Buy and Hold: 5 starke Vorteile

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Buy and Hold

Die schillernde Börsenlegende André Kostolany meinte einmal: «Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.» In diesem Artikel durchleuchten wir die unbestritten langweiligste, aber wahrscheinlich am meisten unterschätzte Anlagestrategie: Buy and Hold. Wir zeigen dir auf, wie einfach sie funktioniert, wo ihre Chancen und Tücken liegen und weshalb sie von der Finanzindustrie nicht gerne gesehen wird.

Fokus auf ETFs

Wir sind überzeugt, dass sich für den risikobasierten Teil einer Buy and Hold-Strategie besonders gut Aktien-ETFs eignen. Deshalb haben wir im vorliegenden Bericht darauf verzichtet, Einzelaktien oder andere Anlageklassen wie Immobilien oder Anleihen zu berücksichtigen.

Was ist eine Buy and Hold-Strategie und wie funktioniert sie in der Praxis?

Gemäss Wikipedia ist Buy and Hold (deutsch: Kaufen und behalten), eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, Geldanlagen langfristig zu behalten. Weiter geht hervor, dass der Grundgedanke hinter der Strategie des «Buy and Hold» es sei, nach vorgenommener Strukturierung der Anlagen im Sinne der Portfoliotheorie auf den Versuch zu verzichten, durch Umschichtung des Portfolios einen Zusatzertrag zu erwirtschaften (z. B. durch Stock Picking, vgl. auch dieses Kapitel).

Einfache Umsetzung von «Buy and Hold»

Wie einfach eine solche Vermögensstrukturierung funktioniert, erfährst du in unserem Artikel «Asset Allocation: Das A und O deiner Geldanlage». Entscheidend dabei ist, dass du dein Vermögen prozentual in unterschiedliche Assetklassen aufteilst – und dich daran langfristig orientierst.

Statt also ständiges Umschichten nach dem Motto «Hin und Her macht Taschen leer» nimmst du nur sporadisch, z.B. jährlich oder ereignisbasiert bei grösseren Kursschwankungen, ein sogenanntes Rebalancing vor. Ein solches regelbasiertes Rebalancing wirkt sich übrigens  positiv auf die Rendite aus.

Dabei prüfst du, ob die zu Beginn definierten Zielwerte (z.B. Aktienanteil = 50%) mit den effektiven Werten (einigermassen) übereinstimmen. Bei Bedarf nimmst du entsprechende Korrekturen in Form von Transaktionen vor.

Ein solches regelbasiertes Rebalancing wirkt sich übrigens positiv auf die Rendite aus. Mehr zum Rebalancing findest du in unserem Artikel «Dank Rebalancing dein Vermögen wieder im Lot».

Aktien-ETFs drängen sich als Anlagevehikel für «Buy and Hold» geradezu auf

Es liegt auf der Hand, dass sich der renditebasierte Teil einer Buy and Hold-Strategie am besten durch Aktien-ETFs, welche den globalen Markt abdecken, umsetzen lässt.

Denn zur Philosophie des «Buy and Hold» gehört unseres Erachtens auch dazu, dass man nicht ständig sein Portfolio checken muss, sondern sich mehr oder weniger gemütlich zurücklehnen kann.

Worauf du beim ETF-Kauf achten solltest, haben wir in diesem Artikel erläutert.

Einzelaktien und «Buy and Hold» passen nicht zusammen

Deshalb erachten wir das Investieren in Einzeltitel als ungeeignet für eine Buy and Hold-Strategie. Denn das Halten von Aktien einzelner Unternehmen erfordert regelmässiges Beobachten von Geschäftsentwicklung und strategischer Ausrichtung.

Und diese mehr oder weniger intensive Auseinandersetzung mit einer Unternehmung widerspricht dem langfristigen Ansatz von Buy and Hold.

Denn notwendigerweise musst du ein Titel rasch wieder abstossen, wenn beispielsweise durch Managementfehler die Pleite droht. Als eindrückliches Beispiel und stellvertretend für jährlich unzählige andere sei hier der ehemalige Branchenprimus Nokia erwähnt, welcher den Trend vom Handy zum tastenlosen Smartphone verschlafen hatte. Und in No-Time von der Bildfläche verschwand.

Fazit

Zusammenfassend handelt es sich also bei einer Buy and Hold-Strategie idealerweise um

  • langfristig orientiertes,
  • regelbasiertes (gemäss vordefinierter Asset Allocation),
  • breit diversifiziertes sowie
  • passives (indexbasiertes) Investieren.

Kannst du mit einer Buy and Hold-Strategie reich werden?

Befolgst du den zuvor beschriebenen, breit diversifizierten Buy and Hold-Ansatz, partizipierst du 1:1 an der globalen Kursentwicklung von Aktien.

Beruhigend für dich: Du gehst mit Buy and Hold kein Totalverlustrisiko wie bei Einzeltiteln ein.

Hingegen musst du finanziell und psychisch in der Lage sein, auch bei den gröbsten Marktturbulenzen kühlen Kopf zu bewahren und investiert zu bleiben (vgl. hier auch unseren Artikel «Börsencrash 2020: Was sollen Anleger jetzt tun?»).

Denn so paradox es klingen mag: Genau dieses «Im-Markt-Investiert-Bleiben» bzw. «Time in the Market» ist das Erfolgsrezept von Buy and Hold, wie die nachfolgende Tabelle eindrücklich zeigt.

Tabelle 1: Wertentwicklung Aktienmärkte von 1996 bis 2016 und verpasste Chancen durch Abseitsstehen

Indizesimmer investiert (Buy and Hold)ohne die 10 besten Börsentageohne die 20 besten Börsentage
SPI TR*+322%+129%+42%
Dow Jones Eurostoxx 50+328%+93%+8%
FTSE 100 TR*+295%+104%+31%
S&P 500 TR*+440%+170%+68%
(*TR = Total Return, also mit Dividende. Im Falle des DJ Eurostoxx 50 ab Anfang 2001 mit Total Return. Datenquelle: Privatbank Bellerive; publiziert in Cash Online vom 6. Juli 2017)

Wenige ausgewählte Tage an der Seitenlinie stehend, können also deine Rendite extrem reduzieren.

Untersuchungen von Erwin Heri, Schweizer Professor an der Uni Basel, haben zudem ergeben, dass die besten und schlechtesten Tage zeitlich oft sehr nahe beieinanderliegen. Dabei konstatiert er, dass Anlegerpsychologie und Medienhype gerade in solch turbulenten Börsenphasen oft in die Irre führten.

Will heissen: Nach Tagen negativer Kursentwicklungen verlieren viele Anleger die Nerven, verkaufen und verpassen die darauffolgenden «Supertage». Schliesslich resümiert Heri in bester Buy and Hold-Manier: «Lehnen Sie sich zurück und denken Sie an Ihren langen Anlagehorizont».

Mit Buy and Hold langfristig über 8 Prozent Rendite kassieren

Bei einem global diversifizierten Investment mittels eines oder mehrerer ETFs hättest du vom 31.12.1988 bis 31.8.2021, also einem Zeitraum von über 30 Jahren, einschliesslich aller Börsencrashs eine annualisierte Rendite vor Steuern und Kosten von 8,59% erwirtschaftet (Quelle: MSCI Factsheet für msci-acwi). Diese stattliche Rendite kann durch ein regelbasiertes Rebalancing sogar noch um bis zu einem halben Prozentpunkt pro Jahr gesteigert werden (vgl. auch unseren Artikel Dank Rebalancing dein Vermögen wieder im Lot).

Eine absolute Sicherheit, dass ein solch ansehnliches Renditeniveau auch künftig erzielt werden kann, gibt es natürlich nicht.

Im Umkehrschluss bedeutet eine Buy and Hold-Strategie auch, dass du auf den Anspruch verzichtest, den Markt schlagen und eine Überrendite erzielen zu wollen.

Die Macht des Zinseszinses bei Buy and Hold

Beim Buy and Hold-Ansatz kann zudem der mächtige Zinseszinseffekt seine volle Kraft entfalten, da du langfristig und permanent investiert bleibst.

Zur Veranschaulichung ein Rechenbeispiel: Ein investiertes Startgutgaben von 20’000 Franken, eine Anlagedauer von 30 Jahren und eine jährliche Wertsteigerung pro Jahr von 8% führt zu einem stattlichen Endkapital von 201’253 Franken. Eine Verzehnfachung deines Einsatzes!

Würdest du zusätzlich monatlich noch 600 Franken investieren, so wärst du nach 30 Jahren Millionär.

Also ja, Zinseszinseffekt sei Dank, kannst du mit einer Buy and Hold-Strategie reich werden! Vorausgesetzt du verfügst über eine gehörige Portion Geduld und investierst etwas Startkapital und/oder eine monatliche Sparrate in einen globalen Aktien-ETF.

Oder eben, um das eingangs erwähnte Zitat von Kostolany zu wiederholen: «Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.»

Buy and Hold
Abbildung 1: Ob mit oder ohne Schlaftabletten: Bei Buy and Hold zahlt sich Geduld aus.

Abgrenzung zu anderen Anlageansätzen

Um das Verständnis bezüglich der Strategie von Buy and Hold zu schärfen, seien hier zwei bekannte «Gegenstrategien», welche sich rund ums aktive Investieren drehen, skizziert:

Stock Picking

Stock Picking mittels Fundamentalanalyse

Stock Picking ist wohl das am häufigsten praktizierte Anlageverhalten von Privatanlegern. Oft basiert es auf einer fundamentalen Aktienanalyse, anhand dessen der Stock Picker entscheidet, ob eine Aktie unterbewertet und somit kaufenswert ist.

Dabei analysiert der Stock Picker das volkswirtschaftliche Umfeld und zieht eine oder mehrere unternehmensspezifische Kennzahlen wie beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei.

Kern dieser Strategie ist es, dass der Stock Picker glaubt, die künftige Marktentwicklung vorherzusehen. Das heisst, er meint – anders als der übrige Markt – eine unterbewertete Aktie sowie den Zeitpunkt, wenn diese Aktie den fairen Wert erreicht hat, zu erkennen. Dann stösst er die Aktie wieder ab, womit sich das Prozedere wiederholt.

Eine solche Strategie kann aus Sicht der Markteffizienzhypothese, welche die theoretische Grundlage der modernen Portfoliotheorie darstellt, nicht funktionieren. Denn diese geht davon aus, dass die Märkte grundsätzlich transparent sind und somit börsenkotierte Unternehmen jederzeit «korrekt» bewertet sind.

Stock Picking mittels Chartanalyse

Neben der Analyse von Fundamentaldaten gibt es auch noch das Stock Picking mittels Chartanalyse, auch «Technische Analyse» genannt. Damit ist der Versuch gemeint, Trends basierend von Kursveränderungen und Handelsvolumina zu erkennen.

Im Gegensatz zur zuvor beschriebenen Fundamentalanalyse geht es bei der Chartanalyse primär um das Verhalten des Finanzmarktes und nicht um die Ermittlung einer allfälligen Unterbewertung basierend auf Fundamentaldaten.

Aus Sicht der Wissenschaft wird diese Thematik mehrheitlich kritisch betrachtet und von deren Exponenten oft als reinen Hokuspokus abgetan.

Buy and Hold
Abbildung 2: Alles Hokuspokus bei der Chartanalyse? Gleitende Durchschnitte, Handelsvolumina und farbige Candlestick-Grafiken zur besseren Erkennung vermeintlicher Trends.

Market Timing

Im Fokus dieser Strategie stehen weniger einzelne Aktien, sondern das Umschichten von ganzen Assetklassen («Die Zeit ist jetzt reif für das Übergewichten von Rohstoffen.»), Märkten («Subito raus aus den Emerging Markets!») oder Branchen («Das Aufstocken von Versicherungswerten bietet jetzt überdurchschnittliche Renditechancen.») basierend auf einem vermeintlich günstigen Zeitpunkt.

Auch diese Strategie fällt aus wissenschaftlicher Sicht mehrheitlich durch bzw. steht im Widerspruch zur Portfoliotheorie, wonach die Märkte effizient sind und somit alle Entwicklungen laufend eingepreist werden.

Wie renditeschädigend Market Timing sein kann, führt uns ein gemeinsamer Kollege bei unseren sporadischen Treffen jeweils eindrücklich vor Augen. Seit rund zehn Jahren ist er nämlich nicht mehr nennenswert in Aktien investiert. Die regelmässig erreichten Höchststände an den Aktienbörsen deutet er als Überbewertung und schrecken ihn ab.

Stattdessen hält er eine immer grösser werdende Cashposition. Immer darauf wartend, den richtigen Einstiegszeitpunkt doch noch zu finden. An der Seitenlinie stehend, entgehen ihm so Jahr für Jahr Renditen in Form von Kursgewinnen und Dividenden.

Statt also «Timing the Market» wird beim Buy and Hold-Ansatz das Prinzip «Time in the Market» hochgehalten (vgl. dieses Kapitel).

Wissenschaft gegen Stock Picking und Market Timing

Wie bereits schon angedeutet, haben aktive Anlagestrategien wie das Stock Picking und das Market Timing aus wissenschaftlicher Sicht einen schweren Stand. Denn empirisch betrachtet, schlägt kaum eine aktive Anlagestrategie langfristig den Markt bzw. den entsprechenden Benchmark.

Auch der wissenschaftsorientierte Buchautor Dr. Gerd Kommer steht aktivem Traden kritisch gegenüber. So resümiert er in der aktuellen 5. Auflage seines lesenswerten Standardwerks «Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs»:

«Seriöse, in der Wissenschaft endgültig anerkannte Untersuchungen, welche für Privatanleger Outperformance durch intensives Traden oder Fonds-Picking nach Berücksichtigung von Kosten, Steuern und Risiko nachweisen, existieren praktisch nicht. Eine einfache Buy and Hold-Strategie ist einer Strategie des intensiven Tradens oder Switchens langfristig fast immer überlegen und die wenigen Ausnahmen hiervon wechseln von Zeitfenster zu Zeitfenster, sind also wahrscheinlich zufallsbedingt.»

Wieso verfolgen die meisten Anleger keine Buy and Hold-Strategie?

Wie wir zuvor gesehen haben, ist Buy and Hold eine äusserst erfolgsversprechende Anlagestrategie. Und dennoch wird sie von der Mehrheit der Privatinvestoren nicht befolgt. Wir sehen hierfür vor allem folgende drei Ursachen:

  • Profitgier
  • Mächtige Interessenvertreter
  • Psychologische Gründe

Profitgier

Fairerweise muss man konstatieren, dass du mit einer Buy and Hold-Strategie nicht rasch reich wirst. Wer beim Anlegen zu Ungeduld neigt und/oder Mondrenditen erwartet, der wird kurzfristige, hochspekulative Deals bevorzugen.

Doch ein allgemeingültiges Rezept für raschen Reichtum hat selbst der bereits zitierte Börsenspekulant Kostolany nicht parat: «Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.»

Mächtige Interessenvertreter

Ein Buy and Hold-Anleger verursacht deutlich weniger Kosten als ein aktiv orientierter Investor. Was aus Sicht des passiven Anlegers einen grossen Vorteil für seine Rendite darstellt, ist naturgemäss nicht im Sinne der Finanzindustrie. Denn sie profitiert einerseits von den häufiger anfallenden Transaktionsgebühren durch regelmässiges Traden. Anderseits sackt sie verhältnismässig hohe Gebühren für bankeigene, aktiv gemanagte Anlageprodukte ein.

Deshalb ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass dir dein Bankberater ETFs empfiehlt.

Ausser vielleicht er verfügt über das Format und die Unabhängigkeit eines Warren Buffetts. Denn der bekannte Starinvestor, welcher im Grundsatz ebenfalls eine Buy and Hold-Strategie verfolgt, zollte dem Pionier des passiven Index-Investings, John «Jack» Bogle, grösstmöglichen Respekt.

In dieser kurzen und eindrücklichen Filmsequenz lobt Buffett anlässlich der Jahresversammlung 2017 seines Firmenkonglomerats Berkshire Hathaway die ausserordentlichen Verdienste des anwesenden Bogle und gratuliert ihm zu seinem 88. Geburtstag.

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Keiner habe mehr Nutzen für den amerikanischen Privatanleger gestiftet als Bogle. Gegen den erbitterten Widerstand der mächtigen Finanzlobby seien dank der von Bogle lancierten Indexfonds ab Mitte der 70er-Jahre Abermilliarden an Gebühren eingespart und somit bessere Renditen als durch die «Professionals» erzielt worden.

Psychologische Gründe

Die Anlegerpsychologie sehen wir als dritte wichtige Ursache, weshalb die Buy and Hold-Strategie nicht mehr Anhänger findet.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der wir schon früh lernen, dass es ohne Fleiss keinen Preis gibt. Auch sind wir uns einig darüber, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist.

Im Alltag wird uns die vermeintliche Richtigkeit dieser Volksweisheiten regelmässig bestätigt. So ist es im Beruf, Sport oder in der Musik doch üblicherweise so, dass wenn wir die entsprechende Aktivität intensiver ausüben, wir darin auch besser und erfolgreicher werden.

Alternativ suchen wir – im Sinne der modernen Arbeitsteilung – einen Spezialisten auf, beispielsweise den Schreiner, die Coiffeuse, den Schuhmacher unseres Vertrauens. Und siehe da: Das Ergebnis ist doch deutlich besser, als wenn wir selber Hand angelegt hätten!

Deshalb gehen wir auch bei der Geldanlage intuitiv davon aus, mit aktivem Engagement, sei es mittels Stock Picking oder Market Timing, eine bessere Performance zu erreichen als mit einer passiven Buy and Hold-Strategie.

Fehlt uns die Zeit, das Interesse oder beides, uns selber mit der Geldanlage zu beschäftigen, dann gehen wir halt zum Spezialisten – in diesem Fall also zum Anlageberater. Die hohen Gebühren nehmen wir dabei in Kauf, denn Leistung und Qualität haben nun mal ihren Preis. So weit, so gut also? Leider nein.

Denn bei der Geldanlage wird aktives Verhalten üblicherweise nicht mit einer besseren Performance belohnt. Im Gegenteil. Eine der Hauptursachen liegt in den Mehrkosten, die im Gegensatz zu «Buy and Hold» durch höhere Gebühren für Transaktionen und/oder die externe Vermögensverwaltung anfallen.

Vorteile und Tücken der Buy and Hold-Strategie

Fünf Vorteile von «Buy and Hold»

Wir sehen die folgenden fünf Vorteile der Buy and Hold-Strategie, welche wir aus Überzeugung selber konsequent befolgen:

  • Bequem und einfach: Statt dich regelmässig mit aufwendigen Markt- und Unternehmensanalysen herumzuschlagen, bist du mit Buy and Hold sozusagen im Autopilot-Modus unterwegs. Das heisst, du handelst ausschliesslich regelbasiert, womit du kaum administrativen Aufwand verursachst (u.a. beim Ausfüllen der jährlichen Steuererklärung).
  • Unschlagbar günstig: Es resultieren für dich kaum oder gar keine (vgl. nachfolgendes DEGIRO-Angebot mit Gratis-ETFs) Transaktionskosten, da du mit Buy and Hold auf ständiges Kaufen und Verkaufen verzichtest. Zudem fallen durch die Wahl von passiven ETFs extrem geringe laufende Kosten an. Das heisst, es ist mit einer jährlichen TER von nur ca. 0,2% zu rechnen. Dies entspricht etwa einem Zehntel (!) eines aktiv gemanagten Fonds.
  • Transparent und selbstbestimmt: Wenn du im Zuge deiner Buy and Hold-Strategie in einen oder mehrere ETFs investierst, dann kannst du dies völlig selbstbestimmt tun, und zwar online mit wenigen Klicks an zahlreichen Börsen. Bist du einmal investiert, so kannst du dich jederzeit über Kurs und Abweichung zum Index (Tracking Error) informieren.
  • Optimales Rendite-/Risikoverhältnis: Ein globales Investment in einen oder mehrere Aktien-ETFs ermöglicht dir 1:1 an der Börsenentwicklung der Weltmärkte zu partizipieren. In den letzten drei Dekaden resultierte eine jährliche Bruttorendite von über 8 Prozent, einschliesslich diverser Börsencrashs, aber ohne das Risiko eines Totalverlustes wie bei Einzeltiteln einzugehen.
  • Rational und wissenschaftlich fundiert: Unzählige Studien belegen den Erfolg von Buy and Hold. Dieses wissenschaftliche Fundament verleiht Sicherheit. Es ist also eine durch und durch rationale Strategie mit einem erfolgreichen Track Record.

– P a r t n e r a n g e b o t

Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs «DEGIRO» (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Fünf Tücken von «Buy and Hold»

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Über folgende fünf Herausforderungen der Buy and Hold-Strategie solltest du dir bewusst sein:

  • Nicht intuitiv: Du musst akzeptieren (lernen), dass bei der Geldanlage – anders als in anderen Lebensbereichen – langfristiges Nichtstun ein durchaus erfolgsversprechender Ansatz ist.
  • Keine Überrendite: Sich mit der Marktrendite zufriedenzugeben bzw. auf eine Überrendite zu verzichten, mag dem einen oder der anderen ebenfalls schwerfallen. Allenfalls hilft es, wenn man sich die Börsenregel «Hin und Her macht Taschen leer» in Erinnerung ruft.
  • Zu langweilig: Eine Buy and Hold-Strategie ist völlig unspektakulär und alles andere als sexy. Das ist Fakt, und es gibt dazu nichts zu beschönigen. Ausser vielleicht, dass letztlich nur die (höhere) Rendite zählt.
  • Crash-Resistenz: Bei Börsencrashs stoische Ruhe zu bewahren und nicht in einen panischen Verkaufsmodus zu geraten, erfordert eine solide Finanzbildung – und eine gehörige Portion an Nerven (vgl. auch unseren Artikel «Börsencrash 2020: Was sollen Anleger jetzt tun?»)
  • Finanzpornografie-Resistenz: Sich von der Finanzindustrie nicht einseifen zu lassen, d.h. insbesondere ihre täglichen Prognosen und Anlagetipps konsequent zu ignorieren, erfordert einen starken Willen und robustes Finanzwissen. (Der Begriff «Finanzpornografie» ist leider keine Erfindung von uns, sondern stammt vom zuvor erwähnten Buchautor Gerd Kommer. Er meint mit dieser Bezeichnung primär das unseriöse Geschwätz von sogenannten Finanzexperten, welche primär ihre eigenen Interessen verfolgen.)

Schlussfazit

Die auf ETFs basierte Buy and Hold-Strategie in Eigenregie ist die einfachste, günstigste und – wissenschaftlich betrachtet – diejenige Anlagestrategie mit dem wohl besten Risiko-/Renditeverhältnis. Sie funktioniert nach der Philosophie «In der Ruhe liegt die Kraft».

Dass sie von Privatanlegern nicht häufiger praktiziert wird, hängt unseres Erachtens mit der eigenen Profitgier, der mächtigen Finanzlobby und last but not least mit psychologischen Faktoren zusammen. Denn Nichtstun ist in anderen Lebensbereichen in der Regel keine erfolgreiche Strategie.

Dennoch ist die Buy and Hold-Strategie nur für Anlegerinnen und Anleger geeignet, welche diszipliniert und nervenstark sind sowie langfristig investieren wollen und können.

Wie denkst du darüber? Egal, ob du unsere Meinung teilst oder Widerspruch erhebst. Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Risiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Ein Kommentar

  1. Marcel sagt:

    Es gibt kein ewiges Wachstum.

    Darum sollte man nicht nur auf steigende Kurse wetten, sondern auch auf seiwärts (Short-Put & Short-Call) und auf fallende Kurse wetten können.

    Im englischen sprachraum ist man betreffend Börse ehrlich: man verwendet den Ausdruck bet.
    Das aktuelle Umfeld mit der Ukraine zeigt es einmal mehr.
    Corona läuft noch, siehe China.
    Es können aber auch natürliche Katastrophen sein, die einem die Wette verhageln.

    Industrie 4.0 und der demographische Wandel bringen zusätzliche Umwälzungen.

    Darum meine Stillhalter-Dividendenstrategie.
    Der 3. Freitag in einem Monat ist Optionsverfall.
    Regelmässige Optionsprämien bringen langfristig mehr, als warten auf Godot (buy and hold)

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