In diesem Beitrag widmen wir uns der Frage, was Factor Investing ist, welche Faktoren in der Vergangenheit besonders hohe Renditen erzielten und welches die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser Anlagestrategie sind. 

von Stefan & Toni | 10 Kommentare
publiziert am 24.10.2020

Inhalt

Was bedeutet Factor Investing?

Faktorbasiertes Investieren, Smart Beta Investing oder eben Factor Investing ist eine Anlagestrategie, welche sich auf Wertpapiere mit bestimmten Eigenschaften (sogenannte Faktoren) ausrichtet. Diese Faktoren haben dem Anleger in der Vergangenheit höhere Renditen beschert. Dies bestätigen zahlreiche wissenschaftliche Studien, die auf Untersuchungszeiträumen von oft mehreren Jahrzehnten basieren.

Faktorbasiertes Investieren ist also das Übergewichten von Faktorprämien in einem Portfolio gegenüber einer marktneutralen Gewichtung. Die marktneutrale Gewichtung bildet den Gesamtmarkt bzw. „alle“ Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung ab. Sie ist der Klassiker oder die Urform aller passiven Anlagestrategien.

Wann handelt es sich um eine Faktorprämie?

Der Finanzbuchautor Larry Swedroe und andere Experten haben folgende sieben Kriterien identifiziert:

  1. Bestätigung von mindestens einigen Duzend voneinander unabhängigen Wissenschaftlern
  2. Hohe Beständigkeit, also über mehrere Jahrzehnte (je gleichmässiger verteilt die Faktorprämie desto überzeugender)
  3. Globale Nachweisbarkeit, d.h. nicht auf bestimmte Länder oder Branchen fokussiert
  4. Eindeutiges Filterkriterium, d.h. keine Anpassungen in der Definition der Faktorprämie
  5. Kosteneffiziente Ausbeutung der Faktorprämie, d.h. auch nach Kosten sollte eine Faktorprämie resultieren
  6. Nachvollziehbarkeit, d.h. es liegt eine sachlogisch einleuchtende Erklärung zugrunde
  7. Einmaligkeit der Faktorprämie, d.h. keine blosse Variation einer bereits existierenden Faktorprämie

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Gerd Kommer erwähnt in seinem lesenswerten ETF-Standardwerk „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ zudem folgende Eigenschaften von Faktorprämien:

Die wichtigsten Faktorprämien bei Aktien

Nachfolgend werden die wissenschaftlich am besten belegten fünf Faktorprämien der Anlageklasse „Aktien“ vorgestellt. Zur Veranschaulichung wird jeweils auf den entsprechenden  Faktor spezifischen MSCI Index referenziert und die Kursentwicklung der letzten 15 Jahre einem marktneutraleren Index, meist dem MSCI World, als Benchmark gegenübergestellt. Auf die wissenschaftlich bestätigten Überrenditen der einzelnen Faktoren wird in Kapitel 4 eingegangen.

Small-Size-Prämie

Der Small-Size-Effekt besagt, dass kleine Aktiengesellschaften (Nebenwerte) statistisch höhere Renditen haben als grosse. Als Berechnungsbasis dient jeweils die Marktkapitalisierung bzw. der Börsenwert einer Unternehmung. Der Index-Hersteller MSCI definiert die Grössenverhältnisse wie folgt: Die grössten Firmen, die 70% der Marktkapitalisierung einer Index-Region ausmachen, gehören zu den Large Caps. Die nächsten 15% sind Mid Caps. Für weitere 14% folgen die Small Caps, während sich die verbleibenden 1% auf Micro Caps verteilen. Der Median-Börsenwert eines Small Caps gemäss Index „MSCI World Small Cap“ betrug im August 2020 immerhin rund 853 Mio. USD.

Mit anderen Worten: Nur wer mehr als 14% Small Caps in seinem Portfolio hat, kann von einem faktorbasierten Investment sprechen. Denn 14% entspricht der marktneutralen Gewichtung.

Grösste Position im „MSCI World Small Cap Index“ per 31.8.2020: Horizon Therapeutics

Abbildung 1: Index-Vergleich zwischen MSCI World Small Cap und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Value-Prämie

Value-Aktien im wissenschaftlichen Kontext (und nicht Stock-Picking à la Warren Buffett) weisen relativ zu ihren Fundamentaldaten einen besonders niedrigen Aktienkurs auf. Diese Unterbewertung wird üblicherweise anhand des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (KBV), des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV), der Dividendenrendite und des freien Cashflows ermittelt.

Grösste Position im „MSCI World Value“ per 31.8.2020: Johnson & Johnson

Abbildung 2: Index-Vergleich zwischen MSCI World Value und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Momentum-Prämie

Aktien, die sich in der Vergangenheit besser als der Markt entwickelt haben, weisen auch für die nahe Zukunft höhere Renditen auf. So lautet vereinfacht ausgedrückt die grundlegende Überlegung hinter der Momentum-Prämie. Sie basiert also auf relativen Renditen und umfasst gemäss „MSCI World Momentum Index“ Aktien, die sich in den letzten 6 und 12 Monaten durch überdurchschnittliche Performance auszeichneten.

Grösste Position im „MSCI World Momentum“ per 31.8.2020: Apple

MSCI World Momentum Factor Investing
Abbildung 3: Index-Vergleich zwischen MSCI World Momentum und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Quality-Prämie

Qualitätsaktien weisen eine niedrige Verschuldung, stabile Erträge, kontinuierliches Vermögenswachstum und eine starke Corporate Governance auf. Es handelt sich also um qualitativ hochwertige Aktien anhand gängiger Finanzkennzahlen wie Eigenkapitalrendite (ROE; Return-on-Equity), Verschuldungsgrad (D/E; Dept to Equity) und Gewinnvariabilität.

Grösste Position im „MSCI World Quality“ per 31.8.2020: Apple (schon wieder)

MSCI World Qualty Factor Investing
Abbildung 4: Index-Vergleich zwischen MSCI World Quality und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Political-Risk-Prämie

Diese Faktorprämie bezieht sich auf Aktien aus den Emerging Markets bzw. Schwellenländern. Sie erklärt sich im Wesentlichen mit einer Entschädigung für ein höheres Risiko, welches u.a. infolge politischer Instabilitäten, Korruption oder einem mangelhaften Rechtssystem bzw. fehlender Gewaltentrennung resultiert.

Grösste Position im „MSCI Emerging Markets“ per 31.8.2020: Alibaba

MSCI Emerging Markets
Abbildung 5: Index-Vergleich zwischen MSCI Emerging Markets und MSCI World von 2005 bis 2020 (Quelle: MSCI).

Wie performen die fünf Faktoren?

Der einzige, aber gewichtige Vorteil von Factor Investing ist die Überrendite. Dies trifft – (sehr) langfristig betrachtet und in unterschiedlichem Masse – auch auf unsere oben beschriebenen fünf Faktoren zu. Die untenstehende Tabelle zeigt die Überrendite je Faktor und während unterschiedlichen Zeitspannen.

Abbildung 6: Wissenschaftlich bestätigte Überrenditen bei fünf Faktoren; alle Daten vor Steuern und Kosten (Quelle: Gerd Kommer, Fachartikel „Factor Investing – die Basics“ vom 3. Mai 2019).

Bei Abbildung 6 fallen folgende interessante Aspekte auf:

Welche Nachteile gibt es beim Factor Investing?

Doch bevor du dich für Factor Investing entscheidest, solltest du auch über die wichtigsten Nachteile Bescheid wissen.

Alle fünf oben aufgeführten Faktoren haben folgende Nachteile:

Zusätzlich schlagen beim Value-Faktor noch folgende Aspekte negativ zu Buche

Fazit

Unsere Schlussfolgerungen fassen wir in folgende fünf Punkte zusammen:

  1. Faktor Investing kann langfristig zu einer Überrendite führen und ist grundsätzlich prüfenswert, jedoch kein Muss.
  2. Eine einfachere und günstigere Alternative zum Factor Investing ist und bleibt ein Investment in den Gesamtmarkt.
  3. Die Faktoren Small-Size, Political-Risk, Momentum und Quality ziehen wir der Value-Strategie vor. Gemäss Video unten von Gerd Kommer Invest soll „Value“ zwar noch nicht tot sein, ja möglicherweise steht gar ein Comeback bevor. Aus steuerlichen Gründen (für CH-Anleger) ist sie für uns dennoch kein Thema. Zudem ist uns die Durststrecke bezüglich ausbleibender Überrendite dann doch etwas zu lang.
  4. Das Angebot an Faktor-ETFs ist relativ gering und die Preise sind höher als bei „normalen“ ETFs. Als Anleger solltest du diese Aspekte berücksichtigen.
  5. Die Überrenditen für die fünf untersuchten Faktoren sind wissenschaftlich mittels zahlreicher Studien und über lange Zeiträume zwar bestätigt worden. Doch besteht keinerlei Garantie, dass dies auch für die Zukunft gilt. Auf alle Fälle musst du dich beim Factor Investing auf lange Durststrecken einstellen.

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Informatives Video zum Thema „Factor Investing“ von Gerd Kommer Invest:

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Gratis Multiwährungskonto, gratis Debitkarte und gratis Bargeldbezüge: Dass Yuh mit attraktiven Konditionen rund ums Zahlen punktet, hat sich mittlerweile rumgesprochen und auch uns überzeugt. Aber eignet sich Yuh auch für deine Investments? Wir haben neben Konto, Karten & Co. auch das ETF-Anlageuniversum von Yuh genauer unter die Lupe genommen und sind auf überraschende Schwachpunkte gestossen. Unsere Yuh Erfahrungen mit der neuen Überfliegerin in der Schweizer Neobanken-Szene haben wir in diesem ausführlichen Yuh Review zusammengefasst.

von Stefan & Toni | 9 Kommentare
publiziert am 4.10.2023 | aktualisiert am 9.1.2024

Kurz & bündig

Inhalt

CHF 50 Bonus mit Yuh Aktionscode «YUHSFB»

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Was ist Yuh?

Die neuste Schweizer Smartphone-Bank wurde im Mai 2021 ins Leben gerufen. Sie ist ein gemeinsames Produkt der privaten Swissquote Bank und der staatlichen PostFinance.

Trotz des relativ späten Markteintritts ist Yuh mit über 150’000 Kund:innen die am schnellsten wachsende Neobank der Schweiz. Zum Vergleich: Zak, welche als Schweizer Pionierin von der Bank Cler bereits drei Jahre früher lanciert wurde, zählt rund 60’000 Kund:innen. Yuh ist also aktuell die unbestrittene Überfliegerin in der Schweizer Neobanken-Szene.

Dem schrillen Marketing und der lockeren Du-Kultur zufolge möchte Yuh sich offensichtlich an ein jüngeres Publikum richten. Dafür spricht auch, dass bei Yuh das Online-Banking nur übers Handy möglich ist.

Yuh verspricht zudem grösstmögliche Einfachheit, und zwar nicht nur beim Trading, sondern auch beim Zahlen, Sparen und Vorsorgen. Damit dürfte Yuh die umfassendste Neobank der Schweiz sein. Mehr über das Angebot von Yuh erfährst du im nächsten Kapitel.

Was bietet Yuh?

Wie bereits erwähnt, ist die Angebotspalette von Yuh im Vergleich zu anderen Neobanken vielfältig und beinhaltet die folgenden vier Services:

Wir werden in diesem Yuh Review all diese Leistungen erläutern, beurteilen und jeweils ein Preisschild anhängen. Das Thema «Investieren» werden wir – treu unserer Mission – natürlich besonders genau und kritisch unter die Lupe nehmen.

Yuh Erfahrungen
Praktisch und übersichtlich: Über «Startseite» lässt sich das Gesamtvermögen in die Kategorien «Zahlen», «Sparen» und «Investieren» aufschlüsseln (Bild links). Per Klick auf «Aktivität» geht’s in die Detailansicht, wo die einzelnen Transaktionen chronologisch angezeigt werden. (Bild rechts).

Unsere Yuh Erfahrungen mit dem Zahlungsverkehr

Während Investieren, Sparen und 3a-Vorsorgen freiwillig sind, kommt Frau und Herr Schweizer um den Zahlungsverkehr nicht herum. Diese Tatsache ist wohl auch der Grund, weshalb bei bisherigen Yuh-Tests stets das wenig spektakuläre Online-Banking mit Privatkonto, Karten und Zahlungsfunktionen im Fokus standen.

So auch beim Kassensturz von SRF, welcher das sensationelle Abschneiden von Yuh in dieser Disziplin im April 2023 einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Yuh hatte sich damals gegen 18 andere Banken mit Schweizer Banklizenz klar durchgesetzt.

SRF stützt sich dabei auf die Ergebnisse des Vergleichsportals Moneyland. Dieses hat den Vergleich anhand der Profile «durchschnittliche Nutzung» und «Vielnutzung» durchgeführt. Die untersuchten Transaktionen sind jeweils dieselben, nämlich Zahlungsverkehr im In- und Ausland, Einkäufe und Barbezüge mit Debitkarte im In- und Ausland. Die beiden Profile unterscheiden sich nur punkto Nutzungsintensität und durchschnittlicher Kontostand.

Yuh Erfahrungen
Yuh als klare Testsiegerin bei durchschnittlicher Nutzung des Privatkontos: Dank den Zinsen resultiert unter dem Strich ein Plus von 66.35 CHF. Mit deutlichem Negativsaldo weit abgeschlagen fungieren die klassischen Banken.
Yuh Erfahrungen
Yuh als klare Testsiegerin auch bei Vielnutzung des Privatkontos: Dank den Zinsen gibt’s auch bei dieser Nutzergruppe unter dem Strich ein deutliches Plus von 140.40 CHF. Weit abgeschlagen sind wieder die klassischen Banken.

Da es sich bei diesem Test um eine Momentaufnahme handelt und die zugrundeliegenden Profile nicht mit deinem realen Nutzungsverhalten übereinstimmen, gehen wir nachfolgend auf die einzelnen Leistungen und Konditionen von Yuh ein (vgl. auch Preisliste von Yuh).

Bezüglich des Zahlungsverkehrs lässt dir Yuh kaum Wünsche offen, mit vielleicht einer Ausnahme: Kontoüberziehung ist nicht erlaubt. Beginnen wir mal mit den selbsterklärenden…

Yuh Standardleistungen beim Zahlen

Yuh Erfahrungen
Mit Yuh stehen dir vielfältige Zahlungsoptionen zur Verfügung (Bild links). Zahlungen per Karte werden dir laufend vom Konto abgebucht. Das monatliche Limit beträgt standardmässig 10’000 CHF, kann aber in der Yuh App individuell angepasst werden. (Bild rechts).

…und fahren fort mit den (erklärungsbedürftigen)…

Yuh Spezialleistungen beim Zahlen

Beim Zahlungsverkehr sind uns zwei interessante Besonderheiten aufgefallen, welche wir nachfolgend erläutern.

Multiwährungskonto

Yuh bietet ein sogenanntes Multiwährungskonto für nicht weniger als 13 Währungen an (vgl. Abb. unten).

Damit profitierst du gleich von zwei Vorteilen: Einerseits läuft alles über ein einziges Konto bzw. eine IBAN ab, was den Zahlungsverkehr in Fremdwährungen vereinfacht.

Andererseits ermöglicht dir das Multiwährungskonto, Geld ohne Währungstausch zu überweisen (auch im Ausland mit der Karte). Damit sparst du die Wechselgebühren, z.B. während deinen Ferien im Ausland.

Yuh Erfahrungen
Das Multiwährungskonto von Yuh ermöglicht dir einen Direktzugriff auf 13 Währungen. Neben den Standardwährungen CHF, EUR und USD (Bild links) können auch Guthaben in zehn anderen Währungen separat verwaltet werden (Bild rechts).

Vom Multiwährungskonto profitierst du übrigens auch bei deinen Investments. Werden dir beispielsweise Dividenden in US-Dollar ausgeschüttet, so kannst du später wieder auf diese Dollars ohne Währungswechselgebühren zugreifen, sei es indem du neue Wertschriften kaufst oder Zahlungen in USD tätigst. 

Bei der Konkurrenz wird dir üblicherweise entweder nur ein Konto in Heimwährung oder pro Fremdwährung ein separates Konto mit eigener IBAN angeboten.

Über diesen Link erfährst du, wie Yuh ihr Multiwährungskonto anpreist.

Geldwechsel sofort oder mit Zielwechselkurs

Trotz Multiwährungskonto wirst du nicht um den einen oder anderen Währungswechsel herumkommen. Die diesbezüglichen Gebühren hängen vom jeweiligen Währungspaar ab.

Für die oben erwähnten 13 Standardwährungen verlangt Yuh eine Umrechnungsgebühr von 0.95% des Transaktionsbetrags. Für andere Währungen beträgt die Umrechnungsgebühr bei Verwendung der Debitkarte im Ausland 1.5%.

Positiv: Yuh verrechnet keine Transaktionsgebühren. Diese können bei anderen Kartenherausgebern bis zu 1,5% pro Auslandtransaktion betragen. Von einer solchen Gebühr ist übrigens auch das Online-Shopping bei einem ausländischen Anbieter betroffen, auch wenn dieser in CHF abrechnet.

Falls du nur zu einem von dir bestimmten Devisenkurs Geld wechseln möchtest, kannst du bei Yuh optional deinen bevorzugten Zielwechselkurs hinterlegen. Sobald dein Wunschkurs erreicht wird, veranlasst Yuh für dich den Geldwechsel. Dieses Feature stellt für uns ebenfalls eine interessante Besonderheit von Yuh dar, auch wenn sie natürlich nur für jene in Frage kommt, die keine Eile beim Geldwechseln haben.  

Yuh Erfahrungen
Der Währungstausch kostet bei Yuh für die 13 Standardwährungen 0.95% und erfolgt wahlweise sofort oder zu einem von dir definierten Ziel-Wechselkurs. Die Gebühren sind im angezeigten Wechselkurs (Bild links) bereits enthalten und werden nach erfolgtem Tausch separat ausgewiesen (Bild rechts).

Fazit zum Zahlen mit Yuh

Was Privatkonto, Zahlungsverkehr und Kartennutzung betrifft, so bietet Yuh preislich ein äusserst attraktives Gesamtpaket an. Dies haben nicht nur unsere Yuh Erfahrungen und Recherchen gezeigt, sondern bestätigen auch Tests von Dritten.

Wenn für dich das Online-Banking übers Handy normal und easy ist, dann könnte Yuh schon bald deine neue, günstige Hausbank werden.

Unsere Yuh Erfahrungen mit Sparen

Sparen auf dem Bankkonto erachten wir als nicht besonders erstrebenswert, weil es schlicht zu wenig Rendite abwirft. Immerhin: Mit einem Sparkonto bist du keinen nervenaufreibenden Kursverlusten ausgesetzt. Im Gegenteil: Seit einiger Zeit gibt es ja selbst in der Schweiz wieder Sparzinsen! Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Services und Konditionen von Yuh rund ums Sparen zusammen:

Positiv: Du profitierst von den gleichen Zinsen, auch wenn du deine Barmittel in der App auf «Zahlen» belässt. Ein Übertrag auf «Sparen» ist aber dann sinnvoll, wenn du individuelle Sparziele definieren möchtest.

Und das funktioniert so: Du gehst auf «Sparen» und klickst auf «Gelder hinzufügen». Der entsprechende Betrag wird dir dann sofort von «Zahlen» auf «Sparen» übertragen, womit du deine Sparprojekte definieren kannst.  

Ebenso einfach funktioniert der umgekehrte Weg. Wenn du dein Erspartes für anstehende Zahlungen (oder Investitionen) verwenden möchtest, dann gehst du wieder auf «Sparen», klickst auf «Gelder hinzufügen» (!) und dann «Gelder abheben». In Nullkommanichts werden die Salden bei «Sparen» und «Zahlen» angepasst.

Dein Sparziel kannst du aus rund 15 vordefinierten Sparprojekten wie Party, Steuern oder Notfall wählen. Wenn dein gewünschtes Sparziel nicht in dieser Auswahl enthalten ist, kannst du alternativ dein Sparprojekt individuell benennen, z.B. wie in unserem Beispiel «Fotokamera» (vgl. Abb. unten). Dein Sparguthaben im Verhältnis zu deinem Sparprojekt wird dir von Yuh berechnet und visualisiert.

Yuh Erfahrungen
Mit Yuh kannst du beliebig viele Sparziele verfolgen. Bei jedem Sparprojekt kannst du dir Sparquote (Bild links) und Sparchart (Bild rechts) anzeigen lassen. Ein Projekt besparen kannst du entweder manuell oder automatisiert wiederkehrend.

Praktisch: Neben dem manuellen Sparen kannst du bei Yuh optional auch automatisch Sparen. In diesem Fall definierst du einmalig dein gewünschtes Sparintervall (täglich, wöchentlich oder monatlich) sowie den wiederkehrenden Sparbetrag. Basierend darauf berechnet Yuh für dich den Stichtag, wann du dein Sparziel erreicht haben wirst. Solltest du mal eine Pause einlegen wollen, so kannst du jederzeit das automatische Sparen unterbrechen.

Fazit zum Sparen mit Yuh

Wenn du gerne systematisch auf ein Sparziel hinarbeiten möchtest, bietet Yuh ein nützliches Feature. Alle anderen können auf «Sparen» verzichten bzw. ihre Barmittel bei «Zahlen» belassen und gleichermassen von den Sparzinsen profitieren.

Unsere Eindrücke von der Yuh 3a-Vorsorge

Privates Vorsorgen über die Säule 3a ist steuerlich attraktiv. Hierfür benötigst du ein separates 3a-Konto einer Schweizer Bank. Bei Yuh kannst du ein solches Konto in rund fünf Minuten über die App eröffnen.  

Mit dem Vorsorgesparen ist oft ein langer Anlagehorizont verbunden. Deshalb bevorzugen wir Lösungen mit einem möglichst hohen Aktienanteil, global diversifiziert und passiv gemanagt basierend auf günstigen ETFs oder Indexfonds.

Schauen wir uns also mal an, ob Yuh unsere Anforderungen erfüllen würde.

Die jährlichen Gesamtkosten betragen bei Yuh fix 0.50% des 3a-Vorsorgevermögens, womit sie zu den günstigeren Anbietern der Schweiz gehört.

Auch der Aktienanteil von 20% bis zu 99%, basierend auf fünf frei wählbaren Strategien, überzeugt uns. Ebenso die Tatsache, dass das Anlageuniversum aus passiven Indexfonds-Produkten besteht. Alle Produkte werden übrigens von Swisscanto angeboten.

Yuh Erfahrungen
Das passiv gemanagte Yuh Anlageuniversum besteht aus fünf frei wählbaren Strategien von «Mild» bis «Feurig» mit 99% Aktienanteil (Printscreen Yuh Homepage).

Fazit zu 3a-Vorsorgen mit Yuh

Passiver Anlageansatz und die Möglichkeit, bis zu 99% in die Anlageklasse «Aktien» zu investieren, sind für uns überzeugende Argumente. Dennoch werden wir aufgrund der grösseren Flexibilität bei der Portfoliozusammenstellung und den noch etwas günstigeren Preisen aktuell keinen Wechsel von Viac in Betracht ziehen.

Unsere Yuh Erfahrungen mit Investieren

Wie sich Yuh als Wertschriften-Broker schlägt, interessiert uns natürlich als passionierte Privatanleger am meisten.

Auch für Yuh dürfte die Investieren-Funktion die mit Abstand interessanteste auf ihrer App sein. Denn anders als beim Zahlungsverkehr klingelt beim Traden nach jeder Transaktion die Kasse.

Entsprechend offensiv bewirbt Yuh denn auch das Investieren: «Investiere mit dem Yuh-Faktor», «Das Beste vom Besten» oder «Liebe deine Trades».

Die Message dahinter ist klar und dürfte sich vor allem an Börseneinsteiger:innen richten: «Investiere super easy (und möglichst oft) und stelle dir jetzt dein persönliches Wertschriften-Portfolio zusammen».

Unsere Empfehlung: Ignoriere konsequent alle Trading-Botschaften von Yuh! Sie sollen dich bloss zum häufigen Traden animieren. Aus Sicht von Yuh und natürlich auch von allen anderen Brokern ist diese Geschäftspraxis nachvollziehbar: Denn Trades gehören zu ihren wichtigsten Einnahmequellen. Statt dich also vom lauten Börsengetöse beeinflussen zu lassen, solltest du als rationaler Anleger, als smarte Investorin besser folgende Börsenregel beherzigen: «Hin und her macht Taschen leer». Du und Yuh verfolgen also konträre Interessen. Halte dich besser an deine eigenen Regeln basierend auf deiner Anlagestrategie und deinem Risikoprofil (Mehr zu diesen Anlagebasics findest du in unserer Rubrik «Lerne investieren – in acht Lektionen».)

Die Eckdaten stimmen uns durchwegs positiv:

Keine Frage: Das liest sich alles sehr attraktiv und wie wir erwartet haben, ist das Handling über die Yuh App sehr intuitiv und kinderleicht. Bravo Yuh, ihr habt geliefert!

Yuh Erfahrungen
Stefans Trading-Première bei Yuh: Fixbetrag (Fractional Trading) von 200 CHF in einen «Global Blue Chips» ETF von Vanguard investiert (Bild links). Börsenkurs, Anzahl ETF-Anteile und die geschätzten Gebühren werden vor dem Kauf separat angezeigt (Bild rechts).

Gemäss Abbildung oben wurden für Stefans ersten ETF-Kauf bei Yuh im Wert von 200 USD die Gebühren auf 1.30 USD geschätzt, bestehend aus den Yuh Kommissionen (0.50%) und Stempelsteuern.

Die effektiven Kosten, einschliesslich der Berücksichtigung von allfälligen Guthaben (50 CHF Trading Credits mit unserem Aktionscode «YUHSFB») werden erst nach dem Trade in einem detaillierten Transaktionsbeleg (vgl. PDF-Auszug unten) ausgewiesen. Darin nicht enthalten sind allfällige Wechselkursgebühren.

Yuh Erfahrungen
Auszug aus dem Yuh Transaktionsbeleg mit Angabe von Kommission (0.50%), Stempelsteuer und Gutschrift (Trading Credit). Die Kosten für den Währungstausch (0.95%) werden nicht ausgewiesen.
Yuh Erfahrungen
Das Wertschriftenvermögen wird wahlweise in der «Kacheloptik» (Bild links, einschliesslich eines überflüssigen Hinweises auf einen Tagessieger) oder graphisch als Chart und Kuchendiagramm dargestellt (Bild rechts).

Traden bei Yuh lohnt sich nur bei kleineren Beträgen

Bei der linearen Gebührenstruktur von Yuh (d.h. immer 0.50% vom Transaktionsbetrag ohne Kostendach, mind. 1 CHF) sollte dir jedoch stets folgende Faustregel bewusst sein: Je kleiner deine investierte Tranche ist, desto attraktiver ist Yuh im Konkurrenzvergleich. (Zu beachten ist, dass bei Investitionssummen von weniger als 200 CHF immer die Yuh Mindestkommission von 1 CHF zum Tragen kommt, d.h. prozentual zahlst du in diesen Fällen mehr als 0.50% Kommission).

Ein Rechenbeispiel: Investierst du 200 CHF, zahlst du lediglich die Mindestgebühr von 1 CHF, bei 1’000 CHF sind es moderate 5 CHF, bei 2’000 CHF immer noch akzeptable 10 CHF.

Bevorzugst du es hingegen, grössere Tranchen zu investieren, bist du bei anderen Brokern definitiv besser aufgehoben. So zahlst du beim Mutterhaus Swissquote für viele ETFs eine Pauschalgebühr von 9 CHF. Für einen Trade im Wert von 10’000 CHF fährst du also bei Swissquote mehr als fünf Mal günstiger als bei Yuh (9 vs. 50 CHF).

Das Anlageuniversum von Yuh

Tiefe Gebühren und coole Trading-Features nützen dir aber rein gar nichts, wenn die auf der App handelbaren Produkte schlecht sind.

Das Anlageuniversum besteht bei Yuh am 18.9.2023 aus den folgenden Produkten:

Bei den letzten beiden Anlagekategorien handelt es sich um strukturierte Produkte, bei welchen infolge Intransparenz und hoher Kosten besondere Vorsicht geboten ist.

Die jeweils aktuell angebotenen Wertschriften findest du in der Produkteliste von Yuh.

Was taugt die ETF-Auswahl von Yuh?

Im Gegensatz zu anderen Testern, die sich mit dem Trading auf der Yuh-App entweder gar nicht oder nur oberflächlich auseinandergesetzt haben, möchten wir diese Lücke schliessen und eine vertiefte Analyse abliefern.

Dabei konzentrieren wir uns auf die von uns bevorzugte ETF-Aktienanlage. Handelt es sich dabei wirklich um das «Beste vom Besten»?

Beginnen wir mal mit dem Quantitativen: Wenig überraschend ist das Angebot mit gerade mal 37 ETFs sehr limitiert. Doch dies muss für dich nicht per se nachteilig sein. Denn wenn deine Wunsch-ETFs in dieser Auswahl enthalten sind, bringen dir Tausende weitere Produkte keinerlei Mehrwert.

Schauen wir uns also das ETF-Angebot einmal genauer an. Zuerst fällt uns auf, dass die oben verlinkte Produkteliste von Yuh leider alles andere als aussagekräftig, ja geradezu intransparent ist (vgl. auch Auszug unten).

Yuh Erfahrungen
Fehlende Transparenz: Yuh geizt mit Informationen über ihr ETF-Angebot (Auszug aus der Yuh-Produkteliste vom 18.9.2023).

So begnügt sich Yuh doch ernsthaft mit dem Tickersymbol und einer kurzen Produktumschreibung, während die aus Sicht der Anleger:innen wirklich wichtigen Facts wie Anbieter, Produktkosten (TER) oder Index vorenthalten werden.

Wir sind also selber in die Hosen gestiegen und haben einige Stunden unserer Zeit investiert, um die Produkteliste von Yuh mit relevanten Informationen zu ergänzen.

ETF-Anlageuniversum von Yuh

Beschreibung*ETFSymbolIndexTERHandels-
währung
BörseReplikations-
methode
Div.*
African Blue ChipsXtrackers MSCI Africa Top 50 Swap UCITS ETF 1CXMKAMSCI EFM Africa Top 50 capped0.65%EURXETRASwap-basiertT
Asiatische ZukunftsmärkteiShares MSCI EM Asia UCITS ETFCSEMASMSCI Emerging Markets Asia0.20%USDSIXPhysischT
Australian Blue ChipsiShares MSCI Australia UCITS ETFSAUSMSCI Australia0.50%AUDSIXPhysischT
Brazilian Blue ChipsXtrackers MSCI Brazil UCITS ETF 1CXMBRMSCI Brazil0.65%USDSIXPhysischT
Canadian Blue ChipsUBS ETF (LU) MSCI Canada UCITS ETF A-disCANCDAMSCI Canada0.33%CADSIXPhysischA
Chinese Blue ChipsXtrackers CSI300 Swap UCITS ETF 1CXCHACSI 3000.50%CHFSIXSwap-basiertT
European Blue ChipsLyxor EURO STOXX 50 (DR) UCITS ETFMSEEURO STOXX 500.20%EUREuronext ParisPhysischT
Europäische Aktien mit hoher DividendeSPDR S&P Euro Dividend Aristocrats UCITS ETF (Dist)SPYWS&P Euro High Yield Dividend Aristocrats0.30%EURXETRAPhysischA
French Blue ChipsLyxor CAC 40 (DR) UCITS ETF – DistCACCAC 400.25%EUREuronext ParisPhysischA
German Blue ChipsXtrackers DAX UCITS ETF 1CXDAXDAX0.09%EURXETRAPhysischT
Global Blue Chips (CHF)iShares MSCI World CHF Hedged UCITS ETFIWDCMSCI World0.55%CHFSIXSamplingT
Global Blue Chips (USD)Vanguard FTSE All-World UCITS ETFVWRDFTSE All-World0.22%USDLondon SETSPhysischA
Globale Aktien mit hoher DividendeVanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETFVHYLVanguard FTSE All-World High Dividend Yield0.29%CHFSIXPhysischA
Globale Aktien mit minimaler VolatilitätiShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETFMVSHMSCI World Minimum Volatility0.35%CHFSIXSamplingT
Globale InfrastrukturiShares Global Infrastructure UCITS ETFINFRFTSE Global Core Infrastructure0.65%USDSIXPhysischA
Globale Momentum-AktieniShares Edge MSCI World Momentum ETFIWMOMSCI World Momentum0.30%USDLondon SETSSamplingT
GoldZKB Gold ETF AA CHFZGLD-0.40%CHFSIXPhysischA
Italian Blue ChipsiShares FTSE MIB UCITS ETF (Acc)CSMIBFTSE MIB0.33%EURBorsa ItalianaPhysischA
Japanese Blue ChipsXtrackers Nikkei 225 UCITS ETF 1DXNJPNikkei 2250.09%JPYSIXPhysischA
Latin American Blue ChipsAmundi MSCI Emerging Markets Latin America UCITS ETFAMELMSCI EM Latin America0.20%EURXETRASwap-basiertT
Nasdaq-100 IndexInvesco EQQQ NASDAQ-100 UCITS ETFEQQQNASDAQ-1000.30%USDSIXPhysischA
Nordics Blue ChipsXtrackers MSCI Nordic UCITS ETF 1DXDN0MSCI Nordic Countries0.30%EURXETRAPhysischA
Pacific Blue ChipsShares Core MSCI Pacific ex-Japan UCITS ETF (Acc)CSPXJMSCI Pacific ex-Japan0.20%USDSIXPhysischT
Schweizer Aktien mit hoher DividendeiShares Swiss Dividend (CH)CHDVDSPI Select Dividend 200.15%CHFSIXPhysischA
Schweizer ImmobilienUBS ETF (CH) SXI Real Estate Funds (CHF) A-disSRECHASXI Real Estate Funds Broad0.93%CHFSIXPhysischA
SilberZKB Silver ETF AA (CHF)ZSIL-0.60%CHFSIXPhysischA
Spanish Blue ChipsXtrackers Spanish Equity UCITS ETF 1CXESPSolactive Spain 40 Index0.30%EURXETRAPhysischT
Swiss Blue ChipsiShares SMI ETF (CH)CSSMISMI0.35%CHFSIXPhysischA
Swiss Perfomance IndexiShares Core SPI ETF (CH)CHSPISPI0.10%CHFSIXSamplingA
U.S. Aktien mit hoher DividendeSPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETFUDVDS&P High Yield Dividend Aristocrats Index0.35%USDLondon SETSPhysischA
U.S. Blue ChipsVanguard S&P 500 UCITS ETFVUSDS&P 5000.07%USDLondon SETSPhysischA
U.S. FinanzwesenInvesco Financials S&P US Select Sector UCITS ETFXLFSS&P Select Sector Capped 20% Financials0.14%USDSIXSwap-basiertT
U.S. GesundheitswesenSPDR S&P U.S. Health Care Select Sector UCITS ETFSXLVS&P Health Care Select Sector Daily Capped 25/200.15%USDSIXPhysischT
U.S. MaterialienInvesco Materials S&P US Select Sector UCITS ETFXLBSS&P Select Sector Capped 20% Materials0.14%USDSIXSwap-basiertT
U.S. TechSPDR S&P U.S. Technology Select Sector UCITS ETFSXLKS&P Technology Select Sector Daily Capped 25/200.15%USDSIXPhysischT
U.S. Unternehmens-obligationenXtrackers USD Corporate Bond UCITS ETF 1DXDGUBloomberg USD Liquid Investment Grade Corporate0.12%USDSIXPhysischA
UK Blue ChipsVanguard FTSE 100 UCITS ETF DistributingVUKEFTSE 1000.09%GBPLondon SETSPhysischA
37 ETFs stehen zur Wahl: Statt gut diversifizierte globale oder regionale ETFs dominieren länderspezifische Produkte das ETF-Anlageuniversum von Yuh (Quelle: verlinkte Factsheets der ETF-Anbieter in der Yuh App; *Div. = Dividenden; A = Ausschüttend; T = Thesaurierend).

Immerhin: Dank dieser mühseligen Arbeit kennen wir nun das ETF-Produkteangebot von Yuh sehr gut. Unsere Yuh Erfahrungen haben uns zu folgenden Erkenntnissen geführt:

Fazit zum Investieren mit Yuh

Allgemein

Aufgrund der linearen Kostenstruktur und des beschränkten ETF-Angebots eignet sich Yuh unseres Erachtens vor allem für Börseneinsteiger:innen, welche mit kleineren Beträgen, ihre ersten Erfahrungen mit dem Wertschriftenhandel sammeln möchten.

Zusätzlich dürften sich aber auch erfahrenere Investor:innen von Yuh angesprochen fühlen, welche ergänzend zum klassischen Online-Broker die eine oder andere Position ihres Wertschriftenportfolios mit regelmässigen, kleineren Tranchen, z.B. mittels eines Sparplans, besparen möchten.

So oder so: Mit unserem Aktionscode «YUHSFB» erhältst du, nachdem du mind. 500 CHF aufs Yuh-Konto überwiesen hast, Transaktionsgebühren (Courtagen) im Wert von 50 CHF geschenkt, was einem Investitionsbetrag von 10’000 CHF entspricht. 

Kritische Würdigung des Anlageuniversums von Yuh

Dass Yuh die ETF-Auswahl auf 37 Produkte beschränkt, geht für uns absolut in Ordnung. Wo wir aber Mühe bekunden, ist, dass länderspezifische ETFs das Angebot von Yuh dominieren.

Weshalb sollten rationale Schweizer Anleger:innen in einen Italo-ETF, in den deutschen DAX oder in einen völlig überteuerten Brasilien-ETF investieren? Wo endet das? Ja genau, in einem chaotischen Portfolio mit unzähligen Länder-ETFs….

Die bessere Alternative, da einfacher in der Handhabung, besser am Markt etabliert, oft günstiger und breiter diversifiziert, sehen wir in globalen oder regionalen ETFs

Was wir uns von Yuh gewünscht hätten, wäre also eine lückenlose Auswahl an ETFs, womit sich die Anleger:innen mit möglichst wenigen ETFs ein global diversifiziertes und kostengünstiges Aktien-Portfolio zusammenstellen und einfach bewirtschaften können.

Nachfolgend haben wir eine für uns sinnvolle Basisauswahl zusammengestellt, immer mit je einem thesaurierenden und ausschüttenden Exemplar (vgl. auch unsere ultraharte ETF-Selektion im Beitrag «Beste ETFs Schweiz und global: And the Winner is…»).

Während grundsätzlich ein einziger globaler ETF für ein Weltportfolio reicht, sind die regionalen ETFs idealerweise so zu kombinieren, dass ebenfalls die ganze Welt abgedeckt wird. Das heisst, die Schwellenländer sind mit den Industriestaaten (gesamt mit MSCI World oder regional mit MSCI Europe etc.) zu ergänzen.

Dennoch: Bei aller Kritik und Unverständnis gibt es auch bei Yuh durchaus attraktive ETFs, in die wir investieren würden oder bereits investiert sind: (Hinweis: Dies ist keine Anlageberatung.)

– P a r t n e r a n g e b o t –

Im Gegensatz zu Yuh bietet ihre Muttergesellschaft Swissquote für Schweizer Anleger:innen ein riesiges Angebot an ETFs, viele zum fairen Fixpreis von 9 CHF (Hier geht es zu unseren Swissquote Erfahrungen). 

 
Swissquote Erfahrungen

– – – – –

Was taugt der Support von Yuh?

Natürlich unterhält Yuh keine kostspieligen oldschool Bankfilialen, wo du dein Anliegen gemütlich am Schalter besprechen könntest. Persönliche Kontakte sind bei Yuh nicht vorgesehen. Hingegen wird eine lockere Du-Kultur hochgehalten.

Bei Fragen stehen dir bei Yuh grundsätzlich drei unterschiedliche Kanäle zur Verfügung:

  1. Online-Hilfeportal: Dort findest du zahlreiche FAQs, übersichtlich gegliedert nach Themen. Diesen Service gibt es auch über die App.
  2. Chatbot: Alternativ und ebenfalls unkompliziert kannst du dich mit der digitalen Assistentin Yulia austauschen. Deine Erwartungen sollten allerdings nicht allzu hoch sein. Denn Yulia schien uns doch relativ rasch überfordert zu sein (z.B. bei den Stichworten «Sicherheit» oder «Dividendenausschüttungen»). Bei wirklich simplen Themen wie «Gebühren» blüht sie jedoch regelrecht auf und liefert brauchbare Antworten ab. Diesen automatisierten Antwortservice kannst du über die App unter «Nachrichtenzentrum» / «Schreibe uns» abrufen.
  3. Telefonsupport: Je spezifischer dein Anliegen ist, desto eher kommst du mit dem Yuh Supportteam aus Fleisch und Blut ans Ziel. Unsere Erfahrung: hilfsbereit, kompetent und auf Schweizerdeutsch. Für unsere fünf Anrufe betrug die Wartezeit akzeptable zwei bis fünf Minuten. Der telefonische, seitens Yuh kostenlose Helpdesk ist unter der Nummer 044 825 87 89 (Mo. – Fr. / 08:00 – 22:00 Uhr) erreichbar.

Wie funktioniert die Anmeldung?

Bevor du Yuh Neukunde werden kannst, musst du dich einmalig registrieren. Das diesbezügliche Verfahren benötigt nur rund 10 Minuten und erfolgt rein digital. Wichtig: Wenn du vom Bonus im Wert von 50 CHF Trading Credits profitieren möchtest, trägst du unseren Aktionscode «YUHSFB» im Feld «Dein Aktionscode von Yuh» ein und nicht bei «Freunde werben Freunde» o.ä.

Folgende fünf Schritte gilt es bei der Yuh Anmeldung zu durchlaufen:

  1. E-Mail verifizieren (mittels Bestätigungsmail von Yuh in deinem Postfach)
  2. Identität überprüfen (mittels Reisepass oder ID; Selfie)
  3. Vertrag unterzeichnen (mittels elektronischer Unterschrift)
  4. Wohnsitz nachweisen einschliesslich Eingabe der Steueridentifikationsnummer (=AHV-Nr.) in den Einstellungen bei «Steuerwohnsitz»
  5. Erste Einzahlung tätigen (Bitte beachte, dass du von den spendierten Trading Credits erst profitieren kannst, wenn du mindestens 500 CHF auf dein neues Yuh Konto überwiesen hast.)

Positiv: Yuh beschränkt sich auf die gesetzlich notwendigen Daten von dir: also keine Detailfragen zu deinen Einkommens- und Vermögensverhältnissen, deinem Arbeitspensum etc. Für Swissquote oder PostFinance Kunden gibt es ein verkürztes Verfahren.

Die physische Yuh Karte (Mastercard Debitkarte) und der dazugehörige PIN-Code wird dir übrigens wenige Tage nach der Anmeldung separat per Post zugestellt. Wichtig: Bevor du die Karte einsetzen kannst, musst du sie in der App aktivieren.

Yuh Erfahrungen
Yuh Aktionscode «YUHSFB» während des Anmeldeverfahrens eingeben und 50 Trading Credits sichern (nach Ersteinzahlung von 500 CHF, Bild links). Nach der Anmeldung sind vier von fünf Schritten erledigt (Bild rechts). Die definitive Konto-Eröffnung erfolgt erst nach der Erstüberweisung (Schritt 5).

Wie sicher ist Yuh?

Deine Barmittel, egal ob fürs Zahlen oder Sparen, sind bei der staatlich regulierten Swissquote Bank angelegt und sind im Falle eines Konkurses mit einer Einlagensicherung von 100’000 CHF geschützt. Wenn du also bereits Swissquote Kunde bist, müsstest du entsprechende Barmittel ebenfalls addieren und darauf achten, dass diese gesamthaft 100’000 CHF nicht übersteigen.

ETF-Anlagen unterliegen natürlich dem Marktrisiko, gelten aber als Sondervermögen und fallen deshalb nicht in die Konkursmasse. 

Wirksamen Schutz gegen Betrug und unzulässigen Zugriff auf dein Yuh Konto bietet dir die biometrische Authentifizierung mit Gesichtserkennung oder Fingerabdruck. Zudem kannst du in den Einstellungen Push-Nachrichten für deine Transaktionen aktivieren.

Nach dem Ausloggen wird dir mit dem Yuh Key wieder Zugang zu deinem Yuh Konto gewährt. Der Yuh Key ist eine sechsstellige Nummer, welche du während der Kontoeröffnung definierst.

Zusätzlich gibt es für deine Yuh Karte einen vierstelligen PIN-Code. Diesen erhältst du separat per Briefpost.

Schliesslich bieten Mastercard und Yuh mit 3-D Secure ein sicheres Verfahren für das Bezahlen im Internet an. Dabei gibst du nach der Kaufbestätigung die Transaktion mit deinem Smartphone frei und sicherst dich so gegen Betrug beim Online-Shopping ab. 3-D Secure kannst du in der Yuh App aktivieren.

Fazit zur Sicherheit mit Yuh

Abgesehen von den üblichen Marktrisiken, die du beim Wertschriftenhandel immer eingehst, beurteilen wir Yuh als eine sichere Schweizer Online-Bank.  

Was um Himmels Willen sind Swissqoins?

Yuh beschreibt Swissqoin (SWQ) als einen innovativen Krypto-Token, dessen Wert stetig steigt, da Yuh jeden Monat Geld in ihn zurückfliessen lässt.

Dein Startguthaben beträgt 250 SWQ, was bei uns am 20.9.2023 genau 3.74 CHF Wert war. Je mehr du die App nutzt, desto mehr Swissqoins bekommst du. So gibt es für jeden Trade 5 SWQ und für jede Kartenzahlung 1 SWQ. Positiv: Swissqoins kannst du jederzeit verkaufen, womit dir CHF gutgeschrieben werden.

Fazit zu den Swissqoins

Swissqoins sind wie die Cumulus-Punkte von der Migros: Eine nette Spielerei, welche dir einen geringen monetären Mehrwert bringen kann. Immerhin. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass du rational bleibst und dich nie wegen ein paar zusätzlichen SWQ zu unüberlegten Transaktionen verleiten lässt. 

Vor- und Nachteile von Yuh

Bevor wir diesen Yuh Review mit einem Schlussfazit beenden, wollen wir basierend auf unseren Yuh Erfahrungen die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser jüngsten und wohl innovativsten Neobank der Schweiz zusammenfassen.

Umfassendes Gesamtpaket in einem modernen Kleid und intuitiver Bedienung
Attraktive Konditionen rund ums Zahlen und Sparen mit zahlreichen Gratisleistungen und ansprechender Verzinsung
Praktisches, gebührensparendes Multiwährungskonto für 13 Währungen
Investieren zu tiefen Gebühren bei kleinen Tranchen um die 1’000 CHF
Komfortables Investieren mit Sparplan und im Autopilot-Modus möglich
Fractional-Trading (Bruchteile von Aktien, Aktien-ETFs) bei allen Anlageprodukten möglich
Einlagensicherung von 100’000 CHF
Unzureichendes ETF-Angebot: zu wenige attraktive ETFs, mangelnde Transparenz

Schlussfazit zu unseren Yuh Erfahrungen

Für digitalaffine und kostenbewusste Personen, die bereits heute viele Geschäfte übers Handy regeln, dürfte Yuh für den Zahlungsverkehr weit oben in der Gunst stehen. Einmalig: Von den Sparzinsen profitieren auch deine für den Zahlungsverkehr bereitgestellten Barmittel! 

Im Gegensatz dazu beurteilen wir das Investieren mit Yuh als nur bedingt empfehlenswert. Einerseits, weil das ETF-Angebot stark eingeschränkt ist und andererseits, weil die Kosten bei höheren Investitionssummen infolge der linearen Preisstruktur zu stark zu Buche schlagen.

Im Umkehrschluss heisst dies aber auch: Wenn der eine oder andere Wunsch-ETF von dir bei Yuh angeboten wird und du jeweils nur kleinere Tranchen um die 1’000 CHF investieren möchtest, dann dürfte Investieren mit Yuh eine durchaus attraktive Wahl sein. Umso mehr, als dir mit unserem Aktionscode «YUHSFB» die Trading-Gebühren im Wert von 50 CHF geschenkt werden.

Investieren mittels eines Sparplans und im Autopilot-Modus spricht ebenfalls für Yuh.

Egal, ob fürs Zahlen, Sparen und/oder Investieren, Yuh könnte also für dich die bevorzugte Banklösung sein.

Yuh eignet sich aber definitiv auch als Ergänzung zu deiner Hausbank und deinem Online-Broker. Du kannst mit einer solchen «Doppellösung» eigentlich nichts falsch machen, denn Yuh ist insofern risikolos, als für dich keine laufenden Gebühren bei Kontoführung und Wertschriftendepot anfallen.

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Updates

2024-01-09: Anmeldeverfahren präzisiert mit Erläuterung, unter welchen Bedingungen Bonus von 50 CHF Trading Credits aktiviert wird. Fazit mit der Besonderheit von Yuh ergänzt, dass auch die Barmittel für den Zahlungsverkehr von Sparzinsen profitieren. 

2023-11-02: Ursprünglich sind wir, basierend auf den damaligen FAQs, von einem aktiven Anlageansatz bei der 3.-Säule-Lösung von Yuh ausgegangen. Beim diesbezüglichen Anlageuniversum haben wir zudem die fehlende Transparenz bemängelt. Beide Aspekte sind nun im Beitrag richtiggestellt worden: passiver Anlageansatz und Produktetransparenz (d.h. die entsprechenden Indexfonds sind auf der Yuh Internetseite verlinkt).  

Disclaimer

Transparenzhinweis: Das Gesamtpaket von Yuh hat uns überzeugt, weshalb wir eine Partnerschaft mit Yuh eingegangen sind. Mit dem Yuh Aktionscode «YUHSFB» kannst du dir Trading Credits im Wert von 50 CHF sichern und gleichzeitig unseren Blog unterstützen. Um glaubwürdig und realitätsnah aus erster Hand zu berichten, sind Toni und Stefan im Zuge dieses Beitrags Neukunden von Yuh geworden.

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Yuh Review basierend auf unseren Yuh Erfahrungen nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Immobilien stehen bei Schweizer Investoren als alternative Anlageklasse seit eh und je hoch im Kurs. Medial liegt der Fokus aktuell aber vor allem auf den stetig steigenden Immobilienpreisen und den damit verbundenen (ausgeträumten) Traum vom Eigenheim für den Schweizer Mittelstand.  

Weniger bekannt ist, dass Immobilieninvestments nicht zwingend einen hohen Kapitalbedarf erfordern und ein Klumpenrisiko darstellen müssen. Deshalb wollen wir uns in diesem Artikel den Immobilien-ETFs widmen. Wir zeigen dir auf, weshalb Immobilien-ETFs ein interessantes Investment für dich sein können, welche Produkte sich auf dem Schweizer Markt durchgesetzt haben, was es mit den hohen Dividenden auf sich hat und worauf du vor dem Kauf achten solltest.  

von Stefan & Toni | 8 Kommentare
publiziert am 13.11.2021

Inhalt

Wie kann ich überhaupt in Immobilien investieren?

Zuerst sollte zwischen direkten und indirekten Immobilienanlagen unterschieden werden. Selbstgenutztes Wohneigentum sehen wir nicht als Immobilienanlage, sondern verbinden es eher mit einer Lifestyle-Entscheidung. Denn anders als bei einem Renditeobjekt wird beim Eigenheim weder ein Cashflow generiert, noch steht die Wertentwicklung im Vordergrund.

Direkte Immobilienanlage (als Renditeobjekt)

Bei einer direkten Immobilienanlage investierst du direkt in eine oder mehrere spezifische Immobilien. Dieses «Betongold», wie Immobilieninvestitionen auch glorifiziert werden, wird üblicherweise mittels einer Kombination aus Eigenkapital und einer Hypothek finanziert. Die Finanzierung kann aber auch im Crowdfunding-Verfahren erfolgen, womit das Eigentum auf mehrere Investoren aufgeteilt wird. Beispiele für direkte Immobilienanlagen sind:

Mit einem solches Direktinvestment gehen oft folgende Aspekte einher:

Als rationale Anleger verzichten wir aufgrund des Aufwands und des Klumpenrisikos auf Direktinvestments in Renditeliegenschaften. Zudem erachten wir die in den letzten Jahren stark steigenden Immobilienpreise in Ballungszentren nicht als ein Naturgesetz. So gab es in der Vergangenheit immer auch Marktphasen, wo Einzelobjekte an Toplagen („Lage, Lage, Lage“) starken Schwankungen ausgesetzt waren und grosse Wertverluste zu verzeichnen hatten.

Indirekte Immobilienanlage

Bei indirekten Immobilienanlagen beteiligt sich der Investor über einen separaten Rechtsträger (beispielsweise über einen Fonds) an Immobilien. Man wird nicht selbst Eigentümer von Liegenschaften, partizipiert aber an deren Wertentwicklung.

Die beiden wichtigsten indirekten Anlagemöglichkeiten sind:

Mit solchen indirekten Immobilienanlagen gehen oft die gegenteiligen Aspekte als bei Direktinvestments einher:

Indirekte Immobilienanlagen erachten wir nur dann als sinnvoll, wenn ein einfacher, transparenter Marktzugang sichergestellt ist und zusätzlich ein breit diversifizierter Ansatz gewählt wird.

Konkret heisst dies, einfach mit einer Transaktion über die Börse in zahlreiche Immobilienunternehmen unterschiedlicher Länder und Regionen zu investieren. Und da finden wir den Immobilien-ETF als Anlagevehikel unschlagbar.

Was sind Immobilien-ETFs?

Wie wir bereits erläutert haben, handelt es sich beim Immobilien-ETF um eine indirekte Immobilienanlage. Investiert wird in einen ETF. In unserem Artikel «ETFs: Die Revolution der Geldanlage» findest du eine detaillierte Beschreibung dieses genialen Anlagevehikels.

Beim Erwerb eines Immobilien-ETF investiert du also ausschliesslich in börsennotierte Unternehmen, welche der Immobilienbranche angehören. Du partizipiert so direkt an deren Wertentwicklung.

Wie bei einem «normalen» bzw. branchenübergreifenden ETF handelt es sich auch beim Immobilien-ETF um eine passive Anlage basierend auf einem Index.

Die beiden wichtigsten Index-Anbieter, woran sich die Immobilien-ETFs bzw. deren Anbieter orientieren, sind FTSE Russel und S&P Global.

Immobilien-ETFs setzen sich hauptsächlich aus Immobilienfirmen zusammen, welche auf dem Markt als sogenannte REITs fungieren.

Was sind REITs?

REITs (Real Estate Investment Trusts) wurden in den USA bereits 1960 lanciert und erfreuen sich seither grosser Beliebtheit bei Privatanlegern. Ziel war und ist es auch heute, breiten Anlegerkreisen leichten Zugang zu Immobilieninvestitionen und damit regelmässige Renteneinkünfte in Form von Dividenden zu ermöglichen.

Gegenwärtig existieren in rund 20 Ländern REIT-Strukturen, neben den USA u.a. in Grossbritannien, Japan, Deutschland und Frankreich. In der Schweiz fehlt die rechtliche Grundlage für REITs.

REITs werden steuerlich begünstigt, weshalb sie aber auch strenger reguliert sind als «normale» Immobilienunternehmen. Die wichtigsten Merkmale von REITs sind:

Es gibt folgende drei Grundformen von REITs:

Für wen eignen sich Immobilien-ETFs?

Falls du dich zu mindestens einer der nachfolgenden Gruppen zählst, sind Immobilien-ETFs eine prüfenswerte Option:

Dividendenjäger: Mit Immobilien-ETFs wird in der Regel eine höhere Dividendenrendite erzielt als mit einem marktneutralen ETF (vgl. dieses Kapitel). Neben branchenspezifischen Gründen spielen bei REITs regulatorische Vorgaben wie die bereits erwähnte Mindestausschüttungsquote von bis zu 90% eine zentrale Rolle.

«Bequeme» Immobilieninteressierte: Immobilien haben zweifellos etwas Faszinierendes. Tagtäglich begegnen wir ihnen, sei es beim Wohnen und Arbeiten oder bei Spiel, Sport und Kultur. Und auch im politischen Diskurs kommen wir nicht um Immobilien herum. Denken wir nur an die omnipräsenten Mietpreisdebatten, die Meinungsverschiedenheiten, was gute Architektur ist, die Schattenwürfe bei Hochbauten…. Mit Anlagen in Immobilien-ETFs partizipierst du indirekt an den Erträgen, welche mit Immobilien unterschiedlicher Nutzungen erwirtschaftet werden, ohne dich mit schwierigen Handwerkern und/oder mühsamen Mietern herumschlagen zu müssen. Einfacher geht’s nimmer!

Rationale Anleger: Wie im Punkt zuvor angedeutet, entfallen bei Immobilien-ETFs sowohl die zwischenmenschlichen als auch die objektspezifischen Emotionen, welche bei Direktinvestitionen in «Betongold» natürlich möglich sind. Dies ist dem rationalen Anleger aber auch egal. Denn er mischt Immobilien-Aktien seinem Portfolio einfach deshalb bei, weil er sich dadurch ein besseres Risiko-/Rendite-Verhältnis erhofft (vgl. auch dieses Kapitel).

Welche Immobilien-ETFs gibt es auf dem Schweizer Markt?

An der Schweizer Börse SIX werden gemäss justetf.ch per 12. November 2021 19 Immobilien-ETFs angeboten. Nachfolgend die wichtigsten Fakten dazu:

Überregionale Immobilien-ETFs im Vergleich

Marktübersicht Schweiz

Innerhalb der Immobilien-ETFs erachten wir die überregionalen als die attraktivsten. Denn so bist du mit nur einem ETF global oder zumindest in den wichtigsten Industriestaaten investiert.

In Abbildung 1 haben wir die fünf grössten überregionalen ETFs (Fondvermögen > 100 Mio. CHF), welche es an der Schweizer Börse SIX zu erwerben gibt, gegenübergestellt.

Immobilien-ETFs
Abbildung 1: Die fünf grössten Immobilien-ETFs mit überregionaler Ausrichtung.

Auffällig ist, dass alle ETFs auf einem anderen Referenzindex basieren. Ungewöhnlich ist zudem, dass mit den beiden globalen Immobilien-ETFs, welche sowohl auf Industrie- als auch Schwellenländer ausgerichtet sind, in eine geringere Anzahl an Unternehmen investiert wird als bei den drei anderen ETFs (Nr. 3 – 5), welche nur die entwickelte Welt (Industriestaaten) abdecken.

Bei diesen drei Indizes handelt es sich um den Mutterindex «FTSE EPRA/NAREIT Developed Index» (Nr. 3) sowie um die beiden selektiveren Sub-Indizes «FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+ Index» (Nr. 4 mit Dividendenfokus) und «FTSE EPRA/Developed Green Index» (Nr. 5 mit Nachhaltigkeitsfokus bezüglich Green-Building-Zertifizierung und Energienutzung).

iShares sammelt mit teuerstem Produkt am meisten Geld ein

Bezüglich der eingesammelten Gelder ist das iShares-Produkt (Nr. 4) mit einem Fondsvolumen von knapp 2 Mia. Franken der mit Abstand erfolgreichste Immobilien-ETF, welches es an der Schweizer Börse zu erwerben gibt. Eigentlich erstaunlich, ist er doch mit einer TER von stolzen 0,59% der teuerste. Möglicherweise finden viele Anleger den zugrunde liegenden Index attraktiv, welcher sich auf Unternehmen mit einer erwarteten Dividendenrendite von mindestens 2% konzentriert. Sicher spielt für das hohe Fondsvolumen aber auch die Tatsache eine Rolle, dass dieser ETF bereits im Jahr 2006 lanciert wurde.

Unterschiede bei Performance und Kosten

Bezüglich der Performance der vergangenen fünf Jahre (inkl. Ausschüttungen) ist der ETF des holländischen Nischenanbieters VanEck (Nr. 2) mit einem Plus von rund 33 Prozent am erfolgreichsten. Dicht gefolgt vom HSBC-Produkt (Nr. 3), welches bezüglich der Anzahl Indexkomponenten mit 376 am breitesten diversifiziert ist.

Positiv: Die günstigsten überregionalen ETFs gibt es bereits ab einer TER von 0,25% (Nr. 2 + 5) zu haben.

Credit Suisse nach Strategiewechsel wieder im ETF-Geschäft

Die CS, welche ihr ETF-Geschäft im Jahr 2013 an Marktführer BlackRock (Anbieter der iShares-Produkte) verkauft hat, bietet – nach einem Strategiewechsel – seit 2020 wieder eigene ETFs an. Dazu gehört auch der im Juni 2020 lancierte Immobilien-ETF (Nr. 5). Es ist das einzige Produkt in unserem Vergleich, welches auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und die Dividenden nicht ausschüttet, sondern reinvestiert.

Starke US-Dominanz

Bei allen Unterschieden haben die fünf untersuchten ETFs eine starke US-Dominanz (>50%) gemeinsam (vgl. auch Kap. 7.2). Damit unterscheiden sie sich nicht von den branchenneutralen Indizes wie MSCI ACWI oder MSCI World, welche ein ähnlich starkes US-Gewicht aufweisen.

Wem dieser Anteil zu hoch ist, kann auf regionale Immobilien-ETFs ausweichen, wobei das Angebot in der Schweiz– im Gegensatz zu den USA – sehr überschaubar ist und die Emerging Markets aktuell nicht abgedeckt werden.

Alternativ kann sich ein Blick über den Atlantik lohnen. So werden an den US-Börsen zahlreiche sogenannte «ex-US»-ETFs angeboten. Diese decken die ganze Welt ohne USA ab. In Kombination mit einem US-ETF ist so ein globales Investment mit individueller US-Gewichtung sichergestellt. Stefan hat 2016 diesen Weg gewählt und ist zum Zeitpunkt der Publikation dieses Artikels in die folgenden beiden Immobilien-ETFs investiert:

Fazit

Alle fünf zuvor untersuchten ETFs sind auf dem Schweizer Markt etabliert und verfügen über positive Alleinstellungsmerkmale. Die Wahl hängt letztlich von deinen individuellen Präferenzen ab. Als Entscheidungshilfe könntest du dir folgende Fragen stellen:

– P a r t n e r a n g e b o t

Ein aus Kostensicht besonders attraktiver Broker für ETFs ist gemäss unserer Erfahrung „DEGIRO“ (Link zum DEGIRO Review). Alle fünf oben aufgeführten Immobilien-ETFs bietet DEGIRO an. Nr. 1, 2, 4 und 5 über die Schweizer Börse SIX. Nr. 2 und 4 sogar besonders günstig (Kernauswahl) über die Börse Euronext Amsterdam (EAM). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du eine Trading-Gutschrift von 100 CHF (mit Bedingungen) erhältst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Profil des «FTSE EPRA/NAREIT Developed Index»

In diesem Kapitel wollen wir den Index «FTSE EPRA/NAREIT Developed Index», worauf der zuvor vorgestellte ETF von HSBC basiert (vgl. Abbildung 1, ETF Nr. 3), etwas genauer unter die Lupe nehmen. Die anderen vier Indizes verfügen über ähnliche Eigenschaften bzw. weichen von den nachfolgenden Ausführungen nicht wesentlich ab.

Top10-Unternehmen

Abbildung 2 zeigt die nach Marktkapitalisierung bzw. Börsenwert grössten zehn Immobilienunternehmen im Index. Gesamthaft erreichen sie knapp 24 Prozent, wobei die grösste Position bei rund 5 Prozent liegt. Dies werten wir bezüglich der Diversifikation und eines allfälligen Klumpenrisikos als akzeptable Werte.

Immobilien-ETFs
Abbildung 2: Top10 mit starker US-Dominanz (Quelle: FTSE Russel v. 29.10.2021).

Branchenprimus bzw. das im Index mit rund 5 Prozent am stärksten gewichtete Unternehmen ist Prologis, globaler Eigentümer, Betreiber und Entwickler von Logistik-Immobilien. Die US-Firma Prologis ist ein REIT und trotz globaler Marktführerschaft in der breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Das nachfolgende Firmenportrait in Form eines (Werbe-)Videos skizziert das Geschäftsmodell von Prologis.

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Länderverteilung: Starke US-Dominanz

Wie bei branchenneutralen Indizes ist auch im Immobiliensektor eine klare US-Dominanz vorhanden (vgl. Abbildung 3). Im untersuchten Index sind US-Firmen mit über 59 Prozent gewichtet, gefolgt von Japan mit knapp 10 Prozent.  Auf den Plätzen drei und vier folgen UK (4,72%) und Deutschland (3,49%).

Immobilien-ETFs
Abbildung 3: Starke Dominanz der Immobilienfirmen aus den USA (Quelle: FTSE Russel v. 29.10.2021).

Die Schweiz mit ihren sieben Immobilienunternehmen im Index vereint lediglich 1 Prozent. Grösster Anbieter ist dabei die Swiss Prime Site mit einem Anteil von 0,4 Prozent.

Nachfolgend sind die sieben CH-Anbieter nach Indexgewichtung sortiert aufgeführt (Quelle: FTSE Russel vom August 2021):

Immobiliensektoren: Fokus auf REITs und gewerbliche Nutzung

Abbildung 4 zeigt, dass REITs mit rund 84 Prozent den Löwenanteil ausmachen. Der Rest sind Immobilienfirmen ohne REIT-Status (vgl. die ersten beiden Positionen in der Tabelle). Dazu gehören beispielsweise alle CH-Unternehmen im Index (vgl. Abb. 3).

Abbildung 4: REITs und gewerbliche Nutzungen dominieren den Index (Quelle: FTSE Russel v. 29.10.2021).

Innerhalb der REITs fällt eine breite Streuung bezüglich der Nutzung auf, wobei kommerzielle Nutzungen bzw. Gewerbeobjekte dominieren. Investments in reine Wohnliegenschaften («Residential REITs») sind dabei mit knapp 15 Prozent eher marginal vertreten.

Immobilien-ETFs
Abbildung 5: Wohnliegenschaften stellen in Immobilien-ETFs in der Regel eher eine Randerscheinung dar.

Hohe Dividendenerträge bei Immobilien-ETFs möglich

Für Dividendenjäger dürften Immobilien-ETFs besonders interessant sein. Im Vergleich zum branchenneutralen Gesamtmarkt resultierten nämlich in den letzten fünf Jahren durchwegs höhere Dividenden (vgl. Abbildung 6).

Immobilien-ETFs
Abbildung 6: Überdurchschnittlich hohe Dividenden im Immobiliensektor (Quelle: FTSE Russel v. 29.10.2021).

Mit der grauen und blauen Kurve wird die Dividendenentwicklung zweier Immobilien-Indizes abgebildet, während sich die rote Kurve auf den Gesamtmarkt bezieht. Alle drei Indizes richten sich an die entwickelte Welt, d.h. ohne Schwellenländer, aus.

Zu beachten ist jedoch, dass die effektive, durch den ETF ausgeschüttete Dividende infolge Steuern allgemein etwas tiefer liegt als die Abbildung 6 suggeriert (vgl. auch Abbildung 1).

Risiken bei Immobilien-ETFs nicht unterschätzen

Immobilien-ETFs können stark schwanken. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass sie an der Börse gehandelt werden. Anderseits sind sie stark von der wirtschaftlichen Konjunktur abhängig, da es sich – wie wir in Kapitel 7 aufzeigt haben – mehrheitlich um gewerblich genutzte Immobilien handelt.

Die mitunter starke Volatilität hat sich eindrücklich beim letzten, pandemiebedingten Börsencrash im Jahr 2020 gezeigt.

Aus Abbildung 7 geht hervor, dass in den letzten fünf Jahren eine Minderperformance des Immobilien-Index «FTSE EPRA Nareit Developed» gegenüber dem marktneutralen Index «FTSE Developed» resultierte. Zudem fällt auf, dass der pandemiebedingte Kurssturz im Jahr 2020 deutlicher und die darauffolgende Erholung zaghafter ausfiel als im Gesamtmarkt.

Immobilien-ETFs
Abbildung 7: Minderperformance des Immobilien-Index «FTSE EPRA Nareit Developed» gegenüber dem branchenneutralen Index «FTSE Developed» von 10.2016 bis 10.2021 (Quelle: FTSE Russel v. 29.10.2021).

Betrachtet man hingegen einen längeren Zeitraum, so präsentiert sich bezüglich der Performance ein anderes Bild.

Abbildung 8 zeigt die realen Kursverläufe einschliesslich Ausschüttungen des Immobilien-ETF «iShares Developed Markets Property Yield» (basierend auf dem Index «FTSE EPRA Nareit Developed Dividend+») im Vergleich zum branchenneutralen ETF «iShares Core MSCI World UCITS» (basierend auf dem «MSCI World Index»).

Dabei fällt auf, dass der Immobilien-ETF von September 2009 bis August 2016 besser performte. Erst danach wendete sich das Blatt zugunsten des branchenneutralen Index.

Immobilien-ETFs
Abbildung 8: Während der Immobilien-ETF von 09.2009 bis 08.2016 besser performte, wendete sich danach das Blatt (Quelle: justETF.com vom 29.10.2021).

Besseres Rendite-Risiko-Verhältnis dank geringer Korrelation zum Gesamtmarkt

Ob eine Beimischung der Anlageklasse «Immobilien» sinnvoll ist, hängt neben der langfristigen Renditeerwartung auch davon ab, wie stark Immobilien zum Gesamtmarkt korrelieren.

Diesbezüglich greifen wir auf den von uns häufig zitierten Gerd Kommer zurück, welcher in seiner 5. Auflage des Standardwerks «Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs» folgendes Résumé zieht:

«In den 27 Jahren von 1990 bis 2016 produzierte der S&P Global REIT Index eine höhere Rendite als der Weltaktienmarkt, gemessen am MSCI ACWI. Die Korrelation zwischen den beiden Indizes war mit +0,66 erfreulich niedrig. Alles in allem erscheint eine Beimischung einer global oder wenigstens europaweit diversifizierten Immobilienkomponente im Weltportfolio erwägenswert.»

Wie du konkret dein Vermögen über verschiedene Anlageklassen strukturieren kannst, findest du in unserem Artikel «Asset Allocation: Das A und O deiner Geldanlage».

Schlussfazit

Im Vergleich zu anderen Immobilienanlagen erachten wir den Erwerb von Immobilien-ETFs als die geeignetste Investition. Einfachheit, tiefe Kosten, hohe Liquidität, breite Diversifikation sowie geringe Kapitalbindung (kein Klumpenrisiko) sind starke Argumente für Immobilien-ETFs.

Im Vergleich zur Anlage in einen globalen, branchenübergreifenden Aktien-ETF fallen die oben genannten Vorteile als Alleinstellungsmerkmale zwar weg. Doch durch die relativ geringe Korrelation zum Gesamtmarkt sehen wir – in Anlehnung an die Portfoliotheorie – die Chance, ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis im Gesamtportfolio zu erreichen.

Angebotsseitig sind wir ebenfalls positiv gestimmt. So gibt es an der Schweizer Börse SIX mittlerweile ein ausreichendes, wenn auch nicht üppiges Angebot an auf dem Markt etablierten, überregionalen Immobilien-ETFs zu fairen Preisen ab einer TER von 0,25%.

Aus den dargelegten Gründen erachten wir Immobilien-ETFs als Beimischung (max. 20%) in einem globalen, branchenübergreifenden Aktien-(ETF-)Portfolio als prüfenswert.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Transparenzhinweis: Das Team vom Schweizer Finanzblog ist zum Zeitpunkt der Publikation in Immobilien-ETFs der Anbieter iShares und Vanguard investiert. Abgesehen von diesen Investments bestehen keine Geschäftsbeziehungen (Provisionen o.ä.) zu allen in diesem Bericht erwähnten Index- oder ETF-Anbietern.

 

Im letzten Artikel hast du über die positiven Effekte einer klugen Diversifikation bei der Geldanlage erfahren. Mit diesem Beitrag wollen wir das Thema weiter konkretisieren und widmen uns der Asset Allocation: Der entscheidende Erfolgsfaktor bei deiner Geldanlage! Wie du dein Vermögen deinen Bedürfnissen bzw. deinem Risikoprofil entsprechend strukturierst, erfährst du in diesem Beitrag.

von Stefan & Toni | 8 Kommentare
publiziert am 19.11.2018

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Bestimmung deines Risikoprofils

Die Asset Allocation oder Vermögensaufteilung hängt von deinem individuellen Risikoprofil ab. Dieses wiederum wird von folgenden drei Faktoren beeinflusst:

Anlagehorizont

Grundsätzlich gilt: je länger dein Anlagehorizont ist, desto risikoreicher und somit rentabler kannst du dein Geld anlegen. Denn wie wir bereits in diesem Beitrag aufgezeigt haben, können sich beim längerfristigen Anlegen Kursschwankungen und Börsenkorrekturen in der Regel besser ausgleichen. Zudem profitierst du bei einem langem Anlagehorizont vom mächtigen Zinseszins-Effekt.

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Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs „DEGIRO“ (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits im Wert von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

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Risikobereitschaft

Wichtig ist auch, dass dir bewusst ist, wie viel Risiko du überhaupt eingehen möchtest. Denn selbst der breit diversifizierte Aktien-Index MSCI World mit rund 1600 Aktientiteln hat im Zuge der sogenannten Subprime-Krise in der Zeit vom 31.10.2007 und 9.3.2009 über 57 Prozent (= maximum Drawdown) an Wert verloren (vgl. Factsheet MSCI World).

Wenn du selbst bei solch heftigen Kursverlusten noch ruhig schlafen kannst (und nicht verkaufst), bist du klar der risikofreudige Anleger. Vielleicht bist du aber eher risikoscheu und strebst in erster Linie Werterhalt deiner Anlage an.

Risikofähigkeit

Die Risikofähigkeit drückt aus, welche Wertschwankungen und Verluste du verkraften kannst, ohne in finanzielle Bedrängnis zu geraten. Je weniger du also auf das investierte Kapital angewiesen bist, um deinen Verpflichtungen nachzukommen, desto grösser ist deine Risikofähigkeit.

Zur Verdeutlichung: Ein gut situiertes kinderloses Doppelverdienerpaar verfügt in der Regel über eine ungleich höhere Risikofähigkeit als beispielsweise eine alleinerziehende Mutter.

Wie du deine Asset Allocation bestimmen kannst

Gehen wir mal von einem fiktiven Vermögen von 100’000 Franken aus, welches zinslos und jederzeit verfügbar auf deinem Privatkonto liegt. Weiter nehmen wir an, dass du über ein geregeltes Einkommen verfügst und die laufenden Kosten im Griff hast. Schliesslich planst du für die nächsten 10 Jahre keine grösseren Anschaffungen wie beispielsweise den Erwerb von Wohneigentum.

Gestützt auf das wissenschaftlich orientierte Portfoliomodell nach Markowitz (vgl. auch diesen Artikel)  empfehlen wir, die 100’000 Franken zuerst in einen risikoarmen und einen risikoreichen Teil aufzugliedern, und zwar basierend auf deinem Risikoprofil (vgl. Abbildung 1).

Risikoprofile
Abbildung 1: Drei unterschiedliche Risikoprofile.

Wichtig: Egal welcher Risikotyp du bist, innerhalb der erwähnten Anlagekategorien „risikoarm“ und „risikoreich“ bleiben die Anlagen grundsätzlich gleich zusammengesetzt.

«Im risikoreichen Teil kommst du um Aktien nicht herum.»

Ein Beispiel eines breit diversifizierten Weltportfolios für den risikofreudigen bzw. renditeorientierten Anleger mit langem Anlagehorizont erhältst du in Abbildung 2.

Abbildung 2: Ein Weltportfolio für den renditeorientierten, langfristigen Anleger
Abbildung 2: Ein Weltportfolio für renditeorientierte, langfristige Anleger.

Im risikoreichen Teil kommst du um Aktien nicht herum. Als Anlagevehikel eignen sich ETFs sehr gut, welche breite Marktindices aller Weltregionen abbilden. Weshalb wir ETFs bei der Geldanlage als besonders attraktiv beurteilen, erfährst du in einem separaten Artikel.

Für eine noch breitere Streuung bzw. ein vorteilhafteres Risiko-/Renditeverhältnis sind Immobilien als zusätzliche Assetklasse  eine interessante Option. Doch auch hier gilt: Statt mit Einzeltiteln oder gar Einzelobjekten („Betongeld“) ein unnötiges Klumpenrisiko einzugehen, investiere besser in einen ETF, welcher global zahlreiche Immobilienfirmen bzw. Real Estate Investment Trusts (REITs) enthält.

Im risikoarmen Teil hingegen wird dein Geld in erster Linie auf dem Privatkonto liegen, worauf du jederzeit verfügen kannst. Obligationen bzw. Anleihen erachten wir in Zeiten historisch tiefer Zinsen als keine interessante Option.

«Die Festlegung deiner individuellen, auf dein Risikoprofil abgestimmten Asset Allocation ist das A und O bei deiner Geldanlage.»

Fazit

Die Festlegung deiner individuellen, auf dein Risikoprofil abgestimmten Asset Allocation ist das A und O für eine erfolgreiche Geldanlage.

Ausgehend von deinem Risikoprofil wird dein Vermögen zuerst in einen „risikoreichen“ und „risikoarmen“ Teil gegliedert. Danach erfolgt die Gewichtung der einzelnen Assetklassen.

Der risikoreiche Teil entspricht einem breit diversifizierten Weltportfolio, bestehend aus den Anlageklassen „Aktien“ und beispielsweise „Immobilien“. 

Für besagte Assetklassen eignet sich das AnlagevehikelETF“ (Exchange-traded Fund) besonders gut.

Der risikoarme Teil entspricht im Wesentlichen Bankguthaben (Anlagevehikel „Privatkonto“).

Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Thema „Rebalancing“ und der Frage, wie du bei unterschiedlicher Wertentwicklung der einzelnen Assetklassen deine ursprüngliche Asset Allocation einfach und kostengünstig wiederherstellen kannst.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Unser letzter Review über den ausländischen Online-Broker DEGIRO ist bei euch auf grosse und positive Resonanz gestossen. Mit unseren Bank Cler Erfahrungen 2021 haben wir Zak, eine rein digitale und App basierte Schweizer Banklösung für klassische Finanzservices, unter die Lupe genommen.

Denn als Privatanleger benötigst du nicht nur eine attraktive Plattform fürs Anlegen, sondern auch eine sichere Homebase, wo du deine Liquidität parkierst und so einfach wie möglich den Zahlungsverkehr regelst. Und dies alles vorzugsweise gratis.

Welche Leistungen bei Zak wirklich kostenlos sind, was im Kleingedruckten steht und ob wir auf nicht erwartete Herausforderungen gestossen sind, erfährst du in diesem Artikel.

Hier geht’s zum aktuelleren Zak Review mit Update 2023.

Bank Cler Erfahrungen 2021: Was taugt Zak - das erste kostenlose Online-Konto der Schweiz?

Abbildung 1: Bank Cler Erfahrungen: Review von Zak – der ersten kostenlosen Schweizer Smartphone Bank

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Vorbemerkungen zum Zak Review

Auflösung Kooperation mit Zak: Per 31.10.2023 wurde im gegenseitigen Einvernehmen die mehrjährige Kooperation zwischen diesem Blog und Zak beendet. Stattdessen sind wir neue Kooperationen mit den Schweizer Marktführern Yuh und neon eingegangen. Denn wir sind der Meinung, dass diese beiden führenden Neobanken nicht nur erfolgreicher am Markt agieren, sondern aktuell auch klar das attraktivere Angebot anbieten. Die wichtigsten Konditionen haben wir auf unserer Empfehlungsseite inkl. Aktionscodes zusammengestellt.

Nur für Inländer: Die Banklösung von Zak richtet sich ausschliesslich an Personen ab 15 Jahren mit Wohnsitz in der Schweiz.

Abgrenzung:  Dieser Review bezieht sich auf Zak, eine App basierte Banklösung der Bank Cler. Bank Cler spezifische Leistungen sind nicht Gegenstand dieses Reviews.

Fehler vorbehalten: Wir haben für diesen Bericht nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger eine möglichst objektive und aussagekräftige Momentaufnahme zu präsentieren, welche dich bei der Wahl deiner Bank unterstützt. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein und/oder sind wichtige Aspekte vergessen gegangen, so bist du herzlich eingeladen, uns entsprechende Verbesserungen mitzuteilen. Am besten gleich mittels Kommentarfunktion unten.

1  Die Bank Cler – ein Kurzportrait

Die Bank Cler entstammt 2017 aus der Bank Coop und hat somit ihren Ursprung in der Schweizer Genossenschaftsbewegung.  Seit 2019 ist die Bank Cler eine vollständige Tochtergesellschaft der Basler Kantonalbank. «Cler» bedeutet im Rätoromanischen übrigens «einfach, klar, deutlich».

Die Bank Cler verfügt über 31 Niederlassungen. Sie ist neben der Deutschschweiz auch in der Romandie und im Tessin präsent. Der Hauptsitz befindet sich in Basel.

Am 27. Februar 2018 lancierte die Bank Cler mit Zak die erste Smartphone-Bank der Schweiz und unterstrich damit ihren Anspruch, digitaler Vorreiter unter den Schweizer Retailbanken zu sein.

Der Kundenstamm von Zak ist seit Lancierung stark gewachsen und umfasst inzwischen über 40’000 Personen, die gemäss eigenen Angaben auch regelmässig die App nutzen.

2  Wie sicher ist die Bank Cler?

Eine absolute Sicherheit gibt es natürlich im Banking nie. Wichtige sicherheitsspezifische Kriterien sehen wir jedoch bei der Bank Cler als erfüllt, wie die nachfolgenden Ausführungen zeigen:

3  Welche Leistungen bietet das kostenlose Zak Online-Konto an?

Zak konzentriert sich primär auf die klassischen Basisleistungen Konto, Karten und Zahlungsverkehr. Neben dem kostenfreien Zak wird das gebührenpflichtige Angebot Zak Plus für 8 Franken pro Monat angeboten. Die folgende Abbildung stellt die wichtigsten Leistungen der beiden Modelle gegenüber:

Bank Cler Erfahrungen 2021

Abbildung 2: Leistungsvergleich zwischen Zak und Zak Plus (Quelle: Bank Cler)

Die Zusatzleistungen von Zak Plus sind uns den Aufpreis von 96 Franken pro Jahr nicht wert. Wenn du aber gerne Cash mit dir spazieren führst und häufig bar zahlst, könnte Zak Plus mit weltweit gratis Bargeldbezügen eine prüfenswerte Option für dich sein. Zudem können Zak Plus Kunden im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative Zak Green Impact beim Geldausgeben ein Klimaschutzprojekt unterstützen.

Wir konzentrieren uns in unserem Review auf das populäre Gratismodell von Zak, nämlich Zak. Ein Upgrade zu Zak Plus ist übrigens jederzeit und kostenlos möglich. Ein Downgrade von Zak Plus zu Zak ist einmal innerhalb von 12 Monaten ebenfalls kostenlos möglich.

Nachfolgend gehen wir auf die Leistungen in Abbildung 2 näher ein:

3.1  Gratis Zak-Konto und keine Negativzinsen

Anders als bei den meisten anderen CH-Banken fallen bei Zak für die Kontoführung (inkl. Kontoeröffnung und Kontosaldierung) keinerlei Kosten an. Ebenfalls gratis sind Kontoauszüge in digitaler Form.

Das Konto wird ausschliesslich in Schweizer Franken geführt. Überweisungen in Euro sind dennoch möglich. Einen Wechselzuschlag erhebt Zak dabei nur bei eingehenden Euro-Zahlungen. (Bei ausgehenden Zahlungen wird ein allfälliger Wechselzuschlag durch die empfangende Drittbank verrechnet.) Bei unseren Testüberweisungen in Euro am 20.5.2021 und 25.5.2021 kalkulierte Zak mit Wechselkursen EUR/CHF von 1.078 resp. 1.074, was einer vergleichsweise hohen Marge von rund 2% entspricht. Wer also regelmässig Euro-Zahlungen erwartet, sollte sich bezüglich dieser Kosten bewusst sein.

Der aktuelle Zinssatz auf deinem Privatkonto Zak beträgt übrigens 0%, was in der aktuellen Tiefzinsphase durchaus marktkonform und unseres Erachtens absolut in Ordnung geht.

3.2  Gratis Zak Karten

Folgende zwei Karten, eine physisch und eine virtuell, werden dir bei Zak gratis angeboten:

Zak Maestro-Karte

Die Maestro-Karte bekommst du automatisch per Post nach der Kontoeröffnung. Sie eignet sich als bargeldloses Zahlungsmittel in Schweizer Geschäften und für den Bargeldbezug an den Bank Cler Bankomaten.

Zak Prepaid-Karte von Visa

Ergänzend dazu gibt es eine Prepaidkarte von Visa geschenkt. Diese kannst du optional über die Zak App aktivieren. Die virtuelle Karte auf deinem Handy ermöglicht dir Mobile Payment, und zwar sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. Zudem kannst du sie zu Apple Pay oder Google Pay hinzufügen. Dies ermöglicht dir weltweit an allen Zahlungsterminals mit Kontaktlosfunktion zu zahlen.

Da es sich um eine Prepaid-Karte handelt, muss darauf zuvor Geld überwiesen werden, was innert Sekunden über die Zak App erledigt ist. Damit erhältst du – im Gegensatz zu einer Kreditkarte – die volle Kostenkontrolle. Die initiale Freischaltung bedingt einen Anruf bei der Partnerbank Cornèr. Diese prüft mittels einer Frage deine Identität. Sekunden später ist die Karte aktiviert und einsatzbereit!

Mit den nachfolgenden Links findest du eine Beschreibung, wie du die Zak Visa Prepaid-Karte zu Apple Pay und Google Pay hinzufügst.

ZAK Review

Abbildung 3: Mobile Payment bequem übers Smartphone

Statt Kreditkarte bald neue Zak Debitkarte im Angebot

Ursprünglich gab es zum Zak-Konto noch eine «richtige» Kreditkarte von Mastercard dazu. Diese wird infolge zu geringer Nachfrage inzwischen aber nicht mehr ausgestellt. Die Bank Cler plant für Zak aber noch dieses Jahr die Einführung einer Debitkarte. Weitere Informationen dazu werden im Sommer erwartet.

3.3  Gratis Zahlungsverkehr

Wenig überraschend ist auch der inländische Zahlungsverkehr bei Zak gratis. So gehören Daueraufträge, das bequeme Lastschriftverfahren (LSV), aber natürlich auch das Bezahlen von Einzelrechnungen zum Leistungsumfang von Zak.

Wenn du zudem Zak Instant aktivierst, kannst du – ähnlich wie bei Twint – Geld sofort überweisen. Voraussetzung hierfür ist, dass der Geldempfänger ebenfalls Zak-Kunde ist und diese Funktion freigeschaltet hat.

Folgende Einschränkungen bei den Leistungen im Zahlungsverkehr wollen wir dir als potenzieller Neukunde von Zak nicht vorenthalten (Stand Mai 2021):

3.4  Das «zaksche Topfsystem»

Nun kommen wir zu einem weiteren gratis Service, der mit Töpfen zu tun hat, nicht jedoch aus der Welt der Kulinarik stammt. Bei den Töpfen von Zak handelt es sich nämlich um virtuelle Bankkonten. Diese sollen dir deine Finanzplanung erleichtern. Zak unterscheidet zwischen «Spartöpfen» und «Gemeinsamen Töpfen».

Spartöpfe

Diese Töpfe eignen sich für deine individuellen Sparziele, z.B. für Ferien, ein e-Bike oder Steuern. Du kannst unbeschränkt viele Spartöpfe einrichten. Die betragliche Zuordnung von einem Topf zum anderen erfolgt bequem per Finger. Möchte man beispielsweise 20 Franken in den Topf «Sparen» transferieren, so erfolgt dies in Sekundenschnelle, und zwar mittels Ziehens des Topfes «Guthaben» zum Topf «Sparen» und Eingabe des Sparbetrages.

Genaueres erfährst du im folgenden Zak Video Tutorial:

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Gemeinsame Töpfe

Gemeinsame Töpfe eignen sich z.B. bei WGs, Pärchen mit getrennten Kassen oder Projekten. Kurzum immer dann, wenn mehrere Personen auf ein gemeinsames Konto zugreifen sollen. Bis zu zehn Mitglieder eines gemeinsamen Topfes können untereinander Ausgaben aufteilen oder gegenseitige Schulden direkt in Zak begleichen.

Wir, Stefan und Toni, haben das zaksche Topfsystem getestet, indem wir – neben dem Führen von eigenen Spartöpfen – gegenseitig ein ausgeklügeltes Finanzmanagement betrieben. Unser Fazit: Ein originelles und nützliches Feature von Zak!

Bank Cler Erfahrungen 2021: Was taugt Zak - das erste kostenlose Online-Konto der Schweiz?

Abbildung 4: Kollektives Abrechnen mit Töpfen

Hier geht’s zu den offiziellen Zak Video-Tutorials rund ums Thema «Gemeinsame Töpfe»:

«Gemeinsame Töpfe – erstellen und Freunde einladen»

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«Gemeinsame Töpfe – Ausgaben zuordnen «Gemeinsame Töpfe»

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«Gemeinsame Töpfe – Schulden begleichen»

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3.5  Shopping Angebote 

Bei den sogenannten «Zak Deals» profitierst du von Rabatten beim Shopping. Dabei verwandelst du Konto-Gutschriften in Gutscheine der Partner von Zak (z.B. Galaxus, Manor oder Zalando). So kannst du beispielsweise eine Überweisung eines Freundes von 200 Franken in einen Zalando-Gutschein im Wert von 220 Franken umwandeln.

Etwas gewöhnungsbedürftig an diesen Deals finden wir, dass es jeweils eine Konto-Gutschrift bedingt. Wieso nicht einfach «Zak Deals» aus der verfügbaren Liquidität?

4  Wie Zak Geld verdient

Wir haben oben gesehen, dass die wichtigsten Bankleistungen bei Zak gratis sind. Ebenso ist uns von Zak bestätigt worden, dass es sich um dauerhafte Gratisleistungen und nicht um befristete Lockvogelangebote handelt. So weit, so gut.

Da Zak aber definitiv kein selbstloser Wohltätigkeitsverein ist, stellt sich natürlich die Frage, wie Zak Geld verdient. Denn auch wenn das Gewinnstreben bei einer Genossenschaft nicht im Vordergrund steht, müssen Löhne und Infrastruktur bezahlt werden. Nachfolgend haben wir im Kleingedruckten nach all jenen Leistungen gesucht, welche kostenpflichtig sind:

Kostenpflichtige Leistung Preis Alternative
Zak Maestro-Karte
Bargeldbezug an Dritt-Bancomaten in CHF in der CH CHF 2 pro Bezug Zak Plus
Bargeldbezug an Dritt-Bancomaten in EUR in der CH CHF 5 pro Bezug Zak Plus
Bargeldbezug an Geldautomaten im Ausland CHF 5 pro Bezug Zak Plus
Kontoüberzüge bei EUR-Bezügen 11,5% Sollzins Budgetdisziplin befolgen bzw. Kontoüberzüge konsequent vermeiden
Einkäufe im Ausland bezahlen CHF 1.50 (Umrechnungskurs zum Tageskurs) Zak Visa Prepaidkarte benützen oder Zak Plus
Kartensperrung CHF 50
Ersatzkarte CHF 20
Zak Visa Prepaidkarte
Einkäufe im Ausland bezahlen 1,2% des Transaktionsvolumens bei Bezahlung in CHF (in lokaler Währung kostenlos) Im Ausland konsequent in Lokalwährung bezahlen.
Wechselkurs Gemäss Umrechnungskurs von Cornèr Bank (Wechselkurs per Abrechnungsdatum plus 1,2% Spesen)

Tabelle 1: Kostenpflichtige Leistungen bei Zak und Alternativen

Den Original-Leistungsbeschrieb von Zak findest du in diesem Factsheet.

Neben diesen ausgewiesenen Leistungen profitiert Zak vom Geldwechsel beim Zahlungsverkehr in Euro (vgl. Kap. 3.1), von Zusatzgeschäften mit Partnerfirmen im Zusammenhang mit «Zak Deals» (vgl. Kap. 3.5 und 6.5) sowie Vorsorgeleistungen der Bank Cler, welche ebenfalls direkt über die Zak App bestellt werden können.

4.1  Fazit

Die gebührenpflichtigen Leistungen erachten wir als überschau- und vermeidbar. Denn bei cleverem Karteneinsatz ist es dir möglich, die Kosten auf 0.00 Franken zu drücken.

 5  Eröffnung kostenloses Online-Konto Schweiz 

Die Kontoeröffnung erfolgt komplett online über das Smartphone – in unter 15 Minuten. Folgende sieben Schritte sind dabei zu durchlaufen:

  1. Download App «Bank Cler Zak»: App auf dein iPhone oder Android Gerät herunterladen.
  2. Persönliche Angaben: Eingabe von Namen, Geburtsdatum, Nationalität, Telefon, E-Mail, Sprache und Wohnsitzadresse. Letztere wird automatisch innert Sekunden verifiziert.
  3. Steuerpflicht und wirtschaftliche Berechtigung: Hier sind acht ja/nein Antworten einzugeben, mehrheitlich im Zusammenhang mit einer allfälligen US-Steuerpflicht.
  4. Online-Identifizierung: Diese wird durch Swisscom durchgeführt und erfordert zuerst deine Zustimmung. Die bisher eingetragenen Daten werden nun überprüft; zudem werden Pass- oder ID-Daten eingelesen. Schliesslich sind Fotos und ein Face Scan von dir notwendig. Letzteres ist gewöhnungsbedürftig, aber in wenigen Minuten ist der Spuk vorbei.
  5. Wahl des Preismodells: Hier geht es darum, sich entweder für Zak oder Zak Plus zu entscheiden (vgl. Kap. 3)
  6. Signierung der Vertragsdokumente: Dabei werden die Daten an die Partnerfirma QuoVadis übermittelt, was ebenfalls deine Zustimmung erfordert. Die Signierung erfolgt bequem mittels Eingabe der mTAN auf dem Smartphone.
  7. Geldüberweisung: Um die Kontoeröffnung abzuschliessen, muss eine Überweisung auf Zak erfolgen, und zwar innert 30 Tagen und von einem Schweizer Bankkonto. Nichts einfacher als das! Ja für Toni und wohl für die überwiegende Mehrheit der Neukunden von Zak.

Für Stefan hingegen erwies sich dieser letzte Schritt als echte Knacknuss. Denn die alles entscheidende initiale Geldüberweisung von seinem Postfinance-Konto wurde von Zak abgelehnt. Wie das denn? Nun, Postfinance gibt offenbar bei Überweisungen lediglich die Initialen seines Vornamens an. Also statt «Stefan» nur «S.» (plus Nachname). Somit ist für Zak die Neukundenverifizierung nicht möglich.

Immerhin: Dies führte zum ersten Kontakt mit dem Kundensupport. (Nein, kein digitaler Chatbot, sondern ein hilfsbereiter und kompetenter Mensch aus Fleisch und Blut!)

Long Story short und nicht ganz ohne Ironie: Die Kontoeröffnung bei der Digitalbank Zak erfolgte bei Stefan  – schliesslich mittels Briefpost, handschriftlich unterzeichneten Papierunterlagen sowie eines physischen Besuchs bei der nächstgelegenen Bank Cler Filiale in der Zürcher City zwecks persönlicher Identifizierung. (Wie die Bank Cler vorgängig auf Anfrage telefonisch mitteilte, ist diese nochmalige Identifizierung notwendig, da die Online-Anmeldung nicht erfolgreich abgeschlossen und somit auch das diesbezüglich bereits erzeugte Bildmaterial nicht mehr verwendet werden konnte.)

Bei Toni übrigens lief alles reibungslos digital ab.

5.1  Fazit

Die Kontoeröffnung läuft im Regelfall äusserst effizient und rein digital mittels eines durchdachten Workflows ab. In weniger als 15 Minuten ist man durch.

Umständlicher bzw. verbunden mit Papierkram wird es erst dann, wenn die Schweizer Drittbank bei der initialen Überweisung unvollständige Kundendaten übermittelt. Wir gehen davon aus, dass dies die Ausnahme und nicht die Regel ist.

6  Die App

Anders als bei klassischen Banken oder Online-Brokern wird das Banking bei Zak ausschliesslich mit einer App auf deinem Apple oder Android Smartphone gesteuert.

Beim Login sind weder Codes noch Passwörter erforderlich. Stattdessen erfolgt die Anmeldung bei Zak bequem mittels Face-ID oder Fingerabdruck.

Die Navigation erfolgt über folgende fünf im Display unten aufgeführten Symbole:

ZAK Navigation

Abbildung 5: Übersichtliches Hauptmenü von Zak mit fünf Themen

6.1  Kachel-Symbol

ZAK Erfahrung mit Guthaben

Abbildung 6: Übersichtlicher Einstiegsscreen im Kacheldesign (Screenshot SFB)

6.2  Kontoauszug-Symbol

Im oberen Drittel des Bildschirms lacht einem in grossen Ziffern der Kontosaldo entgegen. Unterhalb werden chronologisch absteigend ein- und ausgehenden Kontobewegungen aufgelistet. Nicht aufgeführt werden Bewegungen innerhalb des oben beschriebenen Topfsystems.

Bank Clar Überweisung

Abbildung 7: Kontobewegungen chronologisch sortiert (Screenshot SFB)

6.3  Pfeil-Symbol

Die Pfeile stehen für Überweisungen. Folgende Transaktionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung (vgl. auch Kap. 3.3):

ZAK Gutscheincode

Abbildung 8: Überweisungsoptionen auf einem Blick (Screenshot SFB)

6.4  Personen-Symbol

6.5  Einkaufswagen-Symbol

ZAK Review Gutscheincode

Abbildung 9: Zak Store einschliesslich kostenlose Plug-Ins für Gemeinsame Töpfe und Mobile Payment (Screenshot SFB)

6.6  Fazit

Die Benutzeroberfläche überzeugt uns mit ihrer Übersichtlichkeit und Optik.

 7  Bank Cler Erfahrungen mit dem Helpdesk

Wir haben zahlreiche Anfragen sowohl telefonisch, schriftlich per Mail und per Chatbot und einmal persönlich an die Bank Cler in deutscher Sprache gerichtet. (Zak führt keinen eigenen Kundenservice, weshalb man direkt an die Bank Cler gelangt.)

Bei der Hotline dauerte die Wartezeit nie länger als fünf Minuten.

Bei schriftlichen Mail-Anfragen war die Reaktionszeit höchstens zwei Arbeitstage. Verbesserungspotenzial sehen wir eher punktueller Natur. So gelangt man zwar bequem mit der App zum Kontaktformular. Leider ist dieses jedoch nicht vorerfasst. Das heisst, wer den Support per E-Mail beanspruchen will, hat jeweils seine persönlichen Daten wie Name, E-Mail- und Mobile-Nr. manuell zu erfassen.

Bis auf den Chatbot, welcher noch blutiger Anfänger ist, war der Service qualitativ durchwegs überzeugend.

7.1  Fazit

Der Helpdesk von Zak bzw. der Bank Cler hat sich als sehr effizient und kompetent erwiesen. Einzig der virtuelle Chatbot fällt ab. Wir wünschen ihm eine bald einsetzende, steile Lernkurve.

8  Schlussfazit

Funktionalität und Anmutung («Look & Feel»)

Die Zak App funktioniert einwandfrei, lässt sich intuitiv bedienen und präsentiert sich in einem attraktiven Kleid. Es sind uns keinerlei Kinderkrankheiten aufgefallen. Dafür ist sie wohl schon zu lange auf dem Markt.

Das zaksche Topfsystem ist uns ebenfalls positiv aufgefallen. Es ist ein innovatives Goodie, insbesondere für diejenigen, welche sich Sparziele setzen und/oder Ausgaben teilen möchten. Der Spassfaktor durch die intuitive, spielerische Bedienung und die ansprechende Visualisierung ist auf alle Fälle ungleich höher als bei einer Excel-Aufstellung.

Leistungsumfang

So modern Zak daherkommt, so klassisch sind die Leistungen. So geht es bei Zak im Wesentlichen um Konten, Karten und Zahlungsverkehr. Letzteres wird mittels Scan-Funktionen, Daueraufträgen oder praktische Specials wie «Zak Instant» für die Sofortüberweisung vereinfacht. Würde Zak auch noch eBill anbieten, wären wir vollends zufrieden.

Zu beachten ist zudem, dass mit Wertschriften bei Zak nicht gehandelt werden kann. Aber hierfür gibt es passende Anbieter (vgl.  DEGIRO Review oder Interactive Brokers Review).

Pricing

Ja, es ist bei Zak tatsächlich möglich, bei Kontoführung, Karteneinsatz und Zahlungsverkehr gebührenfrei über die Runden zu kommen. Sparfüchse sollten in diesem Fall insbesondere auf Bargeldbezüge bei Bankomaten von Drittbanken und Geldwechsel verzichten. Das damit gesparte Geld investiert du besser gewinnbringend in einen ETF.

Support

Billiganbieter stehen oft im Ruf, dass der Support zu wünschen übrig lässt. Anders bei Zak: Man merkt, dass es sich hier zwar um eine junge Bank handelt, nicht jedoch um ein chaotisches Start-up. So steht hinter dem kostenlosen Online-Konto Zak die Bank Cler. Die genossenschaftlich organisierte Bank Cler kann in der Schweiz – wenn auch unter wechselnden Namen – auf eine lange Tradition zurückblicken. Dies scheint sich positiv auf den Support auszuwirken. Effizienz und Qualität hat uns bei unseren über ein Dutzend Anfragen überzeugt. Mit einer Ausnahme: Der virtuelle Chatbot kommt selbst bei vermeintlich einfachen Anfragen ins Schwitzen.

Für wen sich Zak eignet

Wenn du

dann solltest du Zak, das kostenlose Online-Konto der Schweizer Bank Cler, ernsthaft prüfen.

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Im Zuge des Klimawandels und der damit verbundenen immensen Kostenfolgen treten weltweit immer schärfere Umweltgesetze in Kraft. Nachhaltiges Verhalten ist längst zum Megatrend geworden und durchdringt Gesellschaft und Wirtschaft gleichermassen.

In diesem ausführlichen Artikel wollen wir dir aufzeigen, welchen Einfluss der Kauf von «Grünen Aktien» auf die Umwelt effektiv hat, ob du Kompromisse bei der Rendite eingehen musst und welche «Grünen Aktien» in Form von nachhaltigen ETFs wir für Schweizer Anlegerinnen und Anleger als besonders attraktiv beurteilen.

von Stefan & Toni | 7 Kommentare
publiziert am 26.8.2021

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Fokus auf ETFs

Wer unseren Blog kennt, der weiss, dass wir die passive, kostengünstige, breit diversifizierte «buy-and-hold» Anlagestrategie befolgen. Wir sind überzeugt, dass eine solche Strategie am besten mit ETFs umgesetzt werden kann. Deshalb haben wir bewusst darauf verzichtet, Einzeltitel zu analysieren und zu beurteilen.

– P a r t n e r a n g e b o t

Bei «grüne Aktien»-ETFs handelt es sich immer noch um Nischen-ETFs. Das diesbezüglich grösste Angebot, einschliesslich der hier untersuchten Produkte, für CH-Anleger:innen bietet der Schweizer Pionier-Broker Swissquote (Review) an.

Swissquote Erfahrungen

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Welchen Anlegertyp wollen wir ansprechen?

Dieser Bericht richtet sich insbesondere an folgende Personengruppen:

Wie stark ist der Effekt auf die Umwelt, wenn ich «Grüne Aktien» kaufe?

Bevor wir den Schweizer Markt genauer unter die Lupe nehmen, Produkt- und Renditevergleiche anstellen, wollen wir uns dem uneigennützigen Aspekt eines Investments in «Grüne Aktien» widmen: Was bringen meine nachhaltigen Anlagen eigentlich der Umwelt?

Grosse Effekte beim Konsum

Als Konsument ist die Sache klar: Wenn du ein Bioprodukt A von der grünen Firma B kaufst, welche die Rohstoffe von Biobauer C bezieht, so profitieren sowohl Firma als auch Bauer finanziell dank deines bewussten Konsumverhaltens in Form von mehr Umsatz. Auf der anderen Seite fliesst dein Geld somit nicht in ein konventionell hergestelltes Agrarprodukt X der Firma Y, welche die Rohstoffe von Bauer Z bezieht.

Wir erachten deshalb den Einfluss, den du als Konsument auf das nachhaltige Unternehmen (und somit auch auf die Umwelt) ausübst, als direkt und gross.

Differenziertes Bild beim Aktienkauf

Bei Investments in «Grüne Aktien» gilt es zwischen Erstkauf und den darauffolgenden Handel zu unterscheiden.

Wenn du zu den Erstkäufern im Zuge des initialen Börsengangs (IPO) gehörst, fliesst der von dir bezahlte Kaufpreis direkt ins Eigenkapital der neu börsenkotierten Firma. Diese kann mit «deinem» Geld beispielsweise in Produktionsanlagen investieren, wodurch sie ihre strategischen Wachstums- und Expansionsziele umsetzen kann.

Bei Investments im Zusammenhang mit einem IPO einer grünen Firma erachten wir den erzeugten Effekt ebenfalls als direkt und gross.

Wie sieht es nun aber nach dem IPO bzw. im ordentlichen Börsenhandel aus? In diesem Fall wechselt die «Grüne Aktie» lediglich seinen Besitzer. Das Geld fliesst also vom Aktienkäufer zum Aktienverkäufer. Das heisst, die entsprechende Firma profitiert finanziell nicht direkt von deinem Investment.

Und dennoch: Auch nach dem IPO gibt es für die nachhaltige Firma nicht zu unterschätzende Vorteile. Denn mit zunehmender Nachfrage nach «Grünen Aktien», erhöht sich der Börsenwert dieser Firmen. Und damit sind die folgenden fünf positiven Effekte verbunden, welche beispielsweise beim Elektroautopionier Tesla gut zu beobachten sind:

Fazit

Wenn du «Grüne Aktien» oder nachhaltige ETFs an der Börse kaufst, erhöht dies die Nachfrage, was wiederum den Börsenkurs steigen, stabilisieren oder weniger stark fallen lässt. Der Kaufpreis fliesst jedoch nicht in die grüne Firma, sondern zum verkaufswilligen Aktienbesitzer (Ausnahme: IPO).

Kurzfristig sehen wir daher keinerlei Effekte für die Firma und die Umwelt. Mittel- bis langfristig bringen steigende Aktienkurse der grünen Firma jedoch nicht zu unterschätzende Vorteile bei Kapitalbeschaffung und Kreditfinanzierung, Reputation, beim Schutz vor feindlichen Übernahmen oder bezüglich des Verhältnisses zwischen Management und Aktionären.

Was für Kategorien an «Grünen Aktien» gibt es?

Licht in den ESG-Dschungel bringen

Im Zuge der Recherchen für diesen Artikel ist uns bewusst geworden, wie komplex und undurchsichtig die mit «Grünen Aktien» verbundenen Labels sind. Es wäre wohl eine Doktorarbeit nötig, um in die Tiefe den Durchblick zu gewinnen. Wir ersparen dir (und uns) eine solche Detailanalyse mit hohem Trockenheitsgrad, sondern fokussieren uns auf die Stossrichtungen der einzelnen Labels.

Über allem steht der ESG-Dreiklang «Environment, Social, Governance» bzw. „Umwelt, Soziales und Unternehmensführung“.  Ob eine Aktie in einen nachhaltigen Index aufgenommen wird, hängt also hauptsächlich damit zusammen, wie stark diese drei ESG-Kriterien erfüllt werden. Nachfolgend zeigen wir beispielhaft auf, welche konkreten Handlungsweisen damit verbunden sein können:

«E» wie Environmental

«S» wie Social

«G» wie Governance

Die einzelnen Unternehmen werden aber nicht nur nach diesen Kriterien mittels Punktesystem bewertet, sondern es liegen auch Ausschlusskriterien zugrunde.

So werden Hersteller von zivilen Schusswaffen, kontroversen Waffen, Atomwaffen, Ölsand, thermischer Kohle und Tabak im Vornherein konsequent ausgesiebt, auch wenn sie der sozialste Arbeitgeber wären und die beste Unternehmensführung hätten.

Innerhalb des Labels «ESG» gibt es unterschiedliche Abstufungen und Ausprägungen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Ausschlussquote ist, desto strenger ist das zugrunde liegende Auswahlverfahren.

Wenn also beispielsweise in einem nachhaltigen Index 400 und im konventionellen Referenzindex 1’000 Firmen enthalten sind, so beträgt die Ausschlussquote 60%. Das heisst, 60% der Firmen erfüllen die ESG-Kriterien dieses nachhaltigen Index nicht und werden aussortiert.

Grüne Themenfonds

Naturgemäss ist die Ausschlussquote bei grünen Themenfonds am grössten bzw. die Diversifikation am geringsten. Denn der Fokus wird in der Regel auf eine einzige Branche wie «Erneuerbare Energien» gelegt.

Branchenübergreifende Fonds

Bei nachhaltigen, themenübergreifenden ETFs bzw. bei den zugrunde liegenden Indizes steht der Best-in-Class Ansatz im Vordergrund. Das heisst, es werden jeweils pro Branche nur diejenigen Unternehmen ausgewählt, welche die dem Index zugrunde liegenden ESG-Kriterien erfüllen.

Je nach Index sind diese Kriterien unterschiedlich streng. Nachfolgend haben wir die wichtigsten ESG-Kategorien des führenden Index-Anbieters MSCI genauer unter die Lupe genommen. (Anmerkung: Wichtig in dem Sinne, dass es entsprechende ETFs zu erwerben gibt.)

«SRI»

Das Kürzel «SRI» (Social Responsible Investment) deutet auf eine besonders strenge Selektion hin. Dies zeigt sich daran, dass bei den entsprechenden Indizes (z.B. MSCI World SRI) rund 75% der Firmen, die dem Mutterindex (z.B. MSCI World) angehören, ausgesiebt werden.

«SRI»-Indizes unterliegen immer einer strengen Selektion, können sich jedoch inhaltlich in Nuancen unterscheiden. Zudem gibt es SRI-Indizes mit einem 5%-Deckel, wie wir später noch sehen werden.

Grüne Aktien
Abbildung 1: Auszug aus dem Factsheet «MSCI World SRI Index» (Quelle: MSCI).

Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, sind noch 373 von 1’559 Firmen im Index drin, was einer Ausschlussquote von 76% entspricht. Ein gewisses Diversifikationsproblem kommt bei Betrachtung der 10 grössten Positionen zum Vorschein. Demnach vereinen lediglich zehn «Grüne Aktien» ein Drittel der Marktkapitalisierung des Index, wobei Microsoft mit über 13 Prozent mit Abstand das grösste Gewicht aufweist. (Der nach Marktkapitalisierung noch etwas grössere Konkurrent Apple erfüllt offenbar die zugrundeliegenden ESG-Kriterien nicht, weshalb er in diesem Index nicht enthalten ist.)

Wer das Klumpenrisiko einzelner Titel wie Microsoft verringern möchte, wählt einen SRI-Index mit einem 5%-Deckel. Das heisst, Anzahl und Selektion der Firmen bleiben gleich, doch darf kein Unternehmen mit mehr als 5% gewichtet sein. Bei diesem Index reduziert sich der Anteil von Microsoft deutlich auf rund 5% (vgl. Abbildung 2).

Grüne Aktien
Abbildung 2: Auszug aus dem Factsheet «MSCI World SRI 5% Issuer Capped Index» (Quelle: MSCI).

Mit Abbildung 3 wollen wir nochmals verdeutlichen, wie stark die SRI-Selektion ist, indem wir alle Firmen, welche in den Top 10 des Mutterindex gelistet sind, nicht jedoch im Sub-Index «SRI», hervorheben. Demnach fallen nicht weniger als sieben von zehn Firmen aus dem Rennen bzw. aus dem SRI-Index.

Grüne Aktien
Abbildung 3: Auszug aus dem Factsheet «MSCI World Index» mit Markierung der Top 10-Aktien, welche nicht im Sub-Index «MSCI World SRI Index» enthalten sind (Quelle MSCI).

Wem diese Selektion zu streng bzw. die damit verbundene Diversifikation zu gering ist, der kann dennoch in «Grüne Aktien» investieren. In diesem Fall wählst du einfach eine der nachfolgenden ESG-Optionen.

«ESG Leaders»

Mit einem Zielwert von 50% wird bei diesen Indizes etwas weniger streng selektioniert.

Grüne Aktien
Abbildung 4: Auszug aus dem Factsheet «MSCI World ESG Leaders Index» (Quelle: MSCI).

Vergleicht man die Top 10 des Mutterindex (vgl. Abbildung 4), fällt auf, dass auch beim «ESG Leaders» die Schwergewichte Apple, Amazon und Facebook fehlen.

«ESG Enhanced Focus» und «ESG Screened»

Wie die Abbildungen 5 und 6 zeigen, ist sowohl beim «ESG Enhanced Focus»- als auch beim «ESG-Screened»-Ansatz die Ausschlussquote mit 6,0% resp. 5,3% moderat bzw. die Diversifikation bleibt sehr hoch.

Beim «ESG Enhanced Focus»-Ansatz kommt neben dem Ausschlusskriterium (93 Firmen sind aus dem Index rausgefallen) eine zusätzliche Gewichtung für Unternehmen mit hohen ESG-Ratings zum Tragen. Dies führt offenbar dazu, dass der Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen NVIDIA das nach Marktkapitalisierung grössere Unternehmen Tesla überholt bzw. stärker gewichtet wird. Interessant auch das Unternehmen Apple, welches erstmalig in diesen beiden ESG-Indizes dabei ist. Beim strengeren «Enhanced Focus Index» wird die grösste Firma der Welt jedoch mit einer Untergewichtung abgestraft.

Grüne Aktien
Abbildung 5: Auszug aus Factsheet «MSCI World ESG Enhanced Focus Index» (Quelle: MSCI).
Grüne Aktien
Abbildung 6: Auszug aus Factsheet «MSCI World ESG Screened Index» (Quelle: MSCI).

Marktübersicht und Performance von ETFs mit «Grünen Aktien»

Gemäss dem Portal «Just ETF» sind per 16.8.2021 an der Schweizer Börse SIX genau 1’000 ETFs handelbar, wovon 176 unter der Rubrik «Sozial/Nachhaltig» gelistet sind.

Davon haben wir die am Markt etabliertesten ETFs (Fondsvolumen über 500 Mio. CHF) rausgefiltert und nach den Regionen «Global», «Entwickelte Welt», «Schwellenländer», «Europa», «Nordamerika» sowie «Asien-Pazifik» gruppiert. Innerhalb dieser Gruppen sind die ETFs absteigend nach Ausschlussquote sortiert. Das heisst, der «grünste» ETF ist jeweils zuoberst gelistet (vgl. Abbildung 7).

#RegionESG-
Fokus /
Ausschluss-
Quote
Fondsbezeichnung / ISIN /
Referenzindex
Anz.
Index-
Komp.
Fonds-
Währ.
Fonds-
grösse
in Mio. CHF
Kosten
TER p.a.
1.01Globalsehr stark /
> 97%
Lyxor New Energy (DR) UCITS ETF / FR0010524777 /
World Alternative Energy Total Return Index
40EUR12760,60%
1.02Globalsehr stark /
> 97%
iShares Global Clean Energy UCITS ETF / IE00B1XNHC34 /
S&P Global Clean Energy Index
81USD54120,65%
1.03Globalstark /
82%
UBS ETF (IE) MSCI ACWI Soc Res UCITS ETF / IE00BDR55F85 /
MSCI ACWI SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
524CHF 6460,33%
1.04Globalmoderat /
13%
Vanguard ESG Global All Cap UCITS ETF / IE00BNG8L278 /
FTSE Global All Cap Choice Index
7957CHF700,24%
1.05Globalmoderat /
13%
Vanguard ESG Global All Cap UCITS ETF / IE00BNG8L385 /
FTSE Global All Cap Choice Index
7957CHF610,24%
1.06Globalmoderat /
4%
UBS ETF (IE) MSCI ACWI ESG Universal UCITS ETF /
IE00BDQZN774 / MSCI ACWI ESG Universal Index
2859CHF 8830,33%
1.07GlobalohneSPDR MSCI ACWI UCITS ETF / IE00B44Z5B48 /
MSCI ACWI
2965USD26660,40%
1.08GlobalohneUBS ETF (IE) MSCI ACWI SF UCITS ETF / IE00BYM11L64 /
MSCI ACWI
2965CHF 14080,21%
2.01Entwickelte Weltstark /
76%
iShares MSCI World SRI UCITS ETF / IE00BDZZTM54 /
MSCI World SRI Index
373USD9140,20%
2.02Entwickelte Weltstark /
76%
UBS ETF (LU) MSCI World Soc Res UCITS ETF / LU0950674332 /
MSCI World SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
373USD7560,22%
2.03Entwickelte Weltstark /
76%
UBS ETF (LU) MSCI World Soc Res UCITS ETF / LU0629459743 /
MSCI World SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
373USD33540,22%
2.04Entwickelte Weltstark /
76%
iShares MSCI World SRI UCITS ETF / IE00BYX2JD69 /
MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuels Index
381EUR33260,20%
2.05Entwickelte Weltmittel /
63%
Xtrackers MSCI World ESG UCITS ETF 1C / IE00BZ02LR44 /
MSCI World Low Carbon SRI Leaders Index
577USD23760,20%
2.06Entwickelte Weltmittel /
54%
CSIF (IE) MSCI World ESG Leaders Blue UCITS ETF B / IE00BJBYDQ02 /
MSCI World ESG Leaders Index
724USD8500,15%
2.07Entwickelte Weltmoderat /
6%
iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF / IE00BHZPJ569 /
MSCI World ESG Enhanced Focus Index
1466USD12530,20%
2.08Entwickelte Weltmoderat /
5%
iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF / IE00BFNM3J75 /
MSCI World ESG Screened Index
1477USD12560,20%
2.09Entwickelte WeltohneiShares Core MSCI World UCITS ETF / IE00B4L5Y983 /
MSCI World Index
1559USD363860,20%
3.01Schwellen-länderstark /
88%
UBS ETF (LU) MSCI EM Soc Res UCITS ETF / LU1048313891 /
MSCI Emerging Markets SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
170USD10310,27%
3.02Schwellen-länderstark /
87%
iShares MSCI EM SRI UCITS ETF / IE00BYVJRP78 /
MSCI Emerging Markets SRI Select Reduced Fossil Fuels Index
179USD21950,25%
3.03Schwellen-länderstark /
74%
Xtrackers MSCI Emerging Markets ESG UCITS ETF 1C / IE00BG370F43 /
MSCI Emerging Markets Low Carbon SRI Leaders Index
364USD13350,25%
3.04Schwellen-ländermoderat /
9%
iShares MSCI EM ESG Enhanced UCITS ETF / IE00BHZPJ239 /
MSCI Emerging Markets ESG Enhanced Focus Index
1277USD9530,18%
3.05Schwellen-ländermoderat /
4%
iShares MSCI EM IMI ESG Screened UCITS ETF / IE00BFNM3P36 /
MSCI Emerging Markets IMI ESG Screened Index
3111USD13610,18%
3.06Schwellen-länderohneXtrackers MSCI Emerging Markets UCITS ETF 1C / IE00BTJRMP35 /
MSCI Emerging Markets Index
1406USD57340,18%
3.07Schwellen-länderohneiShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF / IE00BKM4GZ66 /
MSCI Emerging Markets IMI Index
3227USD175010,18%
4.01Europastark /
77%
UBS ETF (LU) MSCI EMU Soc Res UCITS ETF / LU0950674761 /
MSCI EMU SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
53EUR12200,22%
4.02Europastark /
77%
UBS ETF (LU) MSCI EMU Soc Res UCITS ETF / LU0629460675 /
MSCI EMU SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
53EUR12880,22%
4.03Europastark /
73%
iShares MSCI Europe SRI UCITS ETF / IE00B52VJ196 /
MSCI Europe SRI Select Reduced Fossil Fuels Index
117EUR36590,20%
4.04Europastark /
73%
iShares MSCI Europe SRI UCITS ETF / IE00BGDPWW94 /
MSCI Europe SRI Select Reduced Fossil Fuels Index
117EUR7130,20%
4.05Europamittel /
53%
Lyxor MSCI Europe ESG Leaders (DR) UCITS ETF / LU1940199711 /
MSCI Europe ESG Leaders Index
201EUR9000,20%
4.06Europamittel /
40%
Lyxor Net Zero 2050 S&P Eurozone ... (DR) UCITS ETF / LU2195226068 /
S&P Eurozone LargeMidCap Paris-Aligned Climate Index
148EUR8300,20%
4.07Europamoderat /
10%
iShares MSCI EMU ESG Screened UCITS ETF / IE00BFNM3B99 /
MSCI EMU ESG Screened Index
228EUR17580,12%
4.08Europamoderat /
5%
iShares MSCI Europe ESG Enhanced UCITS ETF / IE00BHZPJ783 /
MSCI Europe ESG Enhanced Focus Index
411EUR5470,12%
4.09Europamoderat /
4%
iShares MSCI Europe ESG Screened UCITS ETF / IE00BFNM3D14 /
MSCI Europe ESG Screened Index
414EUR9490,12%
4.10EuropaohneUBS ETF (LU) MSCI EMU UCITS ETF / LU0950668870 /
MSCI EMU Index
236EUR18220,18%
4.11EuropaohneiShares Core MSCI Europe UCITS ETF / IE00B1YZSC51 /
MSCI Europe Index
432EUR70170,12%
5.01Nord-
amerika
stark /
80%
UBS ETF (LU) MSCI USA Soc Res UCITS ETF / LU0629460089 /
MSCI USA SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
124USD16960,22%
5.02Nord-
amerika
stark /
79%
iShares MSCI USA SRI UCITS ETF / IE00BYVJRR92 /
MSCI USA SRI Select Reduced Fossil Fuels Index
133USD65840,20%
5.03Nord-
amerika
mittel /
65%
Xtrackers MSCI USA ESG UCITS ETF 1C / IE00BFMNPS42 /
MSCI USA Low Carbon SRI Leaders Index
218USD28160,15%
5.04Nord-
amerika
mittel /
56%
CSIF (IE) MSCI USA ESG Leaders Blue UCITS ETF B / IE00BJBYDP94 /
MSCI USA ESG Leaders Index
276USD16940,10%
5.05Nord-
amerika
mittel /
50%
UBS ETF (IE) S&P 500 ESG UCITS ETF / IE00BHXMHL11 /
S&P 500 ESG Index
314USD6170,12%
5.06Nord-
amerika
moderat /
9%
Invesco MSCI USA ESG Univ. Screened UCITS / IE00BJQRDM08 /
MSCI USA ESG Universal Select Business Screens Index
568USD8610,09%
5.07Nord-
amerika
moderat /
7%
iShares MSCI USA ESG Enhanced UCITS ETF / IE00BHZPJ908 /
MSCI USA ESG Enhanced Focus Index
582USD27270,07%
5.08Nord-
amerika
moderat /
6%
iShares MSCI USA ESG Screened UCITS ETF / IE00BFNM3G45 /
MSCI USA ESG Screened Index
588USD34660,07%
5.09Nord-
amerika
ohneiShares Core S&P 500 UCITS ETF / IE00B5BMR087 /
S&P 500 Index
500USD442050,07%
5.10Nord-
amerika
ohneXtrackers MSCI USA UCITS ETF 1C / IE00BJ0KDR00 /
MSCI USA Index
625USD57060,07%
6.01Asien-
Pazifik
stark /
76%
iShares MSCI Japan SRI UCITS ETF / IE00BYX8XC17 /
MSCI Japan SRI Select Reduced Fossil Fuels Index
65USD6390,20%
6.02Asien-
Pazifik
stark /
76%
UBS ETF (LU) MSCI Pacific Soc Res UCITS ETF / LU0629460832 /
MSCI Pacific SRI Low Carbon Select 5% Issuer Capped Index
94USD9520,40%
6.03Asien-
Pazifik
mittel /
60%
Xtrackers MSCI Japan ESG UCITS ETF 1C / IE00BG36TC12 /
MSCI Japan Low Carbon SRI Leaders Index
110USD18780,20%
6.04Asien-
Pazifik
moderat /
3%
iShares MSCI Japan ESG Screened UCITS ETF / IE00BFNM3L97 /
MSCI Japan ESG Screened Index
265USD7430,15%
6.05Asien-
Pazifik
ohneXtrackers MSCI Japan UCITS ETF 1C / LU0274209740 /
MSCI Japan Index
272USD23720,20%
6.06Asien-
Pazifik
ohneiShares Core MSCI Pacific ex Japan UCITS ETF / IE00B52MJY50 /
MSCI Pacific ex Japan Index
127USD29460,20%
Abbildung 7: Übersicht mit 40 ETFs mit «Grünen Aktien» (Quellen: Factsheets von MSCI per 31.07.2021 und Auswertung von www.justetf.ch vom 17.07.2021).

Eine  ausführlichere Variante mit zusätzlichen Performance-Daten findest du in folgendem Excel-File: 40_grüne_Aktien_ETFs_2021_im_Vergleich

Aus den folgenden drei Gründen haben wir zusätzlich Vanguard mit zwei ETFs ebenfalls berücksichtigt, obschon es diese Produkte erst seit März dieses Jahres gibt und das Fondvolumen noch bescheiden ist:

In Abbildung 7 haben wir somit gesamthaft 40 nachhaltige ETFs analysiert. Zusätzlich findest du in dieser Übersicht elf ausgewählte konventionelle ETFs (d.h. ohne ESG-Fokus) zum Vergleich.

Alle in Abbildung 7 aufgeführten nachhaltigen ETFs sind mit der europäischen OGAV-Richtlinie (englisch: UCITS) konform. Das heisst, diese ETFs unterliegen regulatorischen Mindestanforderungen wie beispielsweise eine unabhängige Aufsicht oder Vorgaben bei den Pflichtinformationen zuhanden der Investoren.

Die 40 nachhaltigen ETFs verteilen sich auf sieben Anbieter, wobei Marktführer iShares (18 ETFs) und die hiesige UBS (10) den Löwenanteil einnehmen. Mit grösserem Abstand folgen Xtrackers (4), Lyxor (3), Credit Suisse (2), Vanguard (2) und Invesco (1).

In den nachfolgenden Kapiteln werden wir Region um Region betrachten und dabei auf spezielle Eigenheiten einzelner ETFs eingehen, mögliche Kombinationen vorschlagen sowie einen Performance-Vergleich (nach Abzug der Kosten/TER) mit konventionellen ETFs ziehen.

Apropos Kombinationen und konventionelle ETFs: Wenn du bei deiner Anlage punkto Diversifikation keine Kompromisse eingehen möchtest und dennoch grüne Akzente setzen willst, so kombinierst du am besten den nachhaltigen mit dem konventionellen ETF. Somit bist du mit stärkerer Gewichtung der «Grünen Aktien» im Gesamtmarkt investiert. Wir verzichten darauf, diese Variante unten bei der regionalen Detailanalyse jeweils nochmals zu erwähnen.

«Grüne Aktien» – Global

Wer mit einem nachhaltigen ETF die ganze Welt abdecken möchte, der hat – unter Berücksichtigung unserer Auswahlkriterien – sechs Produkte zur Auswahl (vgl. Abbildung 8).

Abbildung 8: ETFs mit «Grünen Aktien» im Vergleich zu konventionellen ETFs (global).

Bei den ersten beiden ETFs handelt es sich um schwach diversifizierte Fonds rund ums Thema «Erneuerbare Energien». Mit einer TER von 0,60% resp. 0,65% sind es gleichzeitig die teuersten Produkte in unserem Vergleich.

Beim Lyxor-Produkt missfällt uns der Referenzindex. Es scheint, als ob Produkt und Index aus gleichem Hause kommen, was die sonst übliche Gewaltentrennung zwischen Index- und ETF-Anbieter aushebelt.

Der iShares-ETF «Global Clean Energy» zeichnet sich durch die immense Fondsgrösse von über 5 Mia. CHF aus (und nochmals so viel für den US-amerikanischen Markt). Der Fonds hat in den letzten Jahren derart viel Geld eingesammelt, dass es bei den ursprünglich nur 30 «Grünen Aktien» teilweise zu enormen Kurssteigerungen gekommen ist.

Der Index-Anbieter S&P sah sich anfangs dieses Jahres schliesslich gezwungen, die Reissleine zu ziehen: Die bis anhin strengen Aufnahmekriterien wurden aufgeweicht, wodurch ab 19. April 2021 zusätzliche Unternehmen in den Index aufgenommen werden konnten (aktuell 81; mittelfristiger Zielwert 100).

Dieser ETF blickt ohnehin auf eine sehr turbulente Geschichte zurück. Im Gegensatz zu den letzten drei Jahren, wo er sensationell performte, fiel er in der ersten Phase nach seiner Lancierung im Jahre 2007 durch eine desaströse Kursentwicklung auf (vgl. Abbildung 9). So verlor er innert weniger Monate über 80% seines Wertes. Bis heute hat er sich nicht mehr von diesem Kurzsturz erholt.

Grüne Aktien
Abbildung 9: Kursentwicklung Index und ETF seit Auflage (Quelle: iShares).

Wer also damals investierte, weil er ökologischer Vorreiter sein wollte und/oder in Erneuerbaren Energien (zurecht) einen Megatrend sah, hat viel Lehrgeld bezahlt. Denn Megatrend hin oder her, es gab zwischen 2008 und 2012 einen Nokia-Effekt, welcher eine ganze Branche erfasste.

Chinesische Firmen drängten auf dem Markt, während bisherige europäische Platzhirsche wie Solarworld massiv in die Verlustzone rutschten und schliesslich reihenweise Pleite gingen. Der immense Kurszerfall ist also einer rigorosen Markbereinigung geschuldet.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass Themenfonds sehr grossen Schwankungen ausgesetzt sein können. Wir empfehlen solche ETFs deshalb nur als Beimischung (sozusagen als das Salz in der Suppe; auch Core-Satellite-Strategie genannt) zu einem breit diversifizierten Welt-Portfolio.

Äusserst breit diversifiziert mit rund 8’000 Indexkomponenten (d.h. Large, Mid und Small Caps) und somit gut mit den oben genannten Themenfonds kombinierbar, sind beispielsweise die beiden Vanguard-Produkte, welche es in einer ausschüttenden und thesaurierenden Variante gibt. Wir gehen davon aus, dass aufgrund des attraktiven Preis-/Leistungsverhältnisses diese beiden noch jungen Produkte rasch an Fondsvolumen zulegen werden.

Wer höhere Ansprüche an «Grüne Aktien» hegt, der wählt das SRI-Produkt von UBS. Im Gegensatz zu Themenfonds werden alle wichtigen Branchen abgedeckt. Die 524 Indexkomponenten entsprechen einer Ausschlussquote von über 80 Prozent. Die Kosten erachten wir als fair. Im Vergleich zu den beiden direkten (konventionellen) Konkurrenten hat dieser SRI-ETF in den letzten drei Jahren besser performt.

«Grüne Aktien» – Entwickelte Welt

Wie Abbildung 10 zeigt, gibt es den Klassiker «MSCI World» in diversen nachhaltigen Sub-Indizes. Die Kosten sind bei allen nachhaltigen ETFs sehr moderat bzw. mit dem konventionellen ETF vergleichbar.

Grüne Aktien
Abbildung 10: ETFs mit «Grünen Aktien» im Vergleich zu konventionellen ETFs (Entwickelte Welt).

Bei der Performance im 3-Jahresvergleich schneiden die nachhaltigen ETFs besser ab.

Erfreulich ist, dass dir als Anleger, der grüne Akzente setzen möchte, für die Region «Entwickelte Welt» eine breite Palette von nachhaltigen ETFs zur Verfügung steht. Von den SRI-Produkten mit starker Selektion, über die beiden Leaders-ETFs mit mittlerem ESG-Fokus bis zu den breit diversifizierten «Enhanced» und «Screened»-Produkten.

Der zugrunde liegende Index des erstaufgeführten iShares-ETF unterscheidet sich von demjenigen der beiden darauffolgenden UBS-Produkten lediglich im fehlenden 5%-Deckel (vgl. auch dieses Kapitel, Untertitel «SRI»).

Auch wenn es aus dem Index-Titel bei Abbildung 10, Ziffer 2.04 nicht hervorgeht, basiert dieser Index gemäss MSCI-Factsheet ebenfalls auf einem 5%-Deckel. Aktuell wird dieser Deckel bei den beiden Indizes bzw. drei ETFs (vgl. Abbildung 10, Ziff. 2.02 – 2.04) nur beim Börsenschwergewicht Microsoft angewandt.

Als Kombination mit einem nachhaltigen «MSCI World»-ETF eignet sich ein ETF, welcher die Emerging Markets bzw. die Schwellenländer abdeckt (vgl. nächstes Kapitel).

«Grüne Aktien» – Schwellenländer

Wie Abbildung 11 zeigt, ist bei den Schwellenländern das Angebot an nachhaltigen ETFs recht überschaubar. Nichtsdestotrotz, der Wettbewerb spielt gut, sind doch die Preise in den letzten Jahren stark gesunken. So kostete das erstaufgeführte UBS-Produkt bei Lancierung rund das Doppelte (0,53% TER) des heutigen Preises.

Grüne Aktien
Abbildung 11: ETFs mit «Grünen Aktien» im Vergleich zu konventionellen ETFs (Schwellenländer).

Bei der Performance im 3-Jahresvergleich schwingt das zweitaufgeführte iShares-Produkt oben aus und schlägt auch die beiden konventionellen ETFs deutlich.

Als Kombination mit einem nachhaltigen «Emerging Markets»-ETF eignen sich entweder ein ETF, welcher die «Entwickelte Welt» abdeckt (vgl. vorheriges Kapitel) oder ETFs mit regionaler Abdeckung (vgl. die drei nachfolgenden Kapitel).

«Grüne Aktien» – Europa

Wie Abbildung 12 zeigt, weist die Region «Europa» ein recht grosses Angebot an nachhaltigen ETFs auf. Zu beachten ist, dass neben dem unterschiedlich starken ESG-Fokus der einzelnen ETFs, die eine Gruppe ganz Europa abdeckt, während die andere sich nur auf Länder der Euro-Zone (EMU bzw. European Monetary Union) bezieht, womit Länder wie die Schweiz, Grossbritannien und Norwegen fehlen.

Grüne Aktien
Abbildung 12: ETFs mit «Grünen Aktien» im Vergleich zu konventionellen ETFs (Region Europa).

Die Preise sind mit einer TER von rund 0,2% tief. Bei der Performance im 3-Jahresvergleich schneiden die drei nachhaltigen ETFs besser ab als ihre konventionellen Pendants.

Wer eine individuelle regionale Gewichtung in seinem Portfolio vornehmen will, der wählt einen der nachhaltigen Europa-ETFs aus und kombiniert diesen mit den Regionen «Nordamerika» (vgl. dieses Kapitel) und «Asien-Pazifik» (vgl. dieses Kapitel) sowie mit einem Schwellenländer-ETF (vgl. dieses Kapitel).

«Grüne Aktien» – Nordamerika

Wie Abbildung 13 zeigt, gibt es für die Region «Nordamerika» ebenfalls ein recht grosses Angebot an nachhaltigen ETFs.

Grüne Aktien
Abbildung 13: ETFs mit «Grünen Aktien» im Vergleich zu konventionellen ETFs (Region Nordamerika).

Ein Wermutstropfen ist jedoch, dass keine nachhaltigen ETFs angeboten werden, welche auch kanadische Unternehmen beinhalten. Die vorliegende Auswahl bezieht sich also nur auf US-Firmen.

Offenbar hält es bisher keiner der ETF-Anbieter für nötig, diese «Marktlücke» zu schliessen. Wäre toll, wenn in absehbarer Zeit ein nachhaltiger ETF lanciert würde, welcher die ganze Region Nordamerika abdecken würde. Entsprechende ESG-Indizes hat MSCI schon längst kreiert.

Die Preise sind durch die Bank tief bis sehr tief (0,07%!). Bei der Performance im 3-Jahresvergleich schneiden die nachhaltigen ETFs etwas besser ab als ihre konventionellen Pendants.

Wer eine individuelle regionale Gewichtung in seinem Portfolio vornehmen will, der wählt einen der nachhaltigen US-ETFs (leider ohne Kanada) aus und kombiniert diesen mit den Regionen Europa (vgl. dieses Kapitel) und Asien-Pazifik (vgl. dieses Kapitel) sowie mit einem Schwellenländer-ETF (vgl. dieses Kapitel).

«Grüne Aktien» – Asien-Pazifik

Wie Abbildung 14 zeigt, weist die Region «Asien-Pazifik» nur ein kleines Angebot an nachhaltigen ETFs auf. Zu beachten ist, dass lediglich das zweitaufgeführte SRI-Produkt von UBS, welches wohl auch mangels Konkurrenz das teuerste ist, die ganze Region abdeckt. Ansonsten sind zwei ETFs nötig, um die Region Asien-Pazifik abzudecken.

Grüne Aktien
Abbildung 14: ETFs mit «Grünen Aktien» im Vergleich zu konventionellen ETFs (Region Asien-Pazifik).

Bis auf den erwähnten UBS-Ausreisser sind auch hier die Preise mit einer TER von rund 0,2% tief. Bei der Performance im 3-Jahresvergleich schneiden die nachhaltigen ETFs etwas besser ab als ihre konventionellen Pendants.

Wer eine individuelle regionale Gewichtung in seinem Portfolio vornehmen will, der wählt einen oder zwei der nachhaltigen Asien-Pazifik-ETFs und kombiniert diesen mit den Regionen Europa (vgl. dieses Kapitel) und Nordamerika (vgl. dieses Kapitel) sowie mit einem Schwellenländer-ETF (vgl. dieses Kapitel).

Wie rentieren «Grüne Aktien» langfristig?

Bisher haben wir festgestellt, dass in der dreijährigen Rückschau – nach Abzug der Kosten (TER) – nachhaltige ETFs tendenziell besser rentiert haben als konventionelle ETFs, welche den jeweiligen Gesamtmarkt (Global, Europa etc.) abbilden.

38 der 40 ausgewählten ETFs weisen ein Fondsvermögen von über 500 Mio. CHF auf (Ausnahme: zwei Vanguard-ETFs). Nichtsdestotrotz, die überwiegende Mehrheit dieser nachhaltigen Produkte gibt es erst seit wenigen Jahren auf dem Markt.

Um dennoch einen langfristigen Performance-Vergleich vorzunehmen, stützen wir uns in diesem Kapitel nicht mehr auf reale ETFs, sondern auf einige ausgewählte Indizes, deren Performance- und Risiko-Daten über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren mit denjenigen des Mutterindex (ohne ESG-Fokus) verglichen wurden (vgl. Abbildung 15).

Es handelt sich dabei um Bruttorenditen (Total Return Index), d.h. einschliesslich der Dividenden und ohne Abzug von Kosten. Die Daten beziehen sich auf die Referenzwährungen USD oder EUR (I08 – I10).

Übersicht nachhaltiger Indizes im 10-Jahresvergleich

In Abbildung 15 sind Rendite und Risiko bei ausgewählten nachhaltigen Indizes über zehn Jahre verglichen worden.

Grüne Aktien
Abbildung 15: 10-Jahresvergleich Performance und Risiko ausgewählter nachhaltiger Indizes.

Abgesehen vom erstaufgeführten Themenfonds, welcher über die letzten zehn Jahre bei höherem Risiko schlechter performte (vgl. Gründe in diesem Kapitel sowie Chart in Abbildung 9), zeigt sich bei den branchenübergreifenden Indizes ein positives Bild. So erreichten die nachhaltigen Indizes gegenüber ihren konventionellen Pendants vergleichbare oder bessere Performance- und Risikowerte.

In den nachfolgenden Kapiteln gehen wir auf die drei SRI-Indizes «MSCI ACWI SRI» (Global), MSCI World SRI (Entwickelte Welt) und «MSCI Emerging Markets SRI» genauer ein.

MSCI ACWI SRI vs. MSCI ACWI

Über die letzten zehn Jahre betrachtet, hat der MSCI ACWI SRI mit einer annualisierten Rendite von  11,75% besser performt als sein Mutterindex MSCI ACWI (10,74%). Auffällig ist, dass die Überrendite sich erst ab 2019 richtig entwickelte (vgl. Abbildung 16).

Grüne Aktien
Abbildung 16: Performance- und Risikovergleich zwischen MSCI ACWI SRI und MSCI ACWI (Quelle: MSCI).

Trotz geringerer Diversifikation beim MSCI ACWI SRI ist das Risiko mit 13,34, bezogen auf die annualisierte Standardabweichung (Volatilität), geringer als beim MSCI ACWI (14,01).

Wenig überraschend fällt somit auch die Sharpe-Ratio, welche die Überrendite bezogen auf eine «risikolose» Anlage ins Verhältnis zum eingegangenen Risiko (Volatilität) setzt, beim MSCI ACWI SRI mit 0,85 besser aus als beim MSCI ACWI (0,75).

MSCI World SRI vs. MSCI World

Bei den «Grünen Aktien» der Entwickelten Welt können wir sogar auf einen Vergleichszeitraum von knapp 14 Jahren zurückblicken. Und auch hier sind die Performance- und Risiko-Kennzahlen beim nachhaltigen Index MSCI World SRI besser als beim konventionellen MSCI World (vgl. Abbildung 17).

Grüne Aktien
Abbildung 17: Performance- und Risikovergleich zwischen MSCI World SRI und MSCI World (Quelle: MSCI).

MSCI Emerging Markets SRI vs. MSCI Emerging Markets

Bei den Schwellenländern fällt die annualisierte Performance des MSCI Emerging Markets SRI (7,07%) über die letzten zehn Jahre deutlich besser aus als beim Mutterindex (3,97%). Diese Überrendite wurde bei vergleichbarem Risiko (Volatilität) erzielt (vgl. Abbildung 18).

Grüne Aktien
Abbildung 18: Performance- und Risikovergleich zwischen MSCI World SRI und MSCI World (Quelle: MSCI).

Fazit

Die Mehrzahl der hier untersuchten nachhaltigen Indizes hat sich langfristig punkto Rendite und Risiken besser geschlagen als die breiter diversifizierten Mutterindizes. Zu beachten ist, dass diese positiven Leistungsdaten nur die Vergangenheit abbilden, jedoch keine verlässliche Prognose für die weitere Entwicklung darstellen.

Gibt’s bei ETFs mit «Grünen Aktien» (bald) eine Sonderprämie?

In unserem Artikel «Lohnt sich Factor Investing?…» sind wir der Frage nachgegangen, was Faktor-Anlagen auszeichnet und welche fünf Faktoren (u.a. Small Cap, Value) bisher wissenschaftlich bestätigt worden sind.

Wie wir im vorherigen Kapitel eindrücklich gesehen haben, weisen ETFs mit «Grünen Aktien» eine bessere Performance auf als der entsprechende Referenzmarkt ohne ESG-Fokus.

Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich bei nachhaltigen Investments (noch) nicht um einen neuen Faktor. Dies wäre erst dann der Fall, wenn sich die Überrendite über mehrere Jahrzehnte abzeichnen würde.

Im Gegensatz zu den wissenschaftlich bestätigten Faktoren fällt es bei der aktuellen, recht intransparenten Selektion von «Grünen Aktien» zudem schwer, ein eindeutiges Filterkriterium zu identifizieren. Beim Faktor «Small Cap» ist dies beispielsweise kinderleicht, indem die Unternehmen einfach nach ihrer Marktkapitalisierung gefiltert werden.

Schlussfazit

Die wichtigsten Erkenntnisse fassen wir in den nachfolgenden sechs Punkten zusammen:

Wir hoffen, dass wir dir mit diesem ausführlichen Bericht eine brauchbare Entscheidungsgrundlage bezüglich der Anlage in «Grüne Aktien» liefern konnten. Was ist deine Meinung dazu? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Transparenzhinweis: Das Team vom Schweizer Finanzblog ist zum Zeitpunkt der Publikation in folgende, im Artikel erwähnte Anlagen investiert:
iShares Global Clean Energy UCITS ETF /  UBS ETF (LU) MSCI Emerging Markets Socially Responsible UCITS ETF (USD) A-dis / UBS ETF (LU) MSCI EMU Socially Responsible UCITS ETF (EUR) A-dis / UBS ETF (LU) MSCI Pacific Socially Responsible UCITS ETF (USD) A-dis / UBS ETF (LU) MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (USD) A-dis / Tesla Inc. (TSLA)
Abgesehen von diesen Investments bestehen keine Geschäftsbeziehungen (Provisionen o.ä.) zu allen in diesem Bericht erwähnten Index- oder ETF-Anbietern.

Diesmal widmen wir uns einem sehr kontroversen Thema: das Hebeln der Eigenkapitalrendite mittels Aktien-ETFs auf Pump. Ja, mehr noch: Für viele Anleger:innen, einschliesslich der Blogger-Community, stellen kreditfinanzierte Investments ein No-Go dar. Nicht für uns. In diesem Blogbeitrag berichten wir über unsere Erfahrungen mit Lombardkrediten, zeigen dir auf, wie du das Schreckensszenario «Margin Call» souverän umschiffst und wann du unbedingt die Finger von Wertschriftenkrediten lassen solltest.

von Stefan & Toni | 6 Kommentare
publiziert am 2.7.2023

Kurz & bündig

Beginnen wir mit einem kurzen, verlockenden Gedankenspiel: «Wenn globale ETFs langfristig gut 8 Prozent Rendite pro Jahr abwerfen und die Kreditzinsen deutlich darunter liegen, dann ist es doch ein Bombengeschäft, ja ein No-Brainer, fremdfinanziert zu investieren.»

Inhalt

Was ist ein Lombardkredit?

Ein Lombardkredit ist ein Wertschriftenkredit. Das heisst, gegen Verpfändung deiner liquiden Wertschriften, wie Aktien (-ETFs) oder Obligationen (Anleihen), erhältst du von deiner Depotbank einen Kreditrahmen, den du flexibel beanspruchen kannst. Die verpfändeten Wertschriften bleiben in deinem Eigentum, und du profitierst weiterhin von allfälligen Wertsteigerungen und Dividendenzahlungen.

Für den beanspruchten Kredit bezahlst du einen Zins. Dieser Zins ist oft deutlich tiefer als bei einem Privat- bzw. Konsumkredit. Denn die Bank erhält mit deinen verpfändeten Wertschriften eine zusätzliche Sicherheit (anlog der Immobilienfinanzierung mittels eines Hypothekarkredits). Damit sinkt das Ausfallrisiko für die kreditgebende Bank beträchtlich. Das heisst, solltest du nicht mehr in der Lage sein, Zinsen und Kredit zurückzuzahlen, kann die Bank dein Pfand in Form von Wertschriften einfach verkaufen. Zusammenfassend weist der Lombardkredit folgende Merkmale auf:

Welche Varianten von Lombardkrediten gibt es?

Gemäss unseren Recherchen werden auf dem Schweizer Markt häufig Kontokorrent- und seltener Festvorschuss-Lombardkredite angeboten. Im Gegensatz zum Festvorschuss gibt es bei der Kontokorrent-Variante üblicherweise weder eine fixe Laufzeit, noch einen fixen Kreditbetrag, noch einen fixen Zinssatz. Stattdessen kannst du bei der Kontokorrent-Variante in der Regel den Kredit jederzeit kündigen und den gewährten Kreditrahmen flexibel nach effektivem Bedarf nutzen (und nur darauf Zins bezahlen!). Schliesslich ist auch der Zins flexibel, d.h. er kann je nach Marktlage auf Tagesbasis variieren. In diesem Artikel wollen wir uns auf die Variante «Kontokorrent-Lombardkredit» konzentrieren.

Die Ausführungen im Abschnitt oben stellen eine Vereinfachung des Wertschriftenkreditgeschäfts dar. Vor Aufnahme eines Lombardkredits solltest du die individuellen Vertragsbedingungen und das Kleingedruckte deiner kreditgebenden Depotbank genau zu studieren. 

Weshalb sollte ich überhaupt einen Lombardkredit aufnehmen?

Mit dem Lombardkredit kannst du verschiedene Ziele verfolgen. In jedem Fall erhältst du zusätzliche Liquidität, ohne dass du deine Wertschriften verkaufen musst. Diese zusätzlichen Barmittel kannst du für unterschiedliche Zwecke einsetzen: beispielsweise für eine Weltreise, eine neue Küche oder für zusätzliche Investitionen.

Wir konzentrieren uns auf die zusätzlichen Investitionen (in Aktien-ETFs), denn nur in diesem Fall kannst du deine Eigenkapitalrendite hebeln. Das heisst, wenn du mit einem Hebel oder Leverage investierst, verfolgst du grundsätzlich immer das gleiche Ziel: mit geringem Kapitaleinsatz grosse Geldsummen bewegen.

Nüchtern bzw. finanziell betrachtet lohnt sich ein Lombardkredit immer dann, wenn die Kursgewinne einschliesslich Dividenden über den Kreditzinsen liegen. 

Was ist ein Belehnungssatz?

Die verpfändeten Vermögenswerte werden zu einem Prozentsatz des jeweiligen Marktwertes belehnt. Dieser sogenannte Belehnungssatz, auch Beleihungssatz oder Loan to Value Ratio (LTV) genannt, variiert je nach Risiko, Handelbarkeit des Wertpapiers und Bank.

Nehmen wir an, du verfügst über ein globales Aktien-ETF-Portfolio mit einem Börsenwert von 100’000 CHF und möchtest einen Lombardkredit aufnehmen. Deine Depotbank nimmt zuerst eine Risikobeurteilung deines Portfolios vor. Darauf basierend ermittelt sie den Belehnungssatz, welcher nicht überschritten werden darf, ansonsten ein Margin Call droht. Dazu aber später.

Je sicherer dein Portfolio von der Bank bewertet wird, desto höher wird der maximale Belehnungssatz sein. In diesem Artikel, einschliesslich des nachfolgenden Beispiels, gehen wir jeweils von einem maximalen LTV von 50% aus, welcher für ein breit diversifiziertes Aktien-ETF-Portfolio realistisch ist.

Dies bedeutet, dass du zu deinen eigenfinanzierten Wertschriften im Wert von 100’000 CHF maximal nochmals 100’000 CHF als Fremdkapital erhältst. Schöpfst du den gesamten Kreditrahmen aus und investierst ihn in Wertschriften, dann verfügst du über einen Hebel von zwei.

Je höher der Belehnungssatz bzw. LTV ist, desto mehr Hebelpotenzial hast du. Die LTV-Formel lautet also:

LTV = Loan / Value = Lombardkredit / Depotwert

Depotwert = 200’000 (aktueller Kurswert bestehend aus Eigenkapital und Kredit)

Eigenkapital = 100’000

Kredit (Loan) = 100’000

LTV = 100’000 / (200’000) = 0,50 = 50%

Ausgehend von einem LTV von 50% zeigt die nachfolgende Grafik das Zusammenspiel zwischen Kursentwicklung und LTV. Grundsätzlich gilt: Steigen die Kurse bzw. der Depotwert, sinkt der LTV und umgekehrt.

Dank der zu Beginn und danach mehrheitlich steigenden Kurse kam der LTV während der gesamten 14-jährigen Periode nie in die kritische Gefahrenzone «Margin Call», was in unserem Beispiel einen LTV von über 50% bedeutet hätte. (Wie wir später noch belegen werden, raten wir dringend ab, gleich zu Beginn den gesamten Kreditrahmen von LTV 50% auszuschöpfen.)

Lombardkredit Eigenkapitalrendite
Entwicklung des MSCI World Index während 14 Jahren: Weil im ersten Jahr der Kreditaufnahme die Börsenkurse nach der Finanzkrise kräftig anzogen, reduzierte sich der LTV auf 41% und blieb über die gesamte Periode bis Ende 2022 ausserhalb der Gefahrenzone «Margin Call». (Datenquelle: MSCI World Preisindex in EUR, d.h. ohne Dividenden).

Wie wirkt sich der Belehnungssatz auf meine Eigenkapitalrendite aus?

Kurz: Sehr direkt, und zwar sowohl bei steigenden als auch fallenden Kursen. Dieser Leverage ist also ein zweischneidiges Schwert.

Konkret anhand des Zahlenbeispiels oben: Steigt nach einem Jahr dein Wertschriftendepot um 10% auf 220’000 CHF, so verdoppelst du dank des Kredithebels deine Eigenkapitalrendite auf 20% (20’000 Kursgewinne Wertschriften / 100’000 investierte Eigenmittel). Ohne Lombardkredit würde deine Eigenkapitalrendite hingegen nur 10% betragen.

Bei Kursverlusten sieht’s entsprechend düster aus: Bei einem 10% Börsentaucher sinkt dein Depotwert auf noch 180’000 CHF. Deine gehebelte Negativ-Eigenkapitalrendite verdoppelt sich und beträgt somit -20% (20’000 Kursverluste / 100’000 investierte Eigenmittel) statt -10% ohne Lombardkredit.

Mit welchen Zinsen muss ich rechnen?

Die Zinsen für Lombardkredite variieren von Anbieter zu Anbieter sehr stark. Aber auch unter den preislich attraktiveren Online-Brokern können sich die Konditionen recht deutlich voneinander unterscheiden, wie die nachfolgende Tabelle zeigt:

KreditwährungDEGIROInteractive BrokersSwissquote
CHF3,9%* - 4,9%3,126%**4,51%
EUR-4,935%**6,23%
USD-6,570%**8,07%
Unterschiedliche Margin-Konditionen je nach Währung und Anbieter per Stichtag 1.7.2023. *Festvorschuss, d.h. Zinsen fallen auf den gesamten zugeteilten Betrag an, unabhängig davon wie viel tatsächlich verwendet wird. **bis 90'000 CHF/EUR resp. 100'000 USD, danach stufenweise günstiger.

Die jeweils aktuellen Lombardkredit-Konditionen der drei Anbieter kannst du den nachfolgenden Links entnehmen:  DEGIRO | Interactive Brokers | Swissquote

Auf unserer neuen Empfehlungsseite findest du die wichtigsten Eigenschaften und Konditionen (einschliesslich Bonus-Guthaben) dieser drei Online-Broker.

Gemäss unseren Erfahrungen hat Interactive Brokers auch über längere Betrachtungszeiträume äusserst attraktive Konditionen für Lombardkredite angeboten. Nichtsdestotrotz lohnt es sich, wenn du deine eigenen Recherchen anstellst und zuerst die Konditionen deiner bestehenden Depotbank prüfst. Denn die zu verpfändenden Wertschriften müssen im Depot der kreditgebenden Bank sein. 

Worin bestehen die Risiken beim Lombardkredit?

Risiko und Lombardkredit sind eng miteinander verbunden, weshalb wir diesem Thema besonders viel Raum geben möchten. Insbesondere die folgenden drei Risiken solltest du verstehen und im Auge behalten:

Risiko «Realisierung von Kursverlusten durch Margin Call»

Das Risiko mit der grössten finanziellen Tragweite sehen wir beim durch den Broker erzwungenen Verkauf der Sicherheiten. Wie kann es soweit kommen? Grundsätzlich immer dann, wenn der Depotwert deines Margin-Kontos (d.h. ein Konto, das teilweise mit Wertschriftenkredit finanziert wird) unter den von der Depotbank geforderten Mindestbetrag (Maintenance Margin) fällt, womit der LTV die maximal zulässige Limite übersteigt.

Obschon der Begriff «Margin Call» nach wie vor gebräuchlich ist und seit dem gleichnamigen Film von 2011 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist, wird er schon lange nicht mehr wörtlich umgesetzt.

Lombardkredit Eigenkapitalrendite
Der Finanzthriller «Margin Call» (deutsch: «Der grosse Crash») mausere sich 2011 zum weltweiten Kassenschlager.

Dein Bankberater wird also nicht wie früher zum Hörer greifen, sondern dich schriftlich auffordern, innert einer bestimmten Frist, zusätzliches Kapital einzuschiessen oder deine Positionen zu verkaufen.

Andernfalls bzw. wenn du dem Margin Call nicht nachkommst, schliesst dein Bankberater die entsprechenden Positionen selber. Er verkauft also die im Wert gefallenen Sicherheiten zu einem aus Sicht des Anlegers äusserst ungünstigen Zeitpunkt.

Um einen Margin Call zu vermeiden, solltest du folgende präventive Gegenmassnahmen erwägen:

Lombardkredit Eigenkapitalrendite
Lesebeispiel: Selbst bei einem massiven Börsencrash von -60% wirst du von einem Margin Call verschont bleiben, wenn du zuvor lediglich 20% des Kreditrahmens ausgeschöpft hast, da LTV nur bis 42% steigt und somit unter dem Schwellenwert von 50% liegt. Konstellationen, welche zu einem Margin Call führen, sind rot markiert. Annahme: Der von der Bank zulässige maximale LTV liegt bei 50%. Erklärung Kreditausschöpfungsgrad: Wenn dein Eigenkapital 100 CHF beträgt und du den Kreditrahmen zu 100% ausschöpfst, dann beträgt dein Kredit ebenfalls 100 CHF. Dies entspricht dem von der Bank maximal zulässigen LTV von 50%. Wenn du jedoch nur 80% des Kreditrahmens ausschöpfst, dann beträgt dein Kredit 80 CHF (80% von 100 CHF). Der Depotwert (Value) beträgt in diesem Fall 180 CHF (100 EK + 80 Kredit) und der LTV 44% (= Loan / Value = 80 / 180).

Risiko «Steigende Zinskosten»

Die Zinsen für Lombardkredite können sich je nach Marktlage und Währung verändern. Massgeblich für die Entwicklung der Lombardkredite in Heimwährung ist der Leitzins, welcher durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bestimmt und regelmässig überprüft wird.

Je höher der Leitzins, desto höher also der Lombardkreditzins und desto höher die laufenden Zinskosten. Neben dem Leitzins beeinflusst die Marge der kreditgebenden Bank die Zinskosten. Wie wir bereits oben gesehen haben, variieren die Konditionen bei Lombardkrediten von Anbieter zu Anbieter stark. 

Lombardkredit Eigenkapitalrendite
Infolge erhöhter Inflation bzw. um die von der SNB angestrebte, sogenannte Preisstabilität (d.h. jährlicher Anstieg der Konsumentenpreise zwischen 0 bis 2%) wieder zu erreichen, hat die SNB nach einer mehrjährigen Negativzinsphase den Leitzins seit 2022 sukzessive bis auf 1,75% (Stand 22. Juni 2023) erhöht. (Datenquelle: SNB; bis 12.6.2019 Mittelwert SNB-Zielband)

Trotz dieser Zinsanstiege in jüngster Zeit sind die Zinsen in der Schweiz im Vergleich zum Ausland (USA und Euroraum) aktuell deutlich tiefer und waren es in der Regel auch in der Vergangenheit. Dies schlägt sich in den je nach Währung stark variierenden Lombardzinssätzen nieder.

Nichtsdestotrotz, um das Risiko von übermässigen Zinskosten zu vermeiden, solltest du folgende Gegenmassnahmen erwägen:

Risiko «Eigenes Nervenkostüm»

Die beiden oben genannten Risiken sind mit einem regelbasierten Vorgehen in den Griff zu bekommen. Davon sind wir überzeugt. Wir werden später noch konkreter darauf eingehen. Ganz anders sieht es aber aus, wenn Emotionen überhandnehmen und sich nach hohen (Buch-)Verlusten Panik ausbreitet.

Das heisst, du solltest dir ehrlich folgende Frage beantworten: Wie habe ich bisher auf Kursverluste reagiert?  Wenn du stets cool geblieben bist und jeweils (regelbasiert) dein Portfolio zu tiefen Kursen wieder aufgestockt hast, könnten Lombardkredite eine Option für dich sein.

Wenn du hingegen, wie wohl die meisten Anleger:innen, unter Verlustaversion leidest, solltest du unserer Meinung nach generell die Finger von Lombardkrediten lassen. Eine intakte Lebensqualität, wozu auch guter Schlaf dazugehört, ist definitiv ein wichtigerer Wert als Gewinnmaximierung!

In welchen Marktphasen eignet sich das Hebeln mit Lombardkrediten?

Unabhängig von der allgemeinen Börsenlage stellt sich die Frage, ob das zuvor beschriebene Zinsumfeld über Aufnahme eines Lombardkredits entscheiden soll oder nicht.

Während für Stefan eine Kreditaufnahme nur bei moderaten Lombardkredit-Zinssätzen (unter 3%) in Frage käme, spielt das Zinsniveau für Toni nur eine untergeordnete Rolle bzw. beeinflusst seinen Entscheid über eine Kreditaufnahme kaum.

So oder so, zum Glück handelt es sich bei der Schweiz traditionellerweise um ein Tiefzinsland, weshalb Lombardkredite in Heimwährung vergleichsweise günstig sind. 

In der Praxis wird der Lombardkredit oft kurzfristig für spekulative Anlagen eingesetzt. Wer kurzfristig auf Gewinne spekulieren möchte, hebelt also insbesondere in Bullenmärkten bzw. in Börsenhaussen.

Der Spekulant erhofft sich dabei, dass der Kurs einer vielversprechenden Aktie bald durch die Decke gehen wird.

Er nutzt also das Momentum. Im Finanzkontext beschreibt das Momentum die Tendenz, dass Aktien mit vergleichsweise starken Wertsteigerungen in jüngster Vergangenheit auch in naher Zukunft überdurchschnittlich gut performen. 

Eine gegenläufige Tendenz wird mit dem Begriff «Regression zur Mitte» aus der Statistik ausgedrückt. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das die langfristige Entwicklung der Rendite von Kapitalanlagen beeinflusst.

Statistisch gesehen ist es nämlich so, dass sich die Rendite bei Aktien und anderen Wertanlagen über einen längeren Zeitraum immer um den sogenannten mittleren Durchschnitt bewegt. Das heisst also, dass die Bruttorendite deiner Geldanlage früher oder später zu einem langfristigen Marktdurchschnitt zurückgeht – ganz egal, ob die Ausgangsrenditen positiv oder negativ waren. Das Ganze gilt allerdings vor allem für mittel- bis langfristige Zeiträume. Für Zeitspannen von weniger als 5 Jahren trifft die Regression zur Mitte nicht zu.

Basierend auf diesem Phänomen erscheint es wiederum sinnvoll, in Bärenmärkten mittels Wertschriftenkrediten zu hebeln. Am besten also, wenn die Kurse beispielsweise eines MSCI World Index deutlich unter dem Allzeithoch liegen.

MSCI World Performance nach Tiefpunkten

StartEndeDauer in TagenDrawdownnach 1 Jahr+/- Höchststand*
20.11.198012.08.1982630-28%47%6%
27.08.198726.10.198760-24%25%-5%
04.01.199028.09.1990267-26%21%-10%
20.07.199805.10.199877-21%36%7%
27.03.200009.10.2002926-51%36%-33%
31.10.200709.03.2009495-59%70%-30%
21.05.201511.02.2016266-19%24%0%
26.01.201825.12.2018333-20%31%5%
12.02.202023.03.202040-34%74%15%
Die Tabelle zeigt anhand des MSCI World Index alle Börsencrashs (Korrekturen von mind. 20%) der letzten 40 Jahre sowie die imposanten Kurssteigerungen nur ein Jahr nach den Börsentauchern. *Diese Spalte gibt an, wie hoch der Kurs nach 1 Jahr Erholung über oder unter dem Höchststand seit Beginn des Drawdown liegt. (Quelle: MSCI World, Finanzfluss, eigene Berechnung)

Zwischenfazit: Das kurzfristig orientierte Spekulieren liegt uns fern. Deshalb gilt für uns: Wenn schon ein Lombardkredit, dann nur bei Börsenkursen, die deutlich unter dem Allzeithoch liegen und – was Stefan betrifft – bei einem moderaten Zinsniveau.

Wann ist der ideale Zeitpunkt, Lombardkredite wieder zu amortisieren?

Hypothekarschulden werden in der Schweiz üblicherweise nicht vollständig amortisiert. Wie sieht es beim Lombardkredit aus?

Basierend auf der im Zusammenhang mit Lombardkrediten für uns entscheidenden Erkenntnis, wonach in der Vergangenheit nur ein Jahr nach Kurstauchern überdurchschnittlich starke Erholungen an den Märkten einsetzten (vgl. Tabelle oben), haben wir eine strikt regelbasierte Exit-Strategie entwickelt. Dieses Regelwert beinhaltet die folgenden drei Regeln:

Mit diesen drei Regeln stellen wir sicher, dass sogar bei einem extremen Börsencrash von 60% kein Zwangsverkauf zum ungünstigsten Zeitpunkt infolge «Margin Call» droht.

In der nachfolgenden Tabelle haben wir vier Exit-Szenarien S1 – S4 mit den jeweiligen Amortisationszeitpunkten durchgespielt.

Die Tabelle ist wie folgt zu lesen: Folgt eine Kurskorrektur um 25% (bis <40%), so handelt es sich um Szenario 1 (S1). Folgt eine Kurskorrektur um 40% (bis <50%), so handelt es sich um Szenario 2 (S2). Szenario 2 beinhaltet alle oberhalb liegenden weissen Zeilen, also auch die ersten drei von S1. Analog geht es weiter mit den Extrem-Szenarien 3 und 4, welche massive Kursverluste von 50% resp. 60% adressieren und deshalb sehr selten eintreffen werden. Jedes Szenario ist grün hervorgehoben und besteht aus zwei Ereignissen (separate Zeilen): Kurserholung bis Höchststand und Kreditamortisation.

Wir sind wieder davon ausgegangen, dass die Depotbank Lombardkredite bis zum einem maximalen LTV von 50% vergibt. Wird also dieser Schwellenwert überschritten, droht der Zwangsverkauf bzw. es kommt zum Margin Call.

Lombardkredit Eigenkapitalrendite
Bei Szenario 1 (S1) erfolgt bei einer Kurskorrektur (Drawdown) von -25% eine erste Kreditaufnahme bis zum LTV 20%. Bei Wiedererreichung des Höchststandes wird der Kredit amortisiert. Dank des Kredithebels resultiert ein Kursgewinn von 6’250 CHF. Fallen die Kurse jedoch weiter, wird bei Kurskorrektur von -40% ein zweiter Kredit bis zum LTV 30% aufgenommen. Bei Szenario 4 (S4) beträgt die maximale Kurskorrektur 60%. Selbst bei diesem Extremszenario kommt es (knapp) zu keinem Margin Call, da der LTV 50% nicht überschreitet. Werden die alten Höchststände wieder erreicht, resultiert ein hebelbasierter Mehrgewinn von 14’286 CHF (ohne Kreditkosten). Zuvor sind gestaffelt drei Kredite bis zum LTV 40% aufgenommen worden.

Wer bei einer Kurskorrektur von -60% mehr Sicherheitsmarge haben bzw. den LTV unter 50% drücken möchte, verzichtet auf die 3. Kreditaufnahme bei Kurskorrektur -50%. Mit dieser einfachen Massnahme würde nach einem Börsencrash von 60% ein LTV von 45% resultieren (statt 50% gemäss Tabelle).

Was bedeutet dies nun für deine Rendite? Nachfolgend haben wir die Eigenkapitalrendite von Szenario 1 (S1) mit derjenigen ohne Kredithebel verglichen. Zu beachten ist, dass wir bei beiden Berechnungen dasselbe Eigenkapital einsetzen, und zwar jenes zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme. Wir sind zudem von 3% Kreditkosten und einer Kreditdauer von 1 Jahr ausgegangen.

Berechnung Eigenkapitalrendite OHNE Kredithebel

Eingesetztes Eigenkapital = 75’000 CHF (Depotwert zum gleichen Zeitpunkt wie bei Kreditaufnahme)

Kursgewinn = 25’000 CHF (100’000 CHF – 75’000 CHF)

Eigenkapitalrendite = 33,3% (25’000 CHF / 75’000 CHF = Gewinn / eingesetztes EK)

Berechnung Eigenkapitalrendite MIT Kredithebel

Eingesetztes Eigenkapital = 75’000 CHF (Wert Eigenkapital zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme)

Kursgewinn = 31’250 CHF (125’000 CHF – 93’750 CHF)

Kreditkosten p.a. = 563 CHF (=18’750 CHF * 3%)

Gewinn nach Kreditkosten = 30’687 (= 31’250 CHF – 563 CHF)

Eigenkapitalrendite = 40,9% (= 30’687 / 75’000 = Gewinn / eingesetztes EK)

Welches sind die Vor- und Nachteile von Lombardkrediten?

Wie erwähnt kannst du die zusätzliche Liquidität, welche du durch den Lombardkredit erhältst, für unterschiedliche Zwecke verwenden. Wenn du beispielsweise den Kredit «verkonsumierst», liegt der Vorteil insbesondere darin, dass du deine Wertschriften nicht verkaufen musst, um an die erforderliche Liquidität zu kommen. Zudem profitierst du in der Regel von tieferen Zinsen als bei einem Privatkredit.

Uns interessieren an dieser Stelle jedoch nur Lombardkredite, welche in zusätzliche Wertschriften investiert werden. Die aufgeführten Vor- und Nachteile entsprechen unserer subjektiven Meinung und sind im Vergleich zu einem klassischen, nicht gehebelten Investment zu verstehen.

Vor- und Nachteile von Lombardkrediten

Höhere Renditechancen durch Hebelwirkung
Vermögensaufbau mit geringerem Mitteleinsatz möglich
Steueroptimierung durch Abzug der Kreditzinsen
Risiko von finanziellen Verlusten durch Zwangsverkauf (Margin Call) oder steigende Kreditkosten
Herausforderung für das eigene Nervenkostüm durch heftigere, hebelbedingte Schwankungen
Teurer infolge Kreditkosten und häufigeres Handeln der Wertschriften (Transaktionsgebühren)
Zeitlicher Mehraufwand durch periodische Portfolio-Checks und Marktbeobachtungen
Eingeschränkte Verwendungsmöglichkeiten der verpfändeten Wertschriften, da diese Sicherheiten für die Bank darstellen (z.B. kein Verkauf mit anschliessendem Konsum möglich)

Welche Hebel-Alternativen gibt es zum Lombardkredit?

Nachfolgend stellen wir zwei andere Möglichkeiten vor, wie du mit Hebelwirkung bzw. Leverage-Effekt investieren kannst. 

Alternative 1: Hebel durch Leveraged-ETFs

Bei dieser Variante investierst du in spezielle Hebel-ETFs, welche zwar wie klassische ETFs einen Index abbilden, dessen Kursentwicklung jedoch um einen bestimmten Faktor verstärkt wird. Liegt beispielsweise ein Faktor zwei zugrunde und der Referenzindex steigt an einem Tag um 2%, dann schiesst der Leveraged-ETF um 4% in die Höhe. Im Gegensatz zum Lombardkredit erhältst du bei einem Hebel-ETF keine zusätzliche Liquidität und das Angebot ist noch recht bescheiden. Nichtsdestotrotz, das Konzept hinter Leveraged-ETFs finden wir spannend, weshalb wir dieser Anlagemöglichkeit einen separaten Artikel widmen werden.

Alternative 2: Hebel durch strukturierte Produkte

Strukturierte Produkte mit Hebelwirkung sind komplexe Finanzprodukte, mit denen auf eine Kursbewegung des zugrundeliegenden Wertes reagiert werden kann. Beliebte zugrundeliegende Werte sind einzelne Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungen. Strukturierte Produkte mit Hebelwirkung lehnen wir ab, weil sie unserer Meinung nach zu teuer und zu wenig transparent sind. Letzteres zeigt sich insbesondere in ihrer oft undurchsichtigen Konstruktion. 

Fazit

Es liegt auf der Hand: Die Aufnahme eines Wertschriftenkredits eignet sich nur für nervenstarke Anleger:innen und sollte wohlüberlegt sein. Denn der mit der Kreditaufnahme einhergehende Hebel wirkt auf beide Seiten: Kursgewinne als auch -verluste werden verstärkt. Zudem können die Kreditzinsen kurzfristig steigen, was dein Nervenkostüm zusätzlich strapazieren kann.

Überdies solltest du ein Lombardkredit nur dann in Betracht ziehen, wenn du vorhandene Barmittel oder anderes, günstigeres Eigenkapital bereits investiert hast.

Wem diese Punkte bewusst sind, sollte sich nun gegen die Risiken wappnen, welche mit einem Lombardkredit einhergehen.

Und damit kommen wir zurück auf unser einleitendes Gedankenspiel. Leider ist es kein No-Brainer, fremdfinanziert zu investieren, auch wenn die Renditen an der Börse langfristig höher liegen dürften als die Zinsen für Lombardkredite – insbesondere in unserer Heimwährung CHF.

Denn anders als bei eigenfinanzierten ETFs kannst du bei fremdfinanzierten Wertschriften starke Kursverluste nicht einfach in bewährter Buy and Hold Manier aussitzen. Grund dafür ist der Margin Call bzw. das damit verbundene Risiko, wonach du deine Wertschriften zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt verkaufen musst.

Um die mit dem Margin Call verbundenen finanziellen Verluste zu vermeiden, solltest du den von der Bank gewährten Kreditrahmen nie ganz ausschöpfen. Damit verschaffst du dir eine wichtige Sicherheitsmarge – und ruhigere Nächte.

Zudem solltest du aufpassen, dass dir die Zinskosten nicht aus dem Ruder laufen. Konkret könnte diese zweite Sicherheitsmassnahme darin bestehen, dass du – basierend auf einer seriösen Budgetplanung – die erwarteten Zinskosten vorsichtig kalkulierst (d.h. mit einer Sicherheitsmarge bzw. einem hohen, kalkulatorischen Zinssatz von 5%). Eine weitere Massnahme gegen hohe Zinskosten könnte darin bestehen, dass du dir bei der Kreditaufnahme ein Zinslimit festlegst. 

Schlussfazit: Fremdfinanzierte Aktien-ETFs boostern deine Eigenkapitalrendite bei steigenden Kursen. Ein Spiel mit dem Feuer wird ein Lombardkredit für dich dann, wenn du keine regelbasierten Sicherheitsvorkehrungen getroffen hast – und deshalb in einen Margin Call taumelst.

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Disclaimer

Transparenzhinweis: Im Gegensatz zu Stefan hat Toni zum Zeitpunkt der Publikation dieses Artikels sein Portfolio mit einem Lombardkredit gehebelt, und zwar von Interactive Brokers. Zuvor haben beide erste Erfahrungen mit Lombardkrediten von DEGIRO gesammelt.

Haftungsausschluss: Investieren birgt Risiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Warum schmeissen wir unser Geld für unnötige Dinge zum Fenster hinaus und stellen unsere Wohnungen mit Dingen voll, die wir gar nicht brauchen? Wer sich im Leben bewusst auf das Wesentliche konzentriert, kann viel Zeit und Geld sparen und findet erst noch mehr Gelassenheit im Leben. Davon ist unser Gastautor mit 18 Jahren Minimalismus Erfahrungen überzeugt. 

von | 5 Kommentare
Gastautor und Minimalist Martin Etter | publiziert am 11.11.2022

Ständig vergleichen wir: Schöner, grösser, weiter. Wer ist erfolgreicher im Job und wer trägt mehr Geld nach Hause? Das grossartige Auto, die coolen Klamotten, die angesagte Bar, die nächste Weltreise, sind Statussymbole im Alltag. Schlimm, wenn sich unsere Freunde, die Familie oder Arbeitskollegen mehr leisten können als wir selbst. Und so kaufen wir, was das Konto hergibt. Konsum ist heute das, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Wir definieren uns unbewusst durch gekaufte Identitäten. So weit haben uns die Marketingleute und Werbemenschen gebracht. Viele geben Shoppen sogar als Freizeitbeschäftigung an. Und wir fühlen uns als Versager, wenn wir mit den anderen nicht mithalten können. Die Werbung suggeriert uns eine heile, sportliche, sinnvolle Welt, die wir ganz einfach haben können – durch Konsum.  

Aber sind wir deswegen glücklicher und zufriedener? Wer kauft um glücklich zu werden, wird dieses Glück nie finden oder wie es die Sozial- und Wirtschaftswissenschafterin Juliet B. Schor vom Boston College sagt: «Ganz gleich, wieviel man hat, es ist niemals genug. Daraus ergibt sich die Erwartung, dass der nächste Einkauf Glück bringen wird und dann wieder der nächste. Wie Drogenabhängige brauchen auch Konsumenten ständig zusätzliche Kicks, um ein bestimmtes Mass an Zufriedenheit halten zu können.»

Inhalt

Wertewandel: Was uns zufrieden macht

Wie schaffen wir es, mit weniger Konsum und ohne Statussymbole zufriedener zu werden? Werte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Werte sind keine Grundbedürfnisse wie Essen, Schlafen oder ein Dach über dem Kopf. Aber Werte sind bedeutsam für unser Leben. Wenn wir nicht wissen, wohin unsere Reise geht, werden wir nie zufrieden sein. Jeder Mensch hat Werte. Oft kennen wir sie nicht oder verdrängen sie.

Aber wenn wir nicht wissen, was uns wichtig ist, verursacht dies Stress und Unzufriedenheit. Und am Ende unseres Lebens fragen wir uns, was wir da eigentlich gemacht haben. Um tatsächlich glücklich auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können, ist es wichtig, sich über die eigenen Werte im Klaren zu sein. Werte helfen uns, unser Leben auszurichten. Zu wissen, was wir brauchen, was uns Freude bereitet und wann wir zufrieden sind. Leider leben wir oft nur um anderen zu gefallen oder um unbewusst die Werte und Ziele anderer Menschen zu erfüllen – Partner, Kinder, Eltern, Freunde oder der Chef.

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was DIR wichtig ist, abgesehen von Konsum, Beruf, Karriere und Aktienmärkten?

Die eigenen Werte zu kennen, hilft auch bei einem Leben mit weniger Ballast. Wir wissen dann, wohin wir wollen und wie wir in Zukunft leben möchten. Sind deine Werte beispielsweise «Freiheit», «Leichtigkeit» und «Ordnung», so wirst du den Entscheid, ob etwas weggeht oder bleibt, an diesen Werten messen.

Nimm dir Zeit für die Frage, ob du nach deinen eigenen Werten leben oder weiter vor allem anderen gefallen willst? Wie wäre es, mit weniger Ballast durchs Leben zu gehen, weniger zu vergleichen, genügsamer zu leben, weniger zu kaufen und zu konsumieren und dafür mehr Raum, Zeit und Freiheit geniessen zu können? Es kann sein, dass dir das Abwägen bei diesen Fragen schwerfällt. Ein Coach kann dir dabei helfen, deine Werte zu finden und dich auf dem Weg zu einem leichteren Leben zu begleiten.

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Meine Minimalismus Erfahrungen

Meine Minimalismus-Reise begann vor 18 Jahren. Ordentlich war ich zwar schon immer. Doch die Lektüre verschiedener Bücher zum Thema eines reduzierten Lebensstils hat damals meine Konsumeinstellung nochmals deutlich in Frage gestellt. Und so habe ich mich entschieden, mit weniger Dingen und weniger Ansprüchen durchs Leben zu gehen und dafür mehr Freiheiten zu geniessen. Über die Jahre habe ich meinen persönlichen Besitz kontinuierlich reduziert und unnötigen Ballast abgeworfen.

Natürlich ist das mit einer Familie nicht immer einfach umzusetzen. Es gilt, auf die Bedürfnisse von allen Rücksicht zu nehmen und die eigenen Ansichten und Wünsche nicht über die der Familie zu stellen. Aber es hat sich gelohnt. Heute arbeite ich Teilzeit und besitze nur noch das, was ich wirklich brauche und mir Freude bereitet. Auch auf Reisen nehme ich nur noch das Nötigste mit. So bin ich mit zwei bis drei Kilo in einem kleinen Rucksack sehr leicht unterwegs.

Ist weniger doch mehr?

Seit ein paar Jahren geistert das Thema Minimalismus durch alle Kanäle. Menschen berichten darüber, wie sie ihre Häuser und Wohnungen leerräumen und frei und ohne Ballast ein neues Leben beginnen. Und wir sitzen dabei gemütlich zuhause auf dem Sofa und schauen auf Netflix Marie Kondo beim Ausmisten zu. Nach einem Fernsehbeitrag fragen wir uns dann verwundert, ob es nun 5 oder 10 «Gesetze des Minimalismus» anzuwenden gilt oder ob wir gleich als digitale Nomaden durch die Welt jetten sollen. Haben wir versagt, wenn nach dem Aufräumen immer noch mehr als 100 oder 200 Gegenstände in der Wohnung herumliegen und wir die Kaffeetasse nicht immer sofort in die Spülmaschine räumen?

Entspannen wir uns! Erstens dürfte der Minimalismus-Hype seinen Zenit erreicht haben, zweitens sind Extremminimalisten selten wirkliche Vorbilder und drittens ist es in der Realität auch nicht immer so, wie es am Bildschirm den Anschein macht. Wir müssen unsere Wohnung nicht komplett leerräumen, um ein besseres und leichteres Leben zu leben!

Jedes Ding braucht Zeit und Raum

Vor hundert Jahren besass eine Durchschnittsfamilie etwa 200 Dinge, heute sind es 10’000. Es beginnt beim Auto, Velo und geht weiter zur gesamten Kücheneinrichtung vom Löffel bis zur Bratpfanne. Dazu kommen die vielen Kleidungsstücke, die wir zwar nie mehr anziehen, aber Platz in Schrank und Schubladen einnehmen. Weiter geht es mit den Büchern, die wir, Hand aufs Herz, kein zweites Mal lesen. Sie füllen Wände. Genau wie die CDs und DVDs, die vor sich hin stauben, weil wir Musik und Filme schon seit langem streamen. Auch die vielen Kabel, Elektrogeräte und das ganze ungenutzte Gerümpel in Keller und Garage gehören zu diesen Dingen, die sich im Laufe der Jahre angehäuft haben.

Und es werden immer mehr. Denn nur wenige Dinge finden den Weg auch wieder aus dem Haus.
Zu viele Dinge und zu viel Besitz belasten, wie wir später noch sehen werden. Hier kann dir ein reduzierter Lebensstil helfen. Mit einem klaren Blick auf die eigenen Werte und Ziele, wird es dir möglich, die Menge an Gegenständen und mentalem Ballast zu verringern. Dabei spielt die Anzahl der Dinge keine Rolle.

Minimalismus Erfahrungen

Aufgeräumt und mit wenigen Einrichtungsgegenständen: Eine Traumwohnung für Minimalisten.

Fokussiere dich auf nutzbringende Dinge, Tätigkeiten und Kontakte

Vielmehr geht es darum, sich bewusst zu entscheiden und das zu behalten, was gebraucht und geliebt wird – und den Rest loszulassen. Nicht Verzicht, sondern bewusste Wahl. Fokussiere dich auf die Dinge, die einen Nutzen für dein Leben bringen oder Sachen die regelmässig gebraucht werden. Dazu gehören Gegenstände mit einem hohen ästhetischen oder emotionalen Wert.

Und so reduzierst du deinen Besitz, deine Tätigkeiten und sozialen Beziehungen so weit, bis das übrig bleibt, was für dein Leben wichtig ist. Was nicht benutzt wird, was nicht wirklich hilft, ein Ziel zu erreichen oder keine Freude mehr macht, kommt weg. Das können Gegenstände oder Tätigkeiten sein, aber auch soziale Kontakte, die belasten.

Wenn du bis hierher gelesen hast, stellst du dir womöglich die Frage, wie du das Ziel, mit weniger Ballast durchs Leben zu gehen, am besten erreichst. Natürlich kannst du diesen Weg alleine gehen und dich Schritt für Schritt von Dingen, Tätigkeiten und Kontakten trennen. So habe ich das auch gemacht. Aber glaub’ mir, in Gemeinschaft und bei Bedarf mit professioneller Hilfe geht es viel schneller und macht deutlich mehr Spass!

Minimalismus als Wegbereiter für deine finanzielle Freiheit

Oft spüren wir erst mit dem Weggeben, wie viel leichter das Leben wird. Da ist die angefangene Bastel- oder Näharbeit, die wir schon lange fertigmachen wollten. Das Rennrad steht schon Jahre ungenutzt im Keller und die Skiausrüstung rostet vor sich hin. Es ist Zeit, sich von diesen Dingen zu trennen. Und mit dem Weggeben kommt die Erleichterung und das schlechte Gewissen verschwindet.

Und denke daran, jedes Ding braucht deine Aufmerksamkeit. Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Die Sachen liegen einfach da. Aber sie brauchen Platz. Weniger Sachen bedeuten weniger Wohnfläche, weniger Möbel und weniger Stauraum. Positiver Nebeneffekt: Du musst auch weniger in Schuss halten. Die Dinge benötigen auch Zeit und Energie für Pflege, Wartung und Reinigung. Und es kostet Geld. Spätestens, wenn du zusätzliche Sachen kaufen musst, um die Dinge unterzubringen, merkst du, wieviel Geld du eigentlich sparen könntest.

Und nicht vergessen, am Schluss musst du das Zeugs auch noch entsorgen. Das kostet wieder Zeit, Energie und Geld. Geld, dass du sinnvoller verwenden oder anlegen kannst – für mehr finanzielle Freiheit.

Martin Etter beschäftigt sich seit rund zwanzig Jahren mit den Themen Vereinfachen, Strukturieren und einem erfüllten Leben mit weniger Ballast. 25 Jahre war er in verschiedenen Aufgaben in der Kommunikation und im Journalismus unterwegs. Heute begleitet er als Coach Menschen zu einem dauerhaft aufgeräumten Büro und Arbeitsplatz und auf dem Weg zu einem leichteren wert-vollen Leben. Martin Etter ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und wohnt in Winterthur.

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Im letzten Artikel hast du über das Magische Dreieck und die sich gegenseitig beeinflussbaren Anlageziele Rendite, Verfügbarkeit und Sicherheit erfahren. Wir wollen nun das Anlagethema weiter vertiefen. Wie du dank einer intelligenten Streuung oder eben Diversifikation ein optimales Rendite-Risikoverhältnis bei deiner Geldanlage erreichen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

von Stefan & Toni | 5 Kommentare
publiziert am 12.11.2018

Inhalt

Der Versuchung von Stock-Picking widerstehen

Zugegeben: Einfach ist es nicht, dem vermeintlich sicheren Aktientipp mit rosigen Gewinnaussichten aus dem vertrauten Bekanntenkreis zu widerstehen. Nötig ist es aber allemal!

Investierst du nämlich in einen Einzeltitel, so sind substanzielle Kursverluste ohne Aussichten auf eine nachhaltige Erholung ein leider allzu realistisches Szenario.

«Die Jagd nach Einzeltiteln, auch Stock-Picking genannt, kann  gründlich nach hinten losgehen.»

Und zwar sind davon längst nicht nur exotische Titel betroffen, sondern ebenso bekannte und etablierte CH-Brands, wie der unten stehende Chart der Zürich Versicherung deutlich zeigt.

Diversifikation bei Aktien
Abbildung 1: Aktien-Flop Zürich Versicherung: über 72% Wertverlust seit Januar 1999!

Die beiden Platzhirsche im heimischen Bankensektor UBS und CS weisen übrigens ähnlich desaströse Kursverläufe auf.

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Aber es könnte für dich noch dicker kommen. Beim Worst Case Szenario „Konkurs“ stehst du nämlich buchstäblich mit leeren Händen da: Totalverlust!

Die Jagd nach Einzeltiteln, auch Stock-Picking genannt, kann also gründlich nach hinten losgehen. Sehen wir uns also nach einer besseren Alternative um.

Diversifikation ist die Lösung!

Und damit sind wir bei der sogenannten Modernen Portfoliotheorie nach Harry Markowitz angelangt. Für seine bahnbrechende Doktorarbeit hat er im Jahr 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.

Markowitz führte erstmals einen theoretischen Nachweis über die positive Auswirkung von Diversifikation auf Risiko und Rendite eines Gesamtportfolios.

Kern seiner Theorie ist die Unterscheidung zwischen systematischem und unsystematischem Risiko.

Dem systematischen Risiko (d.h. Marktrisiken wie Zinsanstiege, Rezessionen, politische Instabilitäten) sind alle Wertpapiere am Markt unterworfen, es kann somit nicht diversifiziert werden und ist das Risiko des Anlegens selbst.

«Das unternehmensspezifische Risiko lässt sich durch Diversifikation verringern.»

Das unsystematische Risiko hingegen ist das unternehmensspezifische Risiko (z.B. Managementfehler wie beim Abgasskandal von VW). Dieses Risiko lässt sich durch Diversifikation, also mit steigender Anzahl an verschiedenen Wertpapieren, verringern.

Die stärksten Effekte erreicht du, wenn du unterschiedliche Aktien mit möglichst tiefer Korrelation bzw. mit einem möglichst tiefen Korrelationskoeffizienten vermischt. Die Bandbreite erstreckt sich dabei von  +1 (gleiche Entwicklung) über 0 (unabhängige Entwicklung) bis -1 (gegenläufige Entwicklung).

Wer die zugrunde liegende Formel nachvollziehen und so nochmals an die gute alte Schulzeit erinnert werden möchte, empfehlen wir dieses, nicht von uns produzierte Erklärvideo.

Jene, welche es weniger theoretisch mögen, empfehlen wir dieses, ebenfalls nicht von uns produzierte Erklärvideo. Darin wird der positive Effekt beim Kauf zweier fiktiver Aktien (Sonnenschirm- und Regenschirmfirma), deren Kurs sich genau gegenteilig entwickelt (d.h. Korrelationskoeffizent von -1), verständlich illustriert.

Anmerkung: Realistischer sind Korrelationskoeffizienten innerhalb der Assetklasse „Aktien“ von 0.70 bis 0.95. Weiter unten in Abbildung 3 zeigen wir Korrelationen zwischen unterschiedlichen Aktienanlagen sowie Assetklassen auf.

Nur effiziente Portfolios sind gute Portfolios

Wir empfehlen, eine breit diversifizierte Geldanlage anzustreben. Damit gehst du keine unnötigen Risiken ein. Mit unnötigen Risiken meinen wir unternehmensspezifische Risiken (vgl. oben), wofür du am Markt nicht durch eine höhere Rendite entschädigt wirst.

Das heisst, bei mangelnder Diversifikation setzt du dein Portfolio zu grossen Schwankungen (= Volatilität als Risikomass) aus, ohne dafür mehr Rendite zu erhalten. Effiziente Portfolios verfügen hingegen über ein optimales Rendite-/Risikoverhältnis.

Für die Beantwortung der Frage, ob dein Portfolio effizient ist, kannst du dich an die folgende Faustregel halten.

Ein Aktienportfolio bestehend aus…

Gerd Kommer, u.a. Autor des Standardwerks „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“, hat in seinem am 27.9.2018 publizierten Artikel auf www.dasinvestment.com mittels unten stehender Tabelle Rendite und Risiko dreier Aktienportfolios mit unterschiedlichem Diversifikationsgrad über einen 16-jährigen Zeitraum von 2002 bis 2017 verglichen.

Diversifikation: Drei unterschiedliche Aktienportfolios im Vergleich
Abbildung 2: Drei unterschiedlich diversifizierte Aktienportfolios im Vergleich.

Die Tabelle illustriert, dass systematische, breite Diversifikation das Risiko (= Standardabweichung, gelb markiert) in einem Aktien-Portfolio deutlich senkt – ohne Einbusse beim Ertrag (= Rendite, gelb markiert).

«Das global und branchenübergreifend gestreute Aktien-Portfolio kombiniert mit  anderen Assetklassen stellt die Königsklasse dar.»

Die Königsklasse der Diversifikation

Die Königsklasse besteht schliesslich darin, das global und branchenübergreifend gestreute Aktien-Portfolio zusätzlich mit anderen Assetklassen wie Immobilien, P2P-Lending, Anleihen und/oder Rohstoffen zu kombinieren. Denn unterschiedliche Assetklassen korrelieren in der Regel deutlich geringer als Anlagen innerhalb derselben Assetklasse, wie unten stehende Tabelle illustriert.

Korrelationen unterschiedlicher Assetklassen
Abbildung 3: Korrelationen unterschiedlicher Assetklassen sowie innerhalb der Assetklasse „Aktien“.

Auffällig ist, dass P2P-Lending und Anleihen mit Werten nahe bei 0 praktisch unabhängig von Aktienanlagen schwanken und somit einen hohen Diversifikationseffekt aufweisen.

Während schweizerische Staats- oder Unternehmensanleihen im aktuellen Tiefzinsumfeld kaum Zinsen abwerfen und somit als Beimischung zum Aktienportfolio wenig attraktiv sind, erachten wir P2P-Lending als eine prüfenswerte Option. Diese noch relativ neue und rasch wachsende Assetklasse werden wir in einem separaten Artikel ausführlich behandeln.

Anmerkung: Die ermittelten Werte basieren jeweils auf historischen Daten, welche kein Garant für die künftige Entwicklung sind.

Fazit

Stock-Picking hat mehr mit Glücksspiel als mit seriösem Anlegen zu tun. Denn grosse Wetten auf Einzeltitel einzugehen und damit alle Eier in den gleichen Korb zu legen, erhöht nur das Risiko, nicht aber die zu erwartende Rendite.

Mit einer klugen Diversifikation hingegen kannst du für dich das Rendite-/Risikoverhältnis vorteilhaft verändern. Das heisst, du gehst ein geringeres Risiko bei gleichbleibender Rendite ein.

Die grössten Diversifikationseffekte erreichst du, wenn du bei deiner Geldanlage unterschiedliche Assetklassen berücksichtigst.

«Dank Diversifikation erhältst du einen free Lunch».

Im Börsenjargon spricht man dabei von einem „free Lunch“, der dir dank Diversifikation offeriert wird. Andere „free Lunches“ gibt es übrigens bei der Geldanlage nicht. Rendite und Risiko sind nämlich ein untrennbares Geschwisterpaar. Also profitiere von diesem wunderbaren Streuungseffekt!

Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Thema „Asset Allocation“ und der Frage, wie du dein Vermögen einfach und unter Berücksichtigung deines individuellen Risikoprofils mittels eines Weltportfolios breit diversifizieren kannst.

Einen Gesamtüberblick über das Thema „Investieren“ erhältst du hier: Investieren lernen – in acht Lektionen.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Im letzten Artikel haben wir uns mit Lombardkrediten auseinandergesetzt. In diesem Beitrag beleuchten wir sogenannte Hebel-ETFs, eine weitere Möglichkeit, wie du dein Portfolio renditeträchtiger ausrichten kannst. Du erfährst, wie diese Nischen-ETFs funktionieren, welche Risiken du besonders im Blick haben solltest und wann die Chancen am besten stehen, Traumrenditen zu erzielen.     

von Stefan & Toni | 5 Kommentare
publiziert am 21.8.2023

Kurz & bündig

Inhalt

Was ist ein Hebel-ETF?

Bei Hebel-ETFs oder Leveraged-ETFs handelt es sich um synthetische Spezial-ETFs, welche oft den Strategie-ETFs zugeordnet werden. Bei der synthetischen Indexnachbildung tauscht der entsprechende ETF-Anbieter die vom Fonds gehaltenen Anlagen gegen die des Index, indem er ein Tauschgeschäft (Total Return Swap, ein Derivat) mit einer Drittpartei, z.B. eine Grossbank, abschliesst.

Hebel-ETFs bilden also wie die klassischen Pendants einen Index ab. Dessen Kursentwicklung wird jedoch um einen bestimmten Faktor verstärkt. Liegt also ein Faktor zwei, was üblich ist, zugrunde und der entsprechende nicht gehebelte Basisindex (z.B. MSCI World oder SMI) steigt an einem Tag um 2%, dann schiesst der Leveraged-ETF um 4% in die Höhe.

Das Gegenstück von (Long-) Hebel-ETFs sind sogenannte Short-ETFs, welche sich invers, d.h. umgekehrt zum Basisindex verhalten. Stellvertretend für das spärliche Angebot an Short-ETFs sei hier der Lyxor SMI Daily (-2x) Inverse UCITS ETF erwähnt, welcher die zweifach gehebelte inverse Wertentwicklung des SMI auf täglicher Basis abbildet. Das heisst, sinkt der SMI um 1%, steigt dieser ETF um 2% und umgekehrt.

Short-ETFs stehen in diesem Beitrag nicht im Fokus. Wir lehnen sie ab, weil sie hochgradig spekulativ auf Market Timing bzw. auf sinkende Kurse ausgerichtet sind und wir das damit verbundene Rendite-/ Risiko-Verhältnis als äusserst ungünstig beurteilen.

Bescheidenes Angebot an Hebel-ETFs

Die Auswahl an konventionellen ETFs ist mittlerweile riesig geworden und Anleger:innen haben die Qual der Wahl. (Lesetipp: Im Artikel «Beste ETFs Schweiz und global: And the Winner is…» haben wir über 1’500 ETFs einem strengen, mehrstufigem Auswahlverfahren unterzogen und 14 Sieger-ETFs auserkoren.)

Im Gegensatz dazu ist das Angebot an Hebel-ETFs, welche in der Schweiz zugelassen sind, noch sehr überschaubar. So werden auf dem Portal «Justetf» gerade mal fünf gehebelte Aktien-ETFs an europäischen Börsenplätzen angeboten. (Börsenplätze ausserhalb von Europa berücksichtigt erwähntes Portal nicht.)

Aber nicht nur quantitativ lässt das Angebot an Hebel-ETFs noch zu wünschen übrig. Auch qualitativ sehen wir zwei Schwachpunkte: Erstens ist kein einziges Produkt global diversifiziert. Und zweitens beurteilen wir die Fondsgrösse als zu gering – mit Ausnahme des Produkts von Amundi. (Fürs bessere Verständnis werden wir diesen Hebel-ETF später noch genauer unter die Lupe nehmen.) Positiv überrascht haben uns hingegen die jährlichen Kosten von rund 0,35% (TER), welche wir für solche Nischen-ETFs als recht moderat beurteilen. 

Hebel-ETF
Überschaubares Angebot für Schweizer Anleger:innen an börsennotierten Hebel-ETFs an der SIX und anderen europäischen Handelsplätzen (Quelle: justetf.ch / Stichtag: 26.7.2023).

Weiter fällt auf, dass trotz der geringen Fondsvolumen vier der fünf Hebel-ETFs vor über zehn Jahren lanciert worden sind. Treu dem Survivorship Bias dürfte es sich dabei also nur um die Spitze des «Hebel-ETF»-Eisberges handeln. Zahlreiche Produkte sind wohl mangels Markterfolgs laufend eingestellt und somit «unsichtbar» geworden. (Eine Fondsauflösung bedeutet übrigens nicht, dass für dich Totalverluste resultieren. Stattdessen musst du die investierten Mittel (Marktwert) einfach vom Fonds abziehen und nach geeigneten Alternativen suchen.

ETFs, die mittelfristig weniger als 100 Mio. CHF an Fondsvermögen eingesammelt haben, dürften für Fondsanbieter ein Verlustgeschäft sein. Deshalb ist bei solchen ETFs die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass sie früher oder später eingestellt werden.

Mehr Auswahl an Hebel-ETFs an US-Börsen – aber teurer!

An US-Börsen haben sich die Hebel-ETFs hingegen deutlich besser etabliert. Doch sind wir auch hier auf kein einziges global diversifiziertes Produkt, welches beispielweise einen gehebelten MSCI World Index abbildet, gestossen.

Das grösste Exemplar, der UltraPro QQQ von ProShares, hat es seit seiner Lancierung im Jahr 2010 geschafft, ein beträchtliches Fondsvolumen von über 20 Mia. USD einzusammeln – trotz einer hohen Gebühr von 0,98% (TER). Dieser weltweit populärste Hebel-ETF gilt als besonders renditeträchtig und risikoreich, bildet er doch den volatilen US-Tech Index Nasdaq 100 gleich mit dem Faktor drei ab.

Dieser Übersicht des ETF-Portals VettaFi kannst du die wichtigsten Eckdaten dieses und anderer gehebelter, an US-Börsen gehandelter ETFs entnehmen. Dabei fällt auf, dass die Produktauswahl klar auf US-Firmen fokussiert, innerhalb dieser es jedoch grosse Unterschiede gibt: So setzen manche Hebel-ETFs auf Standardwerte, einige auf Small Caps und wieder andere auf einzelne Branchen wie Technologie-Aktien oder produktspezifischer wie beispielsweise die Halbleiter-Hersteller. 

Damit zeigt sich wieder einmal, dass je stärker ein ETF eine Nische abdeckt, desto attraktiver ist das Angebot an den US-Börsen im Vergleich zu den europäischen Handelsplätzen.

Wer vom breiteren Angebot an US-Börsen gehandelten ETFs profitieren möchte, benötigt eine Plattform, worüber diese Produkte auch gehandelt werden können. Gemäss unserer Erfahrung sind die beiden Broker-Pioniere Swissquote und Interactive Brokers diesbezüglich besonders stark aufgestellt (vgl. unsere Empfehlungsliste).

Bestechende Performance

Wir erwähnt wollen wir nun den Amundi Leveraged MSCI USA Daily UCITS ETF – EUR etwas genauer unter die Lupe nehmen. Denn er scheint uns bezüglich Diversifikation, Fondsgrösse und Preis der attraktivste, an europäischen Börsen gehandelte Hebel-ETF zu sein, welcher für Schweizer Anleger:innen zugelassen ist.

Gemäss dem entsprechenden Factsheet bietet der dem Hebel-ETF zugrunde liegende MSCI USA Leveraged 2x Daily Index ein zweifaches Engagement in der täglichen Entwicklung des MSCI USA Index, der rund 600 führende US-amerikanische Werte umfasst.

Zudem handelt es sich um einen synthetischen ETF, welcher die europäischen UCITS-Anlegerschutzrichtlinien erfüllt. Interessant: Mindestens 75% werden direkt in Wertpapiere investiert. Amundi bestätigt uns auf Anfrage, dass es sich hierbei um Sondervermögen handle, worauf die Anleger:innen auch im Falle eines Konkurses von Amundi zugreifen könnten bzw. welches nicht in die Konkursmasse fallen würde. 

Amundi empfiehlt ein Anlagehorizont von mindestens 5 Jahren, was uns plausibel erscheint. (Die in den sozialen Medien häufig vertretene Auffassung, Hebel-ETFs seien kurzfristige Anlagevehikel teilen wir nicht, insbesondere dann nicht, wenn der zugrundeliegende Index breit diversifiziert ist. Weshalb sollte man solche Hebel-ETFs bezüglich des Anlagehorizonts anders behandeln als ihre konventionellen bzw. ungehebelten Pendants?)

Hebel-ETF
Drei MSCI USA ETFs von Anbieter Amundi im langfristigen Vergleich, einschliesslich Dividenden und nach Kosten: Dank langanhaltendem Bullenmarkt starke Outperformance (Rendite basiert auf Heimwährung CHF) des positiv-gehebelten ETF (2x; blau) gegenüber dem inversen Short-ETF (-1x; rot) sowie dem klassischen ETF (Quelle: justetf.ch / Abrufzeitraum: 22.9.2009 – 26.7.2023).

Wie der Chart oben eindrücklich zeigt, kann ein positiv-gehebelter ETF auch über einen sehr langen Anlagehorizont von fast 14 Jahren sehr gut funktionieren und den klassischen ETF deutlich schlagen. Dies rührt daher, dass einerseits in erwähntem Betrachtungszeitraum die Aktienkurse häufiger gestiegen als gefallen sind. (Wie wir später noch sehen werden, ist bei Hebel-ETFs besonders wichtig, dass zu Beginn die Kurse mehrheitlich steigen.) Andererseits hatten die USA mit ihren bedeutenden wachstumsorientierten Tech-Titeln wie Apple & Co. gegenüber der übrigen Börsenwelt einen besonders guten Lauf. Die Perfomance-Daten sind übrigens bereits in unsere harte Heimwährung CHF umgerechnet. In EUR oder USD würden die Wertsteigerungen noch höher ausfallen!

Mehrheitlich bessere Performance des Hebel-ETF auch bei unterschiedlichen Einstiegszeitpunkten und Perioden

Nimmt man unterschiedliche Einstiegszeitpunkte und Perioden, so bestätigt sich dieses positive Bild zugunsten unseres Hebel-ETF. So performt er mehrheitlich besser als das klassische Produkt des gleichen Anbieters, und zwar selbst dann, wenn zwischendurch deutliche Börsenbaissen durchgestanden werden mussten. Einzig bei zwei kurzfristigen Crash-Szenarien, resultiert bei der Hebel-Variante eine schlechtere Performance (vgl. Tabelle).

Hebel-ETF
Performance-Vergleich (Rendite basiert auf Heimwährung CHF) einschliesslich Dividenden und nach Kosten zwischen Amundi Leveraged MSCI USA Daily UCITS ETF, Amundi MSCI USA UCITS ETF und Amundi MSCI USA UCITS ETF über unterschiedliche Perioden und Marktphasen. Grün = beste Performance; rot = schlechteste Performance (Quelle Rohdaten: Justetf).

Hände weg von Short-ETFs!

Beim Short-ETF verhält es sich genau umgekehrt: In der Regel performt er schlecht, ja katastrophal schlecht. Er ist – wie sein Name schon andeutet – viel spekulativer und fokussiert auf kurzfristige Gewinne in Bärenmärkten (vgl. Chart und Tabelle oben sowie Chart unten). Für uns kommen Short-ETFs deshalb nicht in Frage. 

Hebel-ETF
Ein seltenes Bild: Nur mit extrem glücklichem Market Timing performt der Short-ETF besser als der klassische und der Leveraged-ETF (Quelle: justetf.ch / Abrufzeitraum: 17.2.2020 – 23.3.2020 / Corona-Crash).

Renditereihenfolge bei Hebel-ETFs matchentscheidend

Kommen wir aber nochmals zurück auf die Hebel-ETFs. Wie sieht die Performance aus, wenn wir uns statt des seit der Finanzkrise super laufenden US-Marktes auf das gemächlichere Europa fokussieren? Mangels Auswahl schauen wir uns das zuvor in der Hebel-ETF Übersicht aufgeführte Produkt Lyxor EURO STOXX 50 Daily (2x) Leveraged UCITS ETF (Acc) an. Der zugrundeliegende Basisindex bildet die 50 Unternehmen mit der grössten Markkapitalisierung aus der Euro-Zone ab.

Hebel-ETF
Performance-Vergleich (Rendite basiert auf Heimwährung CHF) einschliesslich Dividenden und nach Kosten zwischen Lyxor EURO STOXX 50 Daily (2x) Leveraged UCITS ETF (Acc) und Lyxor EURO STOXX 50 (DR) UCITS ETF (Acc) über unterschiedliche Perioden und Marktphasen. Grün = bessere Performance; rot = schlechtere Performance (Quelle Rohdaten: Justetf).

Die Tabelle zeigt, dass die mehrheitliche Überperformance auch auf den EURO STOXX Hebel-ETF zutrifft, wenn auch weniger deutlich als beim ETF-Vergleich zuvor, welcher auf US-Unternehmen gemäss MSCI USA basierte.

Zudem konnten wir dank des weiter zurückliegenden Auflagedatums eine längere Periode von über 16 Jahren (statt rund 14 zuvor) betrachten, was uns zu einer interessanten Erkenntnis führt:

Liegt der Einstiegszeitpunkt kurz vor einem heftigen Börsencrash wie in der Weltfinanzkrise von 2008 kann der Hebel-ETF die Kursverluste auch langfristig nicht mehr wettmachen.

So liegt unser Leveraged-ETF nach über 16 Jahren Haltedauer per 26. Juli 2023 mit rund 44% immer noch massiv im Minus, während der klassische ETF nur noch gut 5% unter der Kursgewinnschwelle steht. Dieses Phänomen nennt sich «Volatility Drag», kombiniert mit dem Renditereihenfolgerisiko. Im nächsten Kapitel erfährst du mehr über diese Risiken. 

Welche Risiken gehe ich mit einem Hebel-ETF ein?

Keine Frage: Hebel-ETFs sind risikoreicher als konventionelle ETFs. Denn Hebel-ETFs bieten grössere Renditechancen und diese gehen bekanntlich mit mehr Risiko einher. Insbesondere die nachfolgend beschriebenen, besonders für Hebel-ETF geltenden vier Risiken solltest du beachten:

Risiko «Volatility Drag»

Bei diesem Risiko geht es um schwankungsbedingte Verluste. Der Volatility Drag ist die negative Auswirkung der sogenannten Pfadabhängigkeit. Diese rühren daher, dass Hebel-ETFs täglich neu bewertet werden.

In der nachfolgenden Tabelle zeigen wir anhand eines fiktiven Beispiels, wie der Volatility Drag bei schwankenden Märkten die Rendite stetig etwas nach unten drückt. 

Pfadabhängigkeit bei Hebel-ETFs: Volatility Drag in schwankenden Märkten

TagSMI Index (Punkte)Veränderung zum Vortag SMI ETFWert Investition in SMI ETF (CHF)Veränderung zum Vortag SMI Hebel-ETF (2x)Wert Investition in Hebel-ETF SMI (2x)
010’0001’0001’000
19’800-2%980-4%960
210’0002.04%1’0004.08%999.17
39’700-3%970-6.00%939.22
410’0003.09%1’0006.19%997.31
Der Volatility Drag zieht den Hebel-ETF etwas nach unten: Obschon der Index an den Tagen 2 und 4 wieder auf seinem Ausgangsniveau von 10'000 ist, verliert der Hebel-ETF laufend etwas an Wert. Je höher und länger die Schwankungen ausfallen, desto stärker schlägt der Volatility Drag zu Buche.

Bei moderaten Schwankungen fällt der negative Effekt des Volatility Drag also kaum ins Gewicht. Anders bei heftigen Börsenturbulenzen: Fällt beispielsweise der Basisindex an einem Tag um 25% und steigt er danach wieder um 33% bis zum Ausgangswert, so bleibt der Kurs des Hebel-ETFs deutlich unter dem Ausgangswert.

Pfadabhängigkeit bei Hebel-ETFs: Volatility Drag bei Crash mit rascher Erholung

TagSMI Index (Punkte)Veränderung zum Vortag SMI ETFWert Investition in SMI ETF (CHF)Veränderung zum Vortag SMI Hebel-ETF (2x)Wert Investition in Hebel-ETF SMI (2x)
010’0001’0001’000
17’500-25%750-50%500
210’00033.33%1’00066.67%833.33
Dieses unrealistische Szenario verdeutlicht den negativen Effekt des Volatility Drag bei Hebel-ETFs auf die Kursentwicklung. Obschon der Basisindex nach dem Börsencrash wieder das Ausgangsniveau erreicht, bleibt der Hebel-ETF um rund 17% darunter.

Im extremsten (unwahrscheinlichen) Fall kann mit Hebel-ETFs sogar ein Totalverlust eintreten: Wenn nämlich der Basisindex an einem Tag um 50% fallen würde. Für den Hebel-ETF (2x) resultierte dann ein Verlust von 100%. Alle Anteile des ETF wären somit wertlos und blieben es auch nach einer darauffolgenden Börsenerholung, egal wie fulminant diese ausfiele. 

Doch der Pfadabhängigkeitseffekt bei Hebel-ETFs ist nicht per se negativ. So gibt es bei stetig steigenden oder fallenden Kursen keinen Volatility Drag. Hebel-ETFs profitieren in solchen Märkten sogar. Das heisst, bei Kurssteigerungen wird der Hebel etwas erhöht, bei Kursverlusten etwas reduziert (vgl. Tabellen unten).

Pfadabhängigkeit bei Hebel-ETFs: positive Effekte bei stetig steigenden Märkten

TagSMI Index (Punkte)Veränderung zum Vortag SMI ETFWert Investition in SMI ETF (CHF)Veränderung zum Vortag SMI Hebel-ETF (2x)Wert Investition in Hebel-ETF SMI (2x)
010’0001’0001’000
110’2002%1’0204%1’040
210’3531.5%1’0353%1’071
310’6122.5%1’0615%1’125
410’6650.5%1’0661%1’136
Bei stetig steigenden Kursen resultiert ein positiver Effekt beim Hebel-ETF. So steigt der Wert am 4 Tag im Vergleich zum Ausgangswert um 13,6% statt um 13,2% (2 x Kurssteigerung von 6,6% des Basisindex).

Pfadabhängigkeit bei Hebel-ETFs: positive Effekte bei stetig sinkenden Märkten

TagSMI Index (Punkte)Veränderung zum Vortag SMI ETFWert Investition in SMI ETF (CHF)Veränderung zum Vortag SMI Hebel-ETF (2x)Wert Investition in Hebel-ETF SMI (2x)
010’0001’0001’000
19’800-2%980-4%960
29’653-1.5%965-3%931
39’412-2.5%941-5%885
49’365-0.5%936-1%876
Sinkende Kurse sind für positiv gehebelte ETFs per se schlecht. Doch was die Pfadabhängigkeit betrifft, so resultiert ein positiver Effekt. Denn der Wert des Hebel-ETF sinkt am 4 Tag im Vergleich zum Ausgangswert «nur» um 12,4% statt um 12,8% (2x Kursverluste von 6,4% des Basisindex).

Renditereihenfolgerisiko

Dieses Risiko gibt es naturgemäss bei allen Investments, einschliesslich ETFs. Doch wie wir oben beim Renditevergleich gesehen haben, kann dieses Risiko beim Hebel-ETF besonders gravierende Folgen haben. Verantwortlich dafür ist der Leverage-Effekt. Konkret: Folgen schärfere Kurkorrekturen zu Beginn der Investition, ist es mit einem Hebel-ETF auch längerfristig kaum mehr möglich, diesen Rückstand aufzuholen.

Mit zwei einfachen Gegenmassnahmen kannst du das Renditereihenfolgerisiko wirksam abmildern:

Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass mit dem Renditereihenfolgerisiko für dich als Anleger:in ebenso grosse Chancen verbunden sind. Steigt nämlich zu Beginn der Investition die Börse stark an, schiessen sie beim Leveraged-ETF dank des Hebels regelrecht durch die Decke. Wie wir oben beim Renditevergleich gesehen haben, bleibt diese Überperformance gegenüber dem klassischen ETF auch nach darauffolgenden Börsenbaissen bestehen.

Gegenparteirisiko

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Hebel-ETFs um synthetische ETFs, welchen ein Tauschgeschäft (Swap) in Form eines Derivats zugrunde liegt. Das Gegenparteirisiko besteht darin, dass die Swap-Gegenpartei ihre Verpflichtungen aus dem Swap-Vertrag nicht mehr erfüllen kann. Dies kann zu Verlusten für den ETF und seine Anleger:innen führen. Bei unserem Muster-ETF von Amundi wird das Gegenparteirisiko durch die Wahl eines finanzstarken Swap-Partners (BPN Paribas) sowie einen hohen Anteil an realen Investitionen in Wertschriften, welche Sondervermögen darstellen, abgemildert.

Risiko «Eigenes Nervenkostüm»

Dieses Risiko besteht grundsätzlich bei allen risikobehafteten Anlagen, wozu Aktien definitiv gehören. Besonders ausgeprägt ist jedoch dieses Risiko bei gehebelten Aktienanlagen, weil bei dieser Variante, die ohnehin schon nicht geringen Kursschwankungen bei Aktieninvestments durch den Hebel noch zusätzlich verstärkt werden. 

Das heisst, du solltest dir ehrlich folgende Frage beantworten: Kann ich mit Kursverlusten von 50% oder mehr noch ruhig schlafen? Wenn du diese Frage bejahst oder noch besser, du in der Vergangenheit bereits heftige Börsencrashs cool weggesteckt hast, dann könnten Hebel-ETFs für dich eine interessante Option mit überdurchschnittlichen Renditechancen sein.

Ansonsten starte oder bleibe bei den guten alten «Brot- und Butter-ETFs», welche weniger volatil sind und dennoch langfristig eine tolle Rendite abwerfen können. 

Neben diesen vier besonders für Hebel-ETF relevanten Risiken kommen noch Risiken dazu, welche auch für klassische Aktien-ETFs gelten wie Markt- und Währungsrisiken.

In welchen Marktphasen eignet sich ein Hebel-ETF besonders?

Es liegt auf der Hand bzw. ist eine rechnerische Tatsache: Positiv gehebelte ETFs performen bei steigenden Kursen besser und bei fallenden Kursen schlechter als klassische ETFs. Leider ist es aber nun mal so, dass niemand die künftige Entwicklung an der Börse vorhersehen kann.

Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass eine breit diversifizierte Aktienanlage langfristig steigt.

Ergänzen wir diese Erkenntnis mit dem Phänomen «Regression zur Mitte» aus der Statistik, wonach sich die Rendite bei Aktien und anderen Wertanlagen über einen längeren Zeitraum immer um den sogenannten mittleren Durchschnitt bewegt, so dürften Markphasen nach Börsencrashs besonders interessante Einstiegszeitpunkte sein. (Dies gilt übrigens auch bei den mittels Fremdkapital gehebelten Investments, wie wir hier in unserem Artikel über Lombardkredite erläutert haben.)

Im Gegensatz dazu sind Allzeithochs und insbesondere Kurse vor heftigen Börsentauchern besonders ungünstige Einstiegszeitpunkte. Wie wir oben aufgezeigt haben, lassen sich beim Hebel-ETF starke anfängliche Verluste wegen des Volatility Drag, kombiniert mit dem Renditereihenfolgerisiko, auch langfristig kaum mehr wettmachen.

Da aber auch Bärenmärkte nochmals deutlich nach unten korrigieren können, erachten wir ein gestaffeltes Vorgehen, also in mehreren Tranchen in einen Hebel-ETF investieren, als ein absolutes Muss.  

Welches sind die Vor- und Nachteile von Hebel-ETFs?

Wir wollen die Pros und Cons jeweils sowohl im Vergleich zu klassischen (ungehebelten) ETFs als auch zu Lombardkrediten bzw. zum Wertschriftenkauf auf Kredit beurteilen.

Vor- und Nachteile von Hebel-ETFs gegenüber klassischen ETFs

Massiv höhere Renditechancen durch Hebelwirkung
Herausforderung für das eigene Nervenkostüm durch hebelbedingte, heftigere Schwankungen
Schwankungsbedingte Verluste («Volatility Drag») möglich
Etwas höhere Produktkosten (TER: 0,35% vs. 0,10%)
Kompromisse bei der ETF-Wahl infolge des beschränkten Angebots

Vor- und Nachteile von Hebel-ETFs gegenüber Lombardkrediten

Günstiger, da keine Zinskosten
Kein Zwangsverkauf bei Unterdeckung («Margin Call»)
Laufende Kosten besser planbar, da Zinsänderungen keine Rolle spielen
Schwankungsbedingte Verluste («Volatility Drag») möglich
Kompromisse bei der ETF-Wahl infolge des beschränkten Angebots

Welche gehebelten Alternativen gibt es zum Hebel-ETF?

Variante 1: Lombardkredit

Im Gegensatz zum spärlichen Angebot der Hebel-ETFs stehen dir bei einem Lombardkredit grundsätzlich alle ETFs zur Verfügung. Zu beachten sind jedoch Risiken im Zusammenhang mit einer Unterdeckung («Margin Call») und mit steigenden Zinskosten. Mehr zu Lombardkrediten findest du in unserem Artikel «Lombardkredit beim ETF-Kauf: Booster für deine Eigenkapitalrendite oder Spiel mit dem Feuer?»

Variante 2: Hebel durch strukturierte Produkte

Strukturierte Produkte mit Hebelwirkung sind komplexe Finanzprodukte, mit denen auf eine Kursbewegung des zugrundeliegenden Wertes reagiert werden kann. Beliebte zugrundeliegende Werte sind einzelne Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungen. Strukturierte Produkte mit Hebelwirkung lehnen wir ab, weil sie unserer Meinung nach zu teuer und zu wenig transparent sind. Letzteres zeigt sich insbesondere in ihrer undurchsichtigen Konstruktion. 

Fazit zu den beiden Hebel-Alternativen

Wir ziehen den Lombardkredit aufgrund der besseren Transparenz und der Wahlfreiheit bezüglich der zu investierenden Anlage den strukturierten Hebel-Produkten vor. Hinweis: Toni hat sein Wertschriftenportfolio zum Publikationszeitpunkt dieses Artikels mittels eines Lombardkredits von Interactive Brokers gehebelt.

Unser Fazit zu Hebel-ETFs

Unser erster Eindruck von Hebel-ETFs war ebenso klar wie negativ: «Zu kleines Angebot und das Wenige, was es gibt, ist auf dem Markt nicht etabliert und/oder unzureichend diversifiziert. Hebel-ETFs nein danke!» Unsere anfängliche skeptische Haltung entsprach denn auch dem Blogger-Mainstream.

Doch als wir die Perfomance über unterschiedliche Perioden und Marktphasen genauer betrachtet haben, sind wir versöhnlicher geworden – insbesondere gegenüber diesem näher untersuchten Hebel-ETF von Amundi.

Dennoch: Hebel-ETFs eignen sich nur für nervenstarke Anleger:innen, welche einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont verfolgen. Denn die Schwankungen sind massiv stärker als bei klassischen ETFs.

Totalverlust unwahrscheinlich

Doch ein Totalverlust, wie wir ihn im Titel aufgeworfen haben, erachten wir bei Hebel-ETFs als äusserst unwahrscheinlich. Denn dieses Worst Case Szenario würde bei einem zweifach Leveraged-ETF erst bei einem Tagesverlust von mindestens 50% eintreten.

Aber: Ein Investment vor einer scharfen Börsenkorrektur kann die Kursverluste wegen des schwankungsbedingten Volatility Drag, kombiniert mit dem Renditereihenfolgerisiko, auch langfristig kaum mehr wettmachen. Deshalb würden wir nur gestaffelt und vorzugsweise in Bärenmärkten in einen Hebel-ETF investieren.

Traumrenditen nach Börsencrashs und bei gestaffelten Investitionen möglich

Und wie sieht es mit den im Titel erwähnten Traumrenditen von 100% und mehr pro Jahr aus? Diese sind je nach Marktphase möglich, erfordern jedoch ein perfektes Timing, was wiederum reines Glück ist.  

Doch viel interessanter für uns als überzeugte Buy and Hold-Anleger ist die neu gewonnene Erkenntnis, dass Hebel-ETFs dank Zinseszinseffekt vor allem langfristig super – wenn auch nicht mit jährlich 100% –performen können, vorausgesetzt es steht nicht gerade ein Bärenmarkt oder gar ein Börsencrash bevor.

So erzielte unser Muster-ETF langfristig über rund 14 Jahren – einschliesslich mehrere Börsentauchern – eine imposante Wertsteigerung von über 1600% – fünfmal mehr als sein konservativer Bruder, welcher auf dem Basisindex MSCI USA basiert.

Neben dem eindrücklichen Performance Track Record sind uns bei besagtem ETF die überraschend moderaten Kosten und die ansprechende Fondsgrösse positiv aufgefallen.

Schlussfazit

Wenn du nervenstark bist, über einen längeren Anlagehorizont verfügst und du nicht davon ausgehst, dass uns bald ein Börsencrash bevorsteht (Dies kann natürlich niemand mit Sicherheit vorhersehen, weshalb du unbedingt gestaffelt und vorzugsweise in Bärenmärkten investieren solltest.), könntest du die Region «Nordamerika» künftig mit dem erwähnten Hebel-ETF abdecken oder – defensiver sozusagen als Versuchsballon, um erste Erfahrungen mit Hebel-ETFs zu sammeln – ergänzen.

Wie auch immer du dich entscheidest: Vor dem Kauf eines Hebel-ETF solltest du dich über das Produkt gründlich informieren, seine spezifischen Risiken verstehen sowie die Tatsache anerkennen, dass Hebel-ETFs immer massiv stärker schwanken als klassische ETFs – sowohl nach oben als auch nach unten.   

Und was machen wir? Stefan erwägt bei nächster Gelegenheit bzw. wenn dies im Zuge des Rebalancing angezeigt ist, einen solchen «gehebelten» Versuchsballon steigen zu lassen, während Toni weiter den fremdfinanzierten Hebel mittels eines Lombardkredits bevorzugt bzw. er sein dadurch ohnehin schon sportliches Risikoexposure bis auf Weiteres nicht noch zusätzlich anheizen möchte.   

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Disclaimer

Transparenzhinweis: Zum Zeitpunkt der Publikation sind Toni und Stefan weder in Hebel-ETFs investiert, noch unterhalten wir eine Geschäftsbeziehung zu den im Beitrag erwähnten ETF-Anbietern.

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.