisch einleuchtende Erklärung zugrunde
  7. Einmaligkeit der Faktorprämie, d.h. keine blosse Variation einer bereits existierenden Faktorprämie

– P a r t n e r a n g e b o t –

Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs «DEGIRO» (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Gerd Kommer erwähnt in seinem lesenswerten ETF-Standardwerk „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ zudem folgende Eigenschaften von Faktorprämien:

Die wichtigsten Faktorprämien bei Aktien

Nachfolgend werden die wissenschaftlich am besten belegten fünf Faktorprämien der Anlageklasse „Aktien“ vorgestellt. Zur Veranschaulichung wird jeweils auf den entsprechenden  Faktor spezifischen MSCI Index referenziert und die Kursentwicklung der letzten 15 Jahre einem marktneutraleren Index, meist dem MSCI World, als Benchmark gegenübergestellt. Auf die wissenschaftlich bestätigten Überrenditen der einzelnen Faktoren wird in Kapitel 4 eingegangen.

Small-Size-Prämie

Der Small-Size-Effekt besagt, dass kleine Aktiengesellschaften (Nebenwerte) statistisch höhere Renditen haben als grosse. Als Berechnungsbasis dient jeweils die Marktkapitalisierung bzw. der Börsenwert einer Unternehmung. Der Index-Hersteller MSCI definiert die Grössenverhältnisse wie folgt: Die grössten Firmen, die 70% der Marktkapitalisierung einer Index-Region ausmachen, gehören zu den Large Caps. Die nächsten 15% sind Mid Caps. Für weitere 14% folgen die Small Caps, während sich die verbleibenden 1% auf Micro Caps verteilen. Der Median-Börsenwert eines Small Caps gemäss Index „MSCI World Small Cap“ betrug im August 2020 immerhin rund 853 Mio. USD.

Mit anderen Worten: Nur wer mehr als 14% Small Caps in seinem Portfolio hat, kann von einem faktorbasierten Investment sprechen. Denn 14% entspricht der marktneutralen Gewichtung.

Grösste Position im „MSCI World Small Cap Index“ per 31.8.2020: Horizon Therapeutics

Abbildung 1: Index-Vergleich zwischen MSCI World Small Cap und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Value-Prämie

Value-Aktien im wissenschaftlichen Kontext (und nicht Stock-Picking à la Warren Buffett) weisen relativ zu ihren Fundamentaldaten einen besonders niedrigen Aktienkurs auf. Diese Unterbewertung wird üblicherweise anhand des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (KBV), des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV), der Dividendenrendite und des freien Cashflows ermittelt.

Grösste Position im „MSCI World Value“ per 31.8.2020: Johnson & Johnson

Abbildung 2: Index-Vergleich zwischen MSCI World Value und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Momentum-Prämie

Aktien, die sich in der Vergangenheit besser als der Markt entwickelt haben, weisen auch für die nahe Zukunft höhere Renditen auf. So lautet vereinfacht ausgedrückt die grundlegende Überlegung hinter der Momentum-Prämie. Sie basiert also auf relativen Renditen und umfasst gemäss „MSCI World Momentum Index“ Aktien, die sich in den letzten 6 und 12 Monaten durch überdurchschnittliche Performance auszeichneten.

Grösste Position im „MSCI World Momentum“ per 31.8.2020: Apple

MSCI World Momentum Factor Investing
Abbildung 3: Index-Vergleich zwischen MSCI World Momentum und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Quality-Prämie

Qualitätsaktien weisen eine niedrige Verschuldung, stabile Erträge, kontinuierliches Vermögenswachstum und eine starke Corporate Governance auf. Es handelt sich also um qualitativ hochwertige Aktien anhand gängiger Finanzkennzahlen wie Eigenkapitalrendite (ROE; Return-on-Equity), Verschuldungsgrad (D/E; Dept to Equity) und Gewinnvariabilität.

Grösste Position im „MSCI World Quality“ per 31.8.2020: Apple (schon wieder)

MSCI World Qualty Factor Investing
Abbildung 4: Index-Vergleich zwischen MSCI World Quality und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Political-Risk-Prämie

Diese Faktorprämie bezieht sich auf Aktien aus den Emerging Markets bzw. Schwellenländern. Sie erklärt sich im Wesentlichen mit einer Entschädigung für ein höheres Risiko, welches u.a. infolge politischer Instabilitäten, Korruption oder einem mangelhaften Rechtssystem bzw. fehlender Gewaltentrennung resultiert.

Grösste Position im „MSCI Emerging Markets“ per 31.8.2020: Alibaba

MSCI Emerging Markets
Abbildung 5: Index-Vergleich zwischen MSCI Emerging Markets und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Wie performen die fünf Faktoren?

Der einzige, aber gewichtige Vorteil von Factor Investing ist die Überrendite. Dies trifft – (sehr) langfristig betrachtet und in unterschiedlichem Masse – auch auf unsere oben beschriebenen fünf Faktoren zu. Die untenstehende Tabelle zeigt die Überrendite je Faktor und während unterschiedlichen Zeitspannen.

Abbildung 6: Wissenschaftlich bestätigte Überrenditen bei fünf Faktoren; alle Daten vor Steuern und Kosten (Quelle: Gerd Kommer, Fachartikel „Factor Investing – die Basics“ vom 3. Mai 2019).

Bei Abbildung 6 fallen folgende interessante Aspekte auf:

Welche Nachteile gibt es beim Factor Investing?

Doch bevor du dich für Factor Investing entscheidest, solltest du auch über die wichtigsten Nachteile Bescheid wissen.

Alle fünf oben aufgeführten Faktoren haben folgende Nachteile:

Zusätzlich schlagen beim Value-Faktor noch folgende Aspekte negativ zu Buche

Fazit

Unsere Schlussfolgerungen fassen wir in folgende fünf Punkte zusammen:

  1. Faktor Investing kann langfristig zu einer Überrendite führen und ist grundsätzlich prüfenswert, jedoch kein Muss.
  2. Eine einfachere und günstigere Alternative zum Factor Investing ist und bleibt ein Investment in den Gesamtmarkt.
  3. Die Faktoren Small-Size, Political-Risk, Momentum und Quality ziehen wir der Value-Strategie vor. Gemäss Video unten von Gerd Kommer Invest soll „Value“ zwar noch nicht tot sein, ja möglicherweise steht gar ein Comeback bevor. Aus steuerlichen Gründen (für CH-Anleger) ist sie für uns dennoch kein Thema. Zudem ist uns die Durststrecke bezüglich ausbleibender Überrendite dann doch etwas zu lang.
  4. Das Angebot an Faktor-ETFs ist relativ gering und die Preise sind höher als bei „normalen“ ETFs. Als Anleger solltest du diese Aspekte berücksichtigen.
  5. Die Überrenditen für die fünf untersuchten Faktoren sind wissenschaftlich mittels zahlreicher Studien und über lange Zeiträume zwar bestätigt worden. Doch besteht keinerlei Garantie, dass dies auch für die Zukunft gilt. Auf alle Fälle musst du dich beim Factor Investing auf lange Durststrecken einstellen.

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Informatives Video zum Thema „Factor Investing“ von Gerd Kommer Invest:

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Im letzten Artikel hast du erfahren, wie du dein Vermögen mittels eines breit diversifizierten Weltportfolios nach deinem individuellen Risikoprofil strukturieren kannst. Mit diesem Beitrag widmen wir uns der Frage, wie du bei unterschiedlicher Wertentwicklung der einzelnen Vermögenswerte deine ursprüngliche Asset Allocation mittels Rebalancing einfach und kostengünstig wiederherstellen kannst.

von Stefan & Toni
publiziert am 26.11.2018

Bevor wir ins Thema einsteigen, rufen wir uns nochmals die Ausgangslage im letzten Artikel in Erinnerung. Wir haben ein Weltportfolio zusammengestellt mit einem Risikosplit „80% risikoreich“ und „20% risikoarm“ (vgl. Abbildung 1):

Abbildung 2: Ein Weltportfolio für den renditeorientierten, langfristigen Anleger
Abbildung 1: Ein Weltportfolio für renditeorientierte, langfristige Anleger.

Inhalt

Mit Rebalancing die festgelegte Verteilung sicherstellen

Nehmen wir nun an, dein Bankkonto wächst dank zusätzlicher Einnahmen und/oder grösserer Sparanstrengungen um 10’000 auf 30’000 Franken an. Gleichzeitig beläuft sich der Kurswert deiner ETF-Anlagen auf 72’000 Franken, was einem Verlust von 8’000 Franken bzw. 10 Prozent entspricht.

Gehen wir weiter davon aus, dass vom Kursverlust lediglich deine Anlagen in Schwellenländer sowie Immobilien betroffen sind, und zwar je hälftig (d.h. je minus 4’000 CHF). Die anderen ETF-Anlagen haben sich also wertmässig nicht verändert. Abbildung 2 illustriert die neue Vermögenssituation.

Asset Allocation vor Rebalancing
Abbildung 2: Asset Allocation vor Rebalancing.

Deine ursprüngliche Asset Allocation hat sich damit deutlich verändert, und zwar zugunsten des risikoarmen Teils. Dieser beträgt neu 29 Prozent (statt 20%), während der risikoreiche Teil sich nur noch auf 71 Prozent (statt 80%) beläuft.

Mit anderen Worten: Deine aktuelle Vermögensaufteilung entspricht nicht mehr deinem Risikoprofil. Mittels Rebalancing wollen wir nun das ursprüngliche Gleichgewicht wiederherstellen.

Übertriebenes Rebalancing vermeiden

Nach Durchführung eines exakten Rebalancing würde sich deine Asset Allocation wie in Abbildung 3 präsentieren.

Asset Allocation nach exaktem Rebalancing
Abbildung 3: Asset Allocation nach exaktem Rebalancing.

Cool, eine glatte Punktlandung! Die Gewichtungen stimmen auf den Franken genau mit dem festgelegten Risikoprofil überein. Einerseits.

Andererseits wäre ein solches Vorgehen wegen der hohen Transaktionsgebühren wohl zu kostspielig. Denn immerhin müsstest du fünf Käufe tätigen, drei davon mit Beträgen von lediglich je 320 Franken.

Die Praktikermethode beim Rebalancing

Deshalb ist in solchen Fällen ein anderes, kostengünstigeres Vorgehen zu bevorzugen. Wir schlagen dir folgende Praktikermethode vor:

Rebalancing Praktikermethode
Abbildung 4: Rebalancing nach der Praktikermethode mit lediglich zwei Kauftransaktionen.

Rebalancing ist also die Umschichtung von Geldanlagen zwecks Wiederherstellung deiner vordefinierten Vermögensallokation.

Ein positiver Effekt nach dem Rebalancing ist, dass die Vermögensaufteilung wieder deinem Risikoprofil entspricht. Zudem kaufst du in der Regel nicht zu Höchstpreisen. 

Ein potenzieller Nachteil hingegen ist, dass durch häufiges Umschichten hohe Gebühren anfallen. Dies schmälert deine Rendite unnötig und läuft der aus wissenschaftlicher Sicht bevorzugten buy-and-hold-Strategie entgegen.

Deshalb unser Tipp: Bei nennenswertem Wachstum der Gewichtung des risikoarmen Teils (Bankkonto), wie im Beispiel oben, zeitnahes Rebalancing bzw. Investieren betreiben. Somit profitierst du von Aktien-Renditen und Zinseszinsen, welche gegenüber dem Bankkonto auf lange Sicht bedeutend grosszügiger ausfallen dürften.

Falls die Gewichtungen sich nur geringfügig verändern, abwarten bzw. auf Umschichtungen ganz verzichten. Mit diesem Vorgehen sparst du Transaktionskosten.

Falls du dich bereits in der Entsparphase befindest, besteht das Rebalancing darin, dass du zuerst Anlagen verkaufst, deren Gewicht gestiegen ist.

Mehrrendite durch „Rebalancing-Bonus“

Wissenschaftlichen Studien zeigen, dass Mehrrenditen auch beim Rebalancing innerhalb von Asset-Klassen mit etwa derselben Renditeaussichten zu erwarten sind. In der Literatur ist in diesem Zusammenhang auch vom „Rebalancing-Bonus“ die Rede.

Gerd Kommer schreibt dazu in der aktuellen 5. Auflage seines Buchs „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“: „Rebalancing erhöht langfristig die jährliche Rendite eines gut diversifizierten Portfolios um bis zu einem halben Prozentpunkt, während das Risiko sich kaum verändert oder minimal sinkt.“

Das Rebalancing lässt sich besonders gut mit einem kostengünstigen Onlinebroker umsetzen.

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Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs „DEGIRO“ (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

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Als Begründung für diese Mehrrendite führt er u.a. die sogenannte Regression zum Mittelwert an.

Fazit

Weichen die Ist-Werte von den Zielvorgaben deutlich ab, so solltest du deine Anlagen mittels Rebalancing zeitnah wieder an die ursprüngliche Gewichtung angleichen, welche deinem Risikoprofil entspricht.

Dieses Vorgehen ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn z.B. dank zusätzlicher Einkünfte und/oder hoher Sparquote der risikoarme Teil viel stärker als der risikoreiche Teil wächst.

Mit entsprechenden Investitionen in den risikoreichen Teil kannst du langfristig eine höhere Rendite erwarten bzw. das Rendite-/Risikoverhältnis entspricht wieder deinem Risikoprofil.

Rebalancing bei kleineren Abweichungen von unter 1’000 Franken lohnt sich oft nicht, weil dann die Transaktionsgebühren unverhältnismässig hoch zu Buche schlagen. In diesen Fällen also besser abwarten und auf Umschichtungen verzichten.

Im nächsten Artikel wollen wir das (zu Recht) immer populärer werdende Anlagevehikel „ETF“ näher beleuchten, welches unseres Erachtens nichts weniger als eine Revolution der privaten Geldanlage darstellt.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.