Vermögen aufzubauen ist relativ simpel, beispielsweise indem du regelmässig in einen Aktien-ETF investierst. Komplexer ist es, das angesparte Vermögen wieder abzubauen, sodass es über viele Jahre deinen Lebensstandard sichert und bis zum Lebensende reicht. Damit du entspannt in Frührente gehen kannst, benötigst du einen cleveren Entnahmeplan als Schlüssel zu deiner finanziellen Freiheit, ja sozusagen als Happy End deiner Finanzplanung! In diesem Artikel stellen wir dir drei Entnahmepläne vor, zeigen dir auf, welcher unser Favorit ist und weshalb wir die populäre «4-Prozent-Regel» für untauglich halten.   

von Stefan & Toni | 11 Kommentare
publiziert am 12.2.2023 | aktualisiert am 11.9.2023

Kurz & bündig

Inhalt

Einige Fragen, die du dir vor deiner Frührente stellen solltest

Was ist ein Entnahmeplan?

Beim Entnahmeplan, auch Entnahmestrategie oder Entsparplan genannt, geht es darum, das angesparte Vermögen nach einem vordefinierten Vorgehen in Konsum umzuwandeln. Der Entnahmeplan wird also während der Entnahmephase eingesetzt, welche das Gegenstück zur Vermögensaufbauphase darstellt

Vermögen aufzubauen, ist relativ einfach umzusetzen. Unsere Grundregeln lassen sich denn auch in wenige Worte zusammenfassen: Langfristig, regelmässig, global diversifiziert und kostengünstig in einen oder mehrere Aktien-ETFs investieren.

Das so über mehrere Dekaden (hoffentlich) stark angewachsene Vermögen wieder abzubauen, ist hingegen deutlich komplexer. Denn im Idealfall sollte dir ein cleverer Entnahmeplan folgende drei Bedürfnisse abdecken:

Wie wir später noch sehen werden, gibt es leider keinen Entnahmeplan, welcher alle diese Bedürfnisse ohne Abstriche erfüllen kann.

Basierend auf diesen drei Bedürfnissen solltest du dir folgende vier Fragen stellen, deren Beantwortung wir nach aufsteigender Komplexität sortiert haben:

Wer benötigt (k)einen Entnahmeplan?

Auch wenn wir in diesem Artikel den Begriff „Frührente“ gebrauchen, wollen wir damit eigentlich alle ansprechen, die mit einem Vermögen in Rente gehen wollen. Es ist also grundsätzlich egal, ob der Renteneintritt konventionell Mitte 60 geplant ist, erst mit 70 oder – was aktuell stark im Trend liegt – früher, beispielsweise mit 50 oder gar schon mit 40 (vgl. auch unseren Artikel «Finanzielle Freiheit – Hype oder erstrebenswertes Ziel?».

Es liegt jedoch auf der Hand, dass ein verlässlicher Entnahmeplan bei der Frührente noch wichtiger ist, da bis zum ordentlichen Renteneintritt keine staatlich gesicherten Rentenleistungen erfolgen bzw. der Konsum ausschliesslich mittels Vermögensverzerr gedeckt wird.

Zudem will unser Zielpublikum sein verfügbares Kapital langfristig bzw. bis zu seinem Tod konsumieren, um so seinen gewohnten Lebensstandard zu sichern und zu optimieren. 

Weniger interessant dürfte das Thema «Frührente mit Entnahmeplan» hingegen für Personen sein, welche bis zum Renteneintritt kein oder kaum Vermögen angespart haben werden. Denn diese benötigen schlicht keinen Entnahmeplan. In der Schweiz ist ihre Rente staatlich geregelt, basierend auf AHV (1. Säule), Pensionskasse (2. Säule) sowie bei Bedarf Ergänzungsleistungen.

Diese Personen geniessen eine hohe Sicherheit, was die zuverlässige Zahlung ihrer staatlichen Rente betrifft, und zwar bis zu ihrem Tod. Im Gegensatz dazu müssen sie mehr oder weniger grosse Abstriche bei ihrem Lebensstandard in Kauf nehmen. Denn unsere staatlichen Rentenleistungen sind primär auf die existenziellen Bedürfnisse wie Ernährung, Wohnen und Gesundheit ausgerichtet. Ein weiterer Nachteil ist, dass Personen ohne eigene Ersparnisse das Renteneintrittsalter nicht frei bestimmen bzw. nicht freiwillig in Frührente gehen können.   

Welche Risiken gibt es bei der Frührente?

Risiken stehen immer im Zusammenhang mit Unsicherheiten. Und diese gibt es bei der Frührente bzw. den damit verbundenen Entnahmeplänen reichlich. Je sorgfältiger du dich aber mit deinem individuellen Entnahmeplan auseinandersetzt (einschliesslich der Beantwortung der Fragen in den Kapiteln zuvor), desto besser wirst du die nachfolgenden Risiken im Griff haben: 

Für unsere traditionell sicherheitsbewussten Landsleute dürfte das Pleiterisiko als das gravierendste Risiko betrachtet werden. Deshalb wird wohl ein Grossteil der Rentner:innen zu vorsichtig kalkulieren.

In der Schweiz federn jedoch eine garantierte staatliche Rente und – wenn alle Stricke reissen – Ergänzungsleistungen dieses Risiko ab. Diese staatliche Altersvorsorge gilt natürlich nur für Personen, welche das ordentliche Rentenalter Mitte 60 erreicht haben. Wer in Frührente gehen will, kann sich darauf nicht verlassen. Er oder sie sind umso mehr auf einen durchdachten Entnahmeplan angewiesen.

Deshalb glauben wir und die späteren Marktsimulationen deuten darauf hin, dass das viel wahrscheinlichere Risiko das «Ungeplante Erbe» ist. Dieses Risiko mutet harmlos an, doch kann es sehr einschneidend sein. Konkret: Aus Angst vor dem Pleiterisiko schränkt sich Herr und Frau Schweizer während des Entnahmezeitraums, also in der Regel über mehrere Dekaden, beim Konsum zu stark ein. Dadurch leidet die eigene Lebensqualität – zugunsten der glücklichen Erben!

Wie soll ich Geld meinem Vermögen entnehmen?

Bevor wir die wichtigsten Entnahmepläne durchleuchten und bewerten, widmen wir uns noch dieser letzten, nicht matchentscheidenden Frage. Es geht hier um die Entnahmetechnik. Grundsätzlich stehen dir folgende drei Varianten zur Wahl:

Die Verwendung von Dividenden und Zinsen dürfte etwas günstiger sein, weil die Broker hierfür in der Regel keine Gebühren verlangen. Bei Teilverkäufen hingegen fallen in der Regel nicht nur Courtagen an, sondern – wenn es sich um einen Schweizer Broker wie Swissquote (Review) handelt – zusätzlich noch die Stempelsteuer. Zwei auf dem Schweizer Markt etablierte ausländische Broker mit tiefen Gebühren und ohne Stempelsteuer sind DEGIRO (Review) und Interactive Brokers (Review).

Zudem sind Ausschüttungen komfortabler, da sie automatisch erfolgen, wohingegen Teilverkäufe in der Regel manuell «angestossen» werden müssen.

Bezüglich der Einkommensteuer spielt es übrigens keine Rolle, ob du auf die Cashflows zugreifst oder Vermögensteile verkaufst. Denn Dividenden müssen sowohl bei ausschüttenden als auch thesaurierenden Wertschriften als Einkommen versteuert werden. Im Artikel  «ETF Steuern Schweiz: Mit diesen 4 Steuerspartipps optimierst du dein Portfolio» findest du ausführlichere Informationen zum  Steuerthema.

Realistischerweise wird bei den meisten Anleger:innen eine Entnahmetechnik erste Wahl sein, welche aus einer Kombination aus Dividenden und Zinsen einerseits und – betraglich relevanter – aus Vermögensverkäufen andererseits besteht. Denn wer nur von Dividenden und Zinsen leben kann, benötigt ein sehr grosses Vermögen. Zudem widerspricht es dem eigentlichen Zweck einer Entnahmestrategie, nur auf die Früchte zuzugreifen, ohne das eigentliche Vermögen anzutasten.  

– P a r t n e r a n g e b o t

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Welche Entnahmepläne gibt es?

Es dürfte unzählige Entnahmepläne geben. Wir konzentrieren uns auf folgende drei Entnahmepläne, welche auf jeweils unterschiedlichen Grundstrategien basieren:

Diese drei Varianten sind sowohl kombinierbar als auch individuell modifizierbar. Sie unterscheiden sich also bezüglich der beiden Faktoren Entnahmebeträge (statisch vs. flexibel) und Marktrisiko (ohne vs. mit). Nachfolgend nehmen wir diese drei Entnahmepläne sowie einige Untervarianten unter die Lupe und beurteilen sie.

Frührente-Entnahmeplan Variante 1: Fixe Entnahmebeträge ohne Marktrisiko

Bei dieser ersten Variante ist das Vermögen während der Entnahmephase nicht an der Börse investiert bzw. es unterliegt keinen Marktschwankungen.

Nehmen wir also an, dass dein verfügbares Vermögen sicher auf dem Bankkonto liegt mit einer Verzinsung, welche jeweils genau der Inflation entspricht. Mehr Rendite kannst du nicht erwarten.

Die Vorteile dieser Variante liegen auf der Hand: Planbarkeit, konstanter Konsum und keine (vorzeitige) Pleite. Wichtig: Letzteres bezieht sich auf deinen definierten Entnahmezeitraum. Wenn du diesen überlebst, gehst du auch ein Pleiterisiko ein.

Diese Variante eignet sich also insbesondere für sehr vermögende Personen, welche es sich leisten können, auf reale Vermögenszuwächse und das damit verbundene Marktrisiko zu verzichten. Wenn du beispielsweise zu Beginn der Entnahmephase ein liquidierbares Vermögen von 3 Mio. CHF angespart und auf deinem Bankkonto liegen hast, kannst du während 30 Jahren jährlich real 100’000 CHF konsumieren. Dies reicht für einen in finanzieller Hinsicht sorgenfreien Lebensabend. Dies umso mehr, als die staatlichen Renten noch dazukommen.

Ebenfalls geeignet ist diese Variante für risikoscheue Personen, welche nur wenig Geld fürs Leben benötigen. Wenn du beispielsweise zu Beginn der Entnahmephase ein Vermögen von «nur» 1 Mio. CHF auf deinem Sparkonto liegen hast, kannst du während 30 Jahren jährlich real 33’333 CHF konsumieren. Damit wirst du auf der Hochpreisinsel Schweiz zwar keine grossen Sprünge machen können. Doch wenn du die staatlichen Renten mitberücksichtigst, dürftest du dennoch recht gut über die Runden kommen.

Vor-/Nachteile bei Frührente-Entnahmeplan Variante 1: Fixe Entnahmebeträge ohne Marktrisiko

Keine vorzeitige Pleite
Konstanter Konsum
Kein ungeplantes Erbe: Vermögen wird vollständig aufgebraucht
Eingeschränkter Konsum durch Verzicht auf höhere Rendite (keine Risikoprämie)
Gehobener Lebensstandard nur bei hohem Vermögen möglich

Zeilenabstand

Frührente-Entnahmeplan Variante 2: Fixe Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Auch bei dieser zweiten Variante entnimmst du eine fixe Entnahmesumme plus Teuerungsausgleich. Das heisst, deine Entnahmerate bleibt in Summe real konstant. Im Unterschied zu Variante 1 unterliegt jedoch dein verfügbares Vermögen marktbedingten Schwankungen.

Wie Variante 1 garantiert dir auch diese Variante dank der fixen Entnahmerate einen gleichbleibenden Lebensstandard. Im Gegensatz zu Variante 1 profitierst du von der Risikoprämie in Form von Wertsteigerungen deiner Aktienanlagen. 

Zwei Risiken gehst du jedoch ein: Ungeplantes Erbe und Pleiterisiko. Da sich diese beiden Risiken gegenseitig ausschliessen, kann nur eines von beiden eintreten. Wie wir später noch sehen werden, ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Risiko «Ungeplantes Erbe» auch bei grosszügigen Entnahmequoten von 5% deutlich höher als die vorzeitige Pleite. Allgemein gilt, dass je kleiner die Entnahmerate ist, desto grösser wird das Risiko «Ungeplantes Erbe» und je grösser die Entnahmerate ist, desto eher droht die vorzeitige Pleite.

Die «4-Prozent-Regel»

Lange gab dieser statischen Entnahmevariante die sogenannte «4-Prozent-Regel», welche von Bill Bergen bereits im Jahr 1994 entwickelt wurde, einen konkreten Rahmen. Diese Regel besagt, dass du ab Beginn der Entsparphase jährlich 4% deines Startvermögens entnimmst – und dank der Risikoprämie bis zu deinem Ableben nicht Pleite gehen solltest. Das heisst, der dem Vermögen entnommene Betrag bleibt konstant. Damit die Kaufkraft erhalten bleibt, ist es jedoch sinnvoll, wenn du mit realen Entnahmebeträgen kalkulierst, d.h. jährlich die Inflation berücksichtigst. 

Die Mannheimer Studie

Im Zuge unserer Recherchen sind wir auf die Studie «Entsparen im Alter – Portfolioentnahmestrategien in der Rentenphase» gestossen, welche von den beiden Professoren Philipp Schreiber und Martin Weber von der Uni Mannheim im Jahr 2017 erstmals veröffentlicht und 2020 zuletzt aktualisiert wurde. (Nach Veröffentlichung dieses Beitrags wurde der Entspar-Simulator aktualisiert.) Weber ist einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als Erfinder des ARERO-Anlagefonds bekannt. Das Besondere an diesem gemischten Weltfonds ist, dass er die Anlageklassen Aktien, Anleihen und Rohstoffe über Indizes in einem einzigen Produkt und nach einem wissenschaftlichen Konzept abbildet.

Nun wollen wir näher auf die Mannheimer Studie eingehen. Auf Anfrage hat uns Jan Mertes, Doktorant an der Universität Mannheim, die Studie bezüglich der Portfoliozusammensetzung und der Renditesimulation noch etwas genauer erläutert:

Überraschende Ergebnisse bei den Renditen
Basierend auf diesem riesigen Datenfundus haben wir die historischen Renditen genauer unter die Lupe genommen und sind zu folgenden, teilweise erstaunlichen Ergebnissen gekommen:

Durchschnittsrendite7,2%
Anteil Minus-Renditen27%
Anteil Plus-Renditen73%
Anteil Plus-Renditen 0 – 10%35%
Anteil Plus-Renditen >10%39%

Positiv überrascht hat uns insbesondere, dass in etwa vier von zehn Börsenjahren Renditen von mehr als 10% erzielt werden konnten. Und was ist nun mit der «4-Prozent-Regel»? Diese scheint gemäss Mannheimer Studie recht gut zu funktionieren (vgl. Abb. 1)

Abb. 1: Challenge der «4-Prozent-Regel» mittels Entnahmesimulator der Uni Mannheim.

Erläuterung zu Abb. 1: Bei einer fixen Entnahme des Vermögens von 4% des Anfangsvermögens von 1 Mio. CHF (also 40’000 CHF p.a.), einschliesslich einer Inflation von 1% p.a., über eine Entnahmedauer von 30 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass du vorzeitig Pleite gehst, 4,68%. Dein kaufkraftbereinigtes (reales) durchschnittliches Endvermögen beträgt mehr als das 2,5-fache des Anfangsvermögens, nämlich 2’527’974 CHF.

Basierend auf den historischen Daten der Mannheimer Studie führt die «4-Prozent-Regel» also häufig zu einem ungeplanten Erbe und relativ selten zur vorzeitigen Pleite.

Bezüglich des Pleiterisikos müssen wir noch einen wichtigen Aspekt berücksichtigen: Das Pleiterisiko erhöht sich bei ungünstigem Renditeverlauf. Das heisst, wenn zu Beginn der Entnahmephase schlechte Börsenjahre folgen. Es handelt sich dabei um das Rendite-Reihenfolge-Risiko.

In besagter Studie ist die Simulation 9 ein gutes Beispiel für ein erhöhtes Rendite-Reihenfolge-Risiko. Nachfolgend lassen wir uns für folgende Parameter die Entnahmeraten berechnen:  

Anfangsvermögen1 Mio. CHF
Entnahmezeitraum30 Jahre
Entnahme p.a.5%
Erwartete Inflation p.a.1%

Die Reihenfolge der 30 Renditen der Simulation 9 ist in nachfolgender Tabelle aufgeführt.

JahrHistorische Renditen aus Simulation 9 der Mannheimer Studie
1-12,30%
2-4,50%
35,04%
4-2,26%
513,42%
6-2,08%
731,19%
8-0,63%
9-8,87%
10-11,53%
1126,27%
127,83%
1327,02%
1429,77%
15-8,23%
164,13%
17-12,33%
183,90%
198,77%
20-7,12%
2125,07%
2212,40%
2313,56%
2412,87%
2517,60%
26-0,05%
274,67%
285,38%
29-6,79%
3011,99%
Tab. 1: Rendite-Simulation 9 gemäss Mannheimer Studie mit ungünstiger Rendite-Reihenfolge.

Da es zu Beginn der Entnahmeperiode einige Börsentaucher gab, ist im Laufe des 25. Entnahmejahres vorzeitig die Pleite eingetreten (vgl. Abb. 2).

Frührente
Abb. 2: In diesem Beispiel führt eine ungünstige Rendite-Reihenfolge im Laufe des 25. Entnahmejahres in die Pleite.

Wie unglaublich stark dieser Rendite-Reihenfolge Effekt ist, zeigt sich in der nachfolgenden Abbildung. Wir haben lediglich die Rendite im 1. Jahr (-12,30%) mit derjenigen des 30. Jahres (+11,99%) vertauscht.

Frührente
Abb. 3: Keine Pleite dank Renditetausch, dafür verbleibt nach der Entnahmephase ein ungeplantes Erbe (grau = Simulation 9 der Mannheimer Studie).

Statt vorzeitig Pleite zu gehen, verfügen wir nach 30 Jahren immer noch über ein stattliches Vermögen von real 868’088 CHF!

Da wir das Börsengeschehen nicht nach unserem Gutdünken beeinflussen können, müssen wir andere Wege finden, wie wir das Rendite-Reihenfolge-Risiko in den Griff bekommen.

Verlassen wir aber vorerst die Einzelbeispiele und widmen wir uns wieder den Durchschnittswerten basierend auf dem gesamten historischen Datenbestand der Mannheimer Studie.

In der nachfolgenden Tabelle haben wir ausgehend von einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF und einer Inflation von 1% pro Jahr die Ergebnisse aus neun Simulationen mit je drei unterschiedlichen Entnahmeraten und Entnahmeperioden zusammengestellt.

Entnahme-dauerØ Endvermögen real bei Entnahme von 30 TCHF p.a. (3%)PRØ Endvermögen real bei Entnahme von 40 TCHF p.a. (4%)PRØ Endvermögen real bei Entnahme von 50 TCHF p.a. (5%)PR
20 JahreCHF 2’099’002 0,04%CHF 1’697’2480,32%CHF 1’298’9313,30%
25 JahreCHF 2’646’4260,12%CHF 2’047’0911,98%CHF 1’467’31610,20%
30 JahreCHF 3’391’0690,45%CHF 2’527’9744,68%CHF 1’718’88917,95%
Tab. 2: Entwicklung eines Anfangsvermögens von 1 Mio. CHF bei unterschiedlichen Entnahmeperioden und Entnahmeraten gemäss Entnahmesimulator der Uni Mannheim (PR = Pleiterisiko).

Diese Resultate aus Tabelle 2 haben uns verblüfft und führen uns zu folgenden vier Erkenntnissen:

Das von der Universität Mannheim kostenlos zur Verfügung gestellte Entnahmestrategie-Tool (Excel) mit der oben beschriebenen Weltportfolio-Simulation gibt es in dieser Form nicht mehr. Die aktualisierte Version kannst du dir über diesen Link herunterladen. 

Kritik an der «4-Prozent-Regel»

In letzter Zeit wird die «4-Prozent-Regel» zunehmend angezweifelt. Dabei steht weniger die statische Entnahme in der Kritik (worauf unser Fokus liegt), sondern vielmehr werden die «4 Prozent» in Frage gestellt bzw. als zu optimistisch beurteilt. 

So kommt die US-Studie «The Safe Withdrawal Rate: Evidence from a Broad Sample of Developed Markets» vom 22. September 2022 zum Schluss, dass die populäre «4-Prozent-Regel» auf einer nicht geeigneten Datengrundlage basiert: kein internationaler Fokus (Home Bias) und ein für die heutige Zeit nicht mehr repräsentativer Betrachtungszeitraum (1926 – 1991). Deshalb sei sie zu wenig sicher bzw. das Pleiterisiko zu hoch. Statistisch betrachtet so die Studie, dürfe ein US-Ehepaar im Alter von 65 Jahren nämlich höchstens einen Betrag von 2,26% ihres Anfangsvermögens entnehmen, damit ihr Pleiterisiko 5% nicht übersteige.

Dies sind natürlich deprimierende News, denn je tiefer die Entnahmerate fällt, desto weniger Geld steht für den Konsum zur Verfügung. Man müsste also mit einem bescheideneren Lebensstandard vorliebnehmen, später in Rente gehen oder eine Kombination von beiden.

Doch wir teilen diese alarmistische Grundstimmung nicht. Abgesehen von den erwähnten handfesten Nachteilen, welche eine immer tiefer liegende Entnahmerate mit sich bringt, erachten wir das statische Konzept dahinter als nicht zielführend. Schauen wir uns also im nächsten Kapitel einige Beispiele von flexiblen Entnahmeplänen an.

Vor-/Nachteile bei Frührente-Entnahmeplan Variante 2: Fixe Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Konstanter Konsum
Höherer Konsum dank Risikoprämie
Pleiterisiko
Ungeplantes Erbe

Zeilenabstand

Frührente-Entnahmeplan Variante 3: Flexible Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Im Unterschied zu den Varianten 1 und 2 wird hier nicht jedes Jahr der gleiche, kaufkraftbereinigte Betrag entnommen. Stattdessen werden bei einer flexiblen Entnahmerate die Marktschwankungen berücksichtigt.

Du definierst also deine Entnahmerate jedes einzelne Jahr neu. So wird es Jahre geben, bei welchen du finanziell über die Stränge schlagen kannst. Andere Jahre wiederum werden dir Einbussen beim Konsum bescheren.

Konkret bedeutet dies zweierlei: Erstens hängt dein Lebensstandard ein Stück weit von der Entwicklung an der Börse ab. Und zweitens sind alle Ausgaben, die für dich nicht (lebens-)notwendig sind, Manövriermasse.

Wir bevorzugen klar einen flexiblen Entnahmeplan, weil es für uns das beste Vor-/Nachteil-Verhältnis aufweist. Der schwankende Konsum, welcher wir als einzigen Nachteil sehen, nehmen wir in Kauf, solange er sich in einer für uns akzeptablen Bandbreite abspielt. 

Dieses Risiko müssen wir aber in den Griff bekommen. Wichtig dabei ist, dass die Finanzierung deiner existenziellen Ausgaben bzw. deiner Grundbedürfnisse jederzeit sichergestellt ist. Dazu gehören beispielsweise folgende Kostenpositionen:

Zur Disposition bzw. als Manövriermasse steht jedoch der nicht existenzielle Konsum. Wir nennen ihn Lifestyle-Konsum. Dazu zählen wir beispielsweise folgende Kostenpositionen:

Nach einem «Börsencrashjahr» wären also beispielsweise Ferien auf Balkonien angesagt – statt auf Hawaii.

Vor-/Nachteile bei Frührente-Entnahmeplan Variante 3: Flexible Entnahmebeträge mit Marktrisiko

Höherer Konsum möglich dank Risikoprämie
Keine vorzeitige Pleite
Kein ungeplantes Erbe: Vermögen wird vollständig aufgebraucht (nur bei Annuitätenregel ohne Bandbreite sichergestellt)
Schwankender Konsum

Zeilenabstand

So setzt du einen flexiblen Entnahmeplan mit Marktrisiko um

Wir wollen nun einige flexible Entnahmepläne bzw. deren Umsetzung genauer anschauen. So verschieden die nachfolgenden Untervarianten sind, alle lassen sich durch einen variablen Entnahmebetrag charakterisieren.  

Praktikermethode mit gleichem Zinssatz

Wir beginnen mit der einfachsten Variante: Zu Beginn jedes Jahres entnimmst du einen fixen Prozentsatz deines verfügbaren (Rest-)Vermögens. Wir beziehen uns wiederum auf die historischen Renditen aus der Mannheimer Studie bzw. auf die Simulation 9 mit ungünstigem Renditeverlauf.

Für die Berechnung haben wir für die drei erforderlichen Parameter folgende Annahmen getroffen:

Anfangsvermögen1 Mio. CHF
Entnahmezeitraum30 Jahre
Entnahme p.a.5%
Erwartete Inflation p.a.1%
Frührente
Abb. 4: Bei einer fixen prozentualen Entnahme bleibt immer ein Restvermögen übrig.

Durch das Restvermögen nach 30 Jahren ist das Risiko «Ungeplantes Erbe» eingetreten. Diese Praktikermethode ist zwar einfach umzusetzen, doch bei gleichbleibender prozentualer Entnahme ist es mathematisch nicht möglich, das Vermögen am Ende der Entnahmephase ganz aufzubrauchen. Dies führt dazu, dass insgesamt zu wenig Vermögen entnommen wird und somit der Lebensstandard während der Entsparphase tiefer ist, als er eigentlich hätte sein können. 

Deshalb können wir diese Entnahmeplan-Variante nicht empfehlen.

Annuitätenregel mit und ohne Obergrenze

Widmen wir uns nun der Urvariante der flexiblen Entnahmepläne. Bei der Annuitätenregel wird in jeder Periode der Konsum berechnet, der unter Berücksichtigung der erwarteten Rendite für das restliche Vermögen entnommen werden kann, sodass am Ende des Planungshorizonts das Vermögen aufgebraucht ist. Bei dieser Regel können je nach Börsenentwicklung sowohl die betragliche als auch die prozentuale Entnahme (stark) schwanken.

Die Annuitätenregel bzw. die Entnahmerate pro Jahr basiert auf folgender Formel (ohne Steuern und Inflation):

Frührente

E = Entnahmerate zu Beginn des Jahres nach Annuitätenregel

V = (Rest-)Vermögen zu Jahresbeginn

R = Erwartete Rendite (also z.B. 0,08 bei einer erwarteten Rendite von 8%)

T = Restjahre

Rechnungsbeispiel: Bei einem Anfangsvermögen von 750’000 CHF, einer Restlaufzeit von 25 Jahren und einer Renditeerwartung von 8% ergibt sich eine Entnahmerate von 70’259 CHF. Die Entnahmerate muss jedes Jahr wieder neu berechnet werden.

70’259 CHF = 750’000 CHF * 1.0825 * 0.08 / (1.0825 – 1)

Im letzten Jahr des definierten Planungseitraums beträgt die prozentuale Entnahme jeweils 100%. Dadurch wird das Vermögen vollständig aufgebraucht und das Risiko «Ungeplantes Erbe» eliminiert.

Für die Berechnung der Annuitätenregel haben wir für die vier erforderlichen Parameter folgende Annahmen getroffen:

Anfangsvermögen1 Mio. CHF
Entnahmezeitraum30 Jahre
Erwartete Rendite p.a.8%
Erwartete Inflation p.a.1%

Die Annuitätenregel sowie die zugrundeliegende Formel sind ebenfalls im Entnahmestrategie-Tool (vgl. Variante „Dynamische Entnahme“ im neu verlinkten, aktualisierten Tool) von der Universität Mannheim enthalten. Wir beziehen uns wiederum auf die historischen Renditen gemäss Simulation 9. Zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um eine ungünstige Renditekonstellation, welche uns zuvor beim statischen Entnahmeplan vorzeitig bzw. im 25. Jahr in die Pleite geführt hätte.

Abb. 5: Challenge der Annuitätenregel ohne Bandbreite mittels Entnahmesimulator der Uni Mannheim.

Erläuterung zu Abb. 5: Bei einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF und einer flexiblen Entnahmerate ohne Bandbreiten, einschliesslich 1% Inflation, schwankt der Konsum durchschnittlich um 44,06%. Am Ende des definierten Planungszeitraums von 30 Jahren wird das Vermögen komplett aufgebraucht sein. Es besteht also weder ein vorzeitiges Pleiterisiko noch das Risiko «Ungeplantes Erbe». Wir sind von einer erwarteten Rendite von 8% ausgegangen.

Toll, dass wir mit der Annuitätenregel ohne Bandbreiten sowohl das Pleiterisiko als auch das Risiko «Ungeplantes Erbe» ausgemerzt haben! Doch ein Problem bleibt: Die Schwankungen der Entnahmeraten sind (zu) stark, wie nachfolgende Abbildung eindrücklich zeigt.

Frührente
Abb. 6: Annuitätenregel ohne Bandbreiten: Starke Schwankungen bei der jährlichen Entnahmerate (Rohdaten: Uni Mannheim).

So pendelt bei unserem Beispiel die jährliche Entnahmerate zwischen grosszügigen 88’827 CHF und bescheidenen 18’251 CHF.

Mittels einer Obergrenze können wir diese marktbedingten Schwankungen reduzieren. Wir wählen also zusätzlich zu den bisherigen Parametern eine Obergrenze der jährlichen Entnahmerate von 50’000 CHF (vgl. Abb. 7).

Abb. 7: Challenge der Annuitätenregel mit Obergrenze mittels Entnahmesimulator der Uni Mannheim.

Erläuterung zu Abb. 7: Bei einer flexiblen Entnahme des Vermögens mit einer Obergrenze von 50’000 CHF p.a., einschliesslich 1% Inflation, schwankt der Konsum durchschnittlich um 11,37%. Es besteht kein Pleiterisiko innerhalb des definierten Planungszeitraums von 30 Jahren. Das Risiko «Ungeplantes Erbe» tritt jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ein. Wir sind von einer erwarteten Rendite von 8% ausgegangen.

Abbildung 8 zeigt, dass bei unseren Renditen aus Simulation 9 und einer Obergrenze von 50’000 CHF die Schwankungen deutlich abgemildert werden können. Dennoch pendelt die Entnahmerate zwischen 24’695 und 50’000 CHF bzw. mit 50% noch immer recht stark.

In diesem Beispiel haben wir unser Vermögen am Ende der 30-jährigen Entnahmephase vollständig aufgebraucht bzw. das Risiko «Ungeplantes Erbe» ist nicht eingetreten. Doch wie oben erwähnt, kann dieses Risiko bei der Annuitätenregel mit einer Obergrenze nicht ausgeschlossen werden.

Frührente
Abb. 8: Annuitätenregel mit Obergrenze (grün): Geringere Schwankungen bei der jährlichen Entnahmerate im Vergleich zur Annuitätenregel ohne Bandbreiten (grau; Rohdaten: Uni Mannheim).

Um die Schwankungen noch weiter abzumildern, müsste neben der Obergrenze auch eine Untergrenze festgelegt werden. Eine Untergrenze der Entnahmerate erachten wir insbesondere dann sinnvoll, wenn die existenzsichernden Ausgaben nicht durch staatliche Renten gedeckt werden können. Doch mit einer zusätzlichen Untergrenze bestünde bei der Annuitätenregel die Gefahr, vorzeitig Pleite zu gehen, was dem Hauptzweck dieser Regel widersprechen würde.

Deshalb ist etwas Kreativität gefragt, womit wir zum Fazit kommen.   

Fazit: Für die Frührente das Beste aus beiden Welten nehmen

Die bisherigen Ausführungen und Auswertungen haben vor allem eines gezeigt: Alle drei Entnahmepläne und ihre Untervarianten können gravierende Nachteile haben. Wir fassen kurz zusammen: Die fixe Entnahme ohne Marktrisiko führt zu einem im Schnitt tieferen Lebensstandard, bei der fixen Entnahme mit Marktrisiko drohen entweder die Pleite oder ein ungeplantes Erbe und bei der flexiblen Entnahme mit Marktrisiko sind wir den Launen der Börse ausgesetzt, was zu einem stark schwankenden Lebensstandard führen kann.

Deshalb wollen wir abschliessend eine Praktikermethode Marke «Eigenbau» vorstellen, welche die flexible mit der statischen «Entnahmewelt» verbindet, zumindest punktuell.  

Als Referenz dient uns die oben beschriebene Annuitätenregel, worauf die flexible Entnahmestrategie basiert.

Wie wir zuvor eindrücklich gesehen haben, können je nach Rendite-Verlauf die Marktschwankungen bei der flexiblen Entnahmestrategie problematisch sein. Im Extremfall bzw. nach starken Kursverlusten können die reduzierten Entnahmeraten nicht einmal mehr den notwendigen Konsum decken. Und genau hier müssen wir ansetzen. Ohne das ganze Konzept der flexiblen Entnahmestrategie über den Haufen zu werfen bzw. mit folgenden zwei korrigierenden Massnahmen bekommst du zu stark schwankende Entnahmeraten in den Griff.

Massnahme 1: Setze eine Obergrenze für das «Best-Case-Szenario»

Diese Obergrenze kommt nach sehr guten Börsenjahren zum Tragen. Die maximale Entnahmerate sollte nicht zu tief, aber auch nicht zu hoch angesetzt sein. Denn wenn du sie zu tief ansetzt, läufst du Gefahr, dass dein Vermögen nicht aufgebraucht wird (Risiko «Ungeplantes Erbe). Wenn du sie hingegen zu hoch ansetzt, kannst du die Schwankungen kaum abmildern. In unserer Simulation oben haben wir bei einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF die maximale Entnahmerate bei 50’000 CHF gedeckelt. Dieser Wert liegt 25% über der «4-Prozent-Regel» (50’000 CHF vs. 40’000 CHF). Bei Bedarf kann die Obergrenze noch etwas grosszügiger ausfallen. Man gönnt sich ja sonst nichts😊.

Massnahme 2: Halte eine Cash-Reserve als Notgroschen bereit

Bei dieser zweiten Massnahme greifen wir auf die fixe Entnahmestrategie ohne Marktrisiko zurück. Konkret heisst dies: Deine Entnahmestrategie besteht aus zwei Entnahmetöpfen: Aktien-ETFs und Cash. Halte für verlustreiche Börsenjahre auf deinem Bankkonto Barmittel im Wert von mindestens zwei jährlichen Entnahmeraten bereit. Bei einem Anfangsvermögen von 1 Mio. CHF und durchschnittlichen Konsumausgaben von 45’000 CHF wären dies also rund 90’000 CHF. Diesen Cash-Joker setzt du bei den ersten eintreffenden schlechten Börsenjahren ein (z.B. bei Kursverlusten ab 10% p.a.). 2022 wäre beispielsweise so ein Joker-Jahr gewesen, da der marktbreite MSCI World Index um rund 17% absackte.

Der Zeitpunkt ist wegen des Rendite-Reihenfolge-Risikos entscheidend. Also wenn beispielsweise die Börse im dritten Entnahmejahr um 10% nach unten korrigiert, solltest du diesen Joker sofort ausspielen, denn der positive Effekt auf die nachfolgenden Entnahmeraten bzw. deren Schwankungen ist zu Beginn am grössten. Hinten raus, also wenn du den Joker statt im 3. erst im 23. Jahr ziehst, fällt der abmildernde Effekt auf die Schwankungen hingegen deutlich geringer aus. 

Für viele Anleger:innen tabu, doch womöglich eine Alternative für kühle Rechner: Wer nicht unverzinst Barmittel für den «Notfall» horten möchte, kann stattdessen seinen Konsum für das Entnahmejahr nach einem Börsentaucher mittels Lombardkredit fremdfinanzieren. Das ausschliesslich mit Marktrisiko angelegte Vermögen diente in einem solchen Fall als Sicherheit für den Kreditgeber. Zurückbezahlt würde der Kredit erst nach Erholung der Börsenkurse wieder, und zwar wie im Entnahmeplan üblich durch den Verkauf von Vermögensteilen. Wichtig ist natürlich, dass der Kredit zu möglichst tiefen Zinsen finanziert wird. Vergleichsweise attraktive Zinskonditionen für Lombardkredite bietet gemäss unserer Erfahrung Interactive Brokers an.

Schlussbemerkungen

Wie wir gesehen haben, sind einige Vorkehrungen nötig, um entspannt in Frührente zu gehen. Besonders wichtig ist, dass du auf einen durchdachten Entnahmeplan zurückgreifen kannst. Flexibilität bei der Vermögensentnahme ist dabei das A und O. Als Grundregel gilt, dass nach schlechten Börsenjahren nicht oder nur in beschränktem Masse das Aktienvermögen veräussert werden soll.

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Updates

2023-09-11: Link zum Entspar-Simulator der Uni Mannheim durch neue Version ersetzt.

Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Früher nahezu alternativlos, heute mit viel Konkurrenz um die Ohren: In diesem ausführlichen Review wollen wir dir über unsere Swissquote Erfahrungen berichten. Du erfährst, wo wir die Stärken und Schwächen beim grössten Schweizer Online-Broker sehen und für welche Anlegerinnen und Anleger sich ein Wechsel besonders lohnt – und für welche nicht. Schliesslich verrät der Marketingchef Jan De Schepper, mit welchen besonderen Herausforderungen Swissquote aktuell zu kämpfen hat und welche Marktphasen für sein Unternehmen die lukrativsten sind.  

von Stefan & Toni | 12 Kommentare
aktualisiert am 11.4.2024

Kurz & bündig

Inhalt

Swissquote Aktionscode «MKT_SFB»

Falls dich das Angebot von Swissquote überzeugt, dann sichere dir bei der Kontoeröffnung mit dem Aktionscode «MKT_SFB» die ersten 200 CHF Transaktionsgebühren. Zudem unterstützt du damit unseren Blog.

– P a r t n e r a n g e b o t

Swissquote Erfahrungen

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Unternehmensgeschichte

«Wir wollen weltweit die fortschrittlichste und intuitivste Online-Bank sein. Mit Innovation und Technologie stellen wir herkömmliche Konventionen in Frage und überdenken sie neu.» So lautet die Vision von Swissquote. 

Seit ihrer Gründung im Jahr 1996 ist die Unternehmensgeschichte von Swissquote geprägt von Innovation und Wachstum. Letzteres erfolgte nicht nur organisch, sondern auch durch häufige Firmenübernahmen.

Wir beschränken uns nachfolgend auf diejenigen Meilensteine, welche für Privatanlegerinnen und Privatanleger interessant sein dürften:

Dass das von Dynamik geprägte Geschäftsmodell von Swissquote funktioniert, zeigt auch die erfreuliche Kursentwicklung der Bank. 

Swissquote Erfahrungen

Seit ihrer Börsenkotierung vom 2. Juni 2000 bis 25. November 2022 hat Swissquote ihren Marktwert vervielfacht, während bei den beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse Börsentristesse herrscht (Datenquelle: Yahoo!).

Produktpalette

Das Angebot von Swissquote beurteilen wir als sehr umfassend. Gesamthaft bietet Swissquote über 3 Mio. Produkte an, darunter eine Fülle an ETFs, handelbar an über 50 Börsen auf der ganzen Welt.

Am bekanntesten ist wohl der elektronische Handel mit Wertschriften wie Aktien, Anlagefonds (inkl. ETFs), Optionen/Warrants und Obligationen sowie die Konto- und Depotführung für Privat- und Firmenkunden sowie Vermögensverwalter. Wie konkurrenzfähig Swissquote in ihrem Hauptgeschäft ist, zeigt sich auch daran, dass die grosse PostFinance das E-Trading seit 2015 ausschliesslich über die Plattform von Swissquote abwickelt.  

Zudem ermöglichte Swissquote bereits 2017 als erste Online-Bank das Handeln in Kryptowährungen Bitcoin, Bitcoin Cash, Ether, Litecoin und Ripple.

Darüber hinaus bietet Swissquote weitere traditionelle Bankdienstleistungen an wie Hypotheken, Lombardkredite, Spar- und Multiwährungskonten sowie diverse Zahlungskarten, darunter neuerdings auch die kostenlose, rein virtuelle Debitkarte «Light».

Schliesslich unterstreichen mächtige Analysetools, das neu lancierte Robo-Advisory «Invest Easy» und sogar einen Autoleasing-Service mit Tesla die breite Produktpalette und die grosse Innovationskraft des Unternehmens.

Fokus auf Aktien-ETFs: Swissquote bietet also eine vielseitige Multi-Asset-Plattform für die unterschiedlichsten Anlegergruppen an. Bekanntlich erachten wir die passive, kostengünstige, breit diversifizierte Buy and Hold-Anlagestrategie mit Fokus auf die Anlageklasse Aktien als die langfristig am erfolgversprechendste. Weiter sind wir überzeugt, dass eine solche Strategie am besten mit ETFs umgesetzt werden kann. Deshalb haben wir uns bei diesem Review über unsere Swissquote Erfahrungen auf Aktien-ETFs fokussiert. 

Sicherheit

Swissquote hat sich in ihrer über 25-jährigen Firmengeschichte als krisenresistent erwiesen. Abgesehen davon dürften für sicherheitsbewusste Anlegerinnen und Anleger insbesondere folgende Argumente eine Rolle spielen:

Kontoeröffnung

Die Kontoeröffnung erfolgt in wenigen Minuten rein digital u.a. mittels Scanning von Dokumenten. Auf Videoaufnahmen zur Personenerkennung verzichtet Swissquote. Alternativ bietet Swissquote die Kontoeröffnung in ihrer Lounge in Zürich persönlich an. So oder so: Die Kontoeröffnung gliedert sich in die folgenden drei Teile:

App und Plattform

Wie es sich für einen modernen Online-Broker gehört, bietet Swissquote sowohl Zugang webbasiert über den Desktop als auch über die App für mobile Geräte.

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Frisches, neues Design auf App (Bild) und Desktop-Version (Bildquelle: Swissquote).

Während Swissquote sich bislang in einem eher nüchternen, wenig einladenden Kleid präsentierte, besticht der neue Auftritt durch eine gute Übersichtlichkeit und eine moderne Optik. 

Im «Kontobereich» werden dir die Barbestände auf den drei Standardkonten in CHF, EUR und USD angezeigt. Aber nicht nur das: Von hier aus kannst du alle wichtigen Informationen über dein Portfolio abrufen wie Performance, Totalwert und Asset Allocation.

Swissquote Erfahrungen

Kontoübersicht mit den drei Standardwährungskonten CHF, EUR, USD bei der Swissquote Desktop-Version.

Die eigentliche Handelsplattform befindet sich im «Arbeitsbereich». Diesen kannst du individuell gestalten, indem du die einzelnen Informationsfenster (Widgets) nach deinem Gusto neu anordnest, ein- oder ausblendest.

Neben den bereits gekauften Positionen kannst du eine «Persönliche Liste» mit für dich interessanten Wertschriften zusammenstellen. Ebenfalls nützlich erachten wir das Widget «Newsticker», welches dich laufend über aktuelle Finanz- und Wirtschaftsnachrichten informiert. 

Swissquote Erfahrungen

Arbeitsbereich für das Handeln mit Wertschriften und Newsticker bei der Swissquote Desktop-Version.

Swissquote ermöglicht es dir, an praktisch allen grösseren Börsenplätzen der Welt Wertschriften zu erwerben. Bekannte ETFs, in Abbildung unten beispielsweise der Vanguard FTSE All-World, werden oft an unterschiedlichen Börsen und in mehreren Währungen gehandelt. Die Visualisierung mittels Landesflagge deutet auf die Herkunft der Börse hin und unterstützt dich bei der Wahl des gewünschten Wertpapiers.

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Hast du dich für ein Wertpapier entschieden, listet dir Swissquote alle möglichen Börsenplätze und Handelswährungen auf.

Erklärvideo (Teil 1)

In diesem ersten Erklärvideo gehen wir auf den Konto- und den Arbeitsbereich (ohne Trades) der E-Trading Plattform von Swissquote näher ein:

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Preise

Um es gleich vorweg zu nehmen: Gegen ausländische Anbieter wie Interactive Brokers oder DEGIRO kann Swissquote preislich nicht mithalten. Im innerschweizerischen Vergleich überzeugt Swissquote aber mit durchaus attraktiven Gebühren. Diesbezüglich ist uns besonders positiv aufgefallen, dass Swissquote zahlreiche attraktive ETFs zu einer moderaten Flatrate von 9 CHF anbietet. Dieser faire Pauschaltarif soll gemäss Swissquote für insgesamt mehr als 9’000 ETFs gelten. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Gebührenarten für dich zusammengestellt:

Depotgebühren

Depotgebühren sind transaktionsunabhängig. Sie werden bei Swissquote quartalsweise erhoben und betragen jeweils 0.025% des Depotwerts, mindestens jedoch 15 CHF und höchstens 50 CHF. Positiv: Swissquote setzt bei den Depotgebühren einen Kostendeckel ein. Die jährliche Maximalgebühr von 200 CHF wird ab einem Wertschriftenvermögen von 200’000 CHF erreicht. Bei Werten darunter wird es günstiger bis minimal 60 CHF p.a.

Wie wichtig ein Kostendeckel bei grösseren Vermögen für kostenbewusste Anlegerinnen und Anleger ist, zeigt der nachfolgende Vergleich:

Anbieter100'000 CHF500'000 CHF1 Mio. CHF
Swissquote100 (0,10%)200 (Cap)200 (Cap)
Saxo Bank 150 (0,15%)750 (0,15%)1'200 (0,12%)
Zürcher Kantonalbank300 (0,30%)1'500 (0,30%)3'000 (0,30%)
Credit Suisse350 (0,35%)1'750 (0,35%)3'500 (0,35%)
UBS350 (0,35%)1'750 (0,35%)3'500 (0,35%)
Tab. 1: Grosse Unterschiede bei den jährlichen Depotgebühren (in CHF) bei unterschiedlichen Wertschriftenvermögen und Banken.

Courtagen (Transaktionsgebühren)

Positiv ins Auge sticht uns bei dieser wichtigen Gebührenposition die für schweizerische Verhältnisse moderate Flatrate von 9 CHF/USD/EUR (je nach Handelswährung). Swissquote bezeichnet ETFs, welche von diesem günstigen Pauschaltarif profitieren, «ETF Leaders». Dabei handelt es sich nicht etwa um unattraktive Restposten unbekannter Anbieter. Im Gegenteil: In diese Kategorie fallen Hunderte von ETFs der renommiertesten Anbieter wie Vanguard oder iShares (Blackrock). Ihre Gemeinsamkeit: Sie werden alle an der Schweizer Börse SIX gehandelt.

Erfreulich: Unsere Recherche hat zudem ergeben, dass sämtliche 14 Sieger-ETFs, welche wir im Artikel Beste ETFs Schweiz und global nach einem mehrstufigen, strengen Auswahlverfahren auserkoren haben, von diesem günstigen Pauschaltarif profitieren. Es sind dies:

Hier findest du alle ETFs, welche Swissquote zum «ETF Leaders» Spezialtarif anbietet.  

Kommen wir nochmals auf die Kosten zurück: Ein Kauf von 50 Anteilen des «ETF Leaders» Vanguard All World ETF (VWRL) zum Stückpreis von 94.00 CHF hat uns 4’718.25 CHF gekostet einschliesslich der Gebühren von 18.25 CHF. Nachfolgend schlüsseln wir diese transaktionsbedingten Kosten kurz auf:

Das heisst, die Gebühren von Swissquote betragen bei unserem Testtrade nur rund die Hälfte, die andere Hälfte streichen Bund und Börse ein. 

Swissquote Erfahrungen

Börsenauftrag für einen ETF-Kauf bei Swissquote.

Wenn du dich für keinen dieser Tiefpreis-ETFs erwärmen kannst, zahlst du ab Transaktionssummen von 500 CHF/USD/EUR deutlich höhere Courtagen, wie die nachfolgende Preisübersicht von Swissquote für Aktien und ETFs zeigt:  

Swissquote Erfahrungen

Preise für Aktien- und ETF-Trades variieren je nach Betrag und Börse.

Es liegt also auf der Hand: Wer Swissquote als Broker wählt, sollte sich für «ETF Leaders» Produkte entscheiden. Die «normalen» Tarife erinnern an die Schweizer Hochpreisinsel und dürften für kostenbewusste Anlegerinnen und Anleger kaum in Frage kommen.

Erklärvideo (Teil 2)

In diesem zweiten Video zeigen wir dir, wie ETF-Käufe und Währungswechsel bei Swissquote funktionieren und welche transaktionsbedingten Gebühren anfallen. 

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Stempelsteuer (Transaktionssteuer)

Da Swissquote ein Schweizer Broker ist, wird bei jedem Trade die Stempelsteuer erhoben. Sie beträgt 0.075 Prozent für in der Schweiz domizilierte Fonds (erkennbar an der inländischen ISIN «CH…») und 0.15 Prozent für im Ausland domizilierte Fonds (ausländische ISIN wie z.B. «IE…» für Irland). Mehr zur Besteuerung von ETFs findest du in unserem separaten Steuerartikel «ETF Steuern Schweiz: Mit diesen 4 Steuerspartipps optimierst du dein Portfolio».

Fremdwährungsgebühren

Für den Währungstausch innerhalb von Hauptwährungen, wozu Swissquote u.a. den Schweizer Franken, den Euro, den US-Dollar, das britische Pfund oder den japanischen Yen zählt, fallen 0.95% Gebühren an. Für sogenannte Nebenwährungen gelten höhere Ansätze, welche du hier entnehmen kannst.

Bei Swissquote können nahezu beliebig viele Fremdwährungskonten geführt werden. Fremdwährungskonten sind vorteilhaft, denn sie können dir helfen, die relativ hohen Wechselgebühren zu sparen. Wenn du beispielswiese bereits über EUR-Barwerte verfügst und in einen ETF in EUR-Handelswährung investieren möchtest, fallen für dich keine Fremdwährungsgebühren an. Auch die eingehende EUR-Überweisung auf dein Swissquote Trading-Konto ist kostenlos.

Kontoführungsgebühren 

Bei Swissquote kannst du deine Barmittel auf unterschiedlichen Währungskonten gebührenfrei verwalten. Praktisch: Bereits bei der Kontoeröffnung erhältst du standardmässig je ein CHF-, USD- und EUR-Bankkonto.

Überweisungsgebühren

Erfreulich, wenn auch überfällig: Seit 1.1.2023 erhebt Swissquote keine Gebühren mehr für Inlandzahlungen. Zuvor musste für ausgehende Überweisungen pauschal eine Gebühr von 2 CHF bezahlt werden. Für uns ein No-Go, weshalb wir bei Veröffentlichung des Artikels davon abgeraten hatten, Swissquote als klassische Hausbank zu nutzen. Nun dürfte diese Option für manche Anleger:innen wieder in Frage kommen. Aber aufgepasst: Wenn du regelmässig internationale SEPA-Überweisungen in Euro tätigst, werden dir nach wie vor Gebühren von 2€ belastet. 

Kosten für Lombardkredite

Wer risikofreudiger anlegen will, kann mittels eines Wertschriftenkredits seine Investments hebeln. Die aktuellen Zinssätze von Swissquote findest du hier.

Sollten Lombardkredite für dich ein Thema sein, lohnt es sich, wenn du die Angebote der verschiedenen Anbieter genau überprüfst. Denn es gibt auf diesem Nischenmarkt grosse Unterschiede, welche letztlich entscheidend für deine Performance sind.

Toni beispielsweise entschied sich anfangs 2022 für einen Lombardkredit von Interactive Brokers, deren (damals) tiefe Kreditzinsen letztlich dafür ausschlaggebend waren, dass er sein Hauptdepot seither bei IBKR führt.   

Gebühren für Robo-Advisory

Wer seine Anlage automatisiert verwalten möchte, für den oder die bietet Swissquote optional «Invest Easy» an. Die relativ hohen Gesamtgebühren von bis zu 0.81% dürften jedoch viele Privatanlegerinnen und -anleger abschrecken. Dass es auch deutlich günstiger geht, hat unser Vergleich von drei etablierten Robo-Advisors gezeigt.

Wenn du ohne Zusatzgebühren in deinen Wunsch-ETF regelmässig einen fixen Betrag investieren möchtest, musst du dich noch etwas gedulden. Die hierfür nötige Funktion «Fractional Trading» wird gemäss Auskunft von Swissquote erst im im Q2 2024 angeboten. 

Wertpapierleihe als zusätzliche Einnahmequelle

Die Wertpapierleihe ist ein kostenloser, optionaler Service von Swissquote, der dir eine zusätzliche Möglichkeit bietet, passives Einkommen aus deinem bestehenden Portfolio zu generieren. Und so funktioniert’s: Swissquote lässt in deinem Auftrag deine Wertpapiere an Institutionen ausleihen, die sie benötigen und du erhältst einen Anteil der dadurch erzielten Renditen. Dieser Anteil kann stark variieren: Gemäss Swissquote bewegt sich die Bruttorendite für ausgeliehene Wertpapiere je nach Leihgeschäft zwischen 0.5% und über 4%. Die Erträge werden monatlich gutgeschrieben.

Swissquote versichert, die Wertpapierleihe nur mit renommierten, erstklassig bewerteten Instituten zu betreiben und hält mindestens 105% an Sicherheiten. 

Auch mit der Verleihung deiner Wertschriften bleibst du deren wirtschaftlicher Eigentümer und erhältst auch weiterhin Dividenden.

Wichtig: Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen seitens Swissquote gehst du mit  der Wertpapierleihe ein zusätzliches Risiko ein. Im Wesentlichen besteht die Gefahr darin, dass im Schadensfall der Wert der Sicherheiten den Wert der verliehenen Wertpapiere nicht deckt. Mehr zur Wertpapierleihe von Swissquote erfährst du hier

Schema der Wertpapierleihe als optionaler Swissquote Service für passive Zusatzverdienste. (Quelle: Swissquote)

Support

Ein klarer Pluspunkt von Swissquote stellt für uns deren Support dar: Kompetent, kostenlos, bei Bedarf deutschsprachig und flexibel via Telefon, Mail oder Chat.

Letzteres hat sich für uns als besonders effizient herausgestellt (Anders bei Telefonanfragen, wo wir kurz vor Mittag auch schon 15 Minuten in der Warteschlaufe verbrachten.): Während bei Standardfragen der Roboter gut zu helfen weiss, beantwortet spezifischere Anliegen das menschliche Supportteam. Zu beachten ist dabei, dass der Wechsel von Maschine zu Mensch jeweils mittels des Kommentars «Bitte einen Agenten.» einzuleiten ist.

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Effizientes Chatsystem von Swissquote dank fliegendem Wechsel von Maschine zu menschlichem Support.

Einmal hat uns der telefonische Support auf das Kontaktformular verwiesen, als wir auf einen Bug in der Demoversion hinwiesen. (Einige Widgets in unserem Arbeitsbereich wurden nicht mehr korrekt angezeigt.) Wir füllten also das Formular aus und fügten als „Beweismaterial“ einen Printscreen mit den fehlerhaften Widgets an. Per Mail bekamen wir von Swissquote noch gleichentags die Mitteilung, dass die Behebung des erwähnten Problems zwei Arbeitstage in Anspruch nehmen würde, was dann auch zutraf.

Weniger bekannt dürfte für viele sein, dass die Online-Bank Swissquote neben dem Hauptsitz in Gland (VD) auch noch eine Lounge in Zürich betreibt. An zentraler Lage an der Löwenstrasse 62 bzw. fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, kannst du Swissquote persönlich begegnen. Und zwar nicht nur, wie oben bereits erwähnt, für die Kontoeröffnung, sondern auch um in entspannter Atmosphäre Börseninformationen & Co. abzurufen oder einfach einen Kaffee zu trinken.

Als Support im weiteren Sinn bietet Swissquote eine breite Ausbildungspalette in Form von kostenlosen Videokursen, Webinaren und eBooks rund ums Investieren an. Diese Ausbildungsformate richten sich in erster Linie an Börseneinsteiger-/innen, wie auch der nachfolgende Videobeitrag über das Funktionieren der Börse zeigt.

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Eignung

Basierend auf unseren Swissquote Erfahrungen und der für diesen Review durchgeführten Recherchen eignet sich der Schweizer Pionier-Broker nach unserer Einschätzung insbesondere für Anlegerinnen und Anleger, die auf eines oder mehrere der folgenden Kriterien bei der Brokerwahl Wert legen:

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Swissquote Erfahrungen

 

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Interview

Das nachfolgende Kurzinterview mit Jan De Schepper, Chief Sales & Marketing und GL-Mitglied von Swissquote, wurde am 9. November 2022 schriftlich durchgeführt.

Schweizer Finanzblog: Welche Herausforderung erachtest du aktuell als die grösste für Swissquote?

Jan De Schepper: Wir haben es aktuell mit verschiedenen Herausforderungen zu tun. Krieg in der Ukraine, steigende Inflation und steigende Zinsen sind ein schwieriges Marktumfeld. Viele Anleger sind verunsichert. Hinzu kommt der sich immer mehr zuspitzende Fachkräftemangel, gerade im IT-Bereich. Passende und gut ausgebildete Mitarbeitende zu finden, ist schwierig und wir müssen uns optimal auf dem Arbeitsmarkt positionieren.

In welchen Börsenphasen generiert Swissquote eigentlich am meisten Umsatz? In Bärenmärkten wie aktuell, wo die «zittrigen Hände» ihre Papiere en masse losschlagen? Oder doch eher in Börsenhaussen, in welchen die durch die gute Börsenstimmung euphorisierten Anlegerinnen und Anleger ihre Portfolios jeweils zu Höchstpreisen aufstocken?

Unser Geschäftsmodell funktioniert dann am besten, wenn die Kunden handeln. Die Rechnung ist einfach: Je mehr sie handeln, desto mehr Umsatz. Auf das Börsengeschehen bezogen verdienen wir am meisten, wenn die Märkte volatil sind und die Grundstimmung zuversichtlich ist. Lange Seitwärtsbewegungen sind nicht gut für das Geschäft, wobei es auch in einer solchen Marktphase interessante Investitionsmöglichkeiten gibt, zum Beispiel mit unseren «Yield Boosters» Produkten. Zudem sorgen die steigenden Zinsen für steigende Zinseinnahmen.

Mit der Einführung eines für Schweizer Verhältnisse sehr moderaten Pauschaltarifs von 9 CHF für die sogenannten «ETF Leaders» dürfte Swissquote für unser Zielpublikum deutlich an Attraktivität gewonnen haben. Gibt es seitens Swissquote aktuell zusätzliche Bestrebungen oder Pläne, die kostenbewussten, passiv und langfristig orientierten ETF-Anlegerinnen und -Anleger zu überzeugen?

Der Pauschaltarif von 9 CHF gilt nicht nur für ETFs, sondern auch für eine grosse Anzahl an Anlagefonds und Hebelprodukten, die über Swiss DOTS gehandelt werden. Und ja, wir haben zudem interessante, weit fortgeschrittene Pläne, um kostenbewussten, langfristig orientierten Anlegerinnen und -Anlegern noch mehr zu bieten. Mehr kann ich im Moment leider nicht verraten.

Fazit zu unseren Swissquote Erfahrungen

Unsere Swissquote Erfahrungen haben gezeigt, dass der Schweizer Markführer ein attraktives Gesamtpaket anbietet für alle, welche Wert auf einen Online-Broker mit Schweizer Banklizenz legen (wie beispielsweise die Finfluencerin Melina Scheuber, wie sie in diesem Interview verrät).

Diese Zielgruppe profitiert zudem von einer modernen Trading-Plattform sowie einem effizienten, deutschsprachigen Kundensupport.

Das entscheidende Kriterium für einen Wechsel zu Swissquote sehen wir jedoch im fairen Pauschaltarif von 9 CHF/EUR/USD, welcher Swissquote u.a. für zahlreiche attraktive ETFs eingeführt hat. Mit diesem cleveren Schachzug überzeugt Swissquote im Vergleich zu den meisten anderen CH-Anbietern auch in preislicher Hinsicht. Mit einer Einschränkung: Bei kleineren Tranchen unter 1’000 CHF, beispielsweise wenn du mit einem Sparplan monatlich einige hundert Franken investieren möchtest, fallen die vermeintlich moderaten 9 CHF im Verhältnis zur Anlagesumme zu stark ins Gewicht. In solchen Fällen empfehlen wir dir, alternative Anbieter mit günstigeren Einstiegspreisen zu prüfen (vgl. hierzu auch unsere Empfehlungsseite).  

Und noch etwas: Am 1.1.2023 hat Swissquote die Gebühren von Inlandzahlungen abgeschafft. Durch diese unseres Erachtens überfällige Anpassung überzeugt uns Swissquote nicht nur als Schweizer Online-Broker, sondern sie punktet neu auch als klassische Hausbank. 

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Updates

2024-04-11: Diverse Links aktualisiert; das neue Tool «Invest Easy» für die automatische Vermögensverwaltung und die neue, rein virtuelle gratis Debitkarte «Light» erwähnt; Hinweis eingefügt, dass PostFinance seit 2015 das E-Trading auf der Swissquote Plattform anbietet.

2024-01-29: Präzisiert, dass Swissquote weltweit über 50 Handelsplätze und mehr als 9’000 ETFs zum Pauschaltarif von 9 CHF anbietet.

2023-12-08: Hinweis zum Demokonto gelöscht, da dieses per 27.11.2023 eingestellt wurde.

2023-10-05: Neues Kapitel über die Wertpapierleihe eingefügt. 

2023-06-15: Umfassendes Produktangebot präzisiert und quantifiziert. 

2023-01-04: Textblock „Kurz & bündig“ eingefügt.

2022-12-12: Text ergänzt um neuen Investitionsplan für regelmässiges, automatisiertes Investieren.

2022-12-10: Gebühren aktualisiert: Abschaffung Gebühren im Inlandzahlungsverkehr per 1.1.2023 übernommen (zuvor 2 CHF Gebühr für ausgehende Zahlungen).

Disclaimer

Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel über unsere Swissquote Erfahrungen nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

Transparenzhinweis: Wir, Stefan und Toni, verfügen über grosse Swissquote Erfahrungen, da wir viele Jahre unsere Wertschriftendepots auf der E-Trading Plattform von Swissquote, auch via PostFinance, verwalteten und verwalten. Ergänzend haben wir für diesen Review ein Swissquote Demokonto eröffnet, darüber Trades abgewickelt und basierend darauf auf unterschiedlichen Kanälen den Swissquote Support getestet. 


Warum schmeissen wir unser Geld für unnötige Dinge zum Fenster hinaus und stellen unsere Wohnungen mit Dingen voll, die wir gar nicht brauchen? Wer sich im Leben bewusst auf das Wesentliche konzentriert, kann viel Zeit und Geld sparen und findet erst noch mehr Gelassenheit im Leben. Davon ist unser Gastautor mit 18 Jahren Minimalismus Erfahrungen überzeugt. 

von | 5 Kommentare
Gastautor und Minimalist Martin Etter | publiziert am 11.11.2022

Ständig vergleichen wir: Schöner, grösser, weiter. Wer ist erfolgreicher im Job und wer trägt mehr Geld nach Hause? Das grossartige Auto, die coolen Klamotten, die angesagte Bar, die nächste Weltreise, sind Statussymbole im Alltag. Schlimm, wenn sich unsere Freunde, die Familie oder Arbeitskollegen mehr leisten können als wir selbst. Und so kaufen wir, was das Konto hergibt. Konsum ist heute das, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Wir definieren uns unbewusst durch gekaufte Identitäten. So weit haben uns die Marketingleute und Werbemenschen gebracht. Viele geben Shoppen sogar als Freizeitbeschäftigung an. Und wir fühlen uns als Versager, wenn wir mit den anderen nicht mithalten können. Die Werbung suggeriert uns eine heile, sportliche, sinnvolle Welt, die wir ganz einfach haben können – durch Konsum.  

Aber sind wir deswegen glücklicher und zufriedener? Wer kauft um glücklich zu werden, wird dieses Glück nie finden oder wie es die Sozial- und Wirtschaftswissenschafterin Juliet B. Schor vom Boston College sagt: «Ganz gleich, wieviel man hat, es ist niemals genug. Daraus ergibt sich die Erwartung, dass der nächste Einkauf Glück bringen wird und dann wieder der nächste. Wie Drogenabhängige brauchen auch Konsumenten ständig zusätzliche Kicks, um ein bestimmtes Mass an Zufriedenheit halten zu können.»

Inhalt

Wertewandel: Was uns zufrieden macht

Wie schaffen wir es, mit weniger Konsum und ohne Statussymbole zufriedener zu werden? Werte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Werte sind keine Grundbedürfnisse wie Essen, Schlafen oder ein Dach über dem Kopf. Aber Werte sind bedeutsam für unser Leben. Wenn wir nicht wissen, wohin unsere Reise geht, werden wir nie zufrieden sein. Jeder Mensch hat Werte. Oft kennen wir sie nicht oder verdrängen sie.

Aber wenn wir nicht wissen, was uns wichtig ist, verursacht dies Stress und Unzufriedenheit. Und am Ende unseres Lebens fragen wir uns, was wir da eigentlich gemacht haben. Um tatsächlich glücklich auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können, ist es wichtig, sich über die eigenen Werte im Klaren zu sein. Werte helfen uns, unser Leben auszurichten. Zu wissen, was wir brauchen, was uns Freude bereitet und wann wir zufrieden sind. Leider leben wir oft nur um anderen zu gefallen oder um unbewusst die Werte und Ziele anderer Menschen zu erfüllen – Partner, Kinder, Eltern, Freunde oder der Chef.

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was DIR wichtig ist, abgesehen von Konsum, Beruf, Karriere und Aktienmärkten?

Die eigenen Werte zu kennen, hilft auch bei einem Leben mit weniger Ballast. Wir wissen dann, wohin wir wollen und wie wir in Zukunft leben möchten. Sind deine Werte beispielsweise «Freiheit», «Leichtigkeit» und «Ordnung», so wirst du den Entscheid, ob etwas weggeht oder bleibt, an diesen Werten messen.

Nimm dir Zeit für die Frage, ob du nach deinen eigenen Werten leben oder weiter vor allem anderen gefallen willst? Wie wäre es, mit weniger Ballast durchs Leben zu gehen, weniger zu vergleichen, genügsamer zu leben, weniger zu kaufen und zu konsumieren und dafür mehr Raum, Zeit und Freiheit geniessen zu können? Es kann sein, dass dir das Abwägen bei diesen Fragen schwerfällt. Ein Coach kann dir dabei helfen, deine Werte zu finden und dich auf dem Weg zu einem leichteren Leben zu begleiten.

– P a r t n e r a n g e b o t –

Für minimale Gebühren bist du beim Online-Broker DEGIRO an der richtigen Adresse, wie unser DEGIRO Review gezeigt hat. Wenn auch du von DEGIRO überzeugt bist,  kannst du dich über unseren Partnerlink anmelden. Damit unterstützt du unseren Blog und sicherst dir einen Bonus von 100 Franken.

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Meine Minimalismus Erfahrungen

Meine Minimalismus-Reise begann vor 18 Jahren. Ordentlich war ich zwar schon immer. Doch die Lektüre verschiedener Bücher zum Thema eines reduzierten Lebensstils hat damals meine Konsumeinstellung nochmals deutlich in Frage gestellt. Und so habe ich mich entschieden, mit weniger Dingen und weniger Ansprüchen durchs Leben zu gehen und dafür mehr Freiheiten zu geniessen. Über die Jahre habe ich meinen persönlichen Besitz kontinuierlich reduziert und unnötigen Ballast abgeworfen.

Natürlich ist das mit einer Familie nicht immer einfach umzusetzen. Es gilt, auf die Bedürfnisse von allen Rücksicht zu nehmen und die eigenen Ansichten und Wünsche nicht über die der Familie zu stellen. Aber es hat sich gelohnt. Heute arbeite ich Teilzeit und besitze nur noch das, was ich wirklich brauche und mir Freude bereitet. Auch auf Reisen nehme ich nur noch das Nötigste mit. So bin ich mit zwei bis drei Kilo in einem kleinen Rucksack sehr leicht unterwegs.

Ist weniger doch mehr?

Seit ein paar Jahren geistert das Thema Minimalismus durch alle Kanäle. Menschen berichten darüber, wie sie ihre Häuser und Wohnungen leerräumen und frei und ohne Ballast ein neues Leben beginnen. Und wir sitzen dabei gemütlich zuhause auf dem Sofa und schauen auf Netflix Marie Kondo beim Ausmisten zu. Nach einem Fernsehbeitrag fragen wir uns dann verwundert, ob es nun 5 oder 10 «Gesetze des Minimalismus» anzuwenden gilt oder ob wir gleich als digitale Nomaden durch die Welt jetten sollen. Haben wir versagt, wenn nach dem Aufräumen immer noch mehr als 100 oder 200 Gegenstände in der Wohnung herumliegen und wir die Kaffeetasse nicht immer sofort in die Spülmaschine räumen?

Entspannen wir uns! Erstens dürfte der Minimalismus-Hype seinen Zenit erreicht haben, zweitens sind Extremminimalisten selten wirkliche Vorbilder und drittens ist es in der Realität auch nicht immer so, wie es am Bildschirm den Anschein macht. Wir müssen unsere Wohnung nicht komplett leerräumen, um ein besseres und leichteres Leben zu leben!

Jedes Ding braucht Zeit und Raum

Vor hundert Jahren besass eine Durchschnittsfamilie etwa 200 Dinge, heute sind es 10’000. Es beginnt beim Auto, Velo und geht weiter zur gesamten Kücheneinrichtung vom Löffel bis zur Bratpfanne. Dazu kommen die vielen Kleidungsstücke, die wir zwar nie mehr anziehen, aber Platz in Schrank und Schubladen einnehmen. Weiter geht es mit den Büchern, die wir, Hand aufs Herz, kein zweites Mal lesen. Sie füllen Wände. Genau wie die CDs und DVDs, die vor sich hin stauben, weil wir Musik und Filme schon seit langem streamen. Auch die vielen Kabel, Elektrogeräte und das ganze ungenutzte Gerümpel in Keller und Garage gehören zu diesen Dingen, die sich im Laufe der Jahre angehäuft haben.

Und es werden immer mehr. Denn nur wenige Dinge finden den Weg auch wieder aus dem Haus.
Zu viele Dinge und zu viel Besitz belasten, wie wir später noch sehen werden. Hier kann dir ein reduzierter Lebensstil helfen. Mit einem klaren Blick auf die eigenen Werte und Ziele, wird es dir möglich, die Menge an Gegenständen und mentalem Ballast zu verringern. Dabei spielt die Anzahl der Dinge keine Rolle.

Minimalismus Erfahrungen

Aufgeräumt und mit wenigen Einrichtungsgegenständen: Eine Traumwohnung für Minimalisten.

Fokussiere dich auf nutzbringende Dinge, Tätigkeiten und Kontakte

Vielmehr geht es darum, sich bewusst zu entscheiden und das zu behalten, was gebraucht und geliebt wird – und den Rest loszulassen. Nicht Verzicht, sondern bewusste Wahl. Fokussiere dich auf die Dinge, die einen Nutzen für dein Leben bringen oder Sachen die regelmässig gebraucht werden. Dazu gehören Gegenstände mit einem hohen ästhetischen oder emotionalen Wert.

Und so reduzierst du deinen Besitz, deine Tätigkeiten und sozialen Beziehungen so weit, bis das übrig bleibt, was für dein Leben wichtig ist. Was nicht benutzt wird, was nicht wirklich hilft, ein Ziel zu erreichen oder keine Freude mehr macht, kommt weg. Das können Gegenstände oder Tätigkeiten sein, aber auch soziale Kontakte, die belasten.

Wenn du bis hierher gelesen hast, stellst du dir womöglich die Frage, wie du das Ziel, mit weniger Ballast durchs Leben zu gehen, am besten erreichst. Natürlich kannst du diesen Weg alleine gehen und dich Schritt für Schritt von Dingen, Tätigkeiten und Kontakten trennen. So habe ich das auch gemacht. Aber glaub’ mir, in Gemeinschaft und bei Bedarf mit professioneller Hilfe geht es viel schneller und macht deutlich mehr Spass!

Minimalismus als Wegbereiter für deine finanzielle Freiheit

Oft spüren wir erst mit dem Weggeben, wie viel leichter das Leben wird. Da ist die angefangene Bastel- oder Näharbeit, die wir schon lange fertigmachen wollten. Das Rennrad steht schon Jahre ungenutzt im Keller und die Skiausrüstung rostet vor sich hin. Es ist Zeit, sich von diesen Dingen zu trennen. Und mit dem Weggeben kommt die Erleichterung und das schlechte Gewissen verschwindet.

Und denke daran, jedes Ding braucht deine Aufmerksamkeit. Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Die Sachen liegen einfach da. Aber sie brauchen Platz. Weniger Sachen bedeuten weniger Wohnfläche, weniger Möbel und weniger Stauraum. Positiver Nebeneffekt: Du musst auch weniger in Schuss halten. Die Dinge benötigen auch Zeit und Energie für Pflege, Wartung und Reinigung. Und es kostet Geld. Spätestens, wenn du zusätzliche Sachen kaufen musst, um die Dinge unterzubringen, merkst du, wieviel Geld du eigentlich sparen könntest.

Und nicht vergessen, am Schluss musst du das Zeugs auch noch entsorgen. Das kostet wieder Zeit, Energie und Geld. Geld, dass du sinnvoller verwenden oder anlegen kannst – für mehr finanzielle Freiheit.

Martin Etter beschäftigt sich seit rund zwanzig Jahren mit den Themen Vereinfachen, Strukturieren und einem erfüllten Leben mit weniger Ballast. 25 Jahre war er in verschiedenen Aufgaben in der Kommunikation und im Journalismus unterwegs. Heute begleitet er als Coach Menschen zu einem dauerhaft aufgeräumten Büro und Arbeitsplatz und auf dem Weg zu einem leichteren wert-vollen Leben. Martin Etter ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und wohnt in Winterthur.

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Viele, darunter die schädlichsten Anlagefehler basieren auf Verhaltensmuster, die wir uns über Jahrtausende für das Überleben unserer Spezies antrainiert haben. Das Problem: Bis heute sind diese irrationalen Verhaltensweisen tief in uns verankert. Denn mental sind wir weitgehend Jäger und Sammlerin geblieben. Handlungen, die für uns damals als Höhlenmenschen überlebenswichtig waren, sind heute bei unserer Geldanlage schädlich. Betroffen von diesen psychologischen Fallstricken sind übrigens Profis wie Privatanleger gleichermassen.

Mit diesem Artikel wollen wir dich für die grössten Denkfehler im Zusammenhang mit deiner Geldanlage sensibilisieren und dir wirksame Gegenmassnahmen aufzeigen. Dabei stützen wir uns auf wissenschaftliche Literatur im Bereich der neueren Forschungsrichtung «Behavioral Finance».

von Stefan & Toni
publiziert am 1.10.2022

Inhalt

Einleitung

Was bedeutet «Behavioral Finance» und «Bias»?

Bevor wir uns richtig in dieses spannende Thema vertiefen und uns den gemäss unserer Einschätzung 13 grössten psychologischen Fallstricken bei der Geldanlage widmen, wollen wir nachfolgend zwei Schlüsselbegriffe klären:

Behavioral Finance

Behavioral Finance  ist eine neuere Forschungsrichtung im Bereich Finance, welche die Psychologie des Investierens analysiert. Diese Kurzdefinition stammt von der Universität Zürich bzw. aus der Beschreibung ihres Lehrgangs «Behavioral Finance». In einer idealen Finanzwelt können die komplett rationalen Investoren („Homo oeconomicus“) alle Informationen am Markt fehlerfrei einordnen und rein logische Schlüsse daraus ziehen. Tatsächlich ist es aber so, dass Anlegerinnen und Anleger irrational handeln, gewisse Informationen als wichtiger oder unwichtiger einschätzen, als diese sind, und so auch falsche Anlageentscheide fällen. Die verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie, wie „Behavioral Finance“ auf Deutsch genannt wird, erklärt, weshalb dies so ist – und weshalb es durch eine Wiederholung dieser Entscheide zu vermeintlich unlogischen Entwicklungen an den Märkten kommt.

Bias

Bias sind Verzerrungen. Wir konzentrieren uns im vorliegenden Artikel auf kognitive Verzerrungen, welche systematischer und fehlerhafter Natur sind, wissenschaftlich bestätigt sind sowie in einem Zusammenhang mit dem Geldthema stehen. Bias gemäss dieser Definition verleiten uns zu irrationalem Verhalten bei unseren Finanzen.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Wenn du meinst, Bias betreffe nur Dummköpfe, dann irrst du leider. Denn Bias betrifft alle Bildungsschichten, wenn auch – je nach Bias – in unterschiedlichem Ausmass. Wie wir später noch sehen werden, sind manchmal sogar Hochgebildete stärker von Bias betroffen als schlichtere Gemüter.

Denkfehler oder psychologische Fallstricke verwenden wir im vorliegenden Artikel als Synonyme von Bias.

Wie werden Bias bestimmt?

Zur Bestimmung systematischer fehlerhafter kognitiver Verzerrungen müssen zunächst rationale Vergleichsstandards anhand prüfbarer Regeln entwickelt werden. Systematische, also nicht individuelle und zufällige, Abweichungen von diesen Standards gelten dann als irrational oder falsch.

Weshalb fiel die Wahl ausgerechnet auf diese 13 Denkfehler?

Wir sind systematisch vorgegangen und haben bei der Wahl der 13 grössten Denkfehler die folgenden vier Schritte durchlaufen.

  1. Lektüre von Fachliteratur verschiedener Autoren (vgl. dieses Kapitel)
  2. Treffen einer Vorselektion (Grundgesamtheit) von rund 100 Denkfehlern (massgeblich basierend auf den beiden Werken von Dobelli)
  3. Analyse der Vorselektion und Identifizierung der wichtigsten Denkfehler mit Bezug zum Geldthema
  4. Festlegung einer Rangfolge der zuvor identifizierten 13 Denkfehler (Ranking)

Übrigens: Auch wenn die Unglückszahl «13» natürlich gut für eine Rangliste mit den grössten Denkfehlern bei der Geldanlage passt, hatten wir zu Beginn unserer Analyse keine bestimmte Zahl anvisiert. Nach unserer Recherche blieben einfach 13 Denkfehler übrig, welche wir im Zusammenhang mit dem Geldthema als besonders relevant erachteten.

Jetzt aber genug der einleitenden Worte und viel Vergnügen bei der Lektüre!

Die 13 grössten Denkfehler bei der Geldanlage

Überblick

Folgende, für deine Geldanlage relevanten Denkfehler haben wir auserkoren und in absteigender Rangfolge sortiert. Das heisst, je tiefer die Rangnummer, desto folgenreicher bewerten wir den Denkfehler. Gemäss unserer Einschätzung hat also Denkfehler Nr. 1 den grössten (negativen) Impact auf deine Geldanlage.

In den weiteren Kapiteln stellen wir jeden dieser Denkfehler vor. Zu Beginn erhältst du jeweils eine allgemeine Erklärung, es folgen anlagebezogene Praxisbeispiele sowie ein Fazit mit Tipps, wie du den entsprechenden Denkfehler vermeiden könntest.

Und noch etwas: Wir freuen uns auf dein Feedback unten in den Kommentaren, egal ob du unsere Einschätzung teilst oder ihr widersprichst.

Vorstellung der einzelnen Denkfehler mit Erklärungen, Beispielen und Tipps

Denkfehler Nr. 13: Schwarzer Schwan

Wir starten unser Ranking mit dem Schwarzen Schwan – der «Wer hätte das gedacht?»-Denkfehler. Dabei handelt es sich im Sinne von Nassim Taleb, Autor des Bestsellers «The Black Swan», um einen undenkbaren Vorfall mit einem riesigen Einfluss auf unser Leben. Es gibt positive und negative Schwarze Schwäne.

Die Corona-Krise hatte beispielsweise sowohl positive als auch negative Schwarze Schwäne hervorgebracht. Negativ: Mit dem Lockdown mussten alle Gastrobetriebe, Fitnesscenter und andere Orte der Begegnung schliessen – mit oft einschneidenden finanziellen Folgen für Inhaber und Personal. Positiv zu Buche schlug hingegen Corona bei allen Anlegerinnen und Anlegern, welche im nur wenige Tage dauernden Corona-Crash ihre Aktien-ETFs aufgestockt und so von rund 30 Prozent tieferen Kursen profitiert haben.

Ein weiterer negativer Schwarzer Schwan verkörperte unsere einst nationale Fluggesellschaft Swissair. Am 3. Oktober 2001 sackten deren Aktien um 96% ab. Wenig später ging eine der traditionsreichsten Schweizer Firmen Pleite. Als Investor von Einzelaktien kommen solche Schwarze Schwäne in Form von Totalverlusten an der Börse häufiger vor als man gemeinhin denkt.

Neben der Swissair gibt es unzählige andere einst hochgelobte «Hero-to-Zero»-Unternehmen, welche praktisch von einem auf den anderen Tag die Segel strichen und ihr Geschäft einstellen mussten. Als weitere Beispiele seien an dieser Stelle an die globale Investmentbank Lehmann Brothers, den Energieriesen Enron oder den ambitionierten deutschen Zahlungsabwickler und einstigen Börsenliebling Wirecard erinnert.

Fazit: Investiere regelbasiert, diversifiziere deine Geldanlage breit und bewahre bei Börsenturbulenzen stets einen kühlen Kopf. Damit bleibst du zwar nicht vor Crashs und damit verbundenen Buchverlusten verschont. Im Gegensatz zu Einzeltitel-Investments erleidest du aber keine Totalverluste infolge von Firmenpleiten.

Denkfehler Nr. 12: Survivorship Bias – Überlebensirrtum

Bei diesem Denkfehler wird die Erfolgswahrscheinlichkeit systematisch überschätzt. Besonders häufig tritt dieser Irrtum bei aktiv gemanagten Anlagefonds auf. So publizieren Finanzpostillen regelmässig Rankings über die bestlaufenden Fonds ihrer Werbekunden. Schöne Momente für die Finanzbranche und ihre Marketingbüros, welche diese Good News natürlich genüsslich medial auf allen Kanälen ausschlachten. Wer könnte es ihnen auch verübeln?

Wo liegt also das Problem? Die Betrachtungsdauer ist zu kurz. Es ist keine grosse Kunst, kurzfristig über ein, zwei oder drei Jahre den Index zu schlagen. Längerfristig schaffen das aber nur die allerwenigsten aktiv gemanagten Fonds – nach Abzug der Kosten. Schlimmer noch – und jetzt kommen wir zum Kern dieses Bias: Die Mehrzahl der Fonds befindet sich auf dem Anlagefriedhof. Das heisst, die Fondsanbieter sieben mangels Erfolgs laufend ihre Loser-Fonds aus und entziehen sie somit dem Markt – und unserem Gedächtnis. Diese Negativstorys erscheinen natürlich nicht in den Hochglanzbroschüren, sondern laufen im stillen Kämmerlein ab. Übrig bleiben die wenigen medial gepushten «Gewinnerfonds».

Dieser Bias führt also dazu, dass wir irrtümlich davon ausgehen, dass es nur so von erfolgreichen aktiv gemanagten Anlagefonds wimmelt. Erfolgsprodukte also, die es problemlos schaffen, den Index zu schlagen.

Fakt ist aber, dass eine überwältigende Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds ein ungünstiges Risiko-/Renditeverhältnis aufweist. Das heisst, sie schaffen es nach Abzug der Kosten nicht, langfristig d.h. über zehn und mehr Jahre, den (bezogen auf das eingegangene Risiko korrekten) Index bzw. einen entsprechenden ETF zu schlagen.

Fazit: Lass’ dich von Erfolgsmeldungen aus der Finanzbranche nicht täuschen. Denk auch daran, dass Gewinner-Fonds der Vergangenheit oft die Flops von morgen sind (vgl. auch Denkfehler Nr. 7). Konzentriere dich bei der Wahl eines Anlageproduktes auf die wirklich relevante Frage: Wie hoch war bei deinem gewählten oder gewünschten Fonds die risikoadjustierte, langfristige Rendite nach Abzug aller Kosten im Vergleich zum passenden Index (Benchmark)? Falls du zur Erkenntnis gelangst, dass du die Marktrendite (Index) nicht schaffst, lege dir einen oder mehrere bewährte indexbasierte ETFs zu. Wenn dir die Wahl schwerfällt, schau’ doch mal in unseren unabhängigen ETF-Vergleich «Beste ETFs Schweiz und global: And the Winner is…» rein.

Denkfehler Nr. 11: Home Bias – Heimmarktneigung

Mit dem Home Bias ist die Tendenz gemeint, Geldanlagen auf dem Heimmarkt überproportional zu gewichten. Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet dies, dass Schweizerinnen vorzugsweise in den «SMI», Deutsche in den «DAX» und Amerikanerinnen in den «S&P 500» investieren. Gründe für die Bevorzugung des Heimmarktes sind vielfältig und zumindest auf den ersten Blick nachvollziehbar: mehr Vertrauen in hiesige Unternehmen, eine bessere Informationsbasis, tiefere Transaktionskosten, keine Wechselkursrisiken.

Wissenschaftliche Studien belegen jedoch, dass weltweite Diversifikation bei deiner Anlage langfristig das beste Risiko-Rendite-Verhältnis bringt. Diese Erkenntnis schliesst nicht aus, dass beispielsweise der auf wenige CH-Titel konzentrierte Heimindex «SMI» auch mal über die eine oder andere Periode besser abschneidet als der breit diversifizierte Weltindex «MSCI World». Das Risiko, das du dabei eingehst, ist aber höher.

Behavioral Finance
Abb. 1: Unterschiedliche Kursverläufe von 8.12.2010 bis 29.9.2022 zweier ausschüttender ETFs basierend auf den Indizes «SMI» (rot von iShares) und «MSCI World» (blau von HSBC). Die Wertveränderungen beinhalten Kosten (TER) und Ausschüttungen. (Quelle justetf.ch)

Denn beim SMI ist die Performance stark abhängig von wenigen Titeln. So machen die Top 3-Positionen im SMI Nestlé, Novartis und Roche mehr als 55% aus. Das heisst, wenn nur einer dieser Titel schwächelt, dann schwächelt der ganze Index. Anders beim breit diversifizierten MSCI World mit rund 1600 Aktiengesellschaften aus 23 Industriestaaten einschliesslich der Schweiz: Die Top 3 Apple, Microsoft und Amazon vereinen nur 11% der Gesamtmarktkapitalisierung des MSCI World.

Fazit: Übe dich in Geduld und nutze langfristig die Macht der Diversifikation. Damit erhältst du bei deiner Geldanlage das einzige Gratismittagessen, den sogenannten «Free Lunch». Das heisst, ein Vorteil, der nicht mit einem Nachteil bezahlt werden muss. Dieser Sachverhalt schlägt sich in einem optimalen Risiko-Rendite-Verhältnis nieder.

Denkfehler Nr. 10: Confirmation Bias – Bestätigungsfehler

Für Dobelli ist der Confirmation Bias der Vater aller Denkfehler. Deshalb hat er ihm wohl als einziger gleich zwei Kapitel in seinem lesenswerten Buch «Die Kunst des klaren Denkens» eingeräumt. Bei uns schafft es dieser Denkfehler immerhin in die Top 10.

Worum geht’s? Beim Bestätigungsfehler tendieren wir dazu, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie mit unseren Überzeugungen, z.B. in Form von Theorien oder Weltanschauungen, kompatibel sind. Neue Informationen, die im Widerspruch zu unseren bestehenden Ansichten stehen, filtern wir aus. Dies ist gefährlich, denn «Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden», meinte einst der britische Schriftsteller und Philosoph Aldous Huxley.

Nehmen wir an, du bist felsenfest davon überzeugt, dass die Anlageklasse «Aktien» brandgefährlich ist, einfache Anlegerinnen und Anleger im Börsencasino übel abgezockt werden und sie deshalb über kurz oder lang nur Verluste erleiden werden. Wenn du dem Bestätigungsfehler unterliegst, wirst du alle neu eintreffenden Börsenmeldungen so interpretieren und filtern, dass deine Glaubensätze bestätigt werden. Damit wird dein negatives «Börsenweltbild» immer weiter verfestigt.

Fazit: Schreibe deine Glaubenssätze in Geldangelegenheiten auf. Widme dich danach der ebenso notwendigen wie mühseligen Arbeit, deine diesbezüglichen Überzeugungen kritisch zu hinterfragen, indem du nach Gegenbeispielen suchst (Disconfirming Evidence). Wenn du noch wirksamer gegensteuern möchtest, dann fordere deine kritischsten Bekannten auf, deine Glaubenssätze zu «challengen» und sie bei Bedarf in Grund und Boden zu stampfen.

Denkfehler Nr. 9: Action Bias – Überaktivität

Dieser Fehler passiert häufig bei neuen oder unklaren Situationen. Wir verspüren dann den Impuls, etwas überhastet zu tun, irgendetwas – auch wenn es zu unserem Nachteil ist.

Gerade Börsenneulinge neigen dazu, ständig etwas an ihrem Portfolio herumzuwerkeln – beispielsweise mit überflüssigen Trades. Dadurch verursachen sie unnötig hohe Kosten.

Der Action Bias stammt aus unserer Jäger-und-Sammlerin-Zeit, als Aktivität dem Nichtstun in den meisten Situationen überlegen war. Ja mehr noch: Entschlossenes Reagieren war zu jener Zeit überlebenswichtig, während geduldiges Warten tödlich sein konnte. Man denke nur an den hinter dem Gebüsch lauernden Säbelzahntiger.

Fazit: In unklaren Situationen, wie wir sie aktuell mit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Verwerfungen (Inflation, Stromkrise etc.) erleben, lohnt es sich, an der Börse ruhig, rational und regelbasiert vorzugehen. Ein wirksames Instrument gegen den Action Bias sehen wir in einem schriftlich festgehaltenen Leitbild über die eigenen Finanzen sowie eine auf das persönliche Risikoprofil angepasste Asset Allocation. Solche Instrumente geben dir in stürmischen Börsenzeiten Sicherheit. Ergänzend dazu können für dich Robo-Advisors nützlich sein, dank derer du dein Portfolio im Autopilot-Modus halten und so vor schädlichen Überaktivitäten schützen kannst.

So oder so zügelst du deine Ungeduld, indem du dir den 1999 verstorbenen Börsenguru André Kostolany bzw. seine Börsenweisheit zu Herzen nimmst: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich. “Bei den von uns favorisierten Aktien-ETFs stimmen wir diesem «Buy-and-hold»-Ansatz sofort zu. Um Totalverluste zu vermeiden, raten wir aber bei Einzelaktien vom Nichtstun bzw. Dauerschlaf dringend ab. Denn die Geschichte lehrt uns: Einzelne Firmen können häufiger und schneller, als man gemeinhin denkt, pleitegehen. (vgl. auch Denkfehler Nr. 13).

Denkfehler Nr. 8: Information Bias – Informationsüberfluss

Beim Information Bias handelt es sich um den Irrglauben, dass mehr Information automatisch zu besseren Entscheidungen führt. Als Anleger und Anlegerinnen werden wir jeden Tag mit Unmengen von irrelevanten und/oder falschen Finanzmeldungen konfrontiert.

Hier eine kleine Auswahl per 29. August 2022 zum Schweizer Aktienindex SMI: «Schwergewichte verhindern stärkere Verluste», «Drei negative Signale in Folge» (beide aus Finanz und Wirtschaft), «Angeschlagen: Nimmt der SMI nun Kurs auf das Jahrestief?» (Cash), «SMI – Einstiegschance an der Unterstützung» (Onvista). Während die erste Schlagzeile irrelevant, aber immerhin korrekt ist, sind bei den anderen drei sogenannte Charttechniker am Werk. Diese wollen aus dem bisherigen Kursverlauf künftige Entwicklungen voraussehen, was aus wissenschaftlicher Sicht völliger Quatsch ist. Autor Kommer tut solchen Hokuspokus in seinem lesenswerten Buch «Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs» schnöde als «Finanzpornographie» ab.

Fazit: Versuche mit dem Minimum an Börseninformationen durchs Leben zu kommen, ganz nach dem Motto «Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.» Fokussiere dich besser auf die relevanten Basics des Investierens, wie wir sie hier in acht Lektionen zusammengefasst haben. Lese oder höre ergänzend dazu ein oder mehrere seriöse Sachbücher (vgl. unsere Literaturempfehlungen in diesem Kapitel). Damit baust du dir ein in Finanzfragen stabiles und fundiertes Mindset auf, welches dich vor Verunsicherung und irrationalen, schädlichen Anlageentscheidungen schützt.

Denkfehler Nr. 7: “Regression-toward-the-mean”-Ignorance – Unkenntnis des Regressionseffekts

Die Regression zur Mitte ist ein etwas sperriger Begriff aus der Welt der Statistik. Er bezeichnet das Phänomen, dass nach einem extrem ausgefallenen Messwert die nachfolgende Messung wieder näher am Durchschnitt liegt. Extreme Leistungen wechseln sich also mit weniger extremen ab.

Auf die Börse übertragen, bedeutet der Regressionseffekt, dass der – bezogen auf die Wertentwicklung – erfolgreichste Aktien-ETF der letzten drei Jahre kaum mehr der erfolgreichste ETF der nächsten drei Jahre sein wird.

Wenn wir an der Börse dieses statistische Prinzip ignorieren, betreiben wir schädliches Performance Chasing, eine Variante von Market Timing. Getrieben von «Fomo» (“Fear of missing out”) rennen wir den Renditen hinterher. Kaufen also in überhitzten Märkten zu Höchstkursen, was an der Börse die absolute Verliererformel ist.

Aber weshalb verhalten wir uns so? Dieser Denkfehler ist wohl unseren menschlichen Instinkten geschuldet: Gewinnertypen ziehen uns magisch an.

Fazit: Eine einfache und wirksame Massnahme, das Prinzip der Regression zur Mitte zu berücksichtigen, ist die periodische Durchführung eines regelbasierten Rebalancing basierend auf vordefinierten Zielwerten. Damit investierst du antizyklisch und nicht in bereits heiss gelaufene Märkte mit hohem Absturzpotenzial.

Denkfehler Nr. 6: Social Proof – Herdentrieb

Social Proof bezieht sich auf unseren immer noch tief verankerten Herdentrieb. Aber warum ticken wir so? Weil dieses gruppenorientierte Verhalten sich in unserer evolutionären Vergangenheit als gute Überlebensstrategie erwiesen hat. Man denke wieder an den Säbelzahntiger. Wer zögerte und nicht mit seinen Artgenossen die Flucht ergriff, wurde verspeist und verschwand aus dem Genpool.

Heute und auf die Börse bezogen ist der Social Proof vor allem eines: Das grosse Übel hinter Blasen und Crashs.

Fazit: Das beste Rezept gegen Social Proof sehen wir in einer soliden Finanzbildung sowie natürlich in der Sensibilität für diesen Denkfehler.

Denkfehler Nr. 5: Hindsight Bias – Rückschaufehler

Beim Rückschaufehler scheint uns rückblickend eine Entwicklung jeweils völlig plausibel und erwartbar. Ein grosser Irrtum: Denn wer hat schon die Finanzkrise 2008 oder den Corona-Crash 2020 korrekt vorausgesagt? Niemand.

Der Rückschaufehler ist gemäss Dobelli einer der hartnäckigsten Denkfehler überhaupt. Er beschreibt ihn auch als «Ich-hab’s-schon-immer-gewusst-Phänomen». Gemäss Studien sollen sogar Leute, die diesen Denkfehler kennen, genauso häufig in die Falle tappen wie alle anderen.

Doch weshalb ist der Rückschaufehler so gefährlich für uns Anlegerinnen und Anleger? Weil er uns glauben macht, wir seien bessere Vorhersager, als wir tatsächlich sind. Das macht uns an der Börse übermütig und verleitet uns zu falschen Entscheidungen.

Fazit: Dobelli rät über unsere Wirtschaftsprognosen Tagebuch zu führen, damit wir uns jederzeit schwarz auf weiss unsere Fehleinschätzungen in Erinnerung rufen können. Eine weniger aufwendige, aber nicht minder wirksame Massnahme sehen wir im passiven, regelbasierten, prognose- und spekulationsfreien Investmentansatz, wie wir ihn auf unserem Blog vertreten und selber danach anlegen.

Denkfehler Nr. 4: Loss Aversion – Verlustaversion

Schaut man sich die rekordverdächtigen Ausgaben von Frau und Herr Schweizer für Versicherungen an, so dürften wir von diesem Denkfehler besonders stark betroffen sein. Worum geht es? Investoren haben die Tendenz, sensibler auf negative Kursentwicklungen zu reagieren als auf positive. Kursverluste von 20% belasten uns also in der Regel stärker als Kursgewinne in gleicher Höhe uns erfreuen.

Verlustaversion zeigt sich auch in einem übervorsichtigen Anlageverhalten. Risikoscheue Anlegerinnen und Anleger fühlen sich mit ihrem (zinslosen) Sparkonto am wohlsten, während sie risikobehaftete Anlageklassen wie Aktien meiden.

In unserer evolutionären Vergangenheit war die Verlust- bzw. Risikoaversion übrigens noch stärker ausgeprägt als heute. Ein dummer Fehler reichte, und man schied aus dem Leben. Menschen, die unachtsam oder zu risikofreudig waren, starben bevor sie ihre Gene an die nächste Generation weitergeben konnten. Überlebt haben die Vorsichtigen – und wir als ihre Nachkommen.

Die Extremvariante der Verlustaversion sehen wir im sogenannten Null-Risiko-Fehler («Zero-Risk-Bias»). Gibt es überhaupt ein Nullrisiko in Finanzangelegenheiten, also die totale Sicherheit? Natürlich nicht. Selbst wenn du alle deine Aktien-ETFs verkaufst und das Geld auf ein Sparkonto transferierst, ist dein Vermögen nicht sicher. Die Bank könnte pleitegehen, die Inflation frisst täglich ein kleines Stück deiner Ersparnisse weg oder eine Währungsreform sorgt für böse Überraschungen.

Fazit: Risiken gehören zum Leben genauso wie zu deiner Geldanlage. Aus rationaler Sicht ist man gut beraten, existenzbedrohende Risiken abzusichern, alle anderen Risiken zu tragen und langfristig von Renditen zu profitieren, die über der Inflationsrate liegen.

Denkfehler Nr. 3. Overconfidence Bias – Selbstüberschätzungseffekt

Fast geschafft! Wir kommen nun zu den Medaillenrängen: Bronze ist unserer Selbstüberschätzung gewidmet. Dieser Denkfehler besteht darin, dass wir systematisch unser Wissen und unsere Prognosefähigkeit überschätzen. Begünstigt wird dieser psychologische Fallstrick durch zuvor erlebte, zufällige Erfolge («Anfängerglück»).

So steckten viele Anleger in den späten 90er-Jahre ihre ganzen Ersparnisse in Internetaktien. Befeuert von anfänglichen Erfolgen bildeten sie sich ein, meisterhafte Fähigkeiten beim Stock-Picking bzw. bei der Wahl erfolgreicher Zukunftsaktien zu besitzen. Ein grosser Irrtum: Denn der gesamte Markt ging zu dieser Zeit einfach hoch. Und als die Dotcom-Blase platzte, war die finanzielle Tragödie zahlreicher Spekulanten perfekt.

Überraschend: Gemäss Dobelli leiden Experten wie beispielsweise Ökonomieprofessoren noch stärker an Selbstüberschätzung. Mit gravierenden Folgen, wenn wir bei unseren Investments blind den Prognosen dieser Profis folgen. Diese unkritische und schädliche Autoritätsgläubigkeit wird auch «Authority Bias» genannt.

Fazit: Ignoriere Prognosen oder sei zumindest gegenüber deiner eigenen Markteinschätzungen als auch denjenigen von sogenannten Börsenprofis stets skeptisch. Insbesondere dann, wenn es sich um kurzfristige Prognosen handelt. Die einzigen beiden Prognosen, die du als rationaler Aktieninvestor unseres Erachtens treffen solltest, sind

Wenn du diese beiden Einschätzungen teilst, dann spricht unserer Meinung nach nichts gegen ein langfristig ausgerichtetes Investment in einen oder mehrere passive, breit diversifizierte Aktien-ETFs.

Denkfehler Nr. 2: Sunk Cost Fallacy – Irrtum der versunkenen Kosten

Jede und jeder BWL-Studierende wird vor diesem Denkfehler, welchem wir die Silbermedaille verleihen, gewarnt. Um was geht’s? Egal, ob Firmenlenker oder Privatanlegerin, sie alle haben die Neigung, versunkene Kosten früherer Fehlentscheidungen bei der aktuellen Entscheidungsfindung weiterhin zu berücksichtigen.

So werden für erfolglose Projekte weitere Kosten in Kauf genommen («gutes Geld schlechtem hinterherwerfen»), statt das Projekt zu beenden und sich die Fehlinvestition einzugestehen. Mit anderen Worten: Stellst du ein Projekt heute auf den Prüfstand, so sollten für dich nur das künftige Nutzen-Kosten-Verhältnis in deine Entscheidungsfindung einfliessen, nicht aber die vergangenen, bereits versunkenen Kosten. Denn diese sind unwiederbringlich verloren.

Beispiel: Du bist seit vielen Jahren in einen teuren, aktiv gemanagten Aktienfonds investiert. Nennen wir ihn «The World’s Best Stocks Premium Fund». Du stellst fest, dass wegen der hohen Kosten die Performance dieser Anlage im Mehrjahresvergleich deutlich dem Benchmark des MSCI World Index hinterherhinkt. Was tust du? Als rationaler Anleger ziehst du die Reissleine: Du stoppst die hohen Kosten, akzeptierst allfällige Exitgebühren und investierst stattdessen in einen günstigen (passiven) Aktienfonds. Dasselbe solltest du übrigens auch bei überteuerten Brokern tun.

Fazit: Betrachte versunkene Kosten als wertvolles, wenn auch manchmal teures Lehrgeld und handle nach dem Motto «Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende».

– P a r t n e r a n g e b o t

Degiro Erfahrungen Schweiz

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Denkfehler Nr. 1: Verkennen des exponentiellen Wachstums

Gold für das exponentielle Wachstum! Diese Wahl mag dich vielleicht überraschen. Aber exponentielles Wachstum, das sich bei deiner Geldanlage im Zinseszinseffekt niederschlägt, ist derart mächtig, dass wir dessen Verkennung als den grössten psychologischen Fallstrick sehen. Bei deiner Geldanlage ist der Zinseszinseffekt dein engster Verbündeter und langfristig ein Performance-Booster ohnegleichen, wie wir später noch sehen werden.

Albert Einstein soll ja einst gesagt haben: «Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn.» Im Gegensatz zu linearem Wachstum, was wir intuitiv verstehen, übersteigt exponentielles Wachstum unsere Vorstellungskraft. Denn unsere evolutionäre Vergangenheit hat uns nicht darauf vorbereitet. So waren die Erfahrungen unserer Vorfahren vorwiegend linearer Art. Wer beispielsweise doppelt so viel Zeit mit Beerensammeln aufwendete, brachte die doppelte Ernte ein.

Fürs bessere Verständnis folgendes Szenario: Grosszügig wie du bist, möchtest du für deinen minderjährigen Nachwuchs (alternativ kann’s natürlich auch das Göttikind sein) einmalig 10’000 Franken anlegen. Dabei prüfst du drei Investmentmöglichkeiten über einen Anlagehorizont von 40 Jahren.

Option A ist ein festverzinsliches Wertpapier in Form einer Unternehmensanleihe (Obligation) mit einem jährlichem Zinscoupon von 8%. Option B ist ein Aktien-ETF «MSCI World» mit erwarteten Kurssteigerungen von durchschnittlich 8% pro Jahr. Option C ist ein aktiv gemanagter «Aktien-Fonds weltweit» von deiner Hausbank mit einer erwarteten Rendite von 6% (Marktrendite abzüglich 2% Management Fees & Co.). Inflation und Steuern lassen wir zur Vereinfachung aussen vor. Wofür würdest du dich entscheiden?

Bravo, du hast wahrscheinlich auf B getippt und somit die «richtige» Wahl getroffen (vgl. Abb. 2).

Behavioral Finance
Abb. 2: Je länger die Haltedauer, desto stärker schlägt der Zinseszinseffekt bei Option B und C durch.

Womit du womöglich aber nicht gerechnet hast, sind die riesigen Differenzen bei den Wertsteigerungen der drei Anlageoptionen (vgl. Abb. 3).

Behavioral Finance
Abb. 3: Frappante Unterschiede beim Wertzuwachs zwischen den drei Anlageoptionen bei einer Haltedauer von 40 Jahren.

Vergleichen wir zuerst einmal die Optionen A und B. Beide werden zu 8% verzinst. Entscheidend ist hier also nicht die Zinshöhe, sondern das exponentielle Wachstum bei Option B. Denn beim ETF greift der Zinseszinseffekt bzw. die zu verzinsende Basis steigt jährlich um 8%: 10’000, 10800, 11’664 usw. Bei der Obligation bleibt sie hingegen konstant bei 10’000 CHF, weshalb auch der Zinsertrag über die Jahre stabil bleibt (lineares Wachstum).

Erstaunlich ist, dass dank des Zinseszinseffektes der ETF die Obligation nicht nur um 20, 30 oder 50% schlägt, sondern um 548%!

Vergleichen wir die Optionen A und C, so fällt auf, dass auch hier der Zinseszins mächtiger ist als die Zinshöhe. Denn trotz geringerer Verzinsung (8% vs. 6%) performt Option C gegenüber A um 190% besser.

Aktienorientierte Anlegerinnen und Anlegern dürfte jedoch die beträchtliche Differenz bei der Wertentwicklung zwischen Option B und C interessieren. Gleiche Anlageklasse, aber ein vermeintlich geringer Zinsunterschied von 2%, basierend auf höheren Nebenkosten, bedeutet nach 40 Jahren bei der aktiv gemanagten Anlage 114’388 Franken Minderertrag.

Fazit: Nutze bei deiner Geldanlage die Kraft des Zinseszinseffekts. Investiere passiv statt aktiv und wähle einen günstigen, für dich geeigneten Broker, um die Nebenkosten des Investierens möglichst tief zu halten. Denn diese laufenden Kosten haben wegen des negativen Zinseszinseffektes eine langfristig drastische Auswirkung auf dein Vermögen, wie der Vergleich zwischen Option B und C eindrücklich gezeigt hat. Last but not least: Verlass’ dich bei Wachstumsraten besser nicht auf dein Gefühl, sondern auf deinen Taschenrechner bzw. die Zinseszinsformel: [=Anfangsinvestition*(1+Zins/100)^Haltedauer)-Anfangsinvestition] bzw.  beispielhaft für Option B: [=10000*(1+8/100)^40-10000] (Excel)

Literaturhinweise (inkl. Buchtipps)

Bei unserer Lektüre diverser Bücher, welche Bias bzw. psychologische Denkfehler zum Thema haben, ist ein Name besonders häufig zitiert worden: Daniel Kahnemann, Psychologe, Nobelpreisträger und Experte auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik. Er hat viele wissenschaftliche Arbeiten zu kognitiven Verzerrungen geschrieben, wie beispielsweise sein bekanntes Buch «Schnelles Denken, langsames Denken». Dieses und andere Werke, welche uns beim Verfassen dieses Artikels inspirierten, haben wir dir nachfolgend zusammengestellt:

Alle genannten Bücher finden wir lesens- und empfehlenswert. Wenn du dich in der Breite und auf unterhaltsame Weise über psychologische Fallstricke (auch ausserhalb des Finanzthemas) informieren möchtest, dann liegst du mit den beiden Bestsellern des Schweizer Autors Rolf Dobelli goldrichtig. Ebenfalls leichtere Kost bietet das (Hör-)Buch von US-Autor Morgan Housel, worin er in 20 Kurzgeschichten anschaulich erklärt, weshalb wir immer wieder schlechte Finanzentscheidungen treffen.

Die übrigen drei Werke sind zwar etwas weniger unterhaltsam, dafür bieten sie mehr wissenschaftlichen Tiefgang. Darunter sehen wir insbesondere Kommer’s «Souverän investieren…» als Pflichtlektüre für alle, welche sich einen rationalen, wissenschaftsbasierten Buy-and-Hold-Investitionsansatz aneignen wollen. Dieses Standardwerk gibt’s übrigens gratis bei Spotify als Hörbuch, und zwar sowohl im Original als auch in der ebenfalls empfehlenswerten gekürzten Fassung für Einsteiger.

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Disclaimer

Haftungsausschluss: Dieser Artikel stellt keine Anlageempfehlung dar, sondern dient lediglich deiner Information.

Melina ist eine leidenschaftliche Schweizer Finfluencerin. Manchen dürfte sie bereits aus den Sozialen Medien wie LinkedIn oder Instagram bekannt sein. Über diese Kanäle publiziert sie regelmässig Beiträge rund ums Thema Geld. Daneben hat sie sich auf Finanzcoachings für Frauen spezialisiert. Im Gespräch mit Stefan spricht Melina unter anderem über ihre ersten Gehversuche im Geldverdienen in ihrer Kindheit, wie aus ein paar Urlaubstagen in Panama vier prägende Arbeitsjahre wurden, worauf sie die den Frauen oft nachgesagte Risikoscheue zurückführt und wie die drohende Vorsorgelücke geschlossen werden könnte. Schliesslich gibt sie – für Frauen und Männer – ihre fünf wichtigsten Finanztipps preis.

Das ausführliche Interview mit Melina zum Thema „Frauen und Finanzen Schweiz“ ist in die folgenden drei Teile gegliedert:

Inhalt

Teil 1 «Person Melina Scheuber»

Melina, du bist eine der wenigen Frauen, die sich nicht nur für Finanzthemen interessieren, sondern auch aktiv darüber sprechen. Wer bist du und wie kam es zu deiner Passion fürs Geld?  

Ich bin 34 Jahre alt und lebe mit meinem Mann in der Region Zürich. Beruflich bin ich einerseits als Portfoliomanagerin bei einer kleineren Vermögensverwaltung tätig. Anderseits führe ich als Selbständige Finanz-Coachings für Frauen durch. Meiner Passion fürs Geld ging eine längere Entwicklung voraus.

Welche Schlüsselerlebnisse haben dich in finanzieller Hinsicht besonders geprägt?

Ein einschneidendes Erlebnis für mich war sicherlich die Scheidung meiner Eltern. Ich war damals erst acht Jahre alt. Wir lebten in einem Dorf in der Innerschweiz. Das traditionelle Rollenmodell, wonach die Mutter auf die Kinder schaute und der Vater das Geld verdiente, war das dominierende und auch das gesellschaftlich am besten akzeptierte.

Wie erlebtest du diese Zeit nach der Scheidung?

Es war eine harte Zeit, die von vielen materiellen Entbehrungen geprägt war. Meine Mutter musste sehr sparsam haushalten. Aber nicht nur das: Sie war auch gezwungen, nach Jahren ohne Erwerbstätigkeit von einem Tag auf den anderen einen Job zu suchen. Nur mit rigorosem Sparen und einem Zusatzverdienst kamen sie, meine Schwester und ich finanziell einigermassen über die Runden.

Und da wurde dir die finanzielle Abhängigkeit bewusst, in die deine Mutter sich begeben hatte?

Ja genau. Diese schmerzvolle Lektion für meine Mutter war auch prägend für mich. Ich lernte daraus, dich nie von einem Partner, vom Staat oder Arbeitgeber finanziell abhängig zu machen.

Welche anderen Ereignisse haben dein Wille nach finanzieller Unabhängigkeit gefestigt?

Als ich 18 war, zogen wir nach Zürich zum damaligen Freund und heutigen Mann meiner Mutter. Am Familientisch diskutierte mein Stiefvater oft und gerne über Wirtschaft und Finanzen. Mich inspirierten diese Gespräche sehr und so gewann ich mehr und mehr Interesse am Thema «Geld».

Frauen und Finanzen Schweiz

Melina Scheuber, Schweizer Finfluencerin

Wie hast du dein erstes Geld verdient?

Die ersten Franken habe ich bereits als Kind verdient. So habe ich beispielsweise Armbänder gebastelt und diese dann verkauft. Ein anderes Geschäftsmodell von mir war der Eiervertrieb. Und das ging so: Zuerst habe ich mich im Quartier erkundigt, wer frische Eier benötigt. Die bestellten Eier habe ich dann beim «Hühner-Nachbarn» gekauft, welcher mir jeweils eine Süssigkeit mit auf den Weg gab. Mein eigentlicher Lohn daraus bestand jedoch aus dem Münz, welches mir die Eierkäufer für meinen Service zusteckten.

Später als Teenager folgten dann einige Sommerjobs, wo ich beispielsweise im Geschäft meines Vaters mit einfachen Arbeiten ein paar Franken verdient habe.

Nach diesen ersten Gehversuchen im Geldverdienen: Wie entwickelten sich deine Cashflows weiter?

Klassisch mittels einer Lehre. Ich entschied mich für eine Banklehre bei der UBS. Von meiner Mutter vor die Wahl gestellt, einen Teil meines Lohnes abzugeben oder alles selber zu finanzieren, entschied ich mich für Letzteres.

Ein guter Deal?

Nein, in finanzieller Hinsicht war es ein schlechter Deal. Aber selbstbestimmt über meine Finanzen zu walten, war mir einfach wichtiger. Heute vor die Wahl gestellt, würde ich wieder genau gleich entscheiden.

Nach der Banklehre hast du ein Betriebswirtschaftsstudium an der ZHAW absolviert. Danach folgten verschiedene Auslandaufenthalte. Inwieweit hat deine Reisefreude deine Passion für Geldfragen beeinflusst? 

Meine Einblicke in andere Kulturen und Wirtschafssysteme in Asien, Zentral- und Südamerika haben mein Mindset für Geldfragen stark beeinflusst. So wurde mir die finanzielle Misere vieler Frauen deutlich vor Augen geführt. Insbesondere, wenn Kinder im Spiel sind und die Väter keine Verantwortung übernehmen wollen, droht den Frauen in diesen Ländern der rasche Abstieg in die Armut.

Worin liegen deiner Meinung nach die Ursachen für diese Misere?

Das Hauptproblem sehe ich in der fehlenden Gleichstellung der Frauen sowie in der schlechten Bezahlung. Im Angestelltenverhältnis, z.B. als Bürogehilfe oder als Reinigungskraft, verdient man in diesen Ländern sehr wenig. Im Gegensatz zur Schweiz führt in Zentral- und Südamerika ein Leben in Wohlstand oft nur über eine selbständige Tätigkeit.

Du verbrachtest mehrere Jahre in Panama. Wie kam es dazu?

Eigentlich wollte ich dort nur einen Freund für einige Tage besuchen. Als ich bei seiner Arbeitsstelle, eine lokale Bank, auf ihn wartete, kam ein Berater zu mir und bot mir spontan einen Job in der Kundenberatung an. Ich nahm an – zu einem Monatslohn von 1’400 USD. Die darauffolgenden vier Jahre blieb ich als Bankangestellte in Panama, wenngleich ich meinen ersten Arbeitgeber nach neun Monaten wechselte.

Keine Frage, als frischgebackene Betriebsökonomin hättest du in der Schweiz ein Mehrfaches verdient. Aber kaufkraftbereinigt war es kein schlechter Lohn, oder?

Da die Preise in Panama verhältnismässig hoch sind, kam ich mehr schlecht als recht über die Runden. Aber ja, für panamaische Verhältnisse war es ein guter Lohn. Im Rückblick betrachtet, war die Zeit in Panama für mich vor allem eine wertvolle Lebensschule und weniger ein Karrierebooster.

Vor vier Jahren kehrtest du in die Schweiz zurück. Ein Kulturschock? 

Ja, zumindest was gewisse Finanzthemen betrifft. So war es für mich anfänglich nicht einfach, den Durchblick über unser Versicherungssystem zu haben. Doch ich liess nicht locker und habe mich akribisch, ja geradezu wie ein Nerd in dieses Thema eingelesen, bis ich es verstand. Ich bin nicht der Typ, der sich gerne auf andere verlässt.

Fühlst du dich auch als Frau in der Schweiz manchmal diskriminiert?

Ja, ich erlebe eine gewisse Ungleichbehandlung auch in der Schweiz. Um nur ein Beispiel zu nennen: Mir wurden von einem früheren Arbeitgeber schlechtere Konditionen für mein berufsbegleitendes Studium angeboten, als zwei meiner männlichen Arbeitskollegen im gleichen Jahr erhalten haben. Erst dank der Intervention meines damaligen Chefs wurde diese Ungerechtigkeit korrigiert.

Wie regelst du persönlich deine Finanzen?

Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz und richte mich dabei an die Vermögenspyramide. Diese besteht aus den folgenden vier, nacheinander zu durchlaufenden Stufen:

  1. Versicherungen abschliessen mit dem Ziel, sich vor existenzbedrohenden Ereignissen finanziell abzusichern
  2. Notgroschen sicherstellen, um für Unvorhergesehenes finanziell gewappnet zu sein
  3. in die Altersvorsorge 3a einzahlen, um Vermögen im Alter aufzubauen und Steuern zu sparen
  4. Wertschriftensparen, um Vermögen aufzubauen

Und wie gehst du dabei konkret vor?

Zuerst habe ich ein Budget erstellt mit allen Einnahmen und Ausgaben. Darauf basierend habe ich dann die Sparbeträge festgelegt. Dabei verfolge ich das Prinzip «Zahle dich zuerst!». Das heisst, zuerst werden immer die Sparbeiträge investiert. Wenn es am Ende des Monats einmal knapp wird, schränke ich meinen Konsum ein und verzichte beispielsweise auf einen Restaurantbesuch.

Ist der konzeptionelle Teil erledigt, geht’s in die Umsetzung. Und da bin ich ein absoluter Fan von Effizienz.

Das heisst, du möchtest «im laufenden Betrieb» möglichst wenig Zeit für Finanzangelegenheiten aufwenden?

Ja genau. Die meisten Finanztransaktionen laufen bei mir komplett automatisiert ab.

Für welche Anbieter hast du dich bei deiner Finanzanlage entschieden?  

Ich möchte vorausschicken, dass ich nicht an bestimmte Anbieter gebunden bin. Das heisst, es handelt sich nachfolgend um eine Momentaufnahme, die morgen wieder anders aussehen kann.

Bezüglich meiner Altersvorsorge 3a habe ich bei Viac zwei Konten mit 100% Aktienanteil eingerichtet. Darauf wird automatisch bzw. mittels zweier Daueraufträge monatlich je einen fixen Betrag überwiesen.

Und auch beim freien Wertschriftensparen habe ich einen möglichst einfachen Weg gewählt. Per Dauerauftrag zahle ich monatlich einen Fixbetrag auf ein Wertschriftendepot des Robo-Advisors Clevercircles ein.

Neben dem Investieren im Sparplanmodus verfüge ich zudem über ein Wertschriftendepot bei Swissquote mit einigen Aktien-ETFs und -Indexfonds. Darin investiere ich manuell und unregelmässig, je nach Marktlage.

Weshalb hast du dich für den Robo-Advisor Clevercircles entschieden?

Ausschlaggebend für den Entscheid für Clevercircles war damals das breite Spektrum an Anlageklassen. So bin ich dort neben Aktien, auch in Immobilien, Edelmetalle und Rohstoffe investiert. Zweiter Pluspunkt ist, dass Clevercircles eine Währungsabsicherung anbietet. Schliesslich hat mich die hohe Flexibilität beim Rebalancing angesprochen.

– P a r t n e r a n g e b o t

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Fürs Gottenkind hast du dich für einen anderen Robo-Advisor, nämlich Findependent, entschieden. Weshalb diese Wahl?

Bei Findependent war für mich der tiefe Mindestanlagewert ab 500 CHF und die super einfache Handhabung ausschlaggebend.

– P a r t n e r a n g e b o t

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Weshalb bist du bei Swissquote und nicht bei einem günstigen ausländischen Broker wie DEGIRO oder Interactive Brokers?

Bei Swissquote bin ich schon viele Jahre. Damals hatte ich mein Depot wegen der hohen Gebühren von einer Grossbank zur deutlich günstigeren Swissquote transferiert. Die Wahl eines Schweizer Brokers ist mir aus Sicherheitsüberlegungen wichtig.

– P a r t n e r a n g e b o t

Swissquote Erfahrungen

 

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Könntest du deine Sicherheitsbedenken gegenüber ausländischen Brokern noch etwas genauer ausführen? Teilweise bieten diese ja eine grosszügigere Einlagesicherung an als CH-Anbieter.

Bestärkt in dieser Haltung haben mich meine Aufenthalte in Südamerika. Mir wurde da bewusst, wie wichtig das Domizil deiner Finanzanlage ist und wie schnell diese durch politisch instabile Verhältnisse in Gefahr kommen kann.

Die Nachwehen von Corona und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führen global zu ökonomischen Verwerfungen, was sich aktuell auch in grösseren Kursverlusten an der Börse niederschlägt. Wie beeinflusst die aktuelle Weltlage dein Anlageverhalten?

An den monatlichen Sparplänen ändere ich überhaupt nichts. Bei einem kleinen Teil meiner Anlage verhalte ich mich opportunistisch und stocke meine Wertschriftenanlage bei Kursaussetzern auf. Solche antizyklischen Investments habe ich in den letzten Wochen einige gemacht.

Wie gehst du mit finanziellen Verlusten um?

Mittlerweile sehr gelassen. Aktuell sind bei mir viele Positionen durch die jüngste Korrektur an der Börse in die Verlustzone geraten. Ich bin aber überzeugt, dass langfristig und nicht zuletzt dank des Zinseszinseffekts eine positive Rendite resultieren wird.

Auf die Vorbereitung auf dieses Interview bin ich auf eine Aussage von dir gestossen, wonach du deine Finanzen von denjenigen deines Mannes trennst. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend?

Mein Mann und ich verfolgen in Finanzfragen die gleichen langfristigen Ziele. Darüber bin ich sehr froh, denn diesbezüglich stark unterschiedliche Ansichten können eine Beziehung belasten, ja bis zu deren Bruch führen. Bei der konkreten Umsetzung gibt es jedoch bei uns Unterschiede. Deshalb haben wir die Vermögensanlage voneinander separiert. Die laufenden Haushaltsausgaben finanzieren wir aber über ein Gemeinschaftskonto.

Vorsorge im Allgemeinen und der sogenannte «Gender Pension Gap» im Speziellen sind bevorzugte Themen von dir. Bitte erläutere, was damit gemeint ist?

Ja, sehr gerne. Ich muss da allerdings etwas ausholen. Denn Vorsorge fängt bei mir bei der Geburt an und geht über den eigenen Tod hinaus. Das Vorsorgethema reduziert sich also nicht nur auf die Altersvorsorge in Form unseres Dreisäulenmodells, sondern beinhaltet die gesamte Finanzplanung. Je nach Lebenssituation, in welcher sich ein Mensch befindet, rücken unterschiedliche Vorsorgethemen in den Fokus.

Mit dem «Gender Pension Gap» ist die Vorsorgelücke der Frauen gegenüber den Männern gemeint.

Du schreibst in einem aktuellen Beitrag auf LinkedIn, dass diese Vorsorgelücke im Alter rund 37% zuungunsten der Frauen betrage. Welche Rahmenbedingungen müssten deines Erachtens geändert werden, um mittelfristig diese Lücke zu schliessen?

Diese Vorsorgelücke hat vor allem kulturelle und strukturelle Ursachen. Dementsprechend sollten wir bei der Problemlösung dort ansetzen.

Gehen wir zuerst auf die kulturellen Ursachen ein. Was meinst du damit?

Gemäss einer NZZ-Umfrage von 2020 gaben 38% der Befragten an, dass Frauen nach der Geburt zuhause bleiben sollten, da eine Erwerbstätigkeit dem Kind schadet. Bei diesem kulturellen Aspekt müsste ein Umdenken in der Gesellschaft sattfinden, z.B. durch Aufklärung.

Meine Beobachtung ist zudem, dass es einen Stadt-Land-Graben gibt. Während Städterinnen nach dem Mutterschaftsurlaub oft 70% oder mehr arbeiten, sind es bei Frauen auf dem Land tendenziell geringere Pensen.

Und wo siehst du strukturell Handlungsbedarf?

Das mangelnde Angebot an Kindertagesstätten sowie deren hohe Preise erachte ich in struktureller Hinsicht als Hauptproblem. Hier könnte ich mir vorstellen, dass bei der Kinderbetreuung – analog zu unserer Volkschule – der Staat ein ausreichendes Angebot sicherstellt.

Aber auch die Wirtschaft sollte umdenken und vermehrt bereit sein, auch hochqualifizierte Arbeit in Teilzeit anzubieten.

Die Vorsorgelücke, die du ansprichst, betrifft die Pensionskasse, also die 2. Säule. Wäre es angesichts des stetig sinkenden Rentenumwandlungssatzes nicht klüger, statt sich auf die staatliche Vorsorge zu verlassen, stärker auf freies Wertschriftensparen zu setzen?  

Wie erwähnt, mein Ziel ist die finanzielle Unabhängigkeit. Das heisst im Pensionsalter möchte ich unabhängig von staatlichen Leistungen sein. Viele Leute können das aber nicht. Diese Menschen sind auf die AHV und die PK angewiesen. Und deshalb ist auch diese Vorsorgelücke von rund 37%, womit Frauen im Pensionsalter konfrontiert sind, von grosser gesellschaftlicher Relevanz. Diese Lücke bedeutet immerhin 20’000 CHF weniger Rente pro Jahr.

Verlassen wir die Altersvorsorge. In welche Anlageklassen investierst du und weshalb?

Cash halte ich für die Bezahlung laufender Rechnungen sowie für den Notgroschen. Bei meinen risikobehafteten Anlagen ist mir eine breite Diversifikation über mehrere Assetklassen wichtig. Aktuell bin ich in Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle und ganz wenig Krypto investiert.

Welche Anlageklassen meidest du und weshalb?

Im jetzigen Marktumfeld investiere ich nicht in Obligationen. Die diesbezüglichen Renditen sind mir zu gering.

Teil 2 «Frauen und Finanzen»

In deiner Tätigkeit als Finanzcoach berätst du ja vorwiegend Frauen in Geldfragen. Welche Frauen kommen zu dir und welche Beweggründe haben sie?

Meistens coache ich Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahre. Ihre Motivation ist oft die Einsicht nach einer längeren Phase des Hinauszögerns, dass es nun höchste Zeit ist, sich ernsthaft mit den eigenen Finanzen auseinandersetzen. Oft möchte die Frau auch einfach wissen, wie ihre finanzielle Situation oder jene der Familie aussieht und sicherstellen, dass sie / die Familie genügend abgesichert ist.

Manchmal ist der Auslöser auch konkreter Natur wie beispielsweise die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit, ein bevorstehender Jobwechsel mit neuer Pensionskasse oder eine Sendung über Finanzthemen wie beispielsweise die SRF-Dokuserie «Frauen und Geld».

Welche Themen stehen bei deinen Kundinnen im Fokus?

Grundsätzlich basieren meine Coachings auf einem ganzheitlichen Ansatz. Die Altersvorsorge ist aber oft das Thema, das meine Kundinnen zu Beginn aktiv einbringen. Zudem wollen sie – wie ich – ein möglichst einfaches bzw. effizientes Handling ihrer Finanzen.

Welches Vorwissen bringen sie mit?

Ihr Vorwissen in Finanzfragen ist eher gering. Dies zeigt sich auch daran, dass Cash in den meisten Fällen ihre grösste Vermögensposition ist.

Apropos hohe Cashbestände: Wie beurteilst du die den Frauen oft nachgesagte Risikoscheue beim Investieren?

Ja, es dürfte zutreffen, dass eine ausgeprägte Risikoscheue dem Naturell vieler Frauen entspricht. Von meinen Coachings weiss ich aber auch, dass Frauen durchaus in der Lage sind, risikospezifische Sachverhalte bei der Geldanlage zu verstehen. Es muss ihnen dies einfach jemanden verständlich erklären.

Und wie gehst du vor, um die Risikoscheue bei deinen Kundinnen abzubauen?

In einem ersten Schritt ist es wichtig, das eigene Risikoprofil zu kennen. Ich arbeite zudem gerne mit Grafiken, um die Funktionsweise der Börse und der unterschiedlichen Anlageklassen zu veranschaulichen. Es hilft die an sich etwas trockene Materie besser zu verstehen. Von meinen Kundinnen erhalte ich das Feedback, dass die Charts sehr hilfreich für das Verständnis sind.

Begegnest du auch Frauen, welche grundsätzlich gegen die Anlageklasse «Aktien» sind?

Ja, das gibt es durchaus. Wenn ich aber den Unterschied zwischen Sparen und Investieren grafisch aufzeige, ändern viele meiner Kundinnen ihre anfänglich kritische Haltung gegenüber Aktien. Sie verstehen dann besser, dass langfristig Aktien besser rentieren und Schwankungen, auch wenn sie kurzfristig stark ausfallen können, zu dieser Anlageklasse einfach dazugehören. Da der Grossteil meiner Kundinnen langfristig investiert, bleiben sie dann bei kurzfristigen Korrekturphasen auch ruhig.

Welche Feedbacks erhältst du von deinen Klientinnen? Gibt es auch Beschwerden, wenn sie nach Börsentauchern Verluste einfahren?

Nein, bisher glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: Die Frauen zeigen grosse Dankbarkeit und streichen positiv heraus, wie erleichtert sie sind, endlich mit meiner Unterstützung die eigenen Finanzen geregelt zu haben. Für mich persönlich ist das sehr erfüllend.

Neben reinen Frauenevents nimmst du auch regelmässig an gemischtgeschlechtlichen Finanzanlässen teil. Welche Unterschiede inhaltlicher, aber vor allem auch atmosphärischer Natur stellst du dabei fest?

Bei Frauenevents herrscht jeweils eine super Stimmung. Erst kürzlich habe ich beispielsweise einen Workshop mit Frauen durchgeführt. Es gab viele Fragen, was zu tollen Interaktionen führte. Allgemein erlebe ich den Umgang unter Frauen als sehr unkompliziert. Sie geben sich Tipps, tauschen sich aus und vernetzen sich sehr einfach.

Gemischte Finanzanlässe bestehen in der Regel aus über 80% Männern. Dabei dominieren meist ernste Businessthemen.

Die meisten Finanzblogs sprechen eher Männer an. Schweizerfinanzblog.ch ist da keine Ausnahme. Was machen wir falsch?

(Lacht.) Diese Frage müssten wohl besser die Leute ausserhalb unserer Finfluencer-Bubble beantworten.

Lass’ mich vorausschicken, dass ich eure Artikel sehr gut verständlich finde. Ich denke aber, dass manche Frauen noch etwas mehr Story «drumherum» wünschten, d.h. die Einbettung des Finanzthemas in einen lebensnahen, alltäglichen Kontext. Zudem fokussiert euer und andere Finanzblogs stark auf das Thema «Investieren». Gemäss meinen Erfahrungen bevorzugen jedoch viele Frauen einen ganzheitlichen «Vorsorge»-Ansatz, der über das Geldanlegen hinausgeht.

Teil 3 «Persönliche Finanztipps»

Welches sind deine wichtigsten Finanztipps, welche du unsere Community zum Abschluss dieses Interviews noch auf den Weg geben möchtest?  

Da könnte ich dir zahlreiche aufzählen. Aber die für mich wichtigsten Tipps sind die folgenden fünf:

Tipp Nr. 1: Eigenverantwortung übernehmen

Das Wichtigste für mich ist die Erkenntnis, dass Finanzen, ob wir wollen oder nicht, uns das ganze Leben beschäftigen. Wir können die Regelung unserer Finanzen nicht an den Staat, den Arbeitgeber oder den Partner delegieren. Stattdessen müssen wir unsere Finanzen selber in die Hand nehmen. Und besonders an die Frauen gerichtet: Wir können nicht warten, bis sich alle kulturellen und strukturellen Rahmenbedingungen verbessert haben. Denn dies dauert zu lange.

Tipp Nr. 2: Am eigenen Mindset arbeiten

Um die erforderlichen Kompetenzen in Geldfragen aufzubauen und zu erhalten sollte sich jede und jeder regelmässig mit den eigenen Finanzen beschäftigen. Am besten eingebettet in den Tagesablauf. Ich selber höre mir wöchentlich mehrere Podcasts zu den Themen Wirtschaft und Finanzen an. Ständige Stimulierung fördert das Finanzverständnis. Zudem rate ich jeder und jedem über Geld zu reden. Auch dies fördert das Verständnis. Ich bin überzeugt, dass sich das Interesse in Geldfragen bei jedem Menschen entwickeln kann. Man muss sich nur damit auseinandersetzen. Wir planen so viel, Wochenenden, Ausflüge, Ferien etc. Aber viele regeln ihre Finanzen nicht, was sich früher oder später schmerzhaft rächen wird.

Tipp Nr. 3: Beim Jobwechsel die Pensionskasse genau ansehen

Es ist für mich ein absolutes Muss, vor einer Jobzusage die entsprechende Pensionskassen-Lösung des potenziellen Arbeitgebers zu analysieren. Nur so kann ich mir ein Gesamtbild und eine Entscheidungsgrundlage verschaffen, ob für mich der Job in Frage kommt oder nicht. Insofern kann jede und jeder Einfluss auf seine Pensionskasse nehmen. Mir scheint, dass Stellensuchende zu stark auf das Salär fokussiert sind, wenn es um den monetären Bestandteil geht. Wir sollten die Pensionskasse ebenfalls als Salärbestandteil betrachten und ihr ein höheres Gewicht beimessen. Eine gute Pensionskassen-Lösung ist schliesslich ein riesiger Hebel für die spätere Altersrente. Und nicht nur das: Es geht auch um die Risikoabdeckung bei Tod und Invalidität durch Unfall oder Krankheit. Ein aktuelles Beispiel dazu sind Arbeitsausfälle infolge von Long-Covid.

Tipp Nr. 4: Vorsicht bei der Reduktion des Arbeitspensums

Jede Reduktion des Arbeitspensums sollte bezüglich der langfristigen finanziellen Auswirkungen genau abgeklärt werden. Ziel ist es, auch für den Worstcase wie Scheidung (wenn Kinder im Spiel sind) oder Todesfall des Partners gut gewappnet zu sein. Dabei gilt es zu vermeiden, von Dritten finanziell abhängig zu werden. Mein Rat: Bleibt zumindest mit einem Bein im Erwerbsleben.

Tipp Nr. 5: Investieren und vom Zinseszins profitieren

Geldanlegen muss wirklich nicht kompliziert sein. Wichtig ist, dass man zeitnah beginnt und so möglichst lange vom Zinseszinseffekt profitieren kann. Für alle, die sich mit manuellen Trades an der Börse schwertun, gibt es heutzutage Robo-Advisors. Einfach einen Sparplan mittels eines Dauerauftrags einrichten und Monat für Monat automatisiert investieren. Einfacher geht’s nimmer!

Herzlichen Dank Melina für die interessanten Einblicke.

(Das Gespräch fand am 6. Juli 2022 im Restaurant Roots in Zürich statt. Das erste Mal begegneten sich Melina und Stefan einige Wochen zuvor am SIX BörsenTalk Flagship Event, wo sie beide an der Finfluencers Paneldiskussion teilnahmen. Wir berichteten über diesen Anlass hier.)

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Die Schweizer Bank Cler lancierte 2018 mit Zak eine innovative Banklösung, die es bisher auf dem Schweizer Markt noch nicht gab: gratis und unkompliziert auf deinem Smartphone. Gut ein Jahr ist es her, seit wir erstmals über Zak berichtet haben. Seither ist bei der ersten Mobile Banking App der Schweiz einiges passiert. Mit diesem umfassenden Zak Online Bank Schweiz Update erfährst du, mit welchen Innovationen diese smarte Schweizer Neobank aufwarten kann und ob sie für dich geeignet ist.

von Stefan & Toni | 2 Kommentare
publiziert am 26.7.2022 | aktualisiert am 31.10.2023

Kurz & bündig

Inhalt

Vorbemerkungen zum Zak Online Bank Schweiz Update

Auflösung Kooperation mit Zak: Per 31.10.2023 wurde im gegenseitigen Einvernehmen die mehrjährige Kooperation zwischen diesem Blog und Zak beendet. Stattdessen sind wir neue Kooperationen mit den Schweizer Marktführern Yuh und neon eingegangen. Denn wir sind der Meinung, dass diese beiden führenden Neobanken nicht nur erfolgreicher am Markt agieren, sondern aktuell auch klar das attraktivere Angebot anbieten. Die wichtigsten Konditionen haben wir auf unserer Empfehlungsseite inkl. Aktionscodes zusammengestellt.

Abgrenzung:  Dieser Review bezieht sich auf Zak, eine App basierte Banklösung der Bank Cler. Bank Cler spezifische Leistungen, welche nicht für Zak angeboten werden, sind nicht Gegenstand dieses Reviews.

Irrtum vorbehalten: Wir haben für diesen Zak Online Bank Schweiz Review nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Unser Ziel ist es, eine möglichst objektive und aussagekräftige Momentaufnahme zu präsentieren, welche dich bei der Wahl deiner Bank unterstützt. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein und/oder sind wichtige Aspekte vergessen gegangen, so bist du herzlich eingeladen, uns entsprechende Verbesserungen mitzuteilen.

Was ist Zak?

Zak ist eine Schweizer Mobile Banking App, mit der du sparen, zahlen, einkaufen, vorsorgen und andere Finanzgeschäfte regeln kannst.

Online Bank Schweiz
Abbildung 1: Zak die Schweizer Bank auf dem Smartphone neu mit Debitkarte von Visa und eBill.

Wem gehört Zak?

Zak ist ein Produkt der Bank Cler. Die Bank Cler ist eine Schweizer Bank mit Hauptsitz in Basel und seit 2019 eine Tochtergesellschaft der Basler Kantonalbank.

Wann wurde Zak gegründet?

Am 27. Februar 2018 lancierte die Bank Cler mit Zak die erste Neobanking-App der Schweiz.

Welche Verbesserungen hat Zak seit unserem letzten Review umgesetzt?

Zak entwickelt sich dynamisch weiter. Seit unserem letztem Zak Review im Mai 2021 sind uns besonders die folgenden Innovationen positiv aufgefallen:

Wir werden diese Verbesserungen später im Bericht noch näher erläutern.

Wie sicher ist Zak?

Folgende Argumente sprechen für eine hohe Sicherheit:

Wie kann ich bei Zak ein Konto eröffnen?

Stefan und Toni sind bereits seit über einem Jahr zufriedene Zak-Kunden. Das heisst, unsere Kontoeröffnungen liegen schon länger zurück. An dieser Stelle deshalb nur so viel: Die Kontoeröffnung erfolgt komplett online über das Smartphone – in weniger als 15 Minuten.

Die zu durchlaufenden sieben Schritte des Anmeldeprozederes findest du in unserem ersten Zak Erfahrungsbericht.

Welche Basisleistungen bietet Zak an?

Zu den Basisleistungen gehören das Privatkonto Zak, die Zak Visa Debitkarte sowie der Zahlungsverkehr. Positiv: Die meisten der damit verbundenen Services sind gratis. Nachfolgend gehen wir auf diese drei Bankleistungen näher ein:

Privatkonto Zak

Mit Zak erhältst du ein gratis Privatkonto. Das heisst, du bezahlst für die Kontoführung keine Jahresgebühren.

Bei Zak steht dir nur ein Konto, welches in Heimwährung CHF geführt wird, zur Verfügung.

Auf deinem Privatkonto erhältst du bis 25’000 CHF 0,75% Zins (Stand: 5.5.2023).

Hingegen kannst du dein Konto in sogenannte «Spartöpfe» und «Gemeinsame Töpfe» thematisch aufgliedern. Dank dieses praktischen Feature kannst du deine Finanzen, seien es deine täglichen Haushaltsausgaben oder spezielle Anschaffungen, ganz einfach und transparent planen.

Neu ist es dir zudem möglich, an jedem beliebigen Kalendertag eines Monats zu sparen, und zwar mit oder ohne vordefinierten Sparbetrag. Zur Veranschaulichung haben wir dir folgende Beispiele zusammengestellt:

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Abbildung 2: Dank des zakschen Topfsystems deine Finanzen jederzeit im Griff.

Das folgende Video Tutorial erklärt dir anschaulich das zaksche Topfsystem.

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Zak Visa Debit: Eine Karte für alles

Endlich: Zak hat dem Kartendschungel ein Ende gesetzt: Statt Kreditarte, Maestro-Karte und Prepaid-Karte gibt es neu die Zak Visa Debitkarte für alles.

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Abbildung 3: Eine Karte für alles – die neue Zak Visa Debit.

Damit sind Zahlungen weltweit möglich – online und in Geschäften. Und wenn dir eine physische Karte zu umständlich ist, kannst du die Zak Visa Debit im virtuellen Wallet deines Smartphones hinterlegen und bequem über Apple Pay, Google Pay oder Samsung Pay bezahlen.

Der volle Überblick über deine Finanzen: Alle Kartenzahlungen werden gleich von deinem Konto abgebucht und im Menü «Meine Bewegungen» angezeigt.

Wichtig ist dabei, dass du immer einen positiven Kontosaldo aufweist. Denn Kontoüberzüge und damit verbundene hohe Zinszahlungen sind – im Gegensatz zu einer Kreditkarte – mit der Debitkarte nicht möglich.

Optional kannst du zudem bei jeder Bewegung eine Push-Nachricht anfordern. Du kannst deine Zahlungen auch sofort deinen Töpfen zuordnen.

Erfreulich: Mit dieser neuen Debitkarte bezahlst du keine Jahresgebühr. Zahlungen in der Schweiz sind ebenfalls kostenlos und auch im Ausland fallen keine zusätzlichen Bearbeitungsgebühren an. Schliesslich sind Bargeldbezüge an Bancomaten der Bank Cler gebührenfrei.

Nur in folgenden drei Situationen fallen beim Einsatz der Zak Visa Debit Karte Gebühren an:

Online Bank Schweiz
Abbildung 4: Überweisungsarten von Zak auf einen Blick.
  • 20 CHF für Ersatzkarte bei Verlust.
  • Die letzten beiden Kostenpositionen sind vermeidbar, weshalb wir sie als nicht relevant erachten.

    Zahlungsverkehr

    Einzelzahlungen manuell oder via QR-Code, Daueraufträge sowie Lastschriftverfahren (LSV) sind bei Zak kostenlos.

    Neu und ebenfalls gratis bietet Zak den praktischen Service eBill an – die digitale Rechnung für die Schweiz. Damit können mit wenigen Klicks Rechnungen geprüft und bezahlt werden.

    Auslandzahlungen innerhalb des SEPA-Raums sind in Heimwährung CHF kostenlos. Überweisungen in Euro erfolgen mittels eines automatischen Währungswechsels. Dabei kommt der jeweilige Tageskurs der Bank Cler zur Anwendung. Bei unserer Testüberweisung am 4.7.2022 kam ein Devisenkurs von EUR/CHF von 1.02204 zur Anwendung, was einer (zu hohen) Marge von rund 2% (!) entspricht.

    Der Zahlungsverkehr bei Zak kennt folgende beiden Einschränkungen:

    Gutschriften in CHF sind kostenlos. Zahlungseingänge in Fremdwährungen werden automatisch in CHF umgerechnet, und zwar basierend auf den jeweiligen Tagesdevisenkursen der Bank Cler.

    Gemäss vier Testüberweisungen in Euro und US-Dollar auf das Zak CHF-Konto kamen folgende Devisenkurse zur Anwendung:

    In Abstimmung mit den präzisen Interbanken-Kursen gemäss dem Währungsrechner von SIX beinhalten die Devisenkurse von Zak eine Marge von rund 2% (!), was vergleichsweise sehr hoch ist. Auf unsere Anfrage hat uns Zak diesen Wert bestätigt.

    Schliesslich bietet Zak für den «internen» Zahlungsverkehr optional das Plug-in «Zak Instant» an. Mit dessen Aktivierung können Zak-Kundinnen und -Kunden sich Geldbeträge überweisen, und zwar – wie bei Twint – in Echtzeit.

    Welche Zusatzleistungen bietet Zak an?

    Ja, die Zak App kann noch mehr als die zuvor genannten Basisleistungen. Sie deckt auch Themen wie Vorsorgen, Versicherungen, Shopping sowie das kostenpflichtige Leistungspaket Zak Plus ab. Darauf gehen wir nachfolgend näher ein:

    Vorsorgen

    Vorsorgen in der Säule 3a ist in steuerlicher Hinsicht attraktiv. Zak bietet hierzu zwei Modelle an, welche auch kombinierbar sind: «Vorsorgekonto 3» und «Wertschriften». (Die nachfolgenden Ausführungen bezüglich des Anlagehorizonts sind keine Empfehlungen von Zak, sondern entsprechen unserer Überzeugung, wonach kurzfristig nicht in die schwankungsanfällige Aktienklasse «Aktien» investiert werden sollte.)

    Wer einen kürzeren Anlagehorizont hat, z.B. weil er in drei Jahren ein Eigenheim erwerben oder nächstes Jahr auswandern möchte, der dürfte sich vorzugsweise für das «Vorsorgekonto 3» entscheiden. Diese Variante ist keinen Marktturbulenzen ausgesetzt, da ausschliesslich Barmittel angelegt werden. Die Verzinsung beträgt aktuell 0,10%. Es fallen keine Gebühren an.

    Wer hingegen einen längeren Anlagehorizont verfolgt, für den bietet Zak alternativ oder in Kombination drei nachhaltige Anlagelösungen mit Wertschriften an. Das Depot sowie alle Transaktionen sind kostenlos. Die laufenden Kosten (TER) betragen jährlich 1,25% des angelegten Betrags. Das erscheint uns relativ hoch, weshalb wir vor Abschluss dieser Vorsorgelösung einen Konkurrenzvergleich empfehlen.

    Online Bank Schweiz
    Abbildung 5: Vorsorgen mit verzinsten Bareinlagen (links) oder mit Wertschriften (rechts).

    8.2  Versicherungen

    Neu ist Zak eine Kooperation mit dem innovativen Versicherer LINGS eingegangen. Speziell daran ist, dass du deine liebsten Stücke taggenau versichern kannst.

    Für Stefan, leidenschaftlicher Hobby-Fotograf, kostet seine Kamera mit Objektiv für eine eintägige Fotosession beispielsweise gerade mal 75 Rappen (vgl. Abbildung 6). Ein fairer Deal!

    Kranken-, Reisegepäck- und Cyberversicherungen runden das Assekuranzangebot bei Zak ab.

    Online Konto Schweiz
    Abbildung 6: Versicherungsschutz für ausgewählte Tage von LINGS

    Shopping

    Schnäppchenjäger finden in der App unter der Rubrik «Zaktion» laufend neue Angebote, wie beispielsweise ein JBL Go 3 Minilautsprecher für 33.00 statt 46.90 CHF.

    Zak Plus – kostenpflichtige Zusatzleitungen

    «Das perfekte Angebot für alle, die flexibel bleiben wollen. Klimaschutz inklusive.» So zumindest wird dieses Leistungspaket für monatlich 8 CHF von der Bank Cler angepriesen.

    «Flexibel» bedeutet hier der unbeschränkte Zugang zu allen Geldautomaten weltweit zu günstigen Konditionen.

    Und mit «Klimaschutz inklusive» sind die 0,2 Rappen gemeint, welche Zak für jeden Franken, den Zak Plus Kundinnen und Kunden mit ihrer Karte ausgeben, fürs Klima spenden. Also nach dem Motto «Mit gutem Gewissen Geld ausgeben». Konkret geht es um ein jährlich wechselndes Klimaschutzprojekt im Rahmen der Zak Green Impact Initiative.

    Schliesslich wird Zak Plus Kundinnen und Kunden in den Geschäftsstellen der Bank Cler ein Kaffee spendiert.

    Worin unterscheiden sich die Leistungen von Zak und Zak Plus?

    Nachfolgende Abbildung stellt den Leistungsumfang von Zak und Zak Plus gegenüber.

    Online Bank Schweiz
    Abbildung 7: Leistungsvergleich zwischen den beiden Kontovarianten Zak (gratis) und Zak Plus (kostenpflichtig).

    Womit verdient Zak Geld und welche Leistungen sind gratis?

    In der nachfolgenden Tabelle findest du die Preise für alle wesentlichen Leistungen der beiden Kontomodelle Zak und Zak Plus.

    LeistungenZakZak PlusBemerkungen
    Privatkonto Zak
    Kontoführunggratis8 CHF pro Monat
    Zinssatz0,00%0,00%Kontoüberzüge sind nicht möglich
    PDF-Kontoabschluss per 31.12.gratisgratis
    PDF-Kontoauszug, monatlichgratisgratis
    Rückzugsbeschränkungkeinekeine
    Zak Visa Debitkarte
    Bargeldbezug an Bank Cler Bancomaten
    - von CHF
    - von EUR
    gratis
    ca. 0,5% Wechselkursaufschlag
    gratis
    ca. 0,5% Wechselkursaufschlag

    basierend auf Visa-Referenzkurs
    Bargeldbezug an fremden Bancomaten in der Schweiz
    - von CHF
    - von EUR
    2 CHF pro Bezug
    5 CHF pro Bezug plus ca. 0,5% Wechselkursaufschlag
    gratis
    ca. 0,5% Wechselkursaufschlag

    basierend auf Visa-Referenzkurs
    Bargeldbezug an Geldautomaten im Ausland 5 CHF pro Bezug plus ca. 0,5% Wechselkursaufschlagca. 0,5% Wechselkursaufschlagbasierend auf Visa-Referenzkurs
    Einkäufe bezahlen
    - in der Schweiz
    - im Ausland
    gratis
    ca. 0,5% Wechselkursaufschlag
    gratis
    ca. 0,5% Wechselkursaufschlag

    basierend auf Visa-Referenzkurs
    Kartensperrung
    - temporär via App
    - permanent via Kundenberater
    gratis
    50 CHF
    gratis
    50 CHF
    Ersatzkarte20 CHF20 CHF
    Zahlungsverkehr
    Zahlungseingänge
    - in CHF
    - in Fremdwährungen
    gratis
    zum Tageskurs von Bank Cler
    gratis
    zum Tageskurs von Bank Cler

    Wechselkurs-Marge von ca. 2%
    Zahlungen, Dauerauftrag und LSV in der Schweiz in CHFgratis
    gratis
    Zahlungen und Dauerauftrag in der Schweiz in Eurozum Tageskurs von Bank Clerzum Tageskurs von Bank Cler
    Wechselkurs-Marge von ca. 2%
    Zahlungen und Dauerauftrag im Ausland in Eurozum Tageskurs von Bank Clerzum Tageskurs von Bank ClerWechselkurs-Marge von ca. 2%;
    Zahlungen ausserhalb SEPA-Raum nicht möglich
    Tabelle 1: Gegenüberstellung der Gebühren der Kontomodelle Zak und Zak Plus.

    Wie Tabelle 1 zeigt, sind bei Zak die Basisleistungen Kontoführung sowie Zahlungsverkehr und Kartennutzung im Inland gratis.

    Kosten fallen für dich immer dann an, wenn Fremdwährungen, sei es bei Einkäufen im Ausland, beim Bargeldbezug oder beim Zahlungsverkehr, im Spiel sind.

    Die preislichen Unterschiede zwischen den Kontomodellen Zak und Zak Plus sind überschaubar. Für die monatlichen 8 CHF Kontogebühr bei Zak Plus erhältst du im Wesentlichen mehr Flexibilität beim Bargeldbezug.

    Konkret sparst du mit Zak Plus die Fixgebühren bei allen Barbezügen an fremden Geldautomaten (d.h. an nicht Bank Cler Bancomaten) im In- und Ausland.

    Im Umkehrschluss heisst das für dich: Wenn du hauptsächlich mit Karte bezahlst bzw. nicht auf (fremde) Geldautomaten im In- und Ausland angewiesen bist, dann bist du mit dem gratis Kontomodell Zak definitiv besser bedient.

    Was taugt der Zak Support?

    Allgemein empfehlen wir alle Anfragen zuerst dem Chat Bot von Zak via App mitzuteilen. Denn so können (für ihn) einfache Standardfragen umgehend beantwortet werden.

    Wenn er nicht weiterhelfen kann, dann ist er so freundlich und verweist auf die Hotline des menschlichen Supports der Bank Cler.

    Diese kostenlose Hotline für spezifischere Anfragen haben wir als recht effizient (mit einigen Minuten in der Warteschlaufe muss jeweils gerechnet werden), durchwegs in schweizerdeutscher Sprache, immer freundlich und meistens kompetent erlebt. Letzteres hängt naturgemäss von der jeweiligen Auskunftsperson ab.

    Weitere Informationen zum Zak Support findest du in unserem ersten Zak Erfahrungsbericht.

    Für wen eignet sich Zak besonders gut?

    Zak eignet sich für alle digital affinen Sparfüchse, welche

    Für wen eignet sich Zak nicht?

    Wenn du auf einen oder mehrere der folgenden vier Services Wert legst, können wir dir Zak nicht empfehlen:

    Das könnte dich auch interessieren

    Updates

    2023-10-31: Auf Auflösung Kooperation und Neobanken-Alternativen hingewiesen. 
    2023-05-05: Zinssatz auf 0,75% aktualisiert.
    2023-02-16: Textblock „Kurz & bündig“ eingefügt; neuer Zinssatz von 0,4% erwähnt. 

    Zugegeben: Etwas überrascht waren wir schon, als uns die Verantwortlichen der Schweizer Börse SIX für eine Teilnahme am diesjährigen BörsenTalk Flagship Event anfragten. Eine Panel-Diskussion mit etablierten Finanzbloggern aus der Schweiz sei geplant – eine Premiere für die SIX. Der Auftrag: Den rund 200 mehrheitlich männlichen Ü50-Finanzprofis unsere Arbeit als sogenannte Finfluencers näherbringen. Infotainment stehe im Vordergrund und bitte keine Produktempfehlungen wurde uns im Vorgespräch noch auf den Weg gegeben.  

    Am 31. Mai 2022 war es dann soweit: Stefan stieg für diesen Blog in den Ring (während Toni auf Ibiza lag) und stellte sich zusammen mit Melina (Finanzcoach für Frauen), Reto (Finanzdepot) und Fabio (FinanzFabio) den Fragen von Moderator Dani (Avaloq).

    Schweizer Finanzblog Gruppenfoto
    Nach angeregter Diskussion das Gruppenbild (v.l.n.r.) mit André Buck (Event-Organisator), Daniel Manser (Moderator), Stefan Huser (Schweizer Finanzblog), Melina Scheuber (Finanzcoach), Reto Stalder (Finanzdepot) und Fabio Marchesin (FinanzFabio)

    Herausgekommen sind spannende Einsichten in unterschiedliche, teils auch kontroverse Themen: unsere Entstehungsgeschichten, das Spannungsfeld zwischen Unabhängigkeit und Kommerz sowie die Erkenntnis, weshalb die wichtigsten Blogartikel nicht die erfolgreichsten sind.

    Schliesslich wurden wir zum Wunschkonzert aufgefordert: An die heimische Finanzindustrie gerichtet, gaben wir eure mutmasslich grössten Wünsche und Pains zum Besten. Wenig überraschend: Die unbefriedigende Gebührensituation bei Schweizer Brokern wurde gleich mehrfach thematisiert.

    Im nachfolgenden Video erfährst du die ganze Story.

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    Wie könnte es auch anders sein: Auch das übrige Programm drehte sich primär um Finanzen. Neben den obligaten Wirtschaftsdaten und -prognosen standen die beiden Trendthemen ESG und Crypto im Fokus. Keynote-Speaker Dr. Fritz Zurbrügg von der Schweizer Nationalbank rundete den abwechslungsreichen Anlass ab.

    – P a r t n e r a n g e b o t

    Degiro Erfahrungen Schweiz

    – – – – –

    Allein an der Schweizer Börse SIX stehst du mit über 1’500 angebotenen ETFs vor der Qual der (richtigen) Wahl. Und beinahe täglich werden es mehr. Diesen ETF-Dschungel wollen wir mit diesem Artikel «Beste ETFs Schweiz und global…» schrittweise entflechten.

    Mittels eines strengen, mehrstufigen Selektionsverfahrens trennen wir die Spreu vom Weizen und sieben Mittelmass und Unvollkommenheit konsequent aus.

    Welche ETFs es bis zuoberst aufs Siegertreppchen geschafft haben und ob es uns gelingt, für alle 16 Sieger-Kategorien überhaupt einen würdigen Gewinner zu prämieren, erfährst du in diesem grossen ETF-Vergleich. 

    von Stefan & Toni | 70 Kommentare
    aktualisiert am 10.4.2024

    Inhalt

    Weshalb überhaupt in ETFs investieren?

    In unserem Artikel «ETFs: Die Revolution der Geldanlage» haben wir die Erfolgsstory und die vielen Vorzüge des Anlagevehikels «ETF» ausführlich beschrieben. Deshalb halten wir uns an dieser Stelle kurz und beschränken uns auf eine Auswahl von Eigenschaften, welche ETFs auszeichnen:

    Wer also in ein globales Aktien-ETF-Portfolio investiert, partizipiert an der globalen Aktienmarktrendite. Diese jährliche Marktrendite (inkl. Dividenden, vor Steuern und Gebühren) betrug beispielsweise beim bekannten MSCI World Index von 1970 bis 2021 einschliesslich aller Korrekturen und Crashs durchschnittlich rund 8 Prozent. Begnügst du dich mit der Marktrendite, so vermeidest du auch das Ausfallrisiko, welches beispielsweise mit Einzelaktien einhergeht. Zudem sparst du Gebühren im Vergleich zu aktiv gemanagten Aktienfonds.

    Diversifikation vs. Konzentration

    Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass du als ETF-Anleger die Marktrendite nicht übertreffen kannst. Denn ETFs folgen ja stur einem Index, welcher einen bestimmten Markt und die dazugehörige Rendite abbildet.

    Zahlreiche Studien beweisen, dass selbst die meisten sogenannten Finanzprofis es nicht schaffen, eine solche Überrendite (nach Abzug aller Kosten) längerfristig zu erzielen.

    So kommt eine aktuelle Studie der Ratingagentur Scope u.a. zum Schluss, dass von den untersuchten 804 aktiv gemanagten Welt-Aktienfonds für die Dauer von fünf Jahren (2017 bis 2021) nur gerade deren 118  den entsprechenden Referenzindex „MSCI World“ geschlagen haben. Also nicht einmal 15 Prozent der aktiven Fonds erzielte eine Überrendite und dieser Wert dürfte für einen längeren Betrachtungszeitraum von zehn oder mehr Jahren noch deutlich bescheidener ausfallen.

    Und dennoch: Wer das Potenzial einer Überrendite ausschöpfen möchte, der sollte nicht (nur) auf Diversifikation (ETFs), sondern (auch) auf Konzentration (Einzelaktien) setzen.

    Oder mit anderen Worten: Hättest du vor drei Jahren dein ganzes Erspartes von 50’000 Franken in Tesla-Aktien investiert, so wärest du heute Millionär – bei einem Investment in Wirecard hingegen Pleite.

    Von solchen extremen Kursverläufen bleibst du bei Investments in ETFs verschont.

    Welche Kriterien müssen beste ETFs Schweiz und global erfüllen?

    Seit der ersten Produktlancierung im Jahr 1993 haben ETFs in der Finanzwelt eine beispiellose Erfolgsstory geschrieben. Aktuell dürfte das ETF-Universum wohl zehntausende ETFs umfassen.

    Deshalb und weil wir ein Schweizer Finanzblog sind, haben wir als Grundgesamtheit nur jene gut 1’500 ETFs definiert, welche über die Schweizer Börse SIX gehandelt werden.

    Zudem wollen wir uns auf Aktien-ETFs beschränken, weil uns diese Anlageklasse bezüglich des Risiko-Rendite-Verhältnisses am meisten überzeugt.

    Ferner haben wir unseren Fokus auf Standard-Produkte gelegt. Das heisst, wir konzentrieren uns auf sogenannte Core- bzw. «Brot-und-Butter»-ETFs. Diese Produkte folgen einem Index, dessen enthaltene Aktien nach geografischer Herkunft ausgewählt und nach Marktkapitalisierung gewichtet werden. Andere Selektionskriterien gibt es nicht, weshalb diese ETFs sehr breit diversifiziert sind.

    Das heisst, alle Themen- (z.B. Immobilien), Strategie- (z.B. Nachhaltigkeit, Dividenden) oder Faktor-ETF (z.B. Momentum, Value) wurden ausgesiebt. Wenn du mehr über diese etwas teureren und weniger breit diversifizierten Spezial-ETFs erfahren möchtest, schau doch mal bei den oben verlinkten Artikeln rein.

    Eine Core-Satellite-Strategie, also eine Kombination von marktbreiten Standard- und selektiven Spezial-ETFs, erachten wir übrigens als einen erfolgsversprechenden Anlageansatz, welchen wir selbst verfolgen.

    In der nachfolgenden Tabelle 1 findest du unsere acht Kriterien bzw. die damit verbundenen Mindestanforderungen. Diese sind bewusst sehr hoch angesetzt. Denn wir wollen ja ganz unbescheiden die ultimativ besten ETFs auserkoren.

    #KriteriumMuss-Anforderung BegründungSelektion
    (Anteil an der Grundgesamtheit)
    1HandelsplatzSchweizer Börse SIXUmfassendes Angebot; bekannt und etabliert; bei Brokern oft günstigere Konditionen 1511 (100%)
    2Anlageklassenur AktienFokus auf den Klassiker mit langjährigem, erfolgreichem Track Record988 (65%)
    3MarkterfahrungAlter mind. 5 JahrePerformance-Tracking über einen längeren Zeitraum ist möglich555 (37%)
    4MarkterfolgFondsvolumen mind. CHF 500 Mio.Impliziert einen geringeren Spread durch höheres Handelsvolumen; ausgezeichnete Marktetablierung; sehr kleines Risiko, dass ETF geschlossen wird und investiertes Geld umgeschichtet werden muss206 (14%)
    5ReplikationsmethodeNur physische Replikation (inkl. Sampling); kein SwapMit Swap geht ein etwas höheres Risiko einher; Auslaufmodell172 (11%)
    6GeografieFokus auf Regionen; keine länderspezifischen ETFs, ausser Schweiz und Japan (angebotsbedingt)Rascher Aufbau und einfaches Handling eines Weltportfolios mit wenigen ETFs; möglichst wenig Fragmentierung112 (7%)
    (92 x Region, 11 x Schweiz, 9 x Japan)
    7ProduktkostenTotal Expense Ratio (TER) von max. 0,30%Grundsatz: Je tiefer die Kosten, desto mehr Rendite bleibt übrig73 (5%)
    8Anbieter-PerformanceTracking Difference von max. 0,35% annualisiert über die letzten 5 JahreEffektive Abweichung vom Index; ein Wert unter der TER bedeutet, dass der ETF einen Teil der Kosten wieder eingespielt hat; ein ETF mit Minuswerten schlägt sogar den Index<73 (<5%)
    Tabelle 1: Anforderungskatalog für «Beste ETFs Schweiz und global» (Datenquellen: justetf.ch vom 29.4.2022; Anbieter-Factsheets per 31.3.2022).

    Die ETF-Selektion bezüglich der Kriterien Nr. 1 bis 7 basiert auf dem Datenmaterial und der Filterfunktion von justetf.ch. Das Abrufdatum war der 29. April 2022. Die Berechnung der Tracking Difference (Kriterium Nr. 8) erfolgte basierend auf dem Datenmaterial aus den Anbieter-Factsheets per 31. März 2022.

    Knallharte Selektion: Nur jeder 20. ETF schaffts ins Finale

    Von ursprünglich 1511 ETFs bleiben nach der mehrstufigen Filterung nur noch 73 ETFs für die Krönung der besten ETFs übrig. Das heisst, über 95 Prozent sind unserem strengen Selektionsverfahren zum Opfer gefallen. Recht so, denn wir wollen ja nichts weniger als die besten der besten ETFs prämieren!

    Tracking Difference als finales Kriterium

    Doch damit nicht genug: Denn die potenziellen Sieger aus den verbliebenen 73 ETFs müssen als achtes und letztes Kriterium auch noch den «Final Check» bestehen: Eine Tracking Difference nämlich, die in den letzten fünf Jahren durchschnittlich nicht grösser als 0,35 Prozent ist.

    Die Tracking Difference wird in der ETF-Diskussion leider oft vernachlässigt. Auf den Factsheets der ETF-Anbieter sucht man sie meist vergebens, was eine manuelle Herleitung erforderlich macht. Dabei ist diese Kennzahl für dich als ETF-Anleger eine der wichtigsten überhaupt!

    Sie zeigt nämlich die Performance des ETF-Anbieters an bzw. wie gut dieser seinen Job macht. Und dieser Job besteht primär darin, dass der Kursverlauf des ETF demjenigen des zugrundeliegenden Index möglichst 1:1 entspricht.

    Eine Tracking Difference, welche unter den Produktkosten (TER) liegt, stellt eine Überperformance dar. Sie kann erreicht werden, wenn der ETF-Anbieter Einnahmen durch Zusatzgeschäfte wie die Wertpapierleihe generiert und diese ganz oder teilweise dem Fonds zuführt und somit dem ETF-Anleger indirekt gutschreibt.

    Marktbreite schlägt Bekanntheit

    Erfüllen mehrere ETFs pro Kategorie alle Anforderungen, so entscheidet das Gesamtbild. Das heisst, wir wählen dann unter den Finalisten den für uns attraktivsten ETF aus. Das heisst, tiefere Kosten sind besser als höhere, grössere Fondvolumen sind besser als kleinere usw.

    Neben den in Tabelle 1 oben aufgeführten Kriterien ziehen wir zusätzlich noch den Faktor Diversifikation bei. So bevorzugen wir ETFs, welche für das entsprechenden Gebiet marktbreite Indizes abbilden: Also MSCI Europa oder SPI schlagen ihre bekannteren Pendants wie EURO STOXX 50 oder SMI.

    Schliesslich kommen nur ETFs mit steuerfreundlichen Fondsdomizilen in Frage.

    Keine Kompromisse bei Nichterfüllung

    Bei zwei von 16 Kategorien («ETF Nordamerika thesaurierend» und «ETF Schweiz thesaurierend») erfüllte leider kein einziger ETF unsere strengen Anforderungen. Konsequenterweise haben wir in diesen Fällen auf die Ernennung eines Siegers verzichtet. Stattdessen weisen wir auf geeignete Alternativen hin.

    Dividenden ausschütten oder reinvestieren?

    Wir haben bewusst darauf verzichtet, die Ausschüttungsfrage in ein weiteres Ausschlusskriterium zu verpacken.

    Denn wir sind der Meinung, dass sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETFs ihre Berechtigung haben. Letztlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks.

    So auch bei uns: Stefan bevorzugt die ausschüttende Variante, während Toni auf thesaurierende ETFs setzt.

    Wenn du Wert auf regelmässige Cashflows und Flexibilität bei deren Verwendung (z.B. Rebalancing, Konsum) legst, bist du mit ausschüttenden ETFs besser bedient.

    Wenn du hingegen den Zinseszinseffekt ausreizen bzw. die Performance deiner ETF-Anlage nicht schmälern möchtest, wählst du einen thesaurierenden ETF.

    Bezüglich der Besteuerung spielt es als Schweizer Anleger übrigens keine Rolle, ob du einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF wählst.

    Von den selektionierten 73 ETFs, welche die ersten sieben Kriterien erfüllen (vgl. Tabelle 1), sind

    Wahl der ultimativ besten ETFs Schweiz und global

    Wir werden nun für folgende Hauptkategorien die besten ETFs, je eine Variante «ausschüttend» und «thesaurierend», auswählen:

    Daraus ergeben sich gesamthaft 16 Sieger-Kategorien. Auf dieser Ebene haben wir jeweils die Gewinner-ETFs auserkoren, deren Steckbriefe du in den nachfolgenden Kapiteln findest.

    Mit Sieger-ETFs dein bevorzugtes Weltportfolio schmieden

    Aus wenigen Siegerprodukten kannst du einfach dein bevorzugtes Weltportfolio zusammenstellen:

    Bester globaler ETF

    In dieser Kategorie suchen wir einen ETF, welcher sowohl die sogenannte «Entwickelte Welt» (d.h. reichere Industrienationen) als auch die Schwellenländer abdeckt.

    Egal ob der zugrundeliegende Index der MSCI ACWI oder FTSE All-World ist, die Gewichtung der einzelnen Positionen basiert auf der Marktkapitalisierung. Das heisst, je höher der Börsenwert einer Unternehmung ist, desto mehr Gewicht erhält sie im Index. Apple ist aktuell die weltweit wertvollste Firma und somit in den genannten Indizes mit der höchsten Gewichtung vertreten. Das Verhältnis zwischen der sogenannten „Entwickelten Welt“ und den Schwellenländern fällt übrigens ziemlich einseitig aus und beträgt ungefähr 9:1.

    Positiv: Mit einem solch extrem breit diversifizierten Produkt ist es dir möglich, mit einem einzigen ETF ein Weltportfolio nach Marktkapitalisierung zusammenzustellen. Einfacher geht’s nimmer!

    Doch aufgepasst: Das Angebot ist stark eingeschränkt. Erfreulicherweise gibt es jedoch je einen ETF, welcher alle unsere Anforderungen erfüllt hat.

    Sieger in der Kategorie «ETF global ausschüttend»

     BezeichnungVanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing 
    ISINIE00B3RBWM25
    Auflegungsdatum22. Mai 2012
    RegionGlobal (Entwickelte Welt und Schwellenländer)
    Anzahl Fondspositionen3’771
    Produktkosten p.a. (TER)0,22%
    Tracking Difference0,02%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 13’978
    ReplikationsmethodePhysisch (Sampling)
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenUnangefochtene Nummer 1 auf dem Markt für alle, die sich bequem mit einem einzigen ausschüttenden ETF ein Aktien-Weltportfolio aufbauen möchten.
    Tabelle 2: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF global ausschüttend» (Quelle: Factsheet Vanguard vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF global thesaurierend»

    BezeichnungiShares MSCI ACWI UCITS ETF (Acc)
    ISINIE00B6R52259
    Auflegungsdatum21. Oktober 2011
    RegionGlobal (Entwickelte Welt und Schwellenländer)
    Anzahl Fondspositionen1’616
    Produktkosten p.a. (TER)0,20%
    Tracking Difference0,17%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 5’367
    ReplikationsmethodePhysisch (Sampling)
    Handelswährung an SIXCHF und USD
    BemerkungenSouveräner Sieger für alle, die sich bequem mit einem einzigen thesaurierenden ETF ein Aktien-Weltportfolio aufbauen möchten.
    Tabelle 3: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF global thesaurierend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Bester ETF für Entwickelte Welt und Schwellenländer

    Dieses Doppel ist der Klassiker bei Privatanlegern schlechthin. Demzufolge ist auch das Angebot erfreulich gross und die Konditionen sind sehr attraktiv. Der Vorteil gegenüber einem einzigen globalen ETF ist, dass die Entwickelte Welt und die Schwellenländer individuell gewichtet werden können.

    Wer dabei eine Übergewichtung der Schwellenländer, z.B. auf 20 Prozent, vornimmt, der kann langfristig mit einer etwas höheren Rendite durch die Faktorprämie «Political Risk» rechnen (vgl. unseren Artikel «Lohnt sich Factor Investing? Die besten 5 Fakorprämien im Renditecheck»).

    Eine Kombination zwischen den Indizes MSCI und FTSE ist übrigens nicht optimal, da die Aufteilung zwischen Entwickelter Welt und Schwellenländer leicht variiert. Südkorea gehört beispielsweise beim Index FTSE zur Entwickelten Welt, beim MSCI hingegen zu den Schwellenländern.

    Sieger in der Kategorie «ETF Entwickelte Welt ausschüttend»

    BezeichnungVanguard FTSE Developed World UCITS ETF Distributing
    ISINIE00BKX55T58
    Auflegungsdatum30. September 2014
    RegionEntwickelte Welt
    Anzahl Fondspositionen2’248
    Produktkosten p.a. (TER)0,12%
    Tracking Difference-0,10%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 2’163
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenGünstigster und grösster ausschüttender ETF für die Entwickelte Welt. Erfüllt alle Anforderungen mit Bravour. (Wer den Index-Anbieter MSCI vorzieht, findet mit dem ausschüttenden «HSBC MSCI World UCITS ETF» (IE00B4X9L533) ebenfalls ein klasse Produkt. Leider gibt es aber kein ausschüttendes MSCI-Gegenstück «Schwellenländer», welcher alle Anforderungen erfüllt.)
    Tabelle 4: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Entwickelte Welt ausschüttend» (Quelle: Factsheet Vanguard vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Entwickelte Welt thesaurierend»

    BezeichnungXtrackers MSCI World UCITS ETF 1C
    ISINIE00BJ0KDQ92
    Auflegungsdatum22. Juli 2014
    RegionEntwickelte Welt
    Anzahl Fondspositionen1’479
    Produktkosten p.a. (TER)0,19%
    Tracking Difference-0,08%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 13’260
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenKnapper Sieg vor dem 40 Mia. USD Riesen «iShares Core MSCI World UCITS ETF» (IE00B4L5Y983) dank etwas tieferer Kosten und minim besserer Tracking Difference.
    Tabelle 5: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Entwickelte Welt thesaurierend» (Quelle: Factsheet DWS Xtrackers vom 31.1.2024).

    Sieger in der Kategorie «ETF Schwellenländer ausschüttend»

    BezeichnungVanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF Distributing
    ISINIE00B3VVMM84
    Auflegungsdatum22. Mai 2012
    RegionSchwellenländer
    Anzahl Fondspositionen1’897
    Produktkosten p.a. (TER)0,22%
    Tracking Difference0,33%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 2’481
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenEinziger ausschüttender ETF für Schwellenländer, welcher alle Anforderungen, d.h. auch eine akzeptable Tracking Difference, erfüllt hat.
    Tabelle 6: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Schwellenländer ausschüttend» (Quelle: Factsheet Vanguard vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Schwellenländer thesaurierend»

    BezeichnungiShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc)
    ISINIE00BKM4GZ66
    Auflegungsdatum30. Mai 2014
    RegionSchwellenländer
    Anzahl Fondspositionen2’979
    Produktkosten p.a. (TER)0,18%
    Tracking Difference-0,03%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 17’773
    ReplikationsmethodePhysisch (Sampling)
    Handelswährung an SIXUSD
    BemerkungenDieser ETF leistet sich keine Schwäche und siegt dank eines überzeugenden Gesamtpakets sowie einem Alleinstellungsmerkmal bei der Index-Wahl. Der dem ETF zugrunde liegende «MSCI EM IMI Index» ist nämlich extrem breit diversifiziert und beinhaltet auch Small Caps.

    Wer Wert auf Handelswährung CHF legt, für den oder die bietet sich der ETF von Xtrackers (IE00BTJRMP35) als Alternative an. Dieser ETF erfüllt mittlerweile ebenfalls alle unsere Anforderungen, ist jedoch ohne Small Caps weniger gut diversifiziert und schneidet bei den Kriterien 3, 4 und 8 etwas schlechter als der Sieger-ETF ab.
    Tabelle 7: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Schwellenländer thesaurierend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Beste regionale ETFs

    Nun wollen wir ein Weltportfolio für Fortgeschrittene zusammenstellen. So wird die sogenannte «Entwickelte Welt» in die Regionen Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik aufgeteilt. Angebotsbedingt sind bei letzterer zwei ETFs erforderlich, nämlich:

    Schliesslich runden wir das Weltportfolio mit einem Schwellenländer-ETF ab, womit wir bei gesamthaft fünf ETFs sind.

    Im Handling ist diese Lösung zwar etwas komplizierter als die bisherig vorgestellten Weltportfolios mit einem oder zwei ETFs.

    Doch bietet dir eine nach Regionen basierte ETF-Wahl die Möglichkeit, die US-Dominanz, welche nach Marktkapitalisierung über 50 Prozent ausmacht, in deinem Weltportfolio zu brechen.

    Die Gewichtung kannst du natürlich individuell wählen: z.B. je 30% für Nordamerika und Europa sowie je 20% für Asien-Pazifik und Schwellenländer.

    Apropos Nordamerika: Indizes, welche nur US-Aktien umfassen (z.B. «S&P 500» oder «MSCI USA») decken geografisch nicht die ganze Region Nordamerika ab (Kanada fehlt), weshalb wir all diese Produkte aus dem Titelrennen nehmen mussten.

    Sieger in der Kategorie «ETF Nordamerika ausschüttend»

    BezeichnungVanguard FTSE North America UCITS ETF Distributing
    ISINIE00BKX55R35
    Auflegungsdatum30. September 2014
    RegionNordamerika
    Anzahl Fondspositionen673
    Produktkosten p.a. (TER)0,10%
    Tracking Difference-0,20%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 2’490
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenKonkurrenzlos, da einziger Nordamerika-ETF, der alle Anforderungen erfüllt und mit einer sensationellen Tracking Difference punkten kann.
    Tabelle 8: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Nordamerika ausschüttend» (Quelle: Factsheet Vanguard vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Nordamerika thesaurierend»

    Da kein Produkt, alle Anforderungen erfüllt, konnte kein Sieger auserkoren werden.

    Empfehlung: Auf die ausschüttende Variante oder auf den Sieger-ETF «Entwickelte Welt thesaurierend» in diesem Kapitel ausweichen.

    Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, sich nur auf die USA zu beschränken bzw. auf Kanada zu verzichten. Länderspezifische ETFs «USA» werden an der Schweizer SIX zahlreich angeboten.

    Sieger in der Kategorie «ETF Europa ausschüttend»

    BezeichnungVanguard FTSE Developed Europe UCITS ETF Distributing
    ISINIE00B945VV12
    Auflegungsdatum21. Mai 2013
    RegionEuropa
    Anzahl Fondspositionen613
    Produktkosten p.a. (TER)0,10%
    Tracking Difference-0,26%
    Fondsvolumen (Mio.)EUR 2’705
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenTiefere Kosten und eine bessere Tracking Difference führten zum Sieg von Vanguard, dicht gefolgt vom «iShares Core MSCI Europe ETF (Dist)» (IE00B1YZSC51).
    Tabelle 9: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Europa ausschüttend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Europa thesaurierend»

    BezeichnungiShares Core MSCI Europe UCITS ETF (Acc)
    ISINIE00B4K48X80
    Auflegungsdatum25. September 2009
    RegionEuropa
    Anzahl Fondspositionen430
    Produktkosten p.a. (TER)0,12%
    Tracking Difference-0,21%
    Fondsvolumen (Mio.)EUR 5’159
    ReplikationsmethodePhysisch (Sampling)
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenDas grössere Fondvolumen und die bessere Tracking Difference führten zum Sieg von iShares, knapp vor dem «Xtrackers MSCI Europe UCITS ETF 1C» (LU0274209237).
    Tabelle 10: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Europa thesaurierend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Asien-Pazifik ohne Japan ausschüttend»

    BezeichnungVanguard FTSE Developed Asia Pacific ex Japan UCITS ETF Distributing
    ISINIE00B9F5YL18
    Auflegungsdatum21. Mai 2013
    RegionAsien-Pazifik ohne Japan
    Anzahl Fondspositionen419
    Produktkosten p.a. (TER)0,15%
    Tracking Difference0,12%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 1’015
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenKonkurrenzloser Sieger: Dieser Vanguard ETF erfüllt als einziger alle Anforderungen in dieser Kategorie. 
    Tabelle 11: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Asien-Pazifik ohne Japan ausschüttend» (Quelle: Factsheet Vanguard vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Asien-Pazifik ohne Japan thesaurierend»

    BezeichnungiShares Core MSCI Pacific ex Japan UCITS ETF (Acc)
    ISINIE00B52MJY50
    Auflegungsdatum11. Januar 2010
    RegionAsien-Pazifik ohne Japan
    Anzahl Fondspositionen121
    Produktkosten p.a. (TER)0,20%
    Tracking Difference0,11%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 3’175
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXUSD
    BemerkungenKonkurrenzloser Sieger: Dieser iShares ETF erfüllt als einziger alle Anforderungen in dieser Kategorie. 
    Tabelle 12: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Asien-Pazifik ohne Japan thesaurierend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Japan ausschüttend»

    BezeichnungXtrackers Nikkei 225 UCITS ETF 1D
    ISINLU0839027447
    Auflegungsdatum25. Januar 2013
    RegionJapan
    Anzahl Fondspositionen225
    Produktkosten p.a. (TER)0,09%
    Tracking Difference-0,04%
    Fondsvolumen (Mio.)JPY 191’630 (CHF 1’438)
    ReplikationsmethodePhysisch
    Handelswährung an SIXJPY
    BemerkungenKnapper Sieg dank tiefster Kosten und bester Tracking Difference. Wer nach einem breiter diversifizierten ETF in CHF-Handelswährung sucht, wählt den etwas teureren «Vanguard FTSE Japan UCITS ETF» (IE00B95PGT31).
    Tabelle 13: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Japan ausschüttend» (Quelle: Factsheet DWS Xtrackers vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Japan thesaurierend»

    BezeichnungiShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF (Acc)
    ISINIE00B4L5YX21
    Auflegungsdatum25. September 2009
    RegionJapan
    Anzahl Fondspositionen1’127
    Produktkosten p.a. (TER)0,15%
    Tracking Difference0,11%
    Fondsvolumen (Mio.)USD 4’496
    ReplikationsmethodePhysisch (Sampling)
    Handelswährung an SIXJPY
    BemerkungenDieser ETF erfüllt alle Anforderungen und siegt dank eines überzeugenden Gesamtpakets sowie einem Alleinstellungsmerkmal bei der Index-Wahl. Der dem ETF zugrunde liegende «MSCI Japan IMI Index» beinhaltet nämlich auch Small Caps und ist somit äusserst breit diversifiziert.
    Tabelle 14: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Japan thesaurierend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Bester ETF Schweiz

    Auch wenn es nicht unbedingt rational ist und der «Home Bias» aus wissenschaftlicher Sicht bei der Geldanlage abzulehnen ist, so bevorzugen viele Schweizer Anleger heimische Aktien.

    Dieses Anlageverhalten dürfte keine Schweizer Eigenheit sein, sondern trifft wohl auf alle Länder in etwa gleichermassen zu.

    Deshalb wollen wir in diesem Kapitel für alle, die – vorzugsweise ergänzend zu einem ETF-Weltportfolio – einen Schweizer Akzent bei ihrer Anlage setzen möchten, den besten ETF Schweiz auserkoren.

    Aus steuerlicher Sicht ist es für Schweizer Anleger übrigens vorteilhaft, wenn ein Fonds mit vorwiegend oder ausschliesslich Schweizer Aktien in der Schweiz domiziliert ist (vgl. auch unseren Artikel «ETF Steuern Schweiz: Mit diesen 4 Steuerspartipps optimierst du dein Portfolio»).

    Sieger in der Kategorie «ETF Schweiz ausschüttend»

    BezeichnungiShares Core SPI (CH)
    ISINCH0237935652
    Auflegungsdatum28. April 2014
    RegionSchweiz
    Anzahl Fondspositionen212
    Produktkosten p.a. (TER)0,10%
    Tracking Difference0,12%
    Fondsvolumen (Mio.)2’571
    ReplikationsmethodePhysisch (Sampling)
    Handelswährung an SIXCHF
    BemerkungenErfüllt sämtliche Anforderungen mit Bravour. Insbesondere bei Preis und Grösse ist er unschlagbar. Zudem umfasst er alle 20 Titel des bekannteren Index SMI, zusätzlich aber auch die rund 200 nächstgrösseren Schweizer Aktienunternehmen. Einziger Wermutstropfen: Die anzahlmässig breite Diversifikation relativiert sich durch die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis. Diese sind zusammen im Index mit über 45% gewichtet. Wer dieses Klumpenrisiko reduzieren möchte, wählt alternativ den «UBS ETF (CH) SLI (CHF) A-dis» (CH0032912732). Dieser etwas teurere ETF erfüllt ebenfalls alle Anforderungen. Der ihm zugrundeliegende Index umfasst zwar nur 30 Titel, deckelt aber die vier grössten Positionen bei je maximal 9%. Mit diesem Cap reduziert sich der «Top10»-Anteil gegenüber dem SMI und somit auch das entsprechende Klumpenrisiko.
    Tabelle 15: Steckbrief Sieger-ETF in der Kategorie «ETF Schweiz ausschüttend» (Quelle: Factsheet iShares vom 31.3.2022).

    Sieger in der Kategorie «ETF Schweiz thesaurierend»

    Da kein Produkt alle Anforderungen erfüllte, konnte kein Sieger in dieser Kategorie auserkoren werden. Empfehlung: Auf die ausschüttende Variante gemäss Kapitel oben ausweichen oder auf einen «ETF Schweiz» verzichten.

    Übersicht «Beste ETFs Schweiz und global»

    Von den insgesamt 16 untersuchten Sieger-Kategorien konnten wir also 14 Gewinner-ETFs auserkoren, welche du in der nachfolgenden Gesamtübersicht findest:

    KategorieSieger-ETFKapitel
    ETF Global ausschüttendVanguard FTSE All-World UCITS ETF DistributingLink
    ETF Global thesaurierendiShares MSCI ACWI UCITS ETF (Acc)Link
    ETF Entwickelte Welt ausschüttendVanguard FTSE Developed World UCITS ETF DistributingLink
    ETF Entwickelte Welt thesaurierendXtrackers MSCI World UCITS ETF 1CLink
    ETF Schwellenländer ausschüttendVanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF DistributingLink
    ETF Schwellenländer thesaurierendiShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc)Link
    ETF Nordamerika ausschüttendVanguard FTSE North America UCITS ETF DistributingLink
    ETF Nordamerika thesaurierendKein Sieger, da kein ETF alle Anforderungen erfüllt.Link
    ETF Europa ausschüttendVanguard FTSE Developed Europe UCITS ETF DistributingLink
    ETF Europa thesaurierendiShares Core MSCI Europe UCITS ETF (Acc)Link
    ETF Asien-Pazifik ohne Japan ausschüttendVanguard FTSE Developed Asia Pacific ex Japan UCITS ETF DistributingLink
    ETF Asien-Pazifik ohne Japan thesaurierendiShares Core MSCI Pacific ex Japan UCITS ETF (Acc)Link
    ETF Japan ausschüttendXtrackers Nikkei 225 UCITS ETF 1DLink
    ETF Japan thesaurierendiShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF (Acc)Link
    ETF Schweiz ausschüttendiShares Core SPI (CH)Link
    ETF Schweiz thesaurierendKein Sieger, da kein ETF alle Anforderungen erfüllt.Link
    Tabelle 16: Gesamtübersicht mit 16 Sieger-Kategorien und 14 Gewinner-ETFs.

    Wo gibt es die Sieger-ETFs zu kaufen?

    Die 14 an der Schweizer Börse SIX handelbaren Sieger-ETFs dürften dank ihres grossen Markterfolgs bzw. ihrer hohen Attraktivität bei Privatanlegern bei allen namhaften Schweizer Brokern problemlos erhältlich sein. Erst recht beim hiesigen Marktführer Swissquote (Review), welcher bei diesen Produkten eine Pauschalgebühr von fairen 9 CHF/EUR/USD offeriert (inkl. Gebühren-Gutschrift mit unserem Aktionscode «MKT_SFB», vgl. Partnerangebot unten).

    – P a r t n e r a n g e b o t –

    Swissquote Erfahrungen

    – – – – –

    Erfreulich: Gemäss unserer Recherche werden alle Sieger-ETFs auch bei unseren ausländischen Partner-Broker DEGIRO (Review) und Interactive Brokers (Review) angeboten. (Im Gegensatz zu DEGIRO sind jedoch bei Interactive Brokers nicht alle prämierten ETFs über die Schweizer Börse SIX handelbar.) Beide Anbieter punkten mit sehr attraktiven Konditionen, was letztlich deiner Rendite zugutekommt.

    Auf unserer kompakten Empfehlungsseite findest du die wichtigsten Eigenschaften unserer bevorzugten Online-Broker, einschliesslich Aktionscodes.

    Fazit

    Unsere Auswertung «Beste ETFs Schweiz und global» führt uns zu folgenden Erkenntnissen:

    Das könnte dich auch interessieren

    Updates

    2024-04-10: Den ETF von Xtrackers (IE00BTJRMP35) wegen Handelswährung CHF als Alternative für den Sieger-ETF „Schwellenländer thesaurierend“ erwähnt. 

    2024-02-26: Beim Siegerprodukt «ETF Entwickelte Welt thesaurierend» die neue Handelswährung CHF (statt bisher USD) eingetragen.

    2023-10-14: Ergänzung bei Tabelle des Sieger-Produkts «ETF global thesaurierend» eingefügt, wonach dieser ETF neben USD auch in CHF an der CH-Börse SIX gehandelt werden kann. 

    2023-08-01: Hinweis eingefügt, dass sämtliche Sieger-ETFs bei Swissquote erhältlich sind. 

    Disclaimer

    Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

    Transparenzhinweis: Das Team von Schweizer Finanzblog ist zum Zeitpunkt der Publikation in die folgenden im Artikel erwähnten Aktien-ETFs investiert: «Vanguard FTSE All-World», iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc), «Vanguard FTSE North America» und «UBS ETF (CH) SLI». Abgesehen von diesen Investments bestehen keine Geschäftsbeziehungen (Provisionen o.ä.) zu allen in diesem Bericht erwähnten Index- oder ETF-Anbietern.

    Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

    Nachdem unser Review über den niederländischen Preisbrecher DEGIRO bei euch auf grosses Echo mit über 200 Kommentaren gestossen ist, legen wir mit einem weiteren spannenden und super günstigen Online-Broker nach. In diesem Bericht über unsere Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen zeigen wir dir auf, wo dieser mächtige und zahlreich preisgekrönte US-Anbieter gegenüber der Konkurrenz punktet und worauf du besonders achten musst.

    von Stefan & Toni | 104 Kommentare
    publiziert am 9.4.2022 | aktualisiert am 29.1.2024

    Kurz & bündig

    Inhalt

    Vorbemerkungen zu unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen

    Fokus auf ETFs:  Wer unseren Blog kennt, der weiss, dass wir die passive, kostengünstige, breit diversifizierte Buy and Hold-Anlagestrategie befolgen. Wir sind überzeugt, dass eine solche Strategie am besten mit ETFs umgesetzt werden kann. Deshalb haben wir bewusst darauf verzichtet, den Handel mit Einzeltiteln und anderen Anlagevehikeln zu analysieren und zu beurteilen Wer aber (auch) in Einzeltitel investieren möchte, für den dürfte Interactive Brokers ebenfalls sehr attraktiv sein, wie diese IBKR-Preisvergleichstabelle für US-Aktien zeigt.

    Transparenzhinweis: Um glaubwürdig und realitätsnah aus erster Hand zu berichten, ist das Team von Schweizer Finanzblog zum Zeitpunkt der Publikation Kunde bei Interactive Brokers und mit eigenem Geld investiert. Das Angebot des renommierten US-Anbieters hat uns überzeugt, weshalb wir eine Kooperation mit ihm eingegangen sind.

    Disclaimer: Investieren birgt Verlustrisiken.

    Traditionsreicher Broker mit Pioniergeist

    Wer meint, dass es sich bei Interactive Brokers oder IBKR (Börsenticker), wie diese US-Unternehmung häufig genannt wird, um ein weiteres Startup Unternehmen im Fintech Bereich handelt, der wird nun eines Besseren belehrt. Denn Interactive Brokers kann auf eine lange und pionierhafte Unternehmensgeschichte von über 45 Jahren zurückblicken.

    So wurde die ursprüngliche Organisation bereits 1977 zunächst als Market Maker unter dem Namen TP & Co. gegründet und 1982 in Timber Hill Inc. umbenannt. Sie war die erste, die 1979 Fair-Value-Preisblätter auf einem Börsenparkett verwendete.

    Gründer und aktuell Vorsitzender des Verwaltungsrats ist Thomas Peterffy.

    Peterffy hat sich in seiner langen beruflichen Laufbahn als Machertyp mit ausgeprägtem Pioniergeist bewiesen. So nutzte er 1983 als erster Handheld-Computer für den Handel. 1987 schuf er das erste vollautomatische algorithmische Handelssystem, um Aufträge automatisch zu erstellen und an einen Markt zu senden.

    Zwischen 1993 und 1994 wurde die Unternehmensgruppe Interactive Brokers Group sowie die Tochtergesellschaft Interactive Brokers LLC gegründet, um ihr elektronisches Brokerage zu kontrollieren und es von Timber Hill, das Market Making durchführt, getrennt zu halten.

    Im Jahr 2014 war Interactive Brokers der erste Online-Broker, der direkten Zugang zu IEX , einem privaten Forum für den Handel mit Wertpapieren, anbot.

    Derzeit werden über 80% der Aktien von IBKR von Mitarbeitenden und den mit IBKR verbundenen Unternehmen gehalten; Gründer Peterffy ist grösster Aktionär.

    Wer noch mehr über die Firmengeschichte von Interactive Brokers erfahren möchte, findet auf der IBKR-Homepage in der Rubrik Über uns vertiefte Informationen.

    Auszeichnungen unterstreichen starke Marktposition

    Die zahlreichen Auszeichnungen von unabhängiger Seite sind ein weiteres Indiz, wie erfolgreich sich IBKR über die Jahre am Markt positioniert hat (vgl. auch Abbildung 1).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 1: Eine kleine Auswahl von IBKR-Auszeichnungen.

    So fungiert Interactive Brokers im renommierten Wirtschaftsmagazin Barron’s als Seriensieger und wurde auch 2022 – unter 12 untersuchten Anbietern – als bester Online-Broker gewählt.

    Interactive Brokers fasst auf ihrer Homepage unter der Rubrik «Warum IBKR» die ihrer Ansicht nach wichtigsten Argumente, welche für IBKR sprechen, zusammen.

    Welches Geschäftsmodell verfolgt IBKR heute?

    IBKR entwickelt mächtige Trading-Tools und bietet diese anderen Brokern sowie Endkunden an.

    Zwei wichtige Einnahmequellen von IBKR bestehen also aus Lizenzgebühren von Drittbrokern sowie Handelsprovisionen von Privatkunden, einschliesslich Zinseinnahmen aus Vergaben von Wertschriftenkrediten.

    Wie sicher ist IBKR?

    Bei Interactive Brokers handelt es sich um einen regulierten Broker-Dealer, welcher sich in seiner über 45-jährigen Firmengeschichte als sehr krisenresistent bewiesen hat.

    IBKR positioniert sich denn auch als sehr sicheren Broker und unterstreicht seine grosse Finanzkraft.Wie es konkret und aktuell um die Finanzen von IBKR steht, geht aus den auditierten Jahresberichten hervor, welche IBKR transparent für die Öffentlichkeit publiziert.

    Wie bin ich nun aber geschützt, wenn IBKR doch einmal in ernsthafte finanzielle Schieflage gerät? Im unwahrscheinlichen Worstcase-Szenario «Konkurs» dürften für dich als Schweizer Anleger:in insbesondere folgende drei Sicherheitsaspekte relevant sein:

    Und für alle, die gegenüber US-Anbietern wegen des dort herrschenden Rechtssystems skeptisch sind, kann zumindest Entwarnung gegeben werden: Vertragspartner für CH-Kund:innen ist Interactive Brokers UK, womit in letzter Konsequenz der Gerichtsstand London wäre. Dies geht aus dem «Interactive Brokers (U.K.) Limited and Interactive Brokers LLC Client Agreement» (Kapitel A17 1.1) hervor.

    Soweit sollte es jedoch gar nicht kommen. IBKR hat uns auf Anfrage versichert, dass man allfällige Streitigkeiten immer zuerst aussergerichtlich und im beidseitigen Einvernehmen lösen möchte. So bieten sie ein sogenanntes Beschwerdeticket an, wo Reklamationen & Co. eingereicht werden können.

    Über welche Börsen kann bei IBKR gehandelt werden?

    IBKR bedient ein umfassendes Angebot mit allen wichtigen internationalen Börsen – darunter auch die Schweizer SIX. Zu beachten ist, dass IBKR die SIX unter dem Kürzel «EBS» führt.

    Wie umfassend ist das ETF-Produktangebot?

    Bevor du dich für Interactive Brokers entscheidest, solltest du abklären, ob deine Wunsch-ETFs überhaupt erhältlich sind.

    Auch als Nichtkunde kannst du dich über die nachfolgenden Links über das ETF-Produktangebot ins Bild setzen. Der regionale – oder im Falle der Schweiz – länderspezifische Zusatz bezieht sich jeweils auf die Börsenstandorte.

    So erfreulich umfassend das ETF-Angebot ist, so unverständlich ist es für uns, dass IBKR bei den oben aufgeführten Produktangeboten weder Filter- noch Sortiermöglichkeiten zulässt.

    Falls diese Abklärungen für dich zu umständlich sind, teile uns doch einfach mittels eines Kommentars unten deine bevorzugten ETFs (ISIN oder Ticker) und bei Bedarf dein gewünschter Börsenplatz mit. Als IBKR-Kunden kommen wir mittels Direktsuche via Freitextfeld schneller ans Ziel.

    Verfügt man bereits über ein IBKR-Konto, so steht einem für die ETF-Recherche – neben der Direktsuche via Freitextfeld – zusätzlich der sogenannte «Marktscanner» zur Verfügung. Bei den ETFs beschränken sich jedoch die Filter- und Sortiermöglichkeiten aktuell nur auf Produkte, welche an der US-Börse Nasdaq gelistet sind.

    Welche Kontotypen bietet IBRK an?

    Bei IBKR gibt es die folgenden drei Kontotypen:

    Nachfolgend gehen wir kurz auf ihre wichtigsten Eigenschaften und Unterscheidungsmerkmale ein.

    Kontotyp «Barmittel»

    Für die meisten Schweizer Anleger dürfte dieser Kontotyp erste Wahl sein. Denn im Gegensatz zu den anderen beiden Kontotypen gibt es hier keine Wertpapierleihe, keine Mindestanlagesumme und keine Kreditvergabe. Wir werden uns deshalb in diesem Bericht über unsere Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen auf diesen Kontotyp konzentrieren.

    Die Kontotypen «Margin» und «Portfolio Margin»

    Diese beiden Kontotypen sprechen risikoorientierte und nervenstarke Anleger an, welche ihre Anlagen mit Krediten (teil-)finanzieren möchten.

    Damit erreichen sie eine Hebelwirkung («Leverage-Effekt»). Das heisst, steigen die Kurse, winken satte Gewinne. Im gegenteiligen Fall kumulieren sich die Verluste.

    Die Konditionen sind im Konkurrenzvergleich äusserst attraktiv, wie die Zinstabelle von IBKR zeigt.

    Für das Hebeln mit Wertschriften wie ETFs ist das Herunterladen der separaten IBKR-Software „Trader Workstation“ empfehlenswert, da darin Informationen bezüglich der sogenannten „Initial Margin“ und „Maintenance Margin“ abgerufen werden können.

    Beim «Betongold», egal ob Eigenheim oder Anlageobjekt, stellen Fremdfinanzierungen die Regel dar und sind gesellschaftlich absolut akzeptiert. Bei Wertschriften stellen wir medial hingegen eher eine skeptische bis ablehnende Haltung fest. Wie denkt ihr darüber? Spiel mit dem Feuer oder zusätzliche Renditechancen? Schreibt uns doch eure Meinung und/oder Erfahrungen dazu in die Kommentare unten rein.

    Welche Gebühren fallen an?

    Hohe Gebühren, wie bei CH-Brokern leider üblich, schmälern Jahr für Jahr deine Rendite. Dass es auch deutlich günstiger geht, zeigen innovative ausländische Anbieter wie Interactive Brokers oder DEGIRO.

    Wir haben für unseren Bericht «Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen» folgende, bei CH-Brokern üblichen Kostenblöcke für den IBKR Kontentyp «Barmittel» untersucht:

    Eine detaillierte und laufend aktualisierte Übersicht «Sonstige Gebühren» von Interactive Brokers kannst du dir online abrufen.

    Aber bitte nicht erschrecken: Es erwartet dich ein ziemlicher Gebührendschungel, durch den auch wir uns – teilweise mit Unterstützung des IBKR-Supports – durchkämpfen mussten.

    Unsere Erkenntnis: Die meisten dort aufgeführten Positionen werden für dich nicht relevant sein. Oder mit anderen Worten: Für den passiven ETF-Anleger sind die Kosten äusserst überschaubar und beschränken sich auf die nachfolgend beschriebenen Kostenblöcke.

    Zudem gibt es noch Produktkosten für den ETF, die sogenannte Total Expense Ratio (TER). Diese wird jedoch vom ETF-Anbieter erhoben, ist produktspezifisch und somit unabhängig von der Brokerwahl. Deshalb haben wir die TER im vorliegenden Bericht über unsere Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen nicht berücksichtigt.

    Depotgebühren

    Im Gegensatz zu den meisten CH-Brokern fallen bei Interactive Brokers Schweiz keine Depotgebühren an, und zwar unabhängig davon, wie viel Transaktionen du tätigst und wie hoch deine Einlage ist. Positiv für dich: Das Einsparen dieser laufenden Kosten kommt letztlich deiner Rendite zugute.

    Courtagen (Transaktionsgebühren)

    Die Transaktionskosten werden bei Interactive Brokers «Provisionen» genannt. IBKR bietet drei verschiedene Preismodelle für ETFs an:

    Im Vergleich zu anderen Brokern ist uns bei Interactive Brokers positiv aufgefallen, dass du dich nicht auf ein Preismodell festlegen musst. Stattdessen kannst du bei IBRK vor jeder Transaktion frei entscheiden , welches Preismodell du möchtest. Mehr Flexibilität geht nicht! (Hinweis: Wie uns IBKR auf unsere Anfrage bestätigt hat, tritt das neue Preismodell jeweils am Folgearbeitstag in Kraft. Das heisst, wenn du morgen einen Trade mit einem anderen Preismodell planst, solltest du schon heute das Preismodell bei den Einstellungen ändern.)

    Und ja, falls du (auch) am Stock-Picking interessiert bist, findest du hier bezüglich der Courtagen einen IBKR-Konkurrenzvergleich für US-Aktien.

    Preismodell «Gestaffelt»

    Bei diesem Preismodell sinken prozentual die Gebühren bei zunehmendem Handelsvolumen. Die erste Rabattstufe wird jedoch erst ab einem monatlichen Handelswert von 50 Mio. EUR (!) erreicht, was für die meisten Schweizer Privatanleger:innen nicht in Frage kommen dürfte.

    Konkret heisst dies, dass die relevante Gebühr 0,050% vom Handelswert beträgt, mindestens aber 1.25 EUR, 1.50 CHF oder 1.70 USD und maximal (Kostendach) 29 EUR, 49 CHF oder 39 USD.

    Die Preise für einen Privatinvestor, welcher über eine Schweizer Börse investiert, sind abhängig vom Transaktionsbetrag, vom monatlichen Handelswert sowie von der Handelswährung, wie die untenstehende Abbildung 2 zeigt:

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 2: Preismodell «Gestaffelt» für die Handelswährungen EUR, CHF und USD.

    Dieses Preismodell eignet sich insbesondere für Anleger, welche monatlich Beträge im drei- und vierstelligen Bereich investieren wollen/können. Zudem dürften mehrheitlich Grossanleger mit Investitionssummen ab 50’000 EUR dieses Preismodell wählen.

    Drei Preisbeispiele für den ETF-Kauf mit unterschiedlichen Handelswährungen:

    Zu beachten ist, dass bei diesem Preismodell zusätzlich externe Gebühren auf CHF, EUR und GBP lautende Produkte erhoben werden. Details dazu findest du im Preismodell «Gestaffelt» des Anbieters.

    Preismodell «Festpreis»

    Dieses Preismodell eignet sich für Anleger, welche Wert auf Einfachheit und Transparenz legen. Denn bei diesen Gebühren sind neben der IBKR-Provision auch alle Börsen- und Aufsichtsgebühren inkludiert.

    Betraglich interessant ist dieses Preismodell für fünfstellige Transaktionssummen bis 50’000 CHF. Drei Preisbeispiele für den ETF-Kauf mit unterschiedlichen Handelswährungen:

    Drei Preisbeispiele für den ETF-Kauf mit unterschiedlichen Handelswährungen:

    Für grössere Beträge gilt für den übersteigenden Betrag pauschal eine Gebühr von 0,05 Prozent. Das heisst, bei einem Trade im Wert von 50’000 CHF würden 25 CHF Transaktionsgebühren anfallen (5 CHF bis 10’000 CHF plus 20 CHF bzw. 0,05% für die restlichen 40’000 CHF).

    Details zum Preismodell «Festpreis» sind auf der Internetseite des Anbieters publiziert.

    ETFs ohne Transaktionsgebühren

    Interactive Brokers bietet eine recht grosse Auswahl an Gratis-ETFs an. Anders als bei den Gratis-ETFs von DEGIRO dürften die bei IBRK gelisteten Produkte jedoch für viele CH-Anleger nicht bekannt sein.

    Da die Courtagen bei IBKR ohnehin extrem tief sind bzw. kaum ins Gewicht fallen, empfehlen wir, bei der Produktwahl keine Kompromisse einzugehen. So solltest du dich nur dann für einen Gratis-ETF von IBKR entscheiden, wenn dich das Produkt vollends überzeugt.

    Transaktionsgebühren bei realen Trades

    Spannend ist natürlich, welche Gebühren bei realen Transaktionen anfallen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist bei IBKR, dass unmittelbar nach dem Trade – anders als bei DEGIRO und wohl auch bei den meisten CH-Brokern – kein automatisch generierter Transaktionsbeleg mit Kurs- und Gebührenangaben zugestellt wird («Push-Prinzip»).

    Stattdessen bietet IBKR einen sogenannten Handelsbestätigungsbericht an (vgl. Abbildung 3), welcher der Anleger für einzelne Tage oder jede gewünschte Periode abrufen kann («Pull-Prinzip»).

    Zu beachten ist jedoch, dass die verrechneten Gebühren gemäss unseren Erfahrungen jeweils erst am Folgetag auf dem Report ausgewiesen werden.

    Abbildung 3 zeigt den Handelsbestätigungsbericht mit folgenden vier realen Test-Trades mit den entsprechenden Gebühren in chronologischer Reihenfolge:

    1. Kauf 9 ETF-Anteile «VWRL» im Wert von 979.92 CHF mit 5.00 CHF Gebühr (fixes Gebührenmodell; nicht geeignet bei Beträgen in dieser Grössenordnung)
    2. Kauf 3.5 ETF-Anteile «VNQI) im Wert von 180.57 CHF mit 0.35 CHF Gebühr (gestaffeltes Gebührenmodell)
    3. Verkauf 9 ETF-Anteile «VWRL» im Wert von 926.10 CHF mit 1.55 CHF Gebühr (gestaffeltes Gebührenmodell)
    4. Kauf 9 ETF-Anteile «VWRL» im Wert von 924.12 CHF mit 1.55 CHF Gebühr (gestaffeltes Gebührenmodell)
    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 3: Handelsbestätigungsbericht von IBKR mit Ausweis der Transaktionsgebühren.

    Stempelsteuer (Transaktionssteuer)

    Positiv für deine Rendite: Bei Transaktionen über Interactive Brokers fallen keine Stempelsteuern an.

    Bei Schweizer Brokern und Banken werden hingegen bei jeder Transaktion Stempelsteuern durch den Bund erhoben. Diese betragen für inländische Wertschriften 0.075% (inländische ISIN) und für ausländische 0.15% (ausländische ISIN).

    Fremdwährungsgebühren

    Fremdwährungsgebühren fallen an, wenn du beispielsweise einen ETF mit Handelswährung Euro in CHF bezahlst. Die Gebühr für den Währungswechsel beträgt gemäss IBKR zwischen 0.08 bis 0.20 Prozent Basispunkte (BPS) bzw. 0.0008 bis 0.002 Prozent (!), was unseres Erachtens ein sehr fairer Deal ist. IBKR betont, dass darin keine versteckten Spreads oder Aufschläge enthalten sind. Zu beachten ist hingegen, dass IBKR eine Mindestwechselgebühr von 2 USD pro Transaktion verrechnet.

    Basierend auf unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen haben wir dir drei Tipps zum Thema Währungswechsel zusammengestellt:

    Tipp Nr. 1: Wenn du bereits auf deinem Schweizer Bankkonto über Fremdwährungsbestände verfügst und gleichzeitig in Anlagen mit fremdländischer Handelswährung investieren möchtest, kannst du dir die Fremdwährungsgebühren von IBKR ganz einsparen. Denn bei IBKR ist es möglich, über 100 Fremdwährungskonten zu führen. Wir empfehlen dies uneingeschränkt beim Euro, da EUR-Transaktionen von deiner Schweizer Bank zu IBKR über den Europäischen Zahlungsraum SEPA gebührenfrei sind.

    Tipp Nr. 2: IBKR als CHF-/EUR-Währungswechselstube verwenden. Stefan hat bei IBKR mehrere solche Geldwechsel getätigt, u.a. am 6.12.2022 1’500 CHF (1’515 EUR) und am 29.11.2023 4’100 CHF (4’249.80 EUR). Die EUR-Beträge hat er jeweils via SEPA-Überweisung gratis auf das EUR-Konto seiner CH-Hausbank überwiesen. Zwei Erkenntnisse daraus:

    Tipp Nr. 3: Das grössere Angebot von ETFs mit Fremdwährungen nutzen. Durch die tiefen Fremdwährungsgebühren von IBKR fallen die Kosten für den Währungswechsel beim Trading kaum ins Gewicht, z.B. wenn du CHF in USD wechselst, um einen ETF in Handelswährung USD zu kaufen.

    Aber Achtung: Definitiv nicht empfehlen können wir USD-Transaktionen von der CH-Hausbank zu IBKR. Denn gemäss unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen fallen – bis das Geld bei IBKR eintrifft – happige Gebühren an, welche nicht durch IBKR erhoben werden und deren Zusammensetzung intransparent ist (vgl. unsere Testüberweisung in diesem Kapitel).

    Was taugen die IBKR-Handelsplattformen?

    Interactive Brokers bietet gleich mehrere Handelsplattformen an, wie Abbildung 4 zeigt.

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 4: Vier umfassende Handelstools im Angebot IBKR.

    Mit Tools wie die mächtige «Trader Workstation» bietet Interactive Brokers Heavy Tradern und Liebhabern von Hochrisikoprodukten wie Optionen, Futures und CFDs geradezu paradiesische Bedingungen an.

    Doch als überzeugte Buy and Hold-Anleger, welche konsequent in passive und breit diversifizierte ETFs investieren, interessiert uns dieses kurzfristig ausgerichtete Spekulieren natürlich nicht.

    Wir wollen deshalb unsere Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen nur auf die folgenden beiden Basistools beschränken:

    Kurz vor Veröffentlichung unserer Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen haben wir von zwei neu lancierten IBKR Tools erfahren, welche wir nicht ausreichend getestet haben.

    Einerseits handelt es sich dabei um den IBKR GlobalAnalyst, welcher sich an Anleger richtet, die eine Value-Strategie mit Einzelaktien verfolgen bzw. auf der Suche nach unterbewerteten Aktien sind.

    Andererseits und ergänzend ist mit IBKR GlobalTrader – neben IBRK Mobile (vgl. dieses Kapitel) – kürzlich eine zweite App ins Leben gerufen worden. Sie richtet sich an Börseneinsteiger, welche möglichst einfach per Handy oder Tablet mit Aktien handeln wollen.

    Das Client Portal

    Das Client Portal ist die zentrale Plattform, worüber du folgende Schlüsselaktivitäten ausführen kannst:

    Übrigens können per Klick die Texte auf dem Portal in unterschiedlichen Sprachen, u.a. deutsch, angezeigt werden.

    Nützlich: Bei der Erstanmeldung und in den darauffolgenden Tagen wird auf der Startseite ein Einstiegsleitfaden eingeblendet, welcher Schritt für Schritt die wichtigsten Funktionen und Einstellungen von IBKR erläutert (vgl. Abbildung 5).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 5: Startseite mit nützlichem Einstiegsleitfaden für Schlüsselfunktionen und -einstellungen.

    Nach einigen Tagen verschwindet der Einstiegsleitfaden wieder und Informationen über das eigene Portfolio rücken in den Fokus (vgl. Abbildung 6).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 6: Startseite mit Wertentwicklung des eigenen Portfolios.

    Mit einem Klick auf «Performance» wechselst du von der Liquiditäts- (vgl. Abbildung 6) zur Performancekurve (vgl. Abbildung 7).

    Anschaulich sind während der Abrufperiode die Gewinn- (grün) und Verlustphasen (rot) markiert.

    Ebenso hilfreich finden wir, dass die Performance des eigenen Portfolios einem Benchmark gegenübergestellt werden kann. Wir haben den marktbreiten «Vanguard Total World Stock Index» gewählt, dessen Wertentwicklung mittels blauer Kurve abgebildet ist.

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 7: Startseite mit Performanceentwicklung des Portfolios und Benchmark.

    Doch dies ist erst der Anfang. Die Auswertungsmöglichkeiten, die das Client Portal von IBKR bietet gehen noch viel weiter.

    Wie gut diversifiziert ist dein Portfolio?

    So kannst du dir unter der Rubrik «Performance & Reports» beispielsweise die Konzentration deines Portfolios auswerten lassen. Dabei wird dein ETF-Portfolio in alle Einzelaktien «zerlegt», jeweils mit Angabe des absoluten Wertes sowie der prozentualen Gewichtung. Jede Einzelposition lässt sich zudem aufklappen, womit eine Verbindung zu den entsprechenden ETFs hergestellt wird (vgl. Abbildung 8 letzte beiden Zeilen).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 8: Diversifikationscheck sogar auf Ebene Einzelaktien im Portfolio möglich.

    Scrollt man weiter nach unten, wird das Portfolio klassisch nach Assetklasse (vgl. Abbildung 9), Sektor, Region, Land und Finanzinstrument aufgeschlüsselt.

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 9: Die Verteilung der Assetklassen auf einem Blick.

    Wie grün ist dein Portfolio?

    Wie wir in unserem Beitrag «Grüne Aktien: 40 ETFs im Vergleich» aufgezeigt haben, gibt es mittlerweile zahlreiche attraktive ETFs, die sich an die stark wachsende Gruppe der nachhaltig orientierten Anleger richten.

    Interactive Brokers ermöglicht es diesen Investoren mittels dem Feature «ESG», ihr Portfolio mit einem Klick nach den ESG-Schwerpunkten «Umwelt», «Soziales» und «Unternehmensführung» zu analysieren, und zwar mittels nicht weniger als zehn Kriterien (vgl. Abbildung 10).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 10: ESG-Auswertung des eigenen Portfolios bei IBKR mit einem Klick möglich.

    Portfolio-Analyse für Fortgeschrittene

    Wem die vielfältigen Standardauswertungen des eigenen Portfolios im Client Portal noch nicht ausreichen, der ist womöglich mit dem separaten IBKR-Tool PortfolioAnalyst noch besser bedient.

    Dieses umfassende und kostenlose (!) Tool eignet sich vor allem für Anleger, welche über IBKR verschiedene finanzielle Belange abdecken möchten. Denn mit PortfolioAnalyst kannst du alle deine Anlagen, Girokonten, Ersparnisse, Kreditkarten und vieles mehr miteinander verknüpfen. Dies hilft dir, deine aktuelle finanzielle Situation besser zu verstehen und zielgerichteter für die Zukunft zu planen.

    IBKR Mobile (App)

    Wie es sich für einen modernen Online-Broker gehört, bietet Interactive Brokers zusätzlich eine App-basierte Lösung für Smartphone und Tablet (iOS und Android) an.

    Auch wenn die Möglichkeiten nicht gleich umfassend sind wie beim zuvor beschriebenen Client Portal, lassen sich alle wichtigen Funktionen wie Handel, Ein-/Auszahlungen oder Reportings einfach und intuitiv über die unseres Erachtens gelungene IBKR App steuern.

    Gratis-Demoversion für Unentschlossene

    IBKR bietet eine Demoversion an, welche kostenlos und unverbindlich getestet werden kann.

    Darin enthalten ist auch die dazugehörige App «IBKR Mobile» (vgl. dieses Kapitel). Die Demoversion wird im Tool auch «Paper» (beim Login) oder «Paper-Trading-Konto» (in den Einstellungen) genannt.

    Unsere Anwendungsfälle für den Interactive Brokers Review

    Um möglichst realistische Aussagen zu machen, haben wir eigene Konten bei IBKR eröffnet und folgende Anwendungsfälle durchgespielt.

    Dabei beschreiben wir jeweils zuerst, wie es funktioniert. Danach beurteilen wir den Anwendungsfall.

    Wie läuft der Kontoeröffnungsprozess ab?

    Die kostenlose Kontoeröffnung erfolgt ohne Papierkram online, ist durchgehend auf Deutsch möglich und dauert ungefähr 20 Minuten.

    Zuerst entscheidest du dich für einen Benutzernamen und ein Passwort (vgl. Abbildung 11).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 11: Anmeldemaske bei IBKR mit E-Mail-Adresse, Benutzername und Passwort.

    Interactive Brokers benötigt von jedem neuen Kontoinhaber die folgenden Angaben:

    Damit du effizient das Anmeldeprozedere meisterst, solltest du Reisepass oder Führerausweis bereithalten (ID wird nicht akzeptiert).

    Bei den Freitextfeldern dürfen keine Umlaute verwendet werden (also: «Zuerich» statt «Zürich»).

    Ausserdem solltest du dir bereits vorgängig einige Gedanken über deine Vermögensquellen machen. Denn IBKR erwartet von ihren Kunden eine Aussage über die Herkunft der bestehenden Vermögenswerte (vgl. Abbildung 12).

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    Abbildung 12: IBKR möchte wissen, woher das bestehende Kundenvermögen stammt.

    Die Hauptquelle des bestehenden Vermögens dürfte für die meisten Schweizer Anleger «Einkommen aus Erwerbstätigkeit» sein.

    Andere Quellen wie Erbschaften oder Dividenden können bei Bedarf ausgewählt und mit entsprechenden Prozentsätzen versehen werden. Erst wenn die Vermögensquellen kumuliert genau 100 Prozent ergeben, kannst du den Anmeldeprozess fortsetzen.

    Es liegt auf der Hand, dass es bei den Vermögensquellen nur um eine grobe Schätzung gehen kann. Lass’ dich also von dieser vermeintlichen Knacknuss nicht abschrecken!

    Nach erfolgreichem Abschluss der Kontoeröffnung erfolgen die künftigen Logins mittels der sogenannten Zwei-Faktor-Authentisierung, womit erhöhte Sicherheitsstandards erfüllt werden.

    Praktisch: Nach erfolgreicher Kontoeröffnung kannst du übrigens bei jedem Login zwischen den Varianten «Live» (Standard) und «Paper» (Demo) auswählen. Ersteres bildet dein reales Portfolio ab und ist für «scharfe» Transaktionen gedacht. Letzteres eignet sich, wenn du Transaktionen in einem Musterportfolio nur simulieren möchtest (vgl. Abbildung 13).

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    Abbildung 13: Login mit den Varianten «Live» und «Paper» (Demo).

    Wie überweise ich Geld?

    Geld kann bequem über deine CH-Bank überwiesen werden, und zwar in unterschiedlichen Währungen (vgl. Abbildung 14.)

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    Abbildung 14: Ob CHF, EUR, USD oder andere Währungen: Separate Konten für zahlreiche Währungen sind bei IBKR problemlos möglich.

    Gemäss unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen kommen dank SEPA bei Überweisungen in den Währungen CHF und EUR jeweils 100% bzw. gebührenfrei auf dem jeweiligen Währungskonto von IBKR an.

    Nicht empfehlen können wir hingegen USD-Überweisungen. Bei unserer Testüberweisung kamen nämlich von ursprünglich 200 USD gerade mal 186 USD an. Doch damit nicht genug: Je nach CH-Bank fallen bei solchen Überweisungen zusätzlich noch Pauschalgebühren deiner Hausbank an. Im Falle von Postfinance werden beispielsweise 2 CHF verrechnet.

    Zu beachten ist, dass bevor du eine Überweisung via Hausbank veranlasst, IBKR bezüglich des Betrags und der Währung benachrichtigt wird (vgl. Abbildung 15).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 15: Benachrichtigung IBKR über künftige Überweisungen.

    Wenn du also beispielsweise in einen ETF mit Handelswährung USD investieren möchtest, fährst deutlich günstiger, wenn du deine CHF oder EUR direkt via IBKR wechseln lässt (vgl. Kapitel Fremdwährungsgebühren).

    Was ist beim Depotübertrag zu beachten

    Gemäss unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen erwies sich der Depotübertrag als ein ziemlich mühsames und langwieriges Unterfangen.

    Auf unsere Anfrage teilt uns Interactive Brokers mit, dass IBKR für den Übertrag keine Gebühren verlangt.

    Hingegen ist zu beachten, dass die Kosten, welche die abgebenden Broker verlangen, allgemein sehr hoch sind und von Anbieter zu Anbieter stark variieren .

    So verlangt beispielsweise Swissquote pro zu transferierende Anlageposition 50 Franken. Postfinance zockt – man kann es in diesem Fall nicht anders ausdrücken – sogar das Doppelte ab.

    Wir empfehlen Neukunden von IBKR deshalb, zumindest in einer ersten Phase von einem Depotübertrag abzusehen. Später nach einigen Trades bzw. wenn du genügend (positive) Erfahrungen mit IBKR gesammelt hast, kannst du einen solchen Schritt immer noch ins Auge fassen.

    Wie funktioniert der ETF-Kauf?

    Über die Schaltfläche «Handel» können ETFs in wenigen Sekunden gekauft werden. Das Angebot ist riesig, wie wir bereits in diesem Kapitel erläutert haben.

    Nachdem das entsprechende IBKR Konto mit ausreichend Barmittel «gefüttert» worden ist, geht es nun darum, den von dir bevorzugten ETF auszuwählen.

    Die Erstselektion erfolgt über das Freitextfeld. Am einfachsten gestaltet sich die Suche gemäss unserer Erfahrung mittels Eingabe des Tickers, welcher den ETF oder die Aktie in der Regel mit vier Buchstaben identifiziert. Oft werden mehrere Treffer angezeigt.

    Nun gilt es die Suchergebnisse weiter einzugrenzen, indem der gewünschte Börsenplatz sowie die bevorzugte Handelswährung ausgewählt werden (vgl. Abbildung 16).

    Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen
    Abbildung 16: Kaufbestätigung (rechts) für den an der CH-Börse SIX (EBS) in Handelswährung CHF (und Fondswährung USD) gehandelte ETF «Vanguard All-World UCITS» mit Ticker «VWRL».

    Gemäss unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen poppt «ami-typisch» bis zum endgültigen Kauf das eine oder andere Warnfenster auf. Wir haben uns deswegen nicht verunsichern lassen und die Risikohinweise jeweils grosszügig weggeklickt.

    Fractional Trading und wiederkehrende Investments (Sparplan) möglich!

    Eine Spezialität von IBKR ist es übrigens, Bruchteile von ETFs und Aktien zu erwerben. Dies dürfte besonders für Anleger:innen attraktiv sein, welche nur über ein kleines Budget verfügen und/oder sparplanmässig monatlich einen fixen Betrag investieren möchten.

    Dieses Angebot gilt für über 12’000 Aktien und ETFs (Stand: 4.9.2023), welche an nordamerikanischen und europäischen Börsen gehandelt werden (vgl. unser Kauf von 3.5 ETF-Anteilen des Vanguard-ETF «VNQI» in Abbildung 3).

    Wichtig: Damit du vom Fractional Trading profitieren kannst, musst du zuerst bei den Einstellungen unter „Handelsberechtigungen“, „Aktien ändern/hinzufügen“, „Weltweit – global (Bruchteilhandel)“ diese Funktion aktivieren.

    Die Aktivierung dieser Funktion ermöglicht es dir zudem, einen automatischen Sparplan einzurichten. Du kannst also für alle bruchteilfähigen Produkte einen fixen Betrag und ein Intervall definieren, um deine Investments auf Autopilot zu stellen.

    Wie kompetent und effizient ist der Helpdesk?

    IBKR verfügt nicht nur über einen deutschsprachigen Kundendienst, sondern ebenfalls eine Schweizer Niederlassung im Kanton Zug.

    IBKR unterhält für den Support ein praktisches Ticketsystem, womit wir jederzeit einen guten Überblick über erledigte und noch pendente Anfragen erhalten haben.

    Im Zuge dieses Reviews bzw. vor Veröffentlichung dieses Beitrags haben wir IBKR via «Sicheres Mitteilungszentrum» rund zehn Fragen auf Deutsch gestellt.

    Die Antwortzeit betrug durchschnittlich zwei Arbeitstage, in zwei Fällen erfolgte die Rückmeldung auf Englisch. Wir wurden damals bezüglich Qualität und Reaktionszeit positiv überrascht.

    Bei zwei späteren Anfragen bezüglich der Einlagensicherung im März und April 2023 an den deutschsprachigen Support erhielten wir erst nach zwei resp. drei Wochen eine Antwort, was unser ursprünglich positives Bild eingetrübt hat.

    Gemäss unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen ist der englischsprachige Support in der Regel leistungsfähiger, was sich in tendenziell kürzeren Reaktionszeiten niederschlägt. So erhielten wir im Zuge dieses Reviews die entsprechenden Antworten jeweils gleichentags und durchwegs in einwandfreier Qualität. Leider scheint auch der englischsprachige Support hin und wieder stark überlastet zu sein, wie unsere letzte Anfrage bezüglich eines Wertschriftenübertrags (von PostFinance zu IBKR) vom 10.1.2024 zeigte. Erst eine Woche später antwortete uns IBKR. Das ist natürlich viel zu lange, auch angesichts der geringen Komplexität der Fragstellung.

    Lerncenter

    Für allgemeine bzw. nicht kontospezifische Fragen kann dir auch das  Lerncenter mit Video-Tutorials von IBKR weiterhelfen.

    Mittels Schaltfläche «Account Management» und dem Filter «Client Portal» finden sich aktuell beispielsweise sieben nützliche Videos rund um das Handling auf der Standard-Plattform.

    Diese und die meisten anderen Erklärvideos sind auf Englisch.

    Welche Interactive Brokers Alternativen gibt es?

    Als europäische Alternativen zum US-Anbieter IBKR können wir den niederländischen Online-Broker DEGIRO und den Schweizer Marktführer Swissquote empfehlen, welche ebenfalls mit attraktiven Konditionen punkten. Die wichtigsten Eigenschaften (inkl. Startbonus) dieser Broker haben wir auf unserer Empfehlungsseite zusammengefasst.

    Für Schweizer Anleger:innen, welche es bei ihrer Anlage gerne bequem haben und es vorziehen, Trades & Co. zu automatisieren, dürften Robo-Advisors eine interessante Option sein. In diesem Robo-Advisor Schweiz Artikel haben wir drei innovative Anbieter genauer unter die Lupe genommen.

    Fazit aus unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen

    Ähnlich wie DEGIRO punktet auch dieser ausländische Broker mit sehr tiefen Gebühren, welche alle transaktionsbedingt sind. Das heisst, es fallen keine fixen Depotgebühren an.

    Damit sollte unseres Erachtens IBKR für jeden renditeorientierten, kostenbewussten Schweizer Anleger in die engere Wahl kommen.

    Für die sicherheitsbewussten Investoren dürften die erfolgreiche, krisenfeste Firmengeschichte von über 45 Jahren, die grosszügige Einlagensicherung sowie der (optionale) Verzicht auf das Verleihen der eigenen Wertpapiere Pluspunkte darstellen.

    Alleinstellungsmerkmale (USP) stellen für uns die mächtigen Instrumente für die Portfolio-Analyse, die extrem tiefen Währungswechselgebühren sowie die vergleichsweise äusserst attraktiven Zinsen des risikobehafteten Wertschriftenkreditgeschäfts.

    Ebenfalls positiv werten wir die Möglichkeit, sich unverbindlich mit der Demo-Version vertraut zu machen und sich bei Fragen aller Art auch in deutscher Sprache an den Kundensupport zu wenden. Hingegen muss teils mit langen Antwortzeiten von einer Woche und mehr gerechnet werden.

    Schliesslich punktet IBKR mit vielen vielen kleineren Erleichterungen wie beispielsweise der Möglichkeit, Bruchteile von ETFs und Aktien zu erwerben oder einen automatisierten Sparplan einzurichten.

    Optimierungspotenzial sehen wir in der fehlenden Filter- und Sortierfunktion beim Produkteangebot. Hier schlägt sich IBKR unter Wert, denn die ETF-Produktpalette ist erfreulich gross und neben der Schweizer Börse SIX werden alle wichtigen internationalen Handelsplätze angeboten.

    Ausserdem hat uns anfänglich das fehlende Reporting nach getätigten Trades irritiert. Diese Reports werden nämlich nicht automatisch generiert und zugestellt, wie wir es uns von anderen Brokern gewohnt sind. Stattdessen kann der entsprechende Transaktionsbeleg inkl. Gebührenangaben am Folgetag abgerufen werden.

    Schlussfazit

    Im Titel dieses Artikels haben wir die Frage aufgeworfen, ob IBKR der beste Broker für Schweizer Anleger sei. Nach unseren Interactive Brokers Schweiz Erfahrungen beurteilen wir IBKR als einen äusserst attraktiven Broker. Erste Wahl dürfte der mehrfach preisgekrönte US-Anbieter insbesondere für viele Schweizer Anleger sein, welche besonderen Wert auf tiefe Kosten, hohe Sicherheitsstandards, ein grosses ETF-Produktangebot und/oder vielfältige Analysemöglichkeiten ihres Portfolios legen.

    Das könnte dich auch interessieren

    Updates

    2024-01-29: Anhand eines konkreten Beispiels Hinweis eingefügt, dass auch der englischsprachige Support teilweise überlastet ist bzw. eine Antwort zu lange auf sich warten lässt. 

    2023-11-29: Wechselkursgebühren: Wechselkursvergleich CHF/EUR über eine Summe von 4’100 CHF mit Wise eingefügt. Tipp Nr. 3 eingefügt. 

    2023-10-27: Regelung über die Einlagensicherung nach Video-Call mit IBKR-Supportteam Schweiz angepasst. 

    2023-09-04: Angebot von Fractional Trading präzisiert. Hinweis, dass wiederkehrende Investitionen im Autopilot-Modus neu möglich sind.  

    2023-06-12: Anpassungen bei gestaffelter Tarifstruktur vorgenommen. 

    2023-05-19: Hinweis, dass ETFs bezüglich der Einlagensicherung als Sondervermögen betrachtet werden, gelöscht, da dies gemäss Support bei Interaktive Brokers UK nicht der Fall ist. Hinweis eingefügt, dass Wartezeiten beim deutschsprachigen Support teilweise mehrere Wochen dauern können. 

    2023-03-31: Änderungen bei der Einlagensicherung: Neue Organisation und Limite eingefügt. 

    2023-02-03: Hinweis eingefügt, dass beim Wechsel des Preismodells das neue Preismodell nicht sofort, sondern erst am Folgearbeitstag in Kraft tritt.

    2023-01-13: Textblock „Kurz & bündig“ eingefügt. Vertragspartner UK und Gerichtsstand London ergänzt. Diverse kleinere Aktualisierungen vorgenommen. 

    2022-12-16: Hinweis und reales Beispiel eingefügt, dass IBKR auch als „Wechselstube“ geeignet ist.

    Disclaimer

    Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

    Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.

    Allzu gerne verdrängen wir sie, doch zu Beginn eines jeden Jahres holt sie uns gnadenlos ein: die Schweizer Steuererklärung. Mit diesem ausführlichen ETF Steuern Schweiz Bericht wollen wir alle relevanten Steueraspekte im Zusammenhang mit ETFs durchleuchten. Zudem geben wir dir fünf nützliche Steuerspartipps auf den Weg, womit du die Besteuerung deines ETF-Portfolios optimieren kannst – selbstverständlich ganz legal.

    von Stefan & Toni | 25 Kommentare
    publiziert am 11.2.2022 | aktualisiert am 8.2.2024

    Kurz & bündig

    Inhalt

    ETF Steuern Schweiz: Übersicht

    Als in der Schweiz steuerpflichtiger Privatanleger kommen für dein ETF-Portfolio folgende Steuerarten in Frage:

    Die nachfolgende Aufstellung in Tabelle 1 zeigt für drei im Zusammenhang mit der ETF-Anlage relevanten Steuerobjekte, welche Steuerart betroffen ist und welche Behörde die Steuer erhebt.

    Steuerobjekt
    Steuerart
    Einkommensteuer
    VermögenssteuerStempelsteuerVerrechnungssteuer
    ETF-DividendenBund/Kanton/GemeindeBund
    ETF-VermögenKanton/Gemeinde
    ETF-HandelBund
    Tabelle 1: Je nach Steuerobjekt sind unterschiedliche Steuerarten relevant, welche von Gemeinde, Kanton und/oder Bund erhoben werden (Quelle: eigene Recherchen).

    Verzicht auf Kapitalgewinnsteuer

    Im Unterschied zu den meisten anderen Ländern erhebt die Schweiz bei Kursgewinnen keine Kapitalgewinnsteuer. Im Gegenzug sind Kursverluste aber auch nicht vom steuerbaren Einkommen abzugsfähig.

    Schweizer Steuersystem geprägt vom «Kantönligeist»

    Auch wenn Tabelle 1 oben eine klare und einheitliche Regelung der ETF-Besteuerung suggeriert, ist die eigentliche Steuerbelastung von Person zu Person sehr unterschiedlich, und zwar auch dann, wenn Einkommen und Vermögen auf einem vergleichbaren Niveau sind.

    Der Hauptgrund hierfür liegt darin, dass alle 26 Schweizer Kantone ihr eigenes Steuergesetz anwenden. Die Höhe der Abzüge und Steuertarife variiert von einem Kanton zum andern und folglich auch die Steuerbelastung.

    In den nachfolgenden Kapiteln nehmen wir die für die ETF-Besteuerung relevanten Steuerarten Einkommenssteuer, Vermögenssteuer, Stempelsteuer, Verrechnungssteuer und ausländische Quellensteuer genauer unter die Lupe.

    ETF Steuern Schweiz: Detailbetrachtung der relevanten Steuerarten

    Einkommensteuer

    ETF-Erträge in Form von Dividenden (Aktien) und Zinsen (Anleihen) unterliegen der Einkommensteuer. Bei Dividenden ist es nicht entscheidend, ob sie ausgeschüttet oder reinvestiert (thesaurierender ETF) werden. Die Einkommensteuer wird durch Bund, Kanton und Gemeinde erhoben.

    Da bei der Einkommenssteuer ein progressiver Steuersatz zur Anwendung kommt, erhöht sich die Steuer bei steigendem Einkommen überproportional.

    ETF Steuern Schweiz Spartipp #1: Sparen von Einkommenssteuern durch Verzicht auf eine Dividendenstrategie

    Die Einkommenssteuern kannst du zusätzlich reduzieren, indem du die maximal zulässigen Abzüge in deiner Steuererklärung geltend machst (vgl. ETF Steuern Schweiz Spartipp #5 in diesem Kapitel).

    Steuerfreie Ausnahme

    Verfügt ein CH-Unternehmen in einem ETF über Kapitaleinlagereserven (KER) und schüttet aus diesem Topf aus, muss dieser Betrag nicht als Einkommen versteuert werden. Diese Art von Ausschüttung wird in Bankbelegen manchmal etwas irreführend als «Kapitalgewinn» bezeichnet (vgl. Abb. unten).

    ETF Steuern Schweiz
    Gewinne aus Kapitaleinlagereserven sind steuerfrei (Quelle: PostFinance).

    Vermögenssteuer

    Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, welche eine Vermögenssteuer für Privatpersonen kennt. Das in ETFs angelegte Vermögen unterliegt somit der Vermögenssteuer. Sie wird nur auf der Ebene der Kantone und der Gemeinden erhoben – nicht hingegen beim Bund.

    Wie bei der Einkommenssteuer kommt auch bei der Vermögenssteuer ein progressiver Steuersatz zur Anwendung, welcher aber deutlich geringer ausfällt. Je nach Kanton können vom Nettovermögen unterschiedliche Freibeträge abgezogen werden. Im Kanton Zürich beispielsweise werden für die Steuerperiode 2023 erst Nettovermögen ab 154’000 Franken bei Verheirateten bzw. 77’000 Franken bei Alleinstehenden besteuert.

    Stempelsteuer

    Die Stempelsteuer ist eine Transaktionssteuer (Umsatzabgabe). Der Bund erhebt sie beim Kauf oder Verkauf eines ETF. Sie beträgt 0.075 Prozent für in der Schweiz domizilierte Fonds (erkennbar an der inländischen ISIN «CH…») und 0.15 Prozent für im Ausland domizilierte Fonds (erkennbar an der ausländischen ISIN wie z.B. «IE…» für Irland).

    Die Schweizer Stempelsteuer ist übrigens nur bei Schweizer Banken und Brokern fällig. Diese ziehen die Stempelsteuer direkt ein, wodurch eine spezielle Deklaration in deiner Steuererklärung entfällt (vgl. Abb. unten).

    ETF Steuern Schweiz
    Erhebung Stempelsteuern bei inländischen Banken: Auszug ETF Kaufabrechnung mit eidgenössischer Stempelsteuer (Quelle: PostFinance).

    Wenn du die Stempelsteuer einsparen möchtest, dann solltest du einen ausländischen Broker wie Interactive Brokers oder DEGIRO wählen.

    ETF Steuern Schweiz
    Tiefe Gebühren und weit und breit keine Stempelsteuer bei DEGIRO.

    ETF Steuern Schweiz Spartipp #2: Vermeidung der Stempelsteuer durch Wahl eines ausländischen Brokers wie Interactive Brokers (vgl. auch Review) oder DEGIRO

    – P a r t n e r a n g e b o t

    Ein aktuell besonders attraktiver Broker ist gemäss unserer Erfahrung und aufgrund der niedrigen Kosten für ETFs «DEGIRO» (Link zum DEGIRO Review). Bei Interesse kannst du dich bei DEGIRO über unseren Partnerlink anmelden, womit du dir Trading Credits von 100 CHF (mit Bedingungen) sicherst und gleichzeitig unseren Blog unterstützt.

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    – – – – –

    Verrechnungssteuer

    Die Verrechnungssteuer (VST) wird vom Bund auf schweizerische Kapitalerträge wie Dividenden und Zinsen erhoben. Die Steuer beträgt hohe 35 Prozent und wird direkt durch die Bank oder den Broker an den Bund abgeführt (vgl. Abb. unten).

    ETF Steuern Schweiz
    Auszug Dividendenbeleg mit abgezogener und rückforderbarer Verrechnungssteuer (Quelle: PostFinance).

    Diese Steuer verfolgt primär den Zweck, Steuerhinterziehung einzudämmen. Denn als in der Schweiz wohnhaften Steuerpflichtigen kannst du dir die Verrechnungssteuer wieder gutschreiben lassen. Konkret: Bei korrekter Deklaration der Dividendeneinkünfte in deiner Steuererklärung bezahlst du unter dem Strich keinen müden Franken Verrechnungssteuer!

    Trotz dieser steuerlichen Vorteile erachten wir aus Rendite-/Risikoüberlegungen bzw. um den aus Anlegersicht schädlichen Home Bias zu vermeiden, ein global diversifiziertes ETF-Portfolio als klar die bessere Wahl.

    Bei ETFs, welche mehrere Länder bzw. ganze Regionen umfassen, könnte die Verrechnungssteuer nur für die im ETF enthaltenen Schweizer Aktien zurückgefordert werden. Zudem müsste der Fonds in der Schweiz domiziliert sein. Eine solche Kombination gibt es bislang auf dem Markt nicht.

    Insbesondere bei grösseren Anlagesummen schliesst unsere kritische Haltung bezüglich des Home Bias natürlich nicht aus, den einen oder anderen ETF, welcher auf einem CH-Index basiert, im Portfolio zu haben.

    Steuerdomizil beeinflusst deine Rendite

    Aber Achtung: Wählst du einen Schweizer Aktien ETF mit einem ausländischen Domizil, entfällt der Rückforderungsanspruch der Verrechnungssteuer. Dieser Steuereffekt schlägt sich direkt auf die Performance aus, wie ein langfristiger Vergleich von vier Schweizer Aktien ETFs basierend auf dem Swiss Leader Index (SLI) eindrücklich zeigt (vgl. Abb. unten).

    ETF Steuern Schweiz
    Bessere Performance bei SLI-ETFs mit CH-Domizil (blauer und oranger Balken; Quelle: justetf.ch).

    Aus Tabelle 2 geht zudem hervor, dass der steuerliche Effekt sogar stärker auf die Perfomance durchschlägt als die laufenden Produktkosten (TER).

    ETF-BezeichnungDomizil / ISINTERPerformance
    (25.01.2008 – 04.02.2022)
    iShares SLISchweiz / CH00317689370,35%138,56%
    iShares SLI UCITS ETFDeutschland / DE00059339640,51%119,92%
    UBS ETF SLI A-disSchweiz / CH00329127320,20%148,22%
    Xtrackers SLI UCITS ETFLuxemburg / LU03222481460,25%115,08%
    Tabelle 2: Beträchtlicher Einfluss des ETF-Domizils auf die Rendite (Quelle: justetf.ch).

    So performte im 14-Jahresvergleich das teurere iShares-Produkt mit einer TER von 0,35% und CH-Fondsdomizil über 23 Prozentpunkte besser als der günstigere Xtrackers-ETF mit einer TER von 0,25% und Fondsdomizil Luxemburg. Als erste Wahl punkto Kosten und Performance sticht das UBS-Produkt mit CH-Domizil heraus.

    ETFs ohne CH-Domizil, welche einen Schweizer Aktienindex wie den «SLI» abbilden, dürften sich aus steuerlicher Sicht also nur für nicht in der Schweiz steuerpflichtige Anleger:innen eignen.

    ETF Steuern Schweiz Spartipp #3: Rückerstattung der Verrechnungssteuer bei Schweizer Aktien durch Wahl eines ETF mit CH-Domizil sowie korrekter Deklaration in der Steuererklärung

    Ausländische Quellensteuer

    Kommen wir zur wohl komplexesten und am wenigsten transparenten Steuer. Damit wir bei der Quellensteuer durchblicken, müssen wir zuerst zwei Beziehungen unterscheiden:

    Beziehung 1: Quellensteuer zwischen Unternehmen und Fonds

    Diese Steuer hängt jeweils von den Domizilen des Unternehmens (z.B. USA für Apple) und des Fonds (z.B. Irland) ab. Wenn ein Fonds also in Irland domiziliert ist, dann sind die entsprechenden Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Irland und den Domizilen der entsprechenden Unternehmen im Fonds entscheidend. Bei einem MSCI World ETF, bei dem Unternehmen von 23 verschiedenen Ländern einschliesslich Irland vertreten sind, gibt es also 22 Doppelbesteuerungsabkommen. Der entsprechende Quellensteuersatz variiert von Land zu Land.

    Bevor ein ETF-Anbieter also einen Fonds lanciert, wird er, je nach anvisierter Region (Welt, Europa, Eurozone, Schwellenländer etc.) eine steuerliche Gesamtschau auf Länderbasis vornehmen und basierend darauf das für die anvisierte Zielgruppe (z.B. Privatanleger aus der Schweiz) das attraktivste Fonds-Steuerdomizil auswählen. Dies ist meistens Irland, welches mit den im ETF vertretenen Unternehmensstandorten offenbar vergleichsweise attraktive Steuerabkommen abgeschlossen hat.

    Praktisch: Die maximal mögliche Rückforderung der Quellensteuer übernimmt der Fonds, wodurch du als Investor also administrativ entlastet wirst. Zwei Beispiele: Im Falle von US-Unternehmen fordert der in Irland domizilierte Fonds dank Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA direkt 15% der US-Quellenbesteuerung zurück. Die anderen 15% werden nicht ausgeschüttet bzw. verbleiben beim US-Fiskus. Noch besser fährst du in einem von US-Unternehmen dominierten Fonds wie beispielsweise einer, welcher den populären MSCI World Index abbildet, wenn das Fondsdomizil USA ist. Denn zwischen US-Firmen und dem in den USA domizilierten Fonds gibt es keine Quellensteuer.

    Beziehung 2: Quellensteuer zwischen Fonds und Anleger

    Diese Steuer hängt jeweils von den Domizilen des Fonds (z.B. Irland oder USA) und des Anlegers (CH) ab.

    Dank zahlreicher Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz werden je nach ETF-Domizil keine Quellensteuern erhoben (z.B. Irland) oder diese können zumindest teilweise zurückgefordert werden (z.B. USA).

    Das Fondsdomizil Irland unterhält ein Steuerabkommen mit der Schweiz, welches aktuell keine Quellensteuern auf Dividenden vorsieht. Deshalb ist auch keine Rückforderung durch den CH-Investor möglich/nötig. Das Fondsdomizil Irland kann also aus Sicht des CH-Anlegers sowohl als steuerfreundlich (günstig) als auch als steuereinfach (ohne Aufwand) bezeichnet werden.

    Anders sieht es – zumindest was die Steuereinfachheit betrifft – beispielsweise beim Fondsdomizil USA aus: Ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Schweiz und den USA gibt es ebenfalls, welches eine manuelle Rückforderung durch den Schweizer Steuerpflichtigen zulässt.

    Bei Fonds, welche in den USA domiziliert sind, empfiehlt es sich also, mittels des Steuerformulars DA-1 einen manuellen Rückforderungsantrag zu stellen. Die entsprechenden Rückforderungsbeträge entnimmst du aus der Dividendenabrechnung deiner Bank (vgl. Abb. unten).

    ETF Steuern Schweiz
    Auszug Dividendenbeleg für die Rückforderung von US-Quellensteuer und Steuerrückbehalt (Quelle: PostFinance).

    Aus eigener Erfahrung werden auf diesem Weg 15% zurückerstattet, wenn auch zeitlich einige Monate verzögert. Bei den anderen 15% ist zumindest eine teilweise Rückforderung möglich, basierend auf einem recht komplexen Kalkulationsschlüssel der Steuerbehörde.

    Neben dem administrativen Mehraufwand ist bei Fonds mit US-Domizil zu beachten, dass im Todesfall Erbschaftssteuern anfallen können.

    ETF Steuern Schweiz Spartipp #4: Wahl eines steuerfreundlichen Fondsstandorts ohne Quellensteuern oder mit Rückforderungsmöglichkeit

    Entwarnend möchten wir an dieser Stelle festhalten, dass du in aller Regel davon ausgehen kannst, dass die ETF-Anbieter für ihre Produkte und deren Zielgruppe das jeweils steuerlich attraktivste Fondsdomizil auswählen. Dies ist sehr häufig Irland, je nach regionaler Ausrichtung des ETF können aber auch Luxemburg und andere Domizile erste Wahl sein.

    Besonderes Augenmerk bei der Wahl des Fondsdomizils solltest du primär bei ETFs legen, welche einen Index mit Schweizer Aktien abbilden (vgl. dieses Kapitel).

    Kosten für die Verwaltung des beweglichen Privatvermögens

    Die bisherigen vier Steuertipps hängen entweder mit dem Broker oder dem ETF-Produkt zusammen. Anders verhält es sich bei dieser letzten und fünften Steueroptimierungsmassnahme: Diese kannst du nämlich unabhängig davon direkt beim Ausfüllen deiner nächsten Steuererklärung umsetzen.

    Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf den Kanton Zürich. Wir gehen aber davon aus, dass in anderen Kantonen vergleichbare Steuerregeln gelten. 

    Konkret geht es um den Pauschalabzug der Kosten für die Verwahrung und Verwaltung durch Dritte deines Wertschriftenportfolios (vgl. auch Originalwortlaut in der Textbox unten).

    ETF Steuern Schweiz
    Für passive ETF-Investoren mit Online-Broker lohnt sich der Pauschalabzug bei den Wertschriften oft mehr als die effektiven Wertschriftenkosten. (Quelle: Wegleitung zur Steuererklärung 2023 des Kantons Zürich)

    Alternativ zum Pauschalabzug kannst du auch die effektiven Kosten in deiner Steuererklärung geltend machen. Doch dies ist administrativ aufwändiger und dürfte sich finanziell  in den meisten Fällen nicht lohnen.  

    Denn nicht abzugsfähig sind alle Kosten die mit dem Kauf und Verkauf von ETFs in Verbindung stehen. Und auch der potenziell grösste Kostenblock, die Total Expense Ratio (TER), dürfen nicht von den Steuern abgezogen werden, wie uns das Steueramt des Kantons Zürich am 2.2.2024 auf unsere Anfrage mitteilte.

    Letztlich verbleiben somit für passive ETF-Investorinnen und -Anleger noch die Depotgebühren.  Gebühren also, die weder internationale Online-Anbieter wie Interactive Brokers oder DEGIRO noch Schweizer Smartphone-Banken wie Yuh oder neon erheben (vgl. auch unsere Empfehlungsseite mit Kurzsteckbriefen dieser Anbieter). 

    Deshalb dürftest du aus steuerlicher Sicht finanziell meistens und administrativ immer besser fahren, wenn du den nicht nachzuweisenden Pauschalbetrag, statt die zu dokumentierenden, oft kaum vorhandenen effektiven Kosten in Abzug bringst.

    ETF Steuern Schweiz Spartipp #5: Abzug der (höheren) Pauschale statt der effektiven Wertschriftenkosten

    Der steuerlich abziehbare Pauschalbetrag hängt übrigens von der Höhe deines Wertschriftenvermögens ab und beträgt 0.3% bzw. bis zu 6’000 CHF (entspricht dem Maximalbetrag für ZH-Steuerpflichtige mit einem Wertschriftenvermögen ab 2.0 Mio. CHF).

    Fazit zu ETF Steuern Schweiz

    So mühselig das Thema «ETF Steuern Schweiz» ist, an der Steuerfront lässt sich viel Geld sparen. Nachfolgend haben wir die wichtigsten fünf Steuerspartipps für deine ETF-Anlage nochmals zusammengefasst: 

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    Updates

    2024-02-08: Hinweis eingefügt, dass bei Fonds mit Domizil USA Erbschaftssteuern anfallen können. 

    2024-02-02: Steuerspartipps #5 neu hinzugefügt. Text zu Quellensteuer präzisiert.  

    2023-02-17: Textblock „Kurz & bündig“ eingefügt.

    Disclaimer

    Haftungsausschluss: Investieren birgt Verlustrisiken. Du musst selbst entscheiden, ob du diese Risiken tragen möchtest oder nicht.

    Irrtum vorbehalten: Wir haben diesen Artikel über die ETF Steuern Schweiz nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unser Ziel ist es, dir als Privatanleger:in möglichst objektive und aussagekräftige Informationen rund ums Thema Finanzen zu liefern. Sollten uns dennoch Fehler unterlaufen sein, sind wichtige Aspekte vergessen gegangen und/oder nicht mehr aktuell, so sind wir dir für entsprechende Hinweise dankbar.